Arkanum: Unterschied zwischen den Versionen

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Die schillernde Zwischenwelt zwischen Aufklärung und Geheimhaltung, die sich im Begriff des Arkanum von Anfang an offenbart, scheint auch hinein in verschiedenste Vorstellungen der hermetischen Tradition. Diese wiederum verbindet ägyptische und hellenische Weisheiten, die sich in den ersten beiden Jahrhunderten unserer Zeitrechnung in einer Zusammenstellung von Schriften verdichten, die später als corpus hermeticum tradiert worden sind. Diese Schriften sind dem ägyptisch-hellenistischen Gott Hermes Trismegitos gewidmet und bergen unter anderem esoterische Einführungen in alchemistische und kabbalistische sowie naturphilosophische Praktiken.
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Die schillernde Zwischenwelt zwischen Aufklärung und Geheimhaltung, die sich im Begriff des Arkanum von Anfang an offenbart, scheint auch hinein in verschiedenste Vorstellungen der hermetischen Tradition. Diese wiederum verbindet ägyptische und hellenische Weisheiten, die sich in den ersten beiden Jahrhunderten unserer Zeitrechnung in einer Zusammenstellung von Schriften verdichten, die später als corpus hermeticum tradiert worden sind. Diese Schriften sind dem ägyptisch-hellenistischen Gott [[Hermes Trismegitos]] gewidmet und bergen unter anderem esoterische Einführungen in alchemistische und kabbalistische sowie naturphilosophische Praktiken.
  
 
== Chiffre  ==
 
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Version vom 20. Oktober 2009, 21:28 Uhr



Ursprung

Das aus dem Lateinischen stammende Wort Arkanum (Geheimnis, Geheimwissen, Geheimlehre, geheime Kraft) ist Träger einer Vielfalt von Bedeutungen und Missverständnissen. Sein Ursprung liegt in den antiken religiös-kultischen Ritualen. Dort beschreibt es zum einen die durch Wortmagie erstrebte Herrschaft über Naturereignisse, zum anderen aber steht es von Anbeginn an für die Unaussprechlichkeit des innersten Weltgrundes. Im Judentum artikuliert sich diese Unaussprechlichkeit durch die Formel für Gott: „Ich bin, der ich bin.“ Es ist eine Umschreibung Gottes; er selbst ist im Wort nicht fassbar. Das „Wort Gottes“ schließlich, als das von Gott selbst gesprochene Wort und gleichermaßen der im Wort sich offenbarende Gott gehört zum Grundgedanken des Christentums, das sich auf diesem Gebiet in vollständigen Gegensatz zu den antiken Geheimlehren setzt.

Geheimlehren

Was in den früheren Geheimlehren noch als Geheimnis galt, wird im Christentum offenbar. Es vereint den persisch-jüdischen Begriff des „Wortes“ oder der „Weisheit“ mit der platonisch-hellenistischen Vorstellung von philosophischem Denken. Das Unfassbare soll im Wort Gottes fassbar werden. Für den Kulturkreis des Christentums werden hierdurch die das Geheimnis und Arkanum betreffenden Lehren und Rituale vereinnahmt - sie werden neu bestimmt vor dem Hintergrund der neuen Religion.

Mystische Schau

Aber das Bestreben der christlichen Gelehrten, die antiken Geheimlehren in ihrer Religion des „offenbaren Wortes“ vollständig aufzuheben und damit diese die Religion betreffenden Dinge zu einer Angelegenheit von Christen sowie deren Theologen und Priestern allein werden zu lassen, erfährt von Zeit zu Zeit massiven Widerstand. Immer wieder tritt die Funktion des Arkanums in einer mystischen Bedeutung in Erscheinung. Pansophische und pantheistische Lehren in der Renaissance sowie der frühen Neuzeit geraten hin und wieder in Gegensatz zur christlichen Lehre. Als unkörperliche Kraft stellen sie sich die Naturphilosophen jener Epochen vor. Sie soll dem Naturgeschehen eingeboren sein. Philosophen (insbesondere Mystiker) wie Paracelsus (1493-1541) und Jacob Böhme (1575-1624) versuchen sie durch mystische Schau zu erkennen.

Hermetische Tradition

Die schillernde Zwischenwelt zwischen Aufklärung und Geheimhaltung, die sich im Begriff des Arkanum von Anfang an offenbart, scheint auch hinein in verschiedenste Vorstellungen der hermetischen Tradition. Diese wiederum verbindet ägyptische und hellenische Weisheiten, die sich in den ersten beiden Jahrhunderten unserer Zeitrechnung in einer Zusammenstellung von Schriften verdichten, die später als corpus hermeticum tradiert worden sind. Diese Schriften sind dem ägyptisch-hellenistischen Gott Hermes Trismegitos gewidmet und bergen unter anderem esoterische Einführungen in alchemistische und kabbalistische sowie naturphilosophische Praktiken.

Chiffre

In der Freimaurerei vermischen sich die verschiedensten Bedeutungen des Arkanums zu einem unabgeschlossenen Ganzen. Zum einen greifen sie auf die älteste aus den antiken Mysterienkulten entnommene Bedeutung zurück, zum anderen überträgt sich hier das Wort und seine Funktion auf das Geschehen innerhalb der Loge selbst. So wird Arkanum hier zur Chiffre der Tätigkeiten innerhalb der Grenzen der Freimaurerei. Das Wort steht dabei für die Suche nach etwas, das niemals vollständig in Erscheinung treten wird, das gleichwohl Motiv der Arbeit des Menschen an seiner Vervollkommnung sein soll: der vollständig menschlich gebildete Mensch. Das Wort Arkanum kann schließlich kaum mehr für etwas Anderes als eine Chiffre gelten, denn von den Tätigkeiten innerhalb der Tempel der Freimaurer ist nicht eine einzige im wirklichen Sinn „geheim“. Einschlägige Literatur informiert seit Jahrzehnten – oftmals detailliert - über den Ablauf freimaurerischer Rituale. Unbeschadet dessen berufen sich Freimaurer auf die sogenannte „Arkandisziplin“, wonach die zum Bund der Freimaurer gehörigen und dort ausgesprochenen Sinnzusammenhänge nicht leichtfertig und zusammenhanglos jedem und jederzeit preisgegeben werden sollen. Ein solches fragmentierendes Vorgehen würde auch nicht dem Verständnis, sondern allein dem Unverständnis dienen. Gerüchte, wonach die Verletzung der Arkandisziplin innerhalb des Bundes der Freimaurer mit drakonischen Strafen belegt würde, sind haltlos.

Aber neben einem aufgeklärten Umgang mit dem Arkanum begegnet man auch in der Gegenwart Restbeständen einer menschlichen Neigung zur Geheimwissenschaft. Diese Denkhaltung beruht oft auf nichts anderem als dem Wunsch, es möge etwas Unaussprechliches geben, von dem dennoch ein Wissen möglich sei; es möge das Unerkennbare von größerer Dignität sein als das Erkennbare, und diese Denkhaltung ist oft ebenso geprägt von der Neigung des Menschen, das Fernliegende und Unklare an den Anfang der Erkenntnis zu stellen, statt sich mit dem Naheliegenden, Greifbaren und Begreifbaren zuerst zu begnügen.

Quelle/Autor: Klaus-Jürgen Grün

Literatur

  • Bruno Nardini, Mysterien und Geheimlehren. Über den geistigen Hintergrund unserer Geschichte. Ein Handbuch, Braunschweig 1990.
  • Arthur Drews, Die Christusmythe, Jena 1910.
  • Mircea Eliade / Ioan P. Couliano (Hrsg.), Handbuch der Religionen, Zürich / München 1991.