Carl Helmke

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Fast ein Vierteljahrhundert lang bekleidete Carl Helmke (*27. August 1894 in Wilhelmshaven, †10. April 1975 in Wien) Funktionen im Großbeamtenrat der Großloge von Österreich, zuletzt in den 1960er-Jahren neun Jahre lang als Großmeister. Er hatte in der Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlich zum Gedeihen der österreichischen Freimaurerei beigetragen. Von Gerd Palka.

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Carl Helmke in der Gemäldegalerie der Großloge von Österreich

Im profanen Leben war Carl Helmke Geschäftsführer der RUF Buchhaltung GmbH und als Vizepräsident und Vorsitzender des Vorstands der Österreichischen Liga für Menschenrechte auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er wurde am 26. April 1929 in Berlin in die „Große Freimaurerloge Kaiser Friedrich Zur Duldsamkeit“ aufgenommen und affiliierte im März 1946 in die österreichische Sammelloge „Humanitas Renata“.

Von 1946 bis 1950 war er Großbibliothekar und danach bis 1959 Deputierter Großmeister der „Großloge von Wien für Österreich“. 1954 erhielt er die Würde eines Ehrenmitglieds der Großloge zuerkannt. Er war außerdem Mitglied im Alten und Angenommenen Schottischen Ritus und Repräsentant des Obersten Raten von Deutschland beim Obersten Rat von Österreich. Von 1960 bis 1969 stand Carl Helmke schließlich als Großmeister der Großloge von Österreich an der Spitze der österreichischen Freimaurerei. In seiner Amtszeit kam es zu 10 Logengründungen, womit sich die Zahl der österreichischen Logen innerhalb eines Jahrzehnts nahezu verdoppelte.

In den ersten Jahren nach Kriegsende leitete er als Großbibliothekar ab 1947 die Übernahme und Katalogisierung der im Krieg geraubten und nun von der Österreichischen Nationalbibliothek an die österreichische Großloge zurückgestellten Bücher. In der Zeit seiner Tätigkeit als Großmeister war es sein Verdienst, die Gespräche zwischen der Freimaurerei und der katholischen Kirche angestoßen zu haben.

Schon im Sommer 1949 hatte er Großmeister Bernhard Scheichelbauer zu einem informellen Treffen mit den deutschen Freimaurern zum Verhältnis der Freimaurer zur katholischen Kirche nach Passau begleitet. Seit damals legte er besonderes Augenmerk auf den Abbau der Spannungen zwischen dem Vatikan und der Freimaurerei. Als Großmeister setzte er 1963 einen ungewöhnlichen Schritt: Er brachte anlässlich des Ablebens von Papst Johannes XXIII eine Laudatio auf den Verstorbenen in allen österreichischen Logen zur Verlesung. Zwei Jahre später, am 10. November 1965, erfolgte dann sein wichtiger Anstoß: Er ersuchte Wiens liberalen Kardinal König in einem Schreiben namens der österreichischen Freimaurer, seine „prominente Position in der katholischen Kirche“ dazu zu nützen, im Vatikan darauf einzuwirken, dass die Haltung der katholischen Kirche gegenüber den Freimaurern geändert würde. Jedoch erst ab 1968 kam es darüber zu einem Dialog der Großloge von Österreich mit Kardinal König, der dann 1970 in der sogenannten „Lichtenauer Erklärung“ zur Entspannung des Verhältnisses zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei mündete.

Ein Anliegen waren Carl Helmke auch die weltweiten Kontakte. Als Deputierter Großmeister hatte er an etlichen internationalen Tagungen der Freimaurerei teilgenommen, mit einem Besuch der New Yorker „Humanitas Lodge No. 1123“ (s.u.) im September 1960 setzte er ein besonderes Zeichen der Verbundenheit: In jener Loge hatten viele aus Österreich und Deutschland während der Nazi-Zeit in die USA emigrierte Freimaurer eine masonische Heimat gefunden.

Auch nach dem Ende seiner Amtszeit als Großmeister blieb der nunmehrige Alt- und Ehren-Großmeister Carl Helmke in der österreichischen Freimaurerei aktiv. Im März 1973 fand auf seine Initiative im Wiener Logenhaus erstmals ein Treffen maurerisch junger Brüder statt – es war dies die Initialzündung für die späteren so genannten Lehrlings- und Gesellengespräche, die seither dem näheren persönlichen Kennenlernen, der Wissensvermittlung über die Freimaurerei und dem Erfahrungsaustausch dienen.

1975 starb Carl Helmke im 81. Lebensjahr.

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