Die deutsche Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurer-Liga von 1927 bis 1933: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. Februar 2017, 21:02 Uhr


Die deutsche Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurer-Liga von 1927 bis 1933

Thomas Richert

Einleitung

Nach der menschlichen und politischen Katastrophe des Ersten Weltkrieges verstärkte sich unter den europäischen Freimaurern das Bewußtsein von der Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und der Kriegsverhütung. Bei den Neutralen wie auch bei den Sieger- mächten entwickelte sich dieses Bewußtsein jedoch schneller als im Deutschen Reich, wo man die Ungerechtigkeit des Versailler Vertrages bitter empfand, so daß die Wertung der internationalen Kontakte des Einzelnen von der persönlichen auf die politische Ebene verlagert wurde. Nur allzu leicht gelangte man so in den Geruch nationaler Unzu- verlässigkeit.

Noch komplizierter wurde das an sich schon verwickelte Problem durch die Frage der Regularität des Freimaurerbundes "Zur aufgehenden Sonne" (FzaS). Wo immer Brüder dieses Bundes erschienen, blieben otfizielle Vertreter der deutschen Freimaurer fern. Es waren aber gerade die Brüder des FzaS, die sich besonders in der Frage des Pazifismus engagierten.

Die regulären Großlogen trafen sich seit 1921 auf den Kongressen der Association Magonnique lnternationale (AMl), soweit sie dort Mitglieder waren. Einzelnen Freimaurer regulärer Logen hingegen bot sich schon seit 1905 die Möglichkeit zu internationalen Begegnungen in der Esperanto-Vereinigung, deren Wirksamkeit aber durch den eigentlichen Vereinszweck eher behindert als gefördert wurde. So setzte Br. Uhlmann, Basel, 1913 auf dem Welt-Esperanto-Kongreß eine Um- organisation durch, Die Wandlung wurde durch einen Namenswechsel von "Esperanto Framasona" zu "Universala Framasona Ligo" dokumentiert.l)

Eine dritte Ebene der Begegnung stellten internationale freimaurerische Friedensmanifestationen dar, die von einzelnen Freimaurern ohne größeren organisatorischen Rückhalt veranstaltet wurden, und bei denen die Frage der Regularität von den Teilnehmern nicht besonders beachtet wurde. Die Veranstalter dieser Manifestationen waren zum Teil zugleich Mitglieder der UFL, was dazu führte, daß die UFL als verantwortlich angesehen wurde. Spielte nun jemand das Regularitätsproblem hoch, geriet die UFL damit selbst in Gefahr.

Langfristig bewirkte das eine Trennung der UFL von den Manifestationen, die zunehmend zu Veranstaltungen des FzaS mit ausländischen Brüdern wurden. Gleichzeitig führte es zu einer Verschärfung der Trennung von Regulären und lrregulären, was schließlich das Auseinanderbrechen des FzaS zur Folge hatte.


Die Übergangsphase 1925 -1926

Das Nebeneinander verschiedener internationaler Gruppen wurde 1925 deutlich. Für den 1. bis 8. August rief die UFL zum Esperanto- Kongreß nach Genf (Br. Uhlmann und Br. C. Barthel), während die lnternationale Freimaurer-Liga zur 7. lnternationalen Freimaurerischen Manifestation in Basel am29.- 31. August einlud (Brr. Bernardin, Dop, Uhlmann, Bangel, Lennhoff, Daubenfeld).2)

Der Schwerpunkt der freimaurerischen Berichterstattung lag bei der Baseler Manifestation, nicht beim Esperanto-Kongreß. Auf dieser Friedensdemonstration - in Anlehnung an den Locarno-Vertrag auch das freimaurerische Locarno genannt - begegneten sich fast alle Handlungsträger der hier zu erörternden Ereignisse bis 1933.

Br. Ernst Klein, Frankfurt am Main, schrieb Zeitungskommentare; Reden hielten unter anderem die Brr. Kraft, Dresden, und Leo Müffelmann, Berlin. Anwesend waren auch die Brr. Bluntschli, Rackhorst, Föhren- bach, Rittersbacher und Pototzky. Den FzaS vertraten die Redner Br. Hauck und Br. Schoettke.

Die Bedeutung dieses Treffens lag sicher in den erstmals breiter gestreuten Auslandskontakten deutscher Brüder, blieb aber auf die Ebene persönlicher Begegnungen beschränkt. Die einladende Gruppie- rung mit der Bezeichnung lnternationale Freimaurer-Liga trat jedenfalls später nicht mehr in Erscheinung. Stattdessen kam es innerhalb der UFL zu einem Umdenken. ln Gesprächen, die anläßlich eines Treffens in Wien im Sommer 1926 stattfandena), beschloß das lnternationale Komitee eine Anderung der Liga-Struktut die auf die Hintanstellung des Esperanto als Vereinszweck hinauslief, ohne es indessen völlig aufzu- geben. Die ldee dazu stammte von Br. Lennhoff unter Mitwirkung von Br. V. Hammerschlag. Mit ihnen berieten die Brr. Uhlmann, Dop, Bernar- din, Klein, Barthel und Daubenfeld.

Das Ergebnis der Beratungen war, in Wien eine zentrale Dokumentationsstelle einzurichten, die Br. E. Lennhoff leiten sollte, und die Gesamtorganisation in erweitertem Rahmen neu aufzubauen. Wieder gab es eine Umbenennung, diesmal in 'Allgemeine Freimaurer-Liga". Die Beschlüsse bedurften jedoch noch eines Jahres der Reifung, bis sie im Sommer 1927 zu Aktivitäten führten.