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An Umfang und Genauigkeit bisher unübertroffen enthält das bis zur Gegenwart aktualisierte große lexikalische Standardwerk über die Freimaurerei neben einem lexikografischen Teil, Grundgesetzen, Chronik und Vokabularium der Freimaurerei auch Darstellungen der Leistungen ihrer Mitglieder. Die Vielzahl der Stichworte, Bibliografie und Index ermöglichen einen leichten Zugang zur immer noch geheimnisumwitterten Welt der Feimaurer. Prof. Dieter A. Binder; geboren 1953, lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Andrassy-Universität Budapest Geschichte. Autor zahlreicher Publikationen zur Österreichischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte. Bestellung: SCHOPF

Johann Adam Weishaupt

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Stifter des Illuminatenordens, Professor des Natur- und kanonischen Rechts an der bayrischen Landes-Universität in Ingolstadt, *1748, †1830, Sohn des Universitätsprofessors Johann Georg Weishaupt. Nach Absolvierung des Jesuiten-collegiums und der Rechtsfakultät der Universität 1772 selbst Lehrer an dieser. Von Anfang an hatte er als Günstling des Universitätsdirektors Freiherrn von Ickstatt, der Einrufer im Streit um durchgreifende Erneuerung des Bildungswesens war und darum den jedem fortschrittlichen Geist abholden Ingolstadter Professoren als "gefährlicher Neuerer" galt, einen schweren Stand, dazu kam seine Gegnerschaft gegen die Jesuiten und ein nicht leicht zugängliches schroffes Wesen.

Weisheitsschule

Erzählungen eines protestantischen Hannoveraners über die Freimaurerei ließen in Weishaupt den Plan zu einer Gemeinschaft reifen, die es ihm ermöglichen würde ein großer Wohltäter auf geistigem Gebiete zu werden. Er wollte begeisterungsfähige junge Menschen versammeln und diese die wissenschaftliche Wahrheit lehren. Politische Dinge lagen dem Stifter damals vollkommen fern. Er träumte von einer geheimen Weisheitsschule, in der die besten jungen Akademiker der damaligen Zeit ungehindert von den traditionellen Fesseln das lernen sollten, was die Priester von den Lehranstalten verbannt hatten.

Orden der Illuminaten

So entstand 1776 der Orden der Illuminaten, in dem Weishaupt Ordensgeneral war und den Ordensnamen Spartacus führte. Weishaupt hatte im Anfang neben Statuten nur recht nebelhafte Vorstellungen, aber weder einen konkreten Ordensinhalt noch ein wirkliches ritualistisches Gebrauchstum. Erst Anleihen bei den Mysterienkulten und den Jesuiten gestatteten eine Art von Ausbau. Am wichtigsten erschien Weishaupt zunächst die Errichtung einer großartigen wissenschaftlichen Bibliothek, der auch ein Naturalienkabinett und eine historische Sammlung angegliedert sein sollte.

Durch Ausstrahlung von Wissen sollte der Kampf gegen die "Feinde der Vernunft und der Menschheit" zum Triumphe geführt werden.

Das Ritualwerk

Erst als Weishaupt von allen Seiten gedrängt wurde, den drei Ordensklassen, Novize, Minerval und Erleuchteter Minerval, die noch 1779 das ganze Gebäude bildeten, wirklichen Inhalt zu geben, ging er eifriger an das ritualistische Werk, wollte er in Anlehnung an daß philosophische System Zoroasters einen Orden des Feuers aufbauen, dessen riesige Flammen lodernd in die ringsum herrschende Finsternis hineinleuchten würden. Aber es blieb bei der Vision und so kamen Weishaupt und sein erster Hauptmitarbeiter Franz X. Zwackh auf den Gedanken, den Illuminatenorden freimaurerisch-geistig zu untermauern. Durch Marquis Constanzo verschaffte man sich von der Berliner Freimaurer-Großloge "Royal York" ein Patent für die Münchner Loge "Theodor zum guten Rat", die man dann für unabhängig erklärte und in den eigenen Orden überführte.

Knigge

Aber erst als der Freiherr von Knigge den Illuminaten beitrat, erhielten diese einen neuen "Ordensplan" und weitere Ordensabteilungen, die das System wesentlich vertieften, aber gleichzeitig auch die Gefahr politischer Deutung in sich trugen. Trotz des großen Zuwachses, der die Folge von Reformen war, trotz der glänzenden Namen, die die Ordensregister bald verzeichneten, vertrug sich Weishaupt auf die Dauer nicht mit Knigge.

Kam er schon mit den Areopagiten, seinen ersten Mitstreitern und Mitführern nicht recht aus, so zerstritt er sich mit Knigge-Philo, als dieser, dem schließlich alles zu verdanken war, als die Zeit des Vorwärtsschreitens kam, nicht einfach den Weisungen von Spartacus gehorchen wollte. Knigge warf Weishaupt vor, daß er zu sehr Despot sei und daß er nicht von seinem Lieblingsgedanken lassen wolle, sich der nämlichen Mittel - allerdings zum Guten - zu bedienen, welche der Jesuitenorden zu anderen Zwecken anwendete.

In der Reihe von Konflikten, die Weishaupt von Knigge schließlich vollkommen trennten, war Weishaupt sicherlich der schuldtragende Teil. Weishaupt konnte sich, wie Kluckhohn richtig bemerkt, voll Selbstüberhebung nicht dareinfinden, das der Illuminatenorden nicht mehr sein alleiniges Eigentum sein sollte. Er reizte Knigge durch verschiedene Kränkungen. Weishaupt glaubte sich von Knigge an die Wand gedrückt, und Knigge wollte sich "von einem Professor in Ingolstadt nicht wie ein Student behandeln lassen".

Auch wollte Knigge lieber mit wenigen geprüften Männern von oben hinunter, als mit einer Menge ungebildeter Menschen, die alle befriedigt werden wollten, von unten hinauf arbeiten. Der Gegensatz zwischen Nord und Süd spielte im Orden gleichfalls eine Rolle. Zum Bruche kam es anläßlich der Fragen über einzelne Ordenseinrichtungen. Knigge, der aus dem Norden kam, ging auf daß Mystische aus und wollte den katholischen kirchlichen Pomp dem Orden einverleiben. Dagegen stellte sich mit Weishaupt der Süden, wo man das Kirchliche nicht profaniert sehen wollte. Weishaupt selbst wollte durch daß Aufklärerische daß Kirchliche im Orden überhaupt überflüssig machen. Nach vollzogenem Bruch hatte Knigge die Charakterstärke, alles schriftliche Material über den Streit zu verbrennen, um sich nicht einmal zu niedriger Rache verleiten zu lassen. (Nach Dr. Joseph Popp in "Freimaurermuseum", Band VI.)

Illuminatenverfolgung

Als bald nach dem Ausscheiden Knigges die bayrische Illuminatenverfolgung einsetzte, mußte Weishaupt, der kurz vorher von seinem Ordensbruder, dem Herzog Ernst von Gotha, zum Hofrat ernannt worden war, nach der freien Reichsstadt Regensburg fliehen. Als dort an einem Sommerabend sein Freund, der Priester Lanz , ebenfalls Illuminat, an seiner Seite vom Blitz erschlagen wurde, beschlagnahmte der kurpfälzische Gesandte den Leichnam und ließ ihn nach Freysingen überführen. Dort fand man angeblich in den Taschen des Toten kompromittierende Schriften, die für die Verfolgung, der in Bayern zurückgebliebenen Illuminatenführer als Unterlage genommen wurden.

Auch Weishaupt selbst wurde aufs schwerste drangsaliert. Spitzel lagen ständig in der Umgebung von Regensburg auf der Lauer, um die sofortige Verhaftung zu veranlassen, falls er einmal daß Gebiet der freien Reichsstadt verlassen sollte. Die gemeinsten Verbrechen wurden ihm angelastet. Da er seiner Schwägerin, die später seine Frau wurde, zu einer Abtreibung geraten haben sollte, wurde er als Kindesmörder ausgeschrien. Die Sache machte in ganz Deutschland solchen Lärm, daß selbst in einem Brief Schillers an Körner von 1787 davon die Rede ist, dem "die moralischen Deklamationen dieser Herren etwas verdächtig sind". Als in Regensburg die letzte der fünf Töchter Weishaupts aus erster Ehe starb, trachtete er, in Wien einen Lehrstuhl zu erhalten. Da aber ein Posten nicht frei war, ging er abermals nach Regensburg. Als bekannt wurde, das Weishaupt unter allen Umständen auf daß bayrische Ufer gelockt werden sollte, attackierte ihn Herzog Ernst von Gotha seiner Regensburger Gesandtschaft und entzog ihn so allen Zugriffen.

Ein Protestschreiben des Kurfürsten Karl Theodor von Bayern in welchem er Weishaupt einen "ausgeschämten Bösewicht" nannte, "welcher sich als einen Blutschänder, Kindesmörder, Volksaufrührer und Chef eines für die Religion und Staat höchst gefährlichen Komplotts durch eigene Bekenntnis selbst schon öffentlich dargestellt habe" und erklärte, das keine auswärtige Protektion ihn, den Kurfürsten abhalten werde, den so gefährlichen Verschwörer", "der unter dem Blendwerk der Wahrheits-Aufklärung und Sittenverbesserung die christliche Religion zu stürzen und einen völligen Unglauben dagegen einzuführen sich unterfing, allenthalben, wo er sich immer betreffen lasse, bey dem Kopf zu nehmen und uns selbst die gebührende Satisfaktion und Justiz zu verschaffen" wurde vom Herzog Ernst in einem geharnischten Brief energisch zurückgewiesen.

Weishaupt zog es jedoch vor, nach Gotha zu übersiedeln und sich dort in einer Reihe von Schriften mit seinen Gegnern auseinanderzusetzen, in denen er die erhobenen Anschuldigungen aufs Gründlichste widerlegte. Feierlich erklärte Weishaupt, das "an Umwälzungen nie gedacht wurde, daß der Plan tief und auf ganze Generationen angelegt war, daß man nichts anderes wollte, als was jede Regierung, wenn sie gut und vernünftig ist, wollen muß, daß man der Moral ein neues Interesse gebe und überhaupt auf die Verbesserung der künftigen Welt durch Erziehung und eigene Vervollkommnung wirken und auf diesem Wege alle Mißbräuche von Grund aus steuern sollte" (s. Illuminaten).

Eine kurze Begegnung mit Adam Weishaupt 1804

von Terry Melanson frei übersetzt von H. Thorandt

Relativ spät in der Recherche für das Buch Perfectibilists wurde mir bewusst, das kurze Darstellungen im Tagebuch und in den Erinnerungen und Briefen von Henry Crabb Robinson berichteten, das er im Jahre 1804 nach Gotha gegangen war, um sich dort mit Adam Weishaupt zu treffen.

In meinem eigenen Buch war dieser Gedankenaustausch nicht enthalten (da es zu jener Zeit für mich nicht leicht zugänglich war). Doch vor kurzem hat Google Bücher in einer „full-view“-Kopie des Tagebuchs gescannt. Hier ist also Henry Crabb Robinsons Begegnung mit Adam Weishaupt (im Tagebuch, Erinnerungen und Briefe, Bd. I, Boston:. Fields, Osgood, & Co. 1869, S. 124-6):

[...] Mein Ziel Gotha zu besuchen ist darauf zurückzuführen, dass ich etwas von einem Mann zu erfahren hoffte, dessen Name untrennbar mit der Geschichte des letzten Jahrhunderts verbunden ist.

Während der Hitze der ersten Revolution in Frankreich, erschienen zwei Werke, eines in England, von Professor Robinson aus Edinburgh, und das andere, das Voluminösere, in Frankreich, durch Abbe Barruel, mit dem gemeinsamen Ziel, zu zeigen, dass die Revolution und alle Schrecken im Anschluss daran die Auswirkungen einer Verschwörung waren, die vorsätzlich im Auftrag von Ungläubigen durch Geheimgesellschaften geplant und auf dem europäischen Kontinent durchgeführt wurde, mit dem Ziel alle Throne zu zerstören, alle Altäre zu stürzen und die etablierte Ordnung zu vernichten. Die Gesellschaft, der dieser Plan zugeschrieben wurde trug den Namen der Illuminati.

Ergänzung zu Johann Adam Weishaupt

Johann Adam Weishaupt wurde am 6. Februar 1748 in Ingolstadt geboren. Er studierte in seiner Heimatstadt und promovierte 1768 zum Doktor der Rechte. Weishaupt gründete den Illuminatenorden am 1. Mai 1776. Da später auf seinen Kopf ein Preis ausgesetzt war floh er am 16. Februar 1785, und fand beim Herzog Ernst von Gotha-Altenburg Aufnahme. Er starb im Alter von 83 Jahren am 18. November 1830 in Gotha.

Zitat

(aus „Pythagoras oder Betrachtungen über die geheime Welt- und Regierungskunst.“ Frankfurt und Leipzig 1790. Dritter Abschnitt: Von den Absichten der ersten Stifter geheimer Verbindungen. Bei Google Books)
"Die Grade der Freymaurerey sind sogar öffentlich gedruckt; was kann eine geheime Gesellschaft wirken, welche so wenig Geheimnis hat, dass ihre ganz innere Verfassung der übrigen Welt bekannt ist?"
Adam Weishaupt

Siehe auch