Anschar zur Brüderlichkeit

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Johannisloge:

"Anschar zur Brüderlichkeit"

Orient: Bremen
Matr.-Nr.: 662
Gründungsdatum: 1921
Großloge: AFuAMvD

Die Johannisloge „Anschar zur Brüderlichkeit“ (AzB) ist eine Freimaurerloge in Bremen. Sie ist Mitglied der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL A.F.u.A.M.v.D.) und damit auch der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD). Sie hat die Matrikelnummer 662 i. Or. Bremen der GL A.F.u.A.M.v.D..

Bijou der Freimaurerloge "Anschar zur Bruederlichkeit" Bremen
Das Bremer Logenhaus in der Kurfürstenallee 15
Das "Leder-Zimmer" im Bremer Logenhaus

Herkunft und Bedeutung des Namens Anschar

Das Wort „Anschar“ ist eine niederdeutsche Version des Eigennamens "Ansgar“. Damit ist der heilige Ansgarius gemeint, der erste Bremer Erzbischof. Mit der Namenswahl haben die Logengründer ein Vorbild geehrt, das im Frühmittelalter das Recht des Stärkeren unter dem Vorbild christlicher Nächstenliebe in die Pflicht sittlicher Verantwortlichkeit umwandelte und in seinem Leben Mut, Eifer und Beharrlichkeit bewiesen hat.[1]

Ansgar von Bremen, auch bekannt als Apostel des Nordens, war ein bedeutender Missionar des 9. Jahrhunderts. Geboren um 801, wirkte er hauptsächlich in Skandinavien. Er wurde 831 zum Erzbischof von Hamburg ernannt und später auch zum Bischof von Bremen. Ansgars Arbeit legte den Grundstein für die Christianisierung Nordeuropas. Sein Einsatz für Bildung und sein diplomatisches Geschick waren herausragend. Er starb 865 und hinterließ ein bedeutendes geistiges Erbe in der Region.[2]

Geschichte bis 1945

Die Johannisloge Anschar zur Brüderlichkeit wurde am 22. Oktober 1921 gegründet. An diesem Tag erfolgte die Lichteinbringung durch den damaligen Großmeister der Großen Freimaurerloge „Zur Eintracht“ i.O. Darmstadt, Br. Wilhelm Süß, damaliger Direktor des Darmstädter Konservatoriums[3].

Die Gründungsfeierlichkeiten fanden unter Teilnahme von 14 Anschar-Brüdern und 160 besuchenden Freimaurer-Brüdern in den Räumen der Loge "Zur Hansa" in der Langenstraße 20 / Ecke Kahlenstraße statt. Nach der Lichteinbringung wurden bei der anschließenden Tafelloge drei Suchende aufgenommen, sodass die Anschar bei ihrer Gründung schließlich 17 Brüder zählte.[4] Erster MvSt. war Br. Heinrich Schierloh, 1. zugeordneter MvSt. war Br. Richard Harms.

In der ersten drei Jahren ihres Bestehens wuchs die Loge auf 46 Brüder.[5] Damals kamen die Br. jeden Dienstag im "Hansa"-Logengebäude zusammen. Im Jahr 1925 wurde auf Grund positiver Aussichten der Kauf des eigenen Logenhauses „Am Dobben 111“ in Bremen beschlossen. Das Haus wurde im selben Jahr von der Reederei Wätjen erworben, die Innenausstattung wurde durch die Brr. Eberhardt und Niemeyer über ihre Firma "Schäfer & Co." durchgeführt.[6] Die freimaurerische Weihe dieses Hauses fand nach Umbau auf die Bedürfnisse der Loge im Oktober 1925 statt.

Im Jahr 1928 traten 18 Brr. der "Odd Fellows" zur Anschar über und erhöhten die Mitgliederzahl damit auf 50 Brüder. Am Johannisfest 1931 übernahm Br. Richard Harms den Hammer des Stuhlmeisters und feierte mit 84 Brüdern das zehnjährige Stiftungsfest. Zunehmender wirtschaftlicher Druck nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, Verleumdungen und die politische Entwicklung führten zur Löschung des maurerischen Lichts, d.h. zur Schließung der Loge am 18. April 1933. Das Haus am Dobben 111 wurde zwangsversteigert und von der "Deutschen Christengemeinschaft" übernommen.

In der "dunklen" Zeit zwischen 1933 bis zum Kriegsende 1945 erfolgten einige zwanglose Treffen der Brüder im privaten Kreis. Bis 1939 trafen sich noch einige Br. getarnt als "Stammtischfreunde" wöchentlich in Bremen im Essighaus und später in der Jacobihalle.[7]

Geschichte nach 1945

Die erste, neue Logenliste wurde am 1. Januar 1946 zusammengestellt und umfasste 39 Brüder. Am 22. Juni 1946 feierte die Loge Anschar zusammen mit der Loge "Zur Hansa" das erste Johannisfest seit Kriegsende. Das damalige Einladungsschreiben illustriert sehr gut die Zustände dieser Zeit:

„Jeder Br. wird gebeten, für sich 3 Rosen mitzubringen, mit denen wir uns während des Festes auf Geheiß unseres Meisters schmücken werden. Darüber hinaus wird jeder Br., der einen Garten hat, gebeten, Rosen mitzubringen. Wer noch Wein im Keller hat, wird gebeten, für sich und seine Brr. eine oder mehrere Flaschen mitzubringen. Des weiteren wird jeder Br. gebeten, sämtliche in seinem Besitz befindliche Feuergläser mitzubringen. Außerdem bringt jeder Br. wohl ein Weinglas mit. Es wird daran erinnert, daß jeder Festteilnehmer 50 g Fleischmarken sowie 50 g Brot-, Mehl- oder Nährmittel-Marken mitzubringen hat. Anzug den Zeitverhältnissen entsprechend: Beliebig, wenn möglich - dunkler Anzug.“ [8]

Am 21. Juli 1947 erfolgte die offizielle Anerkennung der Anschar durch die amerikanische Besatzungsbehörde, sodass am 16. Oktober 1947 im damaligen Sitzungssaal der Sparkasse zu Bremen durch den Stuhlmeister der Darmstädter Loge Johannes der Evangelist zur Eintracht Br. Schelle die erneute Lichteinbringung erfolgen konnte. Mit Beginn des Logenjahrs 1948/49 übernahm erneut Br. Richard Harms das Amt des Stuhlmeisters. Die Anschar hatte damals 49 ordentliche Mitglieder. Aus gesundheitlichen Gründe übergab Br. Harms am Johannisfest 1953 die Hammerführung an Br. Nicolaus Röhr.

Im Jahr 1955 konnte das auch heute noch genutzte, eigene Logenhaus in der Kurfürstenallee 15 in Bremen zusammen mit vier weiteren Logen bezogen werden. Anfang 1960 erkrankte der Stuhlmeister Br. Röhr, sodass Br. Harms von 1960 bis 1964 erneut Stuhlmeister war, bevor er schließlich 1964 von Br. Peter Heinrich abgelöst wurde. Zum 50. Stiftungsfest 1971 zählte die Anschar 52 Mitglieder. 1973 wurde das ehedem eigene Anschar-Ritual durch das Ritual der Großloge AFAM ersetzt.

1977 übernahm Br. Wilhelm Kaiser, damals Oberzollrat der Zollkasse in Bremen, das Amt des Stuhlmeisters. Unter seiner Hammerführung konnte sich die Anschar finanziell sanieren, nachdem sie im Laufe der 1970er Jahre in Schieflage geraten war. Zu seiner Zeit zählt die Anschar rund 50 Brr. 1986 übergab Br. Kaiser den Meisterhammer an Br. Gustav Welz, der u.a. das SOS-Kinderdorf Worpswede mit Spenden der Anschar bedachte und zudem die Beteiligung der Loge am Bremer Logenhaus erhöhte.[9]

1988 wurde Br. Klaus-Dieter Hennike mit damals 39 Jahren der bis dahin jüngste Stuhlmeister der Anschar. Br. Hennike führte einen monatlich erscheinenden Arbeitsplan ein und sorgte sich vor allem um die Vergrößerung und Verjüngung der Loge. 1992 übernahm Br. Manfred Huether den Hammer von Br. Hennike. Huether pflegte zahlreiche Verbindungen innerhalb der deutschen Freimaurerei und konnte so das Netzwerk der Anschar auch zu Logen des Freimaurerordens und der Großloge 3WK merkbar vergrößern. Ende 1995 zählte die Anschar 44 Brüder.[10]

Im Jahr 2021 feierte die Loge ihr 100-jähriges Jubiläum. [11]

Im Jahr 2023 hat die Loge über 30 Mitglieder in unterschiedlichen Altersstufen. Die Zusammenkünfte finden immer dienstags im Logenhaus Bremen statt.

Aktuelles

Die Johannisloge Anschar zur Brüderlichkeit hat gegenwärtig (April 2023) etwa 30 Mitglieder in unterschiedlichen Altersstufen.

Bekannte Logenbrüder

Bekannte Brüder der Loge waren und sind:

  • Burckhard Göbel, bekannt als „Schneiderlein“ der Bremer Eiswette. [12] [13]

Publikationen

  • Angewandte Freimaurersymbolik & -lehre im realen Leben - Eine der wesentlichen Bestandteile der modernen Freimaurerei sind Symbole. Symbole erreichen Menschen auf einer emotionalen Ebene, wo der reine Verstand nicht hinlangt - Menschen sind schließlich immer Ratio und Emotion. Unser Bruder Jörg Schneider hat zur Symbolik hier, im Freimaurer Wiki, unlängst dies neues Traktat auf Basis seines "Meisterstücks" veröffentlicht.

Einzelnachweise

  1. Festschrift "75 Jahre Johannis-Loge Anschar zur Brüderlichkeit", Eigenverlag 1996, © Design - Grafik: Br. Werner Null, Heudamm 3, 28879 Grasberg, Druck: H. Saade GmbH, Druckerei und Verlag, 27711 Osterholz-Scharmbeck
  2. Quelle: Wikipedia
  3. Festschrift "75 Jahre Johannis-Loge Anschar zur Brüderlichkeit", siehe (1)
  4. Zum Standort des ehemaligen Logenhauses der Hansa vgl. Visitenkarte auf Bremen.de
  5. Festschrift "75 Jahre Johannis-Loge Anschar zur Brüderlichkeit", siehe (1)
  6. Klocke, Wilhelm: Geschichte der Bremer Freimaurer-Logen, 1. Auflage, Bremen 1991, Eigenverlag, Druck: OFFSET HANSA Bremen
  7. Festschrift "75 Jahre Johannis-Loge Anschar zur Brüderlichkeit", siehe (1)
  8. Festvortrag "Zur Geschichte der Johannisloge 'Anschar zur Brüderlichkeit'" am 25. Oktober 2014 anlässlich des "Anschar"-Stiftungsfests
  9. Festschrift "75 Jahre Johannis-Loge Anschar zur Brüderlichkeit", siehe (1)
  10. Festschrift "75 Jahre Johannis-Loge Anschar zur Brüderlichkeit", siehe (1)
  11. Fest gefügte Formen. In: Weser Kurier. 7. Januar 2022, abgerufen am 5. März 2023
  12. Eiswettschneider verewigt seine Handabdrücke. In: Weser Kurier. 3. Januar 2012, abgerufen am 8. März 2023
  13. Manuela Ellmers: Das tapfere Bremer Schneiderlein. In: Welt. 5. Januar 2011, abgerufen am 8. März 2023

Weblinks