Angelo Soliman: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach seinem Tod durch Schlaganfall im Jahr 1796 fertigte der Bildhauer Franz Thaler einen Gipsabdruck von Solimans Kopf. Die Eingeweide wurden begraben, seine Haut wurde präpariert und bis 1806 im Kaiserlichen [[Naturalienkabinett]] ausgestellt.  
 
Nach seinem Tod durch Schlaganfall im Jahr 1796 fertigte der Bildhauer Franz Thaler einen Gipsabdruck von Solimans Kopf. Die Eingeweide wurden begraben, seine Haut wurde präpariert und bis 1806 im Kaiserlichen [[Naturalienkabinett]] ausgestellt.  
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Ob Soliman seine Haut auf Anregung aus seinem Freundeskreis prominenter Naturwissenschaftler selbst der Wissenschaft vermacht haben könnte, ist stark umstritten (pro: Monika Firla, Hans Escher, Victoria Moritz, Christian Reiter; contra: Walter Sauer, Iris Wigger, Katrin Klein, Verena Moritz[2]). Seine Tochter Josefine protestierte gegen die Ausstellung ihres toten Vaters als rare Kuriosität und bemühte sich vergeblich um die Rückgabe und christliche Bestattung der Leichenteile.
 
Ob Soliman seine Haut auf Anregung aus seinem Freundeskreis prominenter Naturwissenschaftler selbst der Wissenschaft vermacht haben könnte, ist stark umstritten (pro: Monika Firla, Hans Escher, Victoria Moritz, Christian Reiter; contra: Walter Sauer, Iris Wigger, Katrin Klein, Verena Moritz[2]). Seine Tochter Josefine protestierte gegen die Ausstellung ihres toten Vaters als rare Kuriosität und bemühte sich vergeblich um die Rückgabe und christliche Bestattung der Leichenteile.
  
 
Während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 verbrannte Solimans mumifizierte Körperhülle. Solimans Gipsbüste steht heute im Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien als Teil einer Dauerausstellung.
 
Während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 verbrannte Solimans mumifizierte Körperhülle. Solimans Gipsbüste steht heute im Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien als Teil einer Dauerausstellung.
  
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==Soliman, Angelo (Lennhoff/Posner)==
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ein Neger aus dem Stamme der Galla, kam als Leibmohr in den Besitz des Fürsten Lobkowitz in Wien, der ihn später testamentarisch dem Fürsten Liechtenstein vermachte. Er genoß die Rechte eines freien Mannes, war auch ein besonderer Liebling Kaiser Josephs II. Er sprach und schrieb geläufig deutsch, italienisch und französisch und war auch der tschechischen und lateinischen Sprache mächtig. Er verheiratete sich mit einer Frau von Christiani, mit der er eine Tochter hatte, die den Hofrat Freiherrn von Feuchtersleben heiratete, und war so der Großvater des Dichters Ernst Freiherr v. Feuchtersleben.
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Soliman war Mitglied der Wiener Loge "[[Zur wahren Eintracht]]", der er den [[Ignaz von Born|Freiherrn v. Born]] (s. d.) zugeführt. Er starb im Alter von 70 Jahren, 1796. Über Wunsch des Kaisers Franz II. wurde er trotz lebhaften, durch ein energisches Schreiben des Erzbischofs von Wien unterstützten Protestes der Familie, der man die Leiche abgelistet hatte, von dem Bildhauer Franz Thaler abgehäutet, ausgestopft und den kaiserlichen Sammlungen als Repräsentant des Menschengeschlechtes einverleibt, wo er in Gesellschaft eines Wasserschweines und mehrerer Sumpfvögel der frivolen Neugierde eines schaulustigen Publikums preisgegeben wurde (Brabbée, "Sub Rosa"). Bei der Beschießung Wiens im Jahre 1848 ging diese schändliche Erinnerung an dynastischen Ungeschmack in Flammen auf. (Ausführliche Darstellung von H. E. Jacob im "Berliner Tageblatt" vom 16. August 1931.)
  
 
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*[http://orf.at/stories/2081618/2081619/ Vom Sklaven zum Bürger und retour] ORF
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*[http://orf.at/stories/2081618/2081619/ "Afrikaner sein in Wien"] Vom Sklaven zum Bürger und retour, ORF
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[[Kategorie:Persönlichkeiten|Soliman]]
 
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Version vom 11. Oktober 2011, 12:05 Uhr

Offizielle Briefmarke zum Mozart-Jahr. Teil eines Motiv-Blocks.
Angelo Solimanfrei.jpg

Der ausgestopfte Freimaurer

Der Afrikaner Angelo Soliman (um 1721-96), stand nach seinem Tod zehn Jahre lang ausgestopft im kaiserlichen Naturalienkabinett in Wien. Nach neueren Forschungen hat er seine Haut für dieses auf den ersten Blick rassistische Ausstellungskonzept wohl selbst gespendet. Er war mit Mozart befreundet und Mitglied der Wiener Freimaurer-Loge Zur wahren Eintracht. Soliman diente als "Hofmohr" bei Fürst Wenzel von Liechtenstein. 1781 wurde Angelo Soliman auf Empfehlung seines Freundes Ignaz von Born (Mitglied des Illuminatenordens) in die Loge aufgenommen. Soliman wirkte als vorbereitender Bruder im Beamtenrat der Loge. Er starb 1796 durch einen Schlaganfall auf offener Straße. Kaiser Franz II. äußerte den Wunsch, die "Schönheit seiner feingeschnittenen Gesichtszüge und die Zartheit und Ebenmäßigkeit seines Baus" für die Nachwelt zu erhalten. Soliman wurde ausgestopft und im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt. Mit der Präparation wurde der Bildhauer Franz Thaller beauftragt. Wenige Stunden nach Solimans Tod nahm der Künstler vom Leichnam einen Gipsabguß, veranlasste dann die Überführung in die Wagenremise der k. u. k. Hofbibliothek. Dort häutete er Soliman und gerbte dessen Haut. In tragender Funktion wurde eine Holzpuppe verwendet, auf welche die präparierte Haut gezogen wurde. Die konservatorischen Errungenschaften eines Gunther von Hagens waren damals noch unbekannt, wenngleich die Zielsetzung eine ganz ähnliche war. Die sterblichen Überreste Angelo Solimans wurden auf dem Währinger Friedhof beigesetzt.

Angelo Soliman

Quelle: Wikipedia, Artikel dort: „Angelo Soliman“

Angelo Soliman stammte vermutlich aus dem Volk der Kanuri und dessen Stamm der Magumi Kanuri. Nach der Vernichtung seines Stammes durch kriegerische Auseinandersetzungen fiel er in die Hände der Sieger, die ihn gegen ein Pferd an Europäer eintauschten. In einer Kolonie in Afrika hütete er Kamele. Hier gab man ihm den Namen André. Mit zehn Jahren wurde er nach Messina durch den Ehemann einer reichen Dame freigekauft. Sie sorgte für seine Erziehung. Aus Zuneigung zu einer Dienerin Angelina nahm er den Namen Angelo an. Den Nachnamen Soliman fügte man hinzu. An einem 11. September wurde er getauft. Diesen Tag feierte er später als seinen Geburtstag. Nach mehrfacher Anfrage wurde er um 1734 dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz geschenkt, der ihn als Kammerdiener, Soldat und Reisebegleiter einsetzte. In einer Schlacht rettete Soliman ihm das Leben, was wesentlich für seine künftige soziale Stellung verantwortlich gewesen sein dürfte. Nach Lobkowitz' Tod kam Soliman 1753 zu Fürst Wenzel von Liechtenstein und stieg dort zum Chef der Dienerschaft auf. Kaiser Josef II. schätzte Soliman als Gesellschafter, Franz Moritz Graf von Lacy war mit ihm befreundet.

Heirat

Ohne Wissen des Fürsten heiratete er am 6. Februar 1768 die Witwe Magdalena geborene von Kellermann, verwitwet Christiani. Liechtenstein wünschte Eheschließungen seiner Dienerschaft nicht. Er wollte damit spätere „Versorgungslasten“ seines Hofes für die Hinterbliebenen vermeiden. Durch eine Indiskretion Josefs II. erfuhr er jedoch von der Heirat und entließ Soliman fristlos.

Am 18. Dezember 1772 wurde seine Tochter Josephine (gest. 1801 in Krakau) geboren. Sie heiratete 1797 den damaligen Militäringenieur Ernst von Feuchtersleben. Ihr 1798 geborener Sohn Eduard von Feuchtersleben studierte später Bergbauwissenschaft und wurde Sudhüttenmeister in Bad Aussee. Er schrieb in jüngeren Jahren reizvolle Reiseberichte im romantischen Geist. Im Jahr 1773 stellte der neue Fürst, Franz Josef von Liechtenstein, Soliman erneut als Prinzenerzieher ein. Damit sollte die Ungerechtigkeit seines Vorgängers (und Onkels) gutgemacht werden.

Zur wahren Eintracht

1781 wurde Soliman in die Freimaurerloge Zur wahren Eintracht in Wien aufgenommen. Soliman war mit dem Mineralogen, Schriftsteller und Freimaurer Ignaz von Born befreundet, der auf Solimans Empfehlung sich derselben Loge anschloss. Als Born kurz darauf Meister vom Stuhl wurde, übernahm Soliman zunächst das Amt des Vorbereitenden Bruders, später das des Vize-Zeremonienmeisters.

Aus diesem Kreis pflegte Soliman seit 1786 eine Freundschaft mit dem ungarischen Nationaldichter Ferenc Kazinczy (1759-1831).

Präparation

Nach seinem Tod durch Schlaganfall im Jahr 1796 fertigte der Bildhauer Franz Thaler einen Gipsabdruck von Solimans Kopf. Die Eingeweide wurden begraben, seine Haut wurde präpariert und bis 1806 im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt.

Ob Soliman seine Haut auf Anregung aus seinem Freundeskreis prominenter Naturwissenschaftler selbst der Wissenschaft vermacht haben könnte, ist stark umstritten (pro: Monika Firla, Hans Escher, Victoria Moritz, Christian Reiter; contra: Walter Sauer, Iris Wigger, Katrin Klein, Verena Moritz[2]). Seine Tochter Josefine protestierte gegen die Ausstellung ihres toten Vaters als rare Kuriosität und bemühte sich vergeblich um die Rückgabe und christliche Bestattung der Leichenteile.

Während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 verbrannte Solimans mumifizierte Körperhülle. Solimans Gipsbüste steht heute im Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien als Teil einer Dauerausstellung.

Soliman, Angelo (Lennhoff/Posner)

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

ein Neger aus dem Stamme der Galla, kam als Leibmohr in den Besitz des Fürsten Lobkowitz in Wien, der ihn später testamentarisch dem Fürsten Liechtenstein vermachte. Er genoß die Rechte eines freien Mannes, war auch ein besonderer Liebling Kaiser Josephs II. Er sprach und schrieb geläufig deutsch, italienisch und französisch und war auch der tschechischen und lateinischen Sprache mächtig. Er verheiratete sich mit einer Frau von Christiani, mit der er eine Tochter hatte, die den Hofrat Freiherrn von Feuchtersleben heiratete, und war so der Großvater des Dichters Ernst Freiherr v. Feuchtersleben.

Soliman war Mitglied der Wiener Loge "Zur wahren Eintracht", der er den Freiherrn v. Born (s. d.) zugeführt. Er starb im Alter von 70 Jahren, 1796. Über Wunsch des Kaisers Franz II. wurde er trotz lebhaften, durch ein energisches Schreiben des Erzbischofs von Wien unterstützten Protestes der Familie, der man die Leiche abgelistet hatte, von dem Bildhauer Franz Thaler abgehäutet, ausgestopft und den kaiserlichen Sammlungen als Repräsentant des Menschengeschlechtes einverleibt, wo er in Gesellschaft eines Wasserschweines und mehrerer Sumpfvögel der frivolen Neugierde eines schaulustigen Publikums preisgegeben wurde (Brabbée, "Sub Rosa"). Bei der Beschießung Wiens im Jahre 1848 ging diese schändliche Erinnerung an dynastischen Ungeschmack in Flammen auf. (Ausführliche Darstellung von H. E. Jacob im "Berliner Tageblatt" vom 16. August 1931.)

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