Sloane-Manuskript 1700

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Sloane bust.jpg


Das Sloane-Manuskript

Datiert auf 1700, ursprüngliche Fassung vielleicht schon 1650

Aus: Heinrich Boos: Geschichte der Freimaurerei. 1906, 120-126.

mit der Bemerkung:
Woodford, the Reprint of the Sloane Mr. Nr. 3329. London 1878. 2. Auflage. Deutsch von Schwalbach, Geschichte des maur. Gebrauchtums p. 1 ff.
[daraus für den folgenden Text die kursiven Auszeichnungen und die Ergänzungen in eckigen Klammern]


I. Zeichen

„Zuerst entdecken sie andere (d. i. Freimaurer) durch Zeichen; sodann gehen sie, um insgeheim zu reden. (d. h. in den den Freimaurern bekannten Formeln) [1]

[1] Schwalbach schreibt:
Das in der Sloane-Handschrift mehrfach vorkommende Wort to discourse findet sich in älteren freimaurerischen Schriften öfter von dem Examinieren der Freimaurer unter einander gebraucht, vgl. z. B. Alte Verordnung XXV (Book of Constitutions, Ausg. v. 1723, S. 66 f.).


Ein Zeichen besteht darin, daß sie die rechte Hand von links nach rechts über die Brust ziehen, mit den Fingerspitzen ungefähr drei bis vier Zoll unter dem Kinn. Ein anderes besteht darin, daß sie mit der rechten Hand den Hut abnehmen, die zwei ersten Finger über den Daumen und alle übrigen (Finger) unter dem Hutrande; sie ziehen ihn ab und schwenken ihn von links nach rechts und dann (setzen sie ihn) wieder auf den Kopf.
Ein anderes beim Trinken besteht darin, daß sie das Glas von links nach rechts quer unter das Kinn hinziehen. Ein anderes besteht darin, daß sie mit der rechten Hand ihr Taschentuch beim Zipfel nehmen und es über die linke Schulter werfen, indem sie es den Rücken herabhängen lassen und [so] einige Schritte weiter gehen; wenn irgend welche Maurer dies sehen, so folgen sie ihm und fassen ihn bei der Hand.
Ihr Gesellengriff ist, indem sie gegenseitig ihre rechte Hand fassen und den Daumennagel sich einander dicht auf das dritte Glied [Gelenk] des ersten Fingers drücken.
Ihr Meistergriff ist, indem sie gegenseitig ihre rechte Hand fassen, ihre vier Fingernägel einander fest auf [die Handwurzel oder das Ende des Handgelenks legen und ihren Daumennagel fest gerade zwischen das zweite Gelenk des Daumens und] das dritte Gelenk des ersten Fingers drücken; aber einige sagen, der Meistergriff sei derselbe, den ich vorher beschrieben habe, nur müsse jeder ihrer Mittelfinger einen Zoll oder die Länge von drei Gersten-Körnern höher reichen, um eine Ader zu berühren, die vom Herzen kommt.


II. andere Zeichen

Ein anderes Zeichen besteht darin, daß sie ihren rechten, Haken [rechten Hacken] in die Innenseite ihres linken (Fußes) in Form eines Winkelmaßes setzen, so einige Schritte rückwärts und vorwärts gehen und bei jedem dritten Schritte ein wenig Halt machen, indem sie ihre Füße, wie vorher gesagt ist, rechtwinklig setzen. Wenn dies geschieht und irgend welche Maurer bemerken es, so werden sie alsbald auf einen zukommen. Wenn man (an einen Ort) kommt, wo Maurerwerkzeuge liegen, so lege man sie in Form eines Winkelmaßes: (dann) werden sie sofort wissen, daß ein Freibruder [engl. free brother] dagewesen ist. Oder wenn ein Freibruder (an einen Ort) kommt, wo Freimaurer [engl. free masons] bei der Arbeit sind, und er nimmt einige von ihren Werkzeugen und legt sie in Form eines Winkelmaßes, so ist dies ein Zeichen, ihn zu entdecken.
Oder wenn er eines ihrer Werkzeuge oder seinen eigenen Stab nimmt und schlägt sanft auf die Mauer oder Arbeit mit den Worten: „Das ist lose oder hohl"; wenn irgend ein Freimaurer bei der Arbeit ist, wird er antworten: „Es ist fest," welche Worte Zeichen sind, einander zu entdecken.
Ein anderes Zeichen gebrauchen sie, indem sie den rechten Arm in Form eines Winkelmaßes biegen und die Fläche der linken Hand auf das Herz legen. Ein anderes besteht darin, daß sie die Augen nach Osten aufheben und, mag es Tag oder Nacht sein, zweimal leise und einmal stark husten, als ob sie einen Knochen oder Bissen aus der Kehle zwingen wollten; (dabei) sagen sie: „Der Tag ist zum Sehen, die Nacht zum Hören." [engl. ye day is for seeing the night for hereing]
Ein anderes Zeichen besteht darin, daß sie einem eine krumm gebogene Stecknadel oder ein Stückchen Papier schicken, das [welches] in Form eines Winkelmaßes geschnitten ist; beim Empfang desselben muß man von jedem Orte oder aus jeder Gesellschaft kommen, wo man sich auch immer befindet. Kraft seines Eides und des vorher erwähnten Zeichens des Hutes oder der Hand muß man kommen, wenn es von der Spitze eines Kirchturms wäre, um ihren Wunsch zu erfahren und ihnen beizustehen.
Und um einem mitzuteilen, daß er Geld braucht, hält er einem ein Stückchen Pfeife (d. h. Tonpfeife) oder irgend etwas Derartiges mit den Worten hin: „Können Sie mir einen Moospfennig wechseln?" (Entsprechend dem Studentenausdruck: Pump mir Moos) Wenn man Geld hat, sagt man ja; hat man keins, sagt man nein. Einige geben ihren Mangel an Geld dadurch kund, daß sie ihr Messer aus der Scheide ziehen und es einem Bruder in Gesellschaft oder allein geben; wenn der Bruder Geld hat, nimmt er das Messer, steckt es in die Scheide und gibt es zurück; hat er keins [wenn er keins hat], wird er es so bloß zurückgeben, wie er es erhalten hat; welches (letztere) viele von ihnen trotz ihres Eides tun. Und viele andere Zeichen weisen sie zurück, obgleich sie eidlich verpflichtet sind, allen zu gehorchen.
Ein anderes besteht darin, daß sie ihr Taschentuch in die rechte Hand nehmen und schnauben; dann halten sie es gerade vor sich hin und schütteln es zweimal leise, einmal stark.
Ein anderes Zeichen besteht darin, daß sie an eine Thüre zwei leise Schläge und dann einen starken Schlag klopfen.
Sie haben ein anderes Zeichen, das beim Trinken am Tisch gebraucht wird; wenn das Glas nicht schnell genug herumgeht, sagen sie: „Setzt das Gebräu in Bewegung.“


III. Zeichen im Ausland

Um mit einem Maurer in Frankreich, Spanien oder der Türkei zu reden, ist, wie sie sagen, das Zeichen, auf dem linken Knie niederknieen und die rechte Hand nach der Sonne hochhalten; und der ausländische Bruder wird ihn sofort aufrichten. Aber glaube mir, wenn sie dort zu jenem Zwecke niederknieen, können sie da (knieen) bleiben; oder irgend welche Personen beobachten ihre Zeichen so lange, als die Juden bei dem Glauben bleiben, ihren ersehnten Messias aus dem Osten zu erhalten. [2]

[2] Der Sinn ist natürlich: Man wird ihre sonderbare Attitüde ansehen, ohne ihnen je zu helfen.


IV. Katechismus

Hier folgt ihr Gespräch [Privatgespräch] in Frage und Antwort:

Fr. Sind Sie ein Maurer? A. Ja, ich bin ein Freimaurer.

Fr. Wie soll ich das erkennen? A. An vollkommenen Zeichen und Merkmalen und den ersten Punkten meiner Aufnahme.

Fr. Welches ist das erste Zeichen oder Merkmal? A. Zeigen Sie mir das erste, und ich will Ihnen das zweite zeigen. Das erste ist: Hehlen und verbergen, oder verbergen und geheimhalten, bei keiner geringeren Strafe als daß mir die Zunge aus dem Halse geschnitten werde.

Fr. Wo wurden Sie zum Maurer gemacht? A. In einer gerechten und vollkommenen, oder gerechten und gesetzmäßigen Loge.

Fr. Was ist eine gerechte und vollkommene, oder gerechte und gesetzmäßige Loge? A. Eine gerechte und vollkommene Loge ist: Zwei Lehrlinge, zwei Gesellen und zwei Meister, mehr oder weniger: je mehr, desto lustiger, je weniger desto bessere Bewirtung. [3]

[3] Diese Bemerkung ist recht charakteristisch für Handwerker und erinnert an ähnliche scherzhafte Wendungen, wie sie in dem Gebrauchtum der deutschen Handwerker vorkommen.

Aber wenn es die Not erfordert, so werden fünf genügen, d. h. zwei Lehrlinge, zwei Gesellen und ein Meister, auf dem höchsten Hügel oder in dem tiefsten Tal der Welt, ohne das Krähen eines Hahnes und das Bellen eines Hundes.

Fr. Von wem leiten Sie Ihre Grundsätze her? A. Von einem, der größer ist als Sie.

Fr. Wer ist das auf Erden, der großer ist als ein Freimaurer? A. Der, welcher auf die höchste Zinne des Tempels zu Jerusalem getragen wurde.

Fr. Ist Ihre Loge geschlossen oder offen? A. Sie ist geschlossen.

Fr. Wo liegen die Schlüssel der Logentüre? A. Sie liegen in einem zugebundenen Kasten oder unter einem dreieckigen Pflaster, ungefähr anderthalb Fuß von der Logentüre.

Fr. Woraus ist der Schlüssel ihrer [Ihrer] Logentüre gemacht? A. Er ist nicht gemacht aus Holz, Stein, Eisen oder Stahl oder irgend einer Art von Metall, sondern (ist) die Zunge eines guten Gerüchts hinter eines Bruders Rücken sowohl als vor seinem Angesicht.

Fr. Wieviel Kleinodien gehören zu Ihrer Loge? A. Drei: Das quadratische Pflaster, der flammende Stern und die zackige Troddeleinfassung.

Fr. Wie lang ist das Kabeltau Ihrer Loge? A. So lang wie von dem Lappen der Leber bis zur Wurzel der Zunge.

Fr. Wieviel Lichter sind in Ihrer Loge? A. Drei: Die Sonne, der Meister und das Winkelmaß.

Fr. Wie hoch ist Ihre Loge? A. Ohne Fuß, Ellen und Zoll reicht sie bis zum Himmel. (Without foots yards or Inches it reaches to heaven)

Fr. Wie stand Ihre Loge? A. Ost und West, wie alle heiligen Tempel stehen.

Fr. Welches ist des Meisters Platz in der Loge? A. Der Ostplatz ist des Meisters Platz in der Loge, und das Kleinod ruht auf ihm zuerst [4], und er stellt die Leute an die Arbeit; was die Meister des Vomittags haben, erraten [ernten] die Aufseher des Nachmittags.

[4] engl. and the Jewell resteth on him first. Gemeint ist wohl, daß der Meister durch Anlegen des Winkelmaßes das Zeichen zum Beginn der Arbeit gibt.


V. anderer Katechismus

An einigen Orten unterreden sie sich folgendermaßen:

Fr. Wo wurde das Wort zuerst gegeben? A. Bei dem Turm zu Babylon.

Fr. Wo beriefen Sie [sie (die Maurer)] zuerst Ihre Loge? A. Bei der heiligen Kapelle St. Johannes.

Fr. Wo stand Ihre Loge? A. Wie die genannte h. Kapelle und alle andern heiligen Tempel stehen, nämlich Ost und West.

Fr. Wieviel Lichter sind in Ihrer Loge? A, Zwei: Eines, um beim Hinausgehen zu sehen, und ein anderes, um bei der Arbeit zu sehen.

Fr. Wo wurden Sie vereidigt? A. Bei Gott und dem Winkelmaß.

Fr. Über den Kleidern oder unter den Kleidern? A. Unter den Kleidern.

Fr. Unter welchem Arm? A. Unter dem rechten Arm. — Gott ist gnädig allen Ehrwürdigen Meistern und Gesellen in der Ehrwürdigen Loge, von wo wir zuletzt herkamen. [5]

[5] Schwalbach schreibt: Ich habe an dieser Stelle eine andere Einteilung der Fragen und Antworten vorgenommen als in Originale.


Fr. Und Ihnen guter Gesell! — Wie heißen Sie? A. J. oder B. — Indem er dann den Handgriff gibt, sagt er:

Bruder Johannes grüßt Sie herzlich! — Gottes guter Gruß, Ihnen, lieber Bruder!


VI. Gruß

Ein anderer Gruß besteht darin, daß sie sich den Meister- oder Gesellengriff geben, indem sie sagen: „Die sehr Ehrwürdigen Meister und Gesellen in der Ehrwürdigen Loge, von der ich zuletzt kam, grüßen Sie [bei Schwalbach zweimal], grüßen Sie herzlich;" und dann wieder antworten: „Gottes guter Gruß Ihnen, lieber Bruder!"

Ein anderes haben Sie das Meisterwort genannt und (dasselbe) ist Maharyn, das [welches] immer in zwei Worte geteilt wird und (gegeben) wird, indem sie mit der Brust dicht aneinander stehen, die Innenseite ihres rechten Fußknöchelgelenks gegenseitig (berühren), (sich) mit der rechten Hand dicht auf den schmalen Teil des Rückgrates legen. Und in dieser Stellung stehen sie, bis sie einander ins Ohr flüstern, der eine Maha, der andere erwidert Ryn.


VII. Der Eid

Das Maurerwort und alles das darin Enthaltene sollen Sie geheim halten; Sie sollen es nie aufschreiben direkt oder indirekt. Sie sollen alles halten, was wir oder Ihre Gefährten Ihnen gebieten geheimzuhalten vor Mann, Frau, Kind, Stock oder Stein, und es nie offenbaren außer einem Bruder oder in einer Loge von Freimaurern, und treulich die Pflichten in der ganzen Konstitution beobachten.
Alles dieses versprechen und schwören Sie treulich zu halten und zu beobachten, ohne irgend welche Art von Zweideutigkeit oder geistigem Vorbehalt, direkt oder indirekt. So wahr Ihnen Gott helfe, und bei dem Inhalte dieses Buches (der Bibel, die dann der Schwörende küßt)."




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