„Wetzlarer Ring“ und „Bielefelder Ring“: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. Mai 2015, 09:36 Uhr

„Wetzlarer Ring“ und „Bielefelder Ring“

Quelle: Rezension: Karsten Oelckers – Großmeister Leo Müffelmann


Leo Müffelmann tritt im Jahre 1924 (wahrscheinlich nach dem Johannisfest, d. h. zwischen Juni und September 1924) aus der Loge „Zu den alten Pflichten“, Berlin, aus und verlässt damit gleichzeitig die Hamburger Obödienz. Hintergrund dürfte die starre, nationalkonservative Haltung der damaligen Hamburger Führung gewesen sein, die schließlich in einem Besuchsverbot französischer u. a. Freimaurer endete.

Die Haltung der Bayreuther Obödienz (Großloge „[[Zur Sonne]]“) bietet hier ein zunächst liberales Betätigungsfeld. Das Annahmedatum in die Loge „[[Bluntschli zur reinen Erkenntnis]]“ ist aus den Akten nicht ersichtlich. Dieser Wechsel steht in Zusammenhang mit Zusagen und Versprechungen aus der Großlogenführung (Großmeister Dr. Blümel wird später in den Akten persönlich benannt) in Bayreuth („Zur Sonne“). Angesichts der Persönlichkeitsstruktur Leo Müffelmanns und seiner nationalen wie internationalen Einbindungen, seiner Kontakte zu Schacht und dem Völkerbund mag er von strategischem Interesse für die Großloge gewesen sein. Vermutlich war auch Dr. Beyer einer seiner Förderer innerhalb der Großlogenführung der „Sonne“.

LM Seite 34.jpg

1924/1925

In einem Brief vom 21.03.1924 äußert sich ein zur Logenleitung der „Bluntschli“ gehörender Bruder (wahrscheinlich Gustav Grünau) gegenüber Dr. Blümel, Pforzheim, über Müffelmann und spricht in Zusammenhang mit ihm von „prominenten Brüdern“. Die Frage der Affiliierung wolle er nicht vor Beendigung des Großlogentages der Hamburger Großloge erörtern. Damit dürfte als gesichert gelten, dass Leo Müffelmann Ende des Maurerjahres 1924/1925 die Großlogenzugehörigkeit wechselt. In den Archiven befindet sich ein Schreiben vom 19.10.1924, in dem der amtierende Stuhlmeister der „Bluntschli“ gegenüber Dr. Blümel u. a. erwähnt, dass er ihn wegen Müffelmann nicht zu warnen brauche, solange er, Gustav Grünau, Meister vom Stuhl der Loge sei.

Nationalistisch entwickelt sich die Einstellung von Brüdern innerhalb von Teilen der deutschen Freimaurerei auf Initiative von einigen Logen, die der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ angehören. Es handelt sich hierbei um Logen, die sich in dem „Wetzlarer Ring“ und dem später gegründeten „Bielefelder Ring“ vereinen. Diese sonderbaren Vereinigungen verstoßen eigentlich gegen die Statuten der jeweiligen Großlogen; die innere Schwäche und Zerrissenheit der Großlogenstrukturen lassen es jedoch zu, dass diese Gruppierungen ein gewisses Eigenleben entwickeln.

Sonderbare Vereinigung von Johannislogen

Am 04.07.1925 wird innerhalb der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ diese sonderbare Vereinigung von Johannislogen gegründet und protokolliert.

Es handelt sich um 32 Logen West-, Mittel- und Süddeutschlands, die nach einer am 9. Mai 1925 bereits abgehaltenen Sitzung in Berlin in das Logenheim der Wetzlarer Loge „Wilhelm zu den 3 Helmen“ eingeladen sind. Aus dem Protokoll ergibt sich, dass sich zur Thematik 7 Logen zustimmend und 2 Logen ablehnend äußern. 9 Logen melden sich nicht zu Wort, 14 Logen haben Vertreter entsandt, die nicht bevollmächtigt sind.

Beschluss

Folgender Beschluss wird verabschiedet:

  • 1. „Von allen Mitgliedern wird unbedingt

nationale Gesinnung und Bestätigung verlangt. Wir sind und wollen nur deutsche Freimaurer sein, lehnen jede Vermengung deutscher Freimaurerei mit allem, was nicht unbedingt reindeutsches Gepräge trägt und Tun und Lassen nur von der Rücksicht auf das Wohl unseres deutschen Vaterlandes bestimmt sein lässt, bedingungslos ab. Wir sind geboren, deutsch zu fühlen, sind ganz auf deutsches Denken eingestellt – erst deutsches Volk, deutsche Heimat, deutsche Ehre, und nur dann – soweit es sich damit verträgt, die Anderen.

  • 2. Mitglied unserer Loge kann nur werden,

wer deutscher Abstammung ist und sich zur christlichen Weltanschauung bekennt. Suchende, deren Eltern oder Großeltern jüdischer Abstammung oder deren Frauen jüdischer Abstammung sind, können nicht aufgenommen werden. Für Annahme ständig Besuchender gilt dasselbe. Dieser Beschluss soll keine rückwirkende Kraft haben, sondern sich nur auf Neu-Aufnahmen und Annahmen beziehen.

  • 3. Die auf dem Boden dieser Beschlüsse stehenden

Logen schließen sich zu einem ‚[[Wetzlarer Ring]]‘ zusammen. Sie versammeln sich zweimal im Or. Wetzlar als Vorort oder in einem anderen Orient, den der Vorort bestimmt.

Die Leitung des Ringes führt Br. Heep – Wetzlar. [...] Den sofortigen Beitritt erklären aufgrund bereits vorliegender Meisterbeschlüsse [genannt werden 7 Logen, d. Verf.]. Die übrigen (anwesenden) Logen sagen zu, behalten sich aber vor, endgültige Stellungnahme ihrer Logen innerhalb von 14 Tagen herbeizuführen.

  • 4. Die Logen sind einig in dem Willen, mit

allen Mitteln, die die Königliche Kunst billigt, dahin zu wirken, dass das in obigen Grundsätzen ersichtliche Ziel für alle in unserer [[Großen National-Mutterloge zu den Drei Weltkugeln]] vereinigten Logen als verbindlich gilt und ihre Eigenart bestimmt.

Ein Gesuch um diesbezügliche Änderung resp. Erläuterung der Orts- und Bundesstatuten wird gemeinsam von den dem Ring angeschlossenen Logen nach Berlin gerichtet.“

Initiator des „Wetzlarer Ringes“

Initiator des „Wetzlarer Ringes“ ist [[Jacob Heep]] (*1876), Freimaurer in der Johannisloge „Wilhelm zu den drei Helmen“, Wetzlar, seit 1914. Er leitet den „Wetzlarer Ring“ vom 04.07.1925 bis Dezember 1927.

Am 01.05.1933 wird er in die NSDAP eintreten. Der Wetzlarer Ring formuliert seine Grundsätze wie folgt:

„In der Erfüllung des freimaurerischen Mysteriums mit christlichem und deutschem Geist sieht der Wetzlarer Ring nach wie vor seine große Aufgabe für die deutsche Freimaurerei, die als geistige Bewegung mit dem Durchbruch des deutsch-christlichen Gedankens in der K. K. steht und fällt.“

Abkehr von den „Alten Pflichten“

Hierzu gehöre auch die Abkehr von den „Alten Pflichten“. Der Kern der ganzen „Königlichen Kunst“ sei der Wiedergeburtsgedanke des Meistergrades, der auf uralte weltweite Zusammenhänge hindeute und in seinem tiefsten Ursprung nichts anderes als das überwältigende Erlebnis des Lichtsymbols sei. Nach neuesten symbolgeschichtlichen Forschungen habe das Lichtsymbol nicht seinen Ursprung im Orient, „sondern bei den uns stammverwandten Nordvölkern“.

„Bielefelder Ring“ altpreußischer Logen

Die konkreten Ziele der Tätigkeit des „Wetzlarer Ringes“ und des ebenfalls 1925 gegründeten und mit ihm eng verbundenen „Bielefelder Ringes“ altpreußischer Logen werden in Schulungs- und Arbeitstagungen erarbeitet. Der Status des „Wetzlarer Ringes“ wird wie folgt festgelegt:

„Denn von allen anderen freimaurerischen Vereinigungen unterscheidet sich der Wetzlarer Ring dadurch, dass er weder Satzung noch Ämter, weder Abzeichen noch Würden kennt, [...] sondern er will nichts weiter sein als eine Erneuerungsbewegung auf deutscher Grundlage, eine freie, ganz auf dem Führergedanken aufgebaute Arbeitsgemeinschaft von Johannislogen.“

Die Gruppierung entwickelt sich in den folgenden Jahren zu einer aus deren Sicht effektiv agierenden Gruppierung innerhalb der Großloge, die erheblichen Einfluss in Entscheidungsorganen sucht und einen Führungswechsel vorbereitet.

Am 07.08.1925 erfolgt unter Leitung des hammerführenden Meisters der Bielefelder Tochterloge der GNML 3WK „[[Freiherr vom Stein]]“ die Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Bielefelder Ring altpreußischer Logen“. Insgesamt beteiligen sich an der Gründung der Arbeitsgemeinschaft sechs Logen aus der Umgebung von Bielefeld. Ihre Zielsetzung lautet:

„Abwehrkampf nach außen sowie geistige Klärung und Erstarkung nach Innen“. Zum Abwehrkampf erklärt man: „Herausarbeitung des deutschen Gedankens und Stärkung der Brüder zum Kampfe gegen alles, was Volk und Vaterland schaden kann.“

In dem Bestreben, den „deutschen Gedanken herauszuarbeiten“, bemüht man Ludendorff mit seinem Ausspruch vom 02.05.1923 anlässlich eines Aufklärungsabends in der Münchner Loge „Empor“:

„Das Vaterland fordert von der nationalen deutschen Freimaurerei, harte Charaktere zu bilden und Tatmenschen zu erziehen.“ „Unsere Ringbewegung hat diese Forderung bewusst gepflegt“, so der Leiter des „Bielefelder Ringes“ in der Allgemeinen Logenzeitung (Ausgabe 1930, Heft 9, Seite 268).

Dem Bielefelder Ring gehören 1929 elf Logen an; 1932 nehmen an der letzten Tagung des „Bielefelder Ringes“ 25 Logen aller altpreußischen Systeme teil. Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland unterstützt diese Vereinigung auch finanziell.