Cagliostro

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Quelle: Kupferstich aus: Dumas, Alexandre: Memoiren eines Arztes, Erste Abteilung, Joseph Balsamo, Bd.1, Hartlebensverlag, Wien/Pest/Leipzig [um 1900], S. 13. Quelle: Wikipedia
"The Masonic Magician" Philippa Faulks
In englischer Sprache. Erhältlich bei SCHOPF
"The Alchemical Keys to Masonic Ritual" Timothy Hogan
In englischer Sprache. Erhältlich bei SCHOPF

Cagliostro

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Alexander, Graf v., eigentlich Josef Balsamo, * 1743 in Palermo, † 1795 im päpstlichen Gefängnis San Leone, der "Erzzauberer", einer der ganz großen und wohl der geistreichste Hochstapler des 18. Jahrhunderts, der seine Bedeutung neben zweifellos vorhandenen okkulten Fähigkeiten der Leichtgläubigkeit und dem mystischen Bedürfnis des Adels seiner Zeit verdankte.

Im Verein mit seiner Geliebten, späteren Frau, Lorenza Feliciani, deren schöner Körper nicht selten als Lockspeise diente, verstand er es, durch sein imponierendes Auftreten, jahrelang als Magier, Heilkünstler und Prophet gleich seinem Kollegen, dem Grafen St. Germain, die so genannte gute Gesellschaft in seinen Bann zu ziehen. In einem 1910 erschienenen englischen Werk: "Cagliostro", the Splendour and Misery of a Master of Magic" versucht W. R. H. Trowbridge eine posthume Ehrenrettung des großen Abenteurers. Er hält vor allem die erst in der letzten Lebenszeit Cagliostros behauptete Identität mit Josef Balsamo, der ein Schwindler und Fälscher war, nicht für erwiesen und glaubt, daß Cagliostro nicht nur der ihm vorgeworfenen Betrügereien nicht fähig sondern im Gegenteil ein arg mißbrauchter "Seher" gewesen sei, eine Anschauung, in der ihm Henry Ridgely Evans ("Cagliostro and his Egyptian Rite of Freemasonry", New York) folgt.

Freimaurer?

Ob Cagliostro wirklich in eine Freimaurerloge aufgenommen wurde, ist fraglich. Theveneau de Morande, einer seiner heftigsten Gegner, behauptete 1786 im "Courrier de l'Europe", die Aufnahme sei 1777 in der Londoner Loge "L'Espérance" erfolgt, die in London in der King's Head Tavern in Gerard Street, Soho zusammenkam. Cagliostro habe sich bei dieser Gelegenheit "Josef C. Oberst des 3. brandenburgischen Regiments" genannt. Man hat aber für diese Behauptung keinen urkundlichen Beweis finden können, ebensowenig für die Angabe von Clavel, C. sei in Deutschland aufgenommen worden. Dieser selbst bestätigte die Angabe von Morande in etwas zweideutiger Weise in "Letter to the English People". Jedenfalls wurde er von den Freimaurern seiner Zeit allgemein als Br. betrachtet und hatte überall (auch in England) Zutritt zu den Logen. (B. Ivanoff, A. Q. C. XLII, 47148.)

"Eigene Freimaurerei"

Um 1775 begründete Cagliostro eine eigene Freimaurerei, die er die ägyptische nannte und die von da an zum System seiner Hochstapeleien gehörte. In diesem "ägyptischen Ritus" verfocht er vor allem den Grundsatz, daß auch Frauen in den Orden aufgenommen werden müßten. Eine Loge, die er im Haag stiftete und deren Großmeisterin seine Frau wurde, war hauptsächlich für Damen bestimmt. 1779 war er in Mitau und nasführte dort den kurländischen Adel in seinen "Adoptionslogen", bis ihn die kluge Elisabeth von der Recke durchschaute.

Im Archiv der Rigaer Stadtbibliothek finden sich zwei Meisterpatente der Loge d'Adoption des trois Coeurs couronnés" und der "Loge d'Adoption des trois Epées couronnées". deren eines von Cagliostro unterzeichnet ist. Ein Versuch, auch in Petersburg unter dem Schutz von Katharina II. sein System zu verbreiten, mißlang, da die Gräfin Recke die Kaiserin gewarnt hatte. Infolgedessen konnte er bei einer Seance in der Wohnung des Fürsten Gagarin entlarvt werden. Der Kaiserin aber war dies Anlaß, drei Spottkomödien zu schreiben. den "Sibirischen Zauberer", den "Betrüger" und den "Verblendeten", in denen sie den Schwindel Cagliostros und anderer Hochstapler auf die ganze Freimaurerei übertrug.

Frankreich

Sein wahres Glück machte Cagliostro eine Zeitlang in Frankreich wo er vor allem den Straßburger Kardinal-Erzbischof Prinz Louis Rohan an sich zu fesseln wußte (1780). Mit dessen Hilfe fand sein Ägyptischer Ritus einen so ausgezeichneten Nährboden, daß der Großadministrator des Grand Orient de France, Herzog von Luxembourg, die Würde eines Großmeister-Protektors annahm. In Lyon und später in Paris gründete Cagliostro "Adoptions-Mutterlogen der hohen Ägytischen Freimaurerei". An der Spitze stand der "Groß-Kophta" der manchmal als "Unbekannter Oberer" bezeichnet wurde, sich zumeist aber in Cagliostro selbst verkörperte.

Wiedergeburt

Allen, die daran glaubten, wurde "Vollkommenheit durch physische und sittliche Wiedergeburt" versprochen. Wer die physische Wiedergeburt erlangen wollte, der mußte sich im Vollmonde des Maimonats aufs Land begeben, sich dort in ein Zimmer verschließen und 40 Tage lang mit magerer Kost begnügen. Er mußte sich während dieser Zeit ein paar Mal etwas Blut abzapfen lassen, durfte nur destilliertes Wasser trinken und hatte nach und nach ein paar Tropfen "Materia prima" einzunehmen. "Am 39. Tage bekommt er zehn Tropfen vom Balsam des Großmeisters, und am 40. Tage geht er völlig verjüngt und wiedergeboren nach Hause".

Wer aber die moralische Wiedergeburt erlangen wollte, hatte in ein besonders dazu eingerichtetes Haus zu ziehen. Auch dieses Haus durfte er während 40 Tagen nicht verlassen "Während dieser Zeit werden die geheimnisvollen Arbeiten verrichtet. Am 33. Tage kommen die sieben ersterschaffenen Engel und drücken eigenhändig ihre Siegel und Chiffren auf ein Stück Pergament, das vorher auf besondere Weise zubereitet worden ist. Am 40. Tage sind die Engel mit dieser Arbeit fertig und geben jedem ihrer Lieblinge ein Pentagramm. Wer dies empfängt, dessen Geist wird von göttlichem Feuer erfüllt, seine Einsichten werden unbegrenzt, seine Macht unermeßlich, er strebt von nun an nur nach Ruhe und Unsterblichkeit um von sich sagen zu können: Ich bin, der ich bin".

Frauen und Männer

Für Frauen und Männer bestanden gesonderte Abteilungen. Männer konnten nur Aufnahme finden, wenn sie den Meistergrad einer Freimaurerloge besaßen, doch vollzogen die Cagliostroschen Gründungen auch selbst die Weihe zum Lehrling, Gesellen und Meister. Das Ritual war reichlich okkultistisch. Man nahm lange an, Cagliostro habe es selbst erfunden- nach dessen eigenen Äußerungen beruhte es auf der Handschrift eines gewissen George Coston in London. John Yarker ("Arcane Schools") behauptete, daß der Ritus im wesentlichen mit jenem des französischen Kabbalisten Pasqually , also den "Elus Coëns", übereinstimme daß Coston mutmaßlich ein Schüler von Pasqually gewesen sei. Cagliostro hat also wohl nicht viel anderes getan, als dieses System für seine Zwecke adaptiert, wobei, namentlich auch in den Äußerlichkeiten, der "ägyptische" Charakter besonders hervorgehoben wurde. Die Kandidaten galten als Sucher der "wahren Maurerei der ägyptischen Weisen". Eine große Rolle spielte die heilige Sieben (sieben Engel entsprachen den sieben Planeten, und der Kandidat wurde in sieben "philosophischen Operationen" unterwiesen). Die Ordensdevise lautete reichlich dunkel: "Qui agnoseit martem, cognoseit artem". Die Symboldeutung war ganz okkultistischer Natur. Im Mittelpunkt der höchsten Grade standen die Zauberkünste des Wundermanns.

Der "Göttliche"

In Paris, wo Cagliostro 1785 anlangte, richtete ihm der Kardinal Rohan ein Haus mit einer ägyptischen Kammer" ein. Houdon, der berühmte Bildhauer, verewigte ihn in Marmor. Auf Stichen von Bartolozzi wurde er als der große Menschenfreund gefeiert; man nannte ihn gar den "göttlichen Cagliostro". Die "Philaleten" die in diesem Zeitraum ihren internationalen Freimaurerkongreß abhielten, luden ihn zur Teilnahme ein. Er sagte zunächst zu und versprach, den Versammelten die Geister vorzuführen, die Mittelglieder zwischen dem Menschen und dem Schöpfer seien. Dann verlangte er aber, daß man seinen Ritus annehme, zur Lyoner Mutterloge seines Systems ("Sagesse Triomphante") übertrete und die Archive der auf dem Kongreß vertretenen "irregulären" freimaurerischen Systeme verbrenne; nur dann könne er "einen Lichtstrahl in die Dunkelheit ihres Tempels leuchten lassen. Der Baron von ? als Unterhändler suchte Cagliostro zu billigeren Forderungen zu bewegen. Dieser gab aber nicht nach. Schließlich reisten drei Philaleten nach Lyon und ließen sich dort in den ägyptischen Ritus aufnehmen. Trotzdem ihr Urteil günstig ausfiel, schlugen die Verhandlungen schließlich doch fehl. Kurze Zeit später wurde Cagliostro unschuldig in die berüchtigte Halsbandgeschichte verwickelt und nach seinem Freispruch auf Befehl des Königs ausgewiesen.

Ein Stern verbleicht

Damit begann sein Stern zu verbleichen, zumal der "Courrier de l'Europe" ihn nun aufs heftigste angriff. Das führte, nach Trowbridge, dazu, daß die Londoner Freimaurer, die ihn zuerst freundlich aufnahmen, dann vollständig fallen ließen, was namentlich in einer Arbeit der Lodge of Antiquity (1. November 1786) seinen Ausdruck fand. Die Ablehnung (und Verspottung durch den Optiker March), der er hier begegnete, ist in einer Karikatur von Gillray von 1786 ("A Masonic Anecdote") festgehalten. Nun wollte Cagliostro sein System mit jenem Swedenborgs verbinden. In einem Inserat des "Morning Herald" rief er alle wahren Maurer im Namen Jehovas auf, zu einer Versammlung in O'Reilly's Tavern in Great Queen Street zu erscheinen, um dort einen neuen Tempel, ein neues Jerusalem zu errichten. Bemerkenswerterweise lag dieses Gasthaus gegenüber dem Großlogenhaus.

Rom

Die Bemühungen blieben erfolglos; Cagliostro reiste ruhelos umher und suchte schließlich mit seinem ägyptischen Ritus in Rom Fuß zu fassen. Am 27. Dezember 1789 wurde er aber von den Organen der lnquisition festgenommen . In seinem Prozeß vor dem Gerichtshof der Inquisition suchte er sich auf die Illuminaten auszureden, die ihn auf seinem Irrweg vorwärtsgetrieben hätten. Im Kellergewölbe eines Landhauses bei Frankfurt a. M. habe man ihn zum Illuminaten und ohne sein Vorwissen auch gleich zu einem der zwölf Großmeister gemacht. Ein mit Blut geschriebener Eid habe ihn zur Tötung aller Despoten verpflichten wollen. Die freimaurerisch-illuminatischen Machenschaften seien in erster Linie gegen Frankreich gerichtet gewesen, aber sie würden weitergehen. In den europäischen Banken lägen große Summen bereit. Nicht weniger als 180.000 Freimaurer müßten für die revolutionären Zwecke jährlich je 100 Goldfrancs zur Verfügung stellen, von 20.000 Logen in Amerika und Europa langten jeweils am Johannisfest zusammen weitere 500.000 Louis d'0r ein. Die Inschrift eines bei ihm gefundenen Siegels L. P. D. deutete C. mit "Lilia destrue pedibus", "zertritt die Lilien (der Bourbonen) unter den Füßen!"

Dieser reumütige Schwindel rettete Cagliostro den Kopf. Er wurde zwar wegen Häresie, Zauberei und Freimaurerei zum Tode verurteilt, aber dann zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Im Urteil der Inquisition wird unter Berufung auf die Bullen von Clemens XII. und Benedict XIV. ausdrücklich auf die freimaurerische Betätigung des Scharlatans hingewiesen.

Durch das Verdikt wurde auch ein Cagliostro abgenommenes Manuskript "ägyptische Maurerei" feierlich dem Henker zur öffentlichen Verbrennung überliefert. Zu seinem Stück "Joseph Balsamo" hat Alexandre Dumas (Pere) einen szenischen Prolog geschrieben: "La Réception de Balsamo chez les Franes-Maçons", der, bei der Uraufführung (und auch später) weggelassen, 1778 vom "Figaro" publiziert und 1924 von Coté - Darly in einem Neudruck (Paris, "Symbolisme") herausgebracht wurde.

Goethe

Welchen Zauber die Gestalt des Abenteurers auf seine Zeitgenossen ausübte, zeigt die Anteilnahme Goethes an seinem Schicksalen. Er hat während seiner Italienreise 1787 in Palermo Nachforschungen nach Cagliostro angestellt, bei einem Rechtsanwalt den Stammbaum feststellen lassen und auch die Familie besucht. Er gab sich dabei als Engländer, Mr. Wilton, aus und erhielt von der Mutter und den Geschwistern einen Brief an den zur Zeit in London weilenden Cagliostro mit. Diesen Besuch behandelt Goethe nicht nur in der "Italienischen Reise" (Palermo 13./14. April 1787), er kam auch noch 1792 in einem in der Freitagsgesellschaft gehaltenen Vortrag darauf zurück. ("Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro Stammbaum. Mit einigen Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie.") Das Interesse der Weimarer Gesellschaft kommt auch zum Ausdruck in der von Jagemann, dem Bibliothekar der Herzogin Anna Amalia besorgten deutschen Übersetzung aus einem Auszuge der Prozeßakten gegen Cagliostro ("Compendio della vita e delle gest di G. Balsamo, denominato il Conte Cagliostro", Rom. 1791.) Goethe hatte sich schon 1780 eifrig mit der rätselhaften Figur des Cagliostro beschäftigt, als er vom Besuche Lavaters bei dem großen Magier erfahren hatte.

Er schrieb 1781 dringlich an Lavater, er solle ihm ein Wort "aus der ganzen Tiefe" sagen. Aber schon kurz hinterher (18. März) fällt er das Urteil, "Narr mit Kraft und Lump sind nah verwandt". Der Besuch der Elisabeth von der Recke, die er durch Bode kennenlernte, bestätigte sein verdammendes Urteil. Als er nun von dem die Hofgesellschaft begreiflicherweise sehr erregenden Halsbandskandal hörte, suchte er in einem Operntexte Befreiung. Diese Oper sollte "Die Mystificierten" heißen. Reichardt (s. d.) sollte die Musik schreiben Neuerlichen Anstoß; zur Beschäftigung mit dem Thema gab ihm die Übernahme der Leitung der neuen Hofbühne und so entstand das Lustspiel "Der Großcophta". Auch in der "Kampagne in Frankreich" findet Cagliostro seinen Platz. Goethe schildert, wie ihn schon 1785 die Halsbandgeschichte wie das Haupt der Gorgo geschreckt habe. Aber es waltete kein froher Geist über dem "Großcophta". Bei der Aufführung "fühlte sich ein grober, respektabler Teil des Publikums entfremdet sowie das weibliche Zartgefühl vor einem verwegenen Liebesabenteuer entsetzt".

Filme

Quelle: Rolf Krekeler

  • Rezension von Bernard Eisenschitz: Reihe CineGraph Buch: Helga Belach, Wolfgang Jacobsen (Redaktion):Richard Oswald. Regisseur und Produzent. CAGLIOSTRO (1928/29) galt lange Zeit als verschollen. Erst kürzlich wurden in der Cinémathèque Française unter diesem Titel einzelne Rollen von Negativ- und Positivmaterial gefunden. Dabei stellte sich heraus, daß Material von Oswalds CAGLIOSTRO mit einem frühen, homonymen Film von Camille de Morlhorn gekoppelt war.

Conrad Veidt, Film- und Bühnenschauspieler, war einer der führenden Exponenten des deutschen Stummfilms zur Zeit des Expressionismus. Veidt wurde am 22. Januar 1893 in Berlin geboren und war Schüler des Regisseurs Max Reinhardt am Deutschen Theater. Während seiner Laufbahn spielte Veidt vor allem düster-mysteriöse Figuren, wobei sein „dämonisches Aussehen" ihn zumeist auf böse Charaktere festlegte. So verkörperte er etwa die somnambule Figur des Cesar in Robert Wienes Meisterwerk "Das Kabinett des Dr. Caligari" (1919), sowie vergleichbare Rollen in F. W. Murnaus Der Januskopf (1920), in Reinhold Schünzels "Der Graf von Cagliostro" (1920), in Joe Mays Das indische Grabmal (1921) und in Paul Lenis Das Wachsfigurenkabinett (1924).

Videos

  • Conrad Veidt on Screen

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  • Philippa Faulks The Masonic Magician Part 1

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