Die deutsche Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurer-Liga von 1927 bis 1933

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Die deutsche Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurer-Liga von 1927 bis 1933

Thomas Richert

Einleitung

Nach der menschlichen und politischen Katastrophe des Ersten Weltkrieges verstärkte sich unter den europäischen Freimaurern das Bewußtsein von der Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und der Kriegsverhütung. Bei den Neutralen wie auch bei den Sieger- mächten entwickelte sich dieses Bewußtsein jedoch schneller als im Deutschen Reich, wo man die Ungerechtigkeit des Versailler Vertrages bitter empfand, so daß die Wertung der internationalen Kontakte des Einzelnen von der persönlichen auf die politische Ebene verlagert wurde. Nur allzu leicht gelangte man so in den Geruch nationaler Unzu- verlässigkeit.

Noch komplizierter wurde das an sich schon verwickelte Problem durch die Frage der Regularität des Freimaurerbundes "Zur aufgehenden Sonne" (FzaS). Wo immer Brüder dieses Bundes erschienen, blieben otfizielle Vertreter der deutschen Freimaurer fern. Es waren aber gerade die Brüder des FzaS, die sich besonders in der Frage des Pazifismus engagierten.

Die regulären Großlogen trafen sich seit 1921 auf den Kongressen der Association Magonnique lnternationale (AMl), soweit sie dort Mitglieder waren. Einzelnen Freimaurer regulärer Logen hingegen bot sich schon seit 1905 die Möglichkeit zu internationalen Begegnungen in der Esperanto-Vereinigung, deren Wirksamkeit aber durch den eigentlichen Vereinszweck eher behindert als gefördert wurde. So setzte Br. Uhlmann, Basel, 1913 auf dem Welt-Esperanto-Kongreß eine Um- organisation durch, Die Wandlung wurde durch einen Namenswechsel von "Esperanto Framasona" zu "Universala Framasona Ligo" dokumentiert.l)

Eine dritte Ebene der Begegnung stellten internationale freimaurerische Friedensmanifestationen dar, die von einzelnen Freimaurern ohne größeren organisatorischen Rückhalt veranstaltet wurden, und bei denen die Frage der Regularität von den Teilnehmern nicht besonders beachtet wurde. Die Veranstalter dieser Manifestationen waren zum Teil zugleich Mitglieder der UFL, was dazu führte, daß die UFL als verantwortlich angesehen wurde. Spielte nun jemand das Regularitätsproblem hoch, geriet die UFL damit selbst in Gefahr.

Langfristig bewirkte das eine Trennung der UFL von den Manifestationen, die zunehmend zu Veranstaltungen des FzaS mit ausländischen Brüdern wurden. Gleichzeitig führte es zu einer Verschärfung der Trennung von Regulären und lrregulären, was schließlich das Auseinanderbrechen des FzaS zur Folge hatte.


Die Übergangsphase 1925 -1926

Das Nebeneinander verschiedener internationaler Gruppen wurde 1925 deutlich. Für den 1. bis 8. August rief die UFL zum Esperanto- Kongreß nach Genf (Br. Uhlmann und Br. C. Barthel), während die lnternationale Freimaurer-Liga zur 7. lnternationalen Freimaurerischen Manifestation in Basel am29.- 31. August einlud (Brr. Bernardin, Dop, Uhlmann, Bangel, Lennhoff, Daubenfeld).2)

Der Schwerpunkt der freimaurerischen Berichterstattung lag bei der Baseler Manifestation, nicht beim Esperanto-Kongreß. Auf dieser Friedensdemonstration - in Anlehnung an den Locarno-Vertrag auch das freimaurerische Locarno genannt - begegneten sich fast alle Handlungsträger der hier zu erörternden Ereignisse bis 1933.

Br. Ernst Klein, Frankfurt am Main, schrieb Zeitungskommentare; Reden hielten unter anderem die Brr. Kraft, Dresden, und Leo Müffelmann, Berlin. Anwesend waren auch die Brr. Bluntschli, Rackhorst, Föhren- bach, Rittersbacher und Pototzky. Den FzaS vertraten die Redner Br. Hauck und Br. Schoettke.

Die Bedeutung dieses Treffens lag sicher in den erstmals breiter gestreuten Auslandskontakten deutscher Brüder, blieb aber auf die Ebene persönlicher Begegnungen beschränkt. Die einladende Gruppie- rung mit der Bezeichnung lnternationale Freimaurer-Liga trat jedenfalls später nicht mehr in Erscheinung. Stattdessen kam es innerhalb der UFL zu einem Umdenken. ln Gesprächen, die anläßlich eines Treffens in Wien im Sommer 1926 stattfandena), beschloß das lnternationale Komitee eine Anderung der Liga-Struktut die auf die Hintanstellung des Esperanto als Vereinszweck hinauslief, ohne es indessen völlig aufzu- geben. Die ldee dazu stammte von Br. Lennhoff unter Mitwirkung von Br. V. Hammerschlag. Mit ihnen berieten die Brr. Uhlmann, Dop, Bernar- din, Klein, Barthel und Daubenfeld.

Das Ergebnis der Beratungen war, in Wien eine zentrale Dokumentationsstelle einzurichten, die Br. E. Lennhoff leiten sollte, und die Gesamtorganisation in erweitertem Rahmen neu aufzubauen. Wieder gab es eine Umbenennung, diesmal in 'Allgemeine Freimaurer-Liga". Die Beschlüsse bedurften jedoch noch eines Jahres der Reifung, bis sie im Sommer 1927 zu Aktivitäten führten.

Das herausragende internationale freimaurerische Ereignis des Jahres 1926 war die freimaurerische Manifestation in Belgrad. Das Auftreten von Br. Müffelmann, damals Meister vom Stuhl der Berliner Loge "Bluntschli" (Großloge zur Sonne), führte zu ersten scharfen Reaktionen einiger deutscher Großlogen. Sie legten Wert auf die Feststellung, daß er bei seinem demonstrativen Bruderkuß mit dem französischen Br. Groussier nicht die deutsche Freimaurereivertreten, sondern nur als Einzelner gehandelt habe.

ln Belgrad nahmen übrigens auch ungarische Brüder mit Genehmigung des ungarischen Außenministers teil, obwohl die Symbolische Großloge von Ungarn seit '1920 verboten war und auch blieb.


Die Allgemeine Freimaurer-Liga entsteht

lm August 1927 erschien in der "Leuchte" ein Aufruf zur Schaffung der Allgemeinen Freimaurer-Liga durch den Beitritt möglichst vieler Brüder. Unterzeichnet war er von den Brn. Uhlmann, Basel, als Vorsitzendem, v. Sury, Basel, als l.Vizepräsidenten, Rothenberger. Basel, als 1. Sekretär und Lennhoff, Wien, als dem Leiter der internationalen Geschäftsstelle.

Die erste Tagung der neuen AFL fand am 1. und 2. Oktober 1927 in Basel statt. Sie wurde übrigens als 2. Tagung angesehen, hingegen das Wiener Treffen von 1926 als 1. Kongreß. Nun wurden die Richtlinien für die Arbeit der Liga festgelegt und die Statuten entsprechend geändert. Jetzt konnten auch Landesgruppen der Liga gebildet werden. lm Oktober konnte sich Br. Lennhoff wohl endgültig in der Frage der Regularitätsanforderung an Liga-Mitglieder durchsetzen.

Es hatte nämlich vorher Diskussionen mit Br. Bernardin gegeben, der mit dem FzaS zusammengehen wollte.s) Wahrscheinlich im Zusammenhang mit dieser Diskussion erfolgte seit April 1927 eine erste große Austrittswelle aus dem FzaS, die hauptsächlich der Großloge zur Sonne zugute kam.

So hat auch der ehemalige Großmeister des FzaS, Br. Weigt aus Hannover, die Unterstützerliste des Gründungsaufrufs der AFL möglicherweise noch als FzaS-Mitglied unterschrieben, trat dann aber zu einer Loge der Großloge zur Sonne über, die im September 1927 aus ehemaligen FzaS-Brn. in Hannover gebildet wurde.

Interessanterweise sollte gleichzeitig mit der AFL-Tagung in Basel eine Manifestation veranstaltet werden. Außerdem wurde noch zu einer Arbeit im 18. Grade des A.A.S.R. eingeladen.ll) Tatsächlich waren dann Brüder aus 13 Ländern und 17 Großlogen versammelt. Damit wird einerseits deutlich, daß der Scheidungsprozeß zwischen AFL und Manifestationen noch nicht beendet war, andererseits, daß die seit 1925 beteiligten Brüder dem A. A. S. R. verbunden waren. Insbesondere die äi.-oöp, Uhlmann und Lennhoff hatten in ihren Ländern führende Positionen in den jeweiligen Obersten Räten inne. Damit gewann die AFL eine inoffizielle Vermittlerposition, die überdies persönlichen Kontakte zur ärtÄlrung von Graden des Schottischen Ritus an deutsche Brüder und schließlich zur Gründung des Obersten Rates des Alten und Angenommenen schottischen Ritus für Deutschland am 10. Februar 1930 führte.


H.O. Föhrenbach und die deutsche Landesgruppe 1927

Mit den Entscheidungen vom Oktober 1927 war die Grundlage für die Bildung einer deutschen Landesgruppe gegeben. Ihr Kern hatte sich aber schon vorher um die Brüder der Unterstützerliste zum Gründungsäutrut geoiroet. Es handelt sich dabei um folgende deutsche Brüder:

  • H. O. Föhrenbach, Freiburg
  • Leo Müffelmann, Berlin
  • Ernst Klein, FrankfurVMain
  • Fritz Rackhorst, LenneP
  • Kurt Kautfmann, Berlin
  • C. Th. Steinecke, Heidelberg
  • Theilhaber, München
  • Carl Vogler, Regensburg
  • Alois Hubauer, Landshut i. B'
  • Dr.Weigt, Hannover
  • J. M. Flamm, Halle
  • Carl Landsberger, Breslau
  • Hans Quint, Falkenstein
  • Hans Pototzky, Breslau.l 2)

Der an der Ppitze stehende Br. Föhrenbach von der Großloge zur Sonne wurde dafür von seinem Großmeister öffentlich getadelt. Er scheint zunächst ein Kristallisationspunkt der entstehenden Landesgruppe gewesen zu ein,wurde er doch-fälschlich-1928 als ihr Vorsitzender genannt. la)

Auf der Baseler Oktobersitzung der AFL im Jahre 1927 wurde aber Leo Müffelmann zum Vorsitzenden gewählt, während Föhrenbach als Sprecher der deutschen Brüder bezeichnet wurde. An dieser Sitzung nahm auch Br. Dr. Bing von der symbolischen Großloge von Ungarn teil. Er sprach bei der Festarbeit über Symbolik. Weitere Redner waren die Brr. Klein und Müffelmann.

Am 15. Februar 1928 nahm Br.Wolff aus Bielefeld an einer Zusammenkunft der AFL in St. Moritz als Redner teil. Er muß folglich auch als Mitglied angesehen werden.

Die Landesgruppe scheint zunächst nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Deshalb entfaltete sie im April 1928 neue Werbeaktivitäten.


Die Reichsdeutsche Landesgruppe 1927-1933

Im April 1928 wurde der Aufruf zum Beitritt zur nunmehr " Reichsdeutschen Landesgruppe" an einzelne Brüder verschickt. Eine Veröffentlichung erfolgte nur in der "Bauhütte".

Allgemeine Freimaurer-Liga

Reichsdeutsche Landesgruppe

Berlin, im April 1928.

Gel. Br.

Die Freimaurerei wird heute von vielen Seiten angegriffen. Sie wird verleumdet und bekämpft. Da ist es notwendig, daß die Freimaurerei klar und deutlich ihre Ziele bestimmt und die ldeen scharf umgrenzt. lnhalt und Wesen der Freimaurerei ist die ldee von der Einheit des Menschengeschlechts, die ldee von der Liebe aller Menschen zueinander, von der Brüderlichkeit aller Menschen.

Die Freimaurerei arbeitet an der Durchsetzung des Ideals der Humanität, an der Durchführung der allgemeinen Menschenliebe und Menschenverbrüderung. Über die Grenzen von Nationen und Konfessionen, über Rassenunterschiede und Religionsverschiedenheiten hinaus gilt es, kraftvoll und stark die nationale und kulturelle Eigenart zu wahren und doch den Gedanken der Einheit aller Menschen zu betonen sowie das ldeal, das den Mittelpunkt aller Religionen ausmacht, die Liebe aller Menschen zueinander, durchzusetzen.

Hier sind noch große Widerstände zu überwinden. Widerstände, die aus Unkenntnis und Unwissenheit herauswachsen. Helfen kann nur die Zusammenarbeit aller Brr. aller Systeme aller Länder, die dem ldeal der Humanität ernsthaft nachstreben, die davon durchdrungen sind, daß Freimaurerei wirklich Menschenliebe bedeutet.

Diese Brr. gilt es zusammenzufassen, unabhängig von den einzelnen Systemen und nicht im Gegensatz zu diesen Systemen. Die Großlogen und Systeme haben ihre großen Aufgaben zu erfüllen. Darüber hinaus aber müssen von Br. zu Br. Beziehungen angeknüpft und Fäden gespon- nen werden, um die Arbeit von Logen und Systemen zu ergänzen. Hier will die Allgemeine Freimaurer-Liga einsetzen.

Sie ist die Vereinigung der einzelnen Brr. aller regulären Systeme aller Länder; sie will das gegenseitige Kennenlernen einzelnen Brr. ermöglichen und die zerrissene Bruderkette aufs neue schließen.

In § 1 der Satzung der Allgemeinen Freimaurer-Liga heißt es demgemäß:

"Die Allgemeine Freimaurer-Liga (Universala Framasona Ligo) ist eine Vereinigung von Freimaurern aller regulären Obedienzen. Sie bezweckt die Verbesserung der Beziehungen unter den Brr. der ganzen Welt. Sie erstrebt ein einmütiges Vorgehen für die gemeinsamen ldeale der Völkerverbrüderung und Menschlichkeit.

Der Zweck soll erreicht werden:

a) durch schriftlichen und persönlichen Gedankenaustausch,
b) durch die Herausgabe eines gemeinsamen Nachrichtenblattes,
c) durch die Veranstaltung von Zusammenkünften und Manifestationen,
d) durch planmäßige Förderung aller jener Bestrebungen, die der

Einigkeit unter den Freimaurern und der Völkerverbrüderung dienen,

e) durch Herausgabe von aufklärenden Schriften,
f) durch Veranstaltung von Vorträgen in den einzelnen Ländern,
g) durch Bestellung von Wanderrednern,
h) durch Zusammenarbeit und unterstützung aller freimaurerischen

Vereinigungen, welche ähnliche Ziele verfolgen.

Wenn die Allgemeine Freimaurer-Liga aber diese Ziele erreichen will, so ist es notwendig, daß die Brr. in großem Umfange der Liga beitreten. Durch die Gründung besonderer Landesverbände ist die Möglichkeit gegeben, die besonderen Wünsche der Brr. der einzelnen Länder zum Ausdruck zu bringen.

Eine Reichsdeutsche Landesgruppe

ist dabei von besonderer Wichtigkeit, da gerade die deutschen Brr. bei der Gestaltung der übernationalen Beziehungen viel zu sagen haben. Daher ist es Pflicht aller deutschen Brr., sich in möglichst großer Zahl der Reichsdeutschen Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurer-Liga anzuschließen. Die Zeit dazu ist reif.

Ein eigenes Mitteilungsblatt wird den Brr. regelmäßig zugehen. Ein Kongreß sämt!icher Landesgruppen der Allgemeinen Freimaurer-Liga ist auf den 24.- 26. August d. J. nach Wien einberufen'

Der Beitrag für das Jahr 1928 ist auf RM 6,- jährlich festgesetzt, wofür das Mitteilungsblatt kostenlos geliefert wird. Es ist unter Benutzung der beiliegenden Zahlkarte auf das Postscheckkonto Otto Schaaf , Berlin 138310, einzuzahlen.

Mit br. Gruß

Die Reichsdeutsche Landesgruppe der Allgemeinen Freimaurer-Liga

Im Auftrage:

(Es folgen vierzehn Unterschriften.)

Leider verzichtete der Abdruck auf die Nennung der vierzehn Unterschriften. Wir wissen aber, daß acht der vierzehn Unterzeichner der Großloge zur Sonne angehörten, und zwar die Brr. MÜffelmann als Vorsitzender, Schaaf, Heidrich, Föhrenbach, Hassengier, Hubauer und Ritzer. lhr Verhalten wurde von Großmeister Dr. Blümel unter Namensnennung öffentlich mißbilligt.)

Eine Unterschrift stammte von einem Mitglied der Großloge zur Freundschaft (Royal York), das sofort vor die Wahl gestellt wurde, zu decken oder die Unterschrift zurückzuziehen. Die übrigen fünf Unterschriften stammten von Brüdern der [[Großloge von Hamburg]] und der Großloge von Sachsen.

Die Gegenreaktion seiner Großloge veranlaßte Br. Müffelmann, den Vorsitz der Landesgruppe niederzulegen. Ein Rundschreiben zum Fall Müffelmann vom Juni 1928, das die "Bauhütte" als ". .. Rechtfertigungs- schreiben der Rumpf-Liga-Gruppe .» bezeichnete, war nicht von ihm unterzeichnet. Es stammte vom Arbeitsausschuß der Landesgruppe, dem die Brr. Pöhlemann, Bensch, Koner und Schaaf angehörten.

Am 2. Juli 1928 fand eine Stuhlmeisterversammlung der Großloge "Zur Sonne" statt, auf der Br. Müffelmann im Verlauf der sehr erregten Aussprache seine Deckung erklärte. Ihm war sein gesamtes Verhalten seit 1926 zum Vorwurf gemacht worden. Sein zug. Meister vom Stuhl Otto Schaaf, der später den Namen Ahrens annahm, blieb zunächst noch Mitglied der Großloge, obwohl er der Schatzmeister der Landesgruppe war.

ln der Folgezeit schieden dann alle Brüder der Loge "Bluntschli" aus. Angeblich haben sie sich mehrheitlich der Berliner Loge "Germania" der Großloge von Hamburg angeschlossen- Im März 1929 hat die Loge "Bluntschli" dann zu bestehen aufgehört.

Anders als die Bayreuther Großloge "Zur Sonne" hatte die Großloge von Hamburg für sich selbst als Großloge internationale Aktivitäten im Sinne der AFL abgelehnt, ihren Brüdern als Einzelpersonen die Teilnahme aber nicht verboten. Der Loge "Germania" gehörten u.a. Wilhelm Neumann, Oscar Colson, Alfred Labus, Anton Meenen und Paul Posener an, die dem Liga-Gedanken freundlich gegenüberstanden und so den Brüdern der Loge "Bluntschli" eine neue maurerische Heimat bieten konnten.

Diese Möglichkeit wurde jedoch nur von sechs der 26 Brüder der Loge "Bluntschli" genutzt, zwei weitere schlossen sich der Loge "Hammonia" der Großloge von Hamburg an. Die übrigen Brüder gingen möglicherweise den gleichen Weg, den ihr Meister vom Stuhl Leo Müffelmann wählte. Dazu heißt es in "Die Alten Pflichten" vom April 1931 : "Müffelmann hat den Weg gehen müssen, den alle anderen freiheitlichen Kämpfer der Freimaurerei gegangen sind, den Brüder wie Bluntschli, Krafft , Rackhorst, Klein, Föhrenbach beschreiten mußten.

Er hat ein Asyl suchen müssen in einer außerdeutschen Loge und hat dieses Asyl gefunden in der Loge "Labor" der "Großloge von Wien"." Dort wurde 1929 auch Br. Koner Mitglied, nachdem er 1928 bei der Großloge von Hamburg gedeckt hatte. Br. Kraft hatte den Eklektischen Bund verlassen und schloß sich noch vor April 1931 der Großloge 'Alpina" an. Br. Klein war sogar schon Anfang 1926 vom Eklektischen Bund zur Großloge von Wien übergetreten.

Diese Ausweichmöglichkeiten hatten sich den Brüdern durch ihre internationalen Kontakte über die AFL eröffnet. Sie wurden in der folgenden Zeit auch von anderen Brüdern genutzt, die sich nicht mehr im Einklang mit ihren Großlogen befanden, zum Beispiel von Br. Quint (Großloge von Sachsen) und Br. Loosen, der gleich mit seiner ganzen Essener Loge von der Großloge "Zur Sonne" zur Großloge von Wien überging.

Den AFL-Kongreß im September 1928 in Wien besuchten die Brr. Müffelmann und Koner gemeinsam. sie erhielten dort von Br, Plantagenet die Ehrenmitgliedschaften der Pariser Logen "L'Effort" (Müffel- mann) und "Locarno" (Koner).25) Einer der Redner war wiederum Br. Kraft aus Dresden, ein weiterer Besucher Br. Bing.


Raoul Koner 1928-1930

Unter dem neuen Vorsitzenden Raoul Koner steigerte die Landesgruppe ihre Aktivitäten erheblich. Sein Arbeitsausschuß bestand im Februar 1929 aus den Brn. Bensch, Bing und Colson. Zusammen organisierten sie den ersten deutschen Werbeabend der Landesgruppe im Festsaal des Berliner Logenhauses in der Emser Straße, zu dem über hundert Brüder erschienen. Hauptredner war Br. Professor Heinrich Kraft, Dresden, der zum Thema der internationalen Zusammen-arbeit sprach. Im Bericht wurden noch die Namen der Brr. Neumann, Meenen und Labus hervorgehoben.

Am 6. Mai 1929 hatte die Liga-Gruppe amerikanischen Besuch. Der Groß-Kommandeur des Obersten Rates der Südlichen Jurisdiktion des A. A. S. R., Br. Cowles, war mit seinen Brn. Schramm, Fitch und Patton zu Gast. Sie hatten in Paris an der Konferenz der Obersten Räte und an der Lichteinbringung in die reinstallierte Loge "Goethe" am 29. April 1929 teilgenommen.

Diese Bauhütte war eine Sammelloge fÜr Brüder aus Deutschland, Österreich und dem Sudetenland mit dem deutschsprachigen Ritual der Großloge von Wien und einer Konstitution der Grande Loge de France. Die Bibel für den Altar stiftete Br. Müffelmann.

Br. Colson und Br. Bing wohnten der Lichteinbringung in Paris bei. Auf Br. Bing, der für eine amerikanische Nachrichtenagentur arbeitete, ist wohl die Einladung an die amerikanischen Brüder zurückzuführen. Alle zusammen nahmen dann am 7. Mai an einer Arbeit der Loge "Friedrich zur Gerechtigkeit" des Eklektischen Bundes in Berlin teil.

Zug. Meister vom Stuhl war dort Br. Ernst Littmann. Das Zusammen- treffen mit Br. Schramm sollte sich für Müffelmann und Koner in der Zukunft noch als sehr wichtig erweisen, Er wurde nach 1930 ihr wichtigster Ansprechpartner in den Vereinigten Staaten.

Weitere Veranstaltungen der Landesgruppe waren am 12. Mai ein Vortrag von Br. Koner beider Ortsgruppe Frankfur a Main und am 14. und 16. Mai Vorträge von Br. Bing in Breslau und Berlin vor Logen des Eklektischen Bundes. Er sprach über das Thema "Ist die Freimaurerei reformbedürftig ?

Am 13. und 14. September 1929 fand in Amsterdam der 4. Liga-Kongreß statt, die bisher größte Veranstaltung dieser Art. Die deutsche Beteiligung war sehr rege und fand ihren Ausdruck auch in der Besetzung der obersten Funktionen. Br. Föhrenbach wurde in den Vorstand gewählt, die Brr. Müffelmann und Kraft als Delegierte kooptiert.

Br. Quint wurde Mitglied des künstlerischen Beirates der Gruppe 'Bibliophilie und Masonica'. Die Arbeitsgruppe 'Journalisten und Schriftsteller' stand unter der Leitung von Br. Johannes Bing, Mitarbeiter waren die Brr. Günther, Berlin, und Klein, Frankfurt. An der Gruppe 'Praktische Friedensarbeit' beteiligten sich die Brr. Bing, Kraft und Klein. Als Redner in der Festloge trat wiederum Br. Kraft hervor. Besonders erwähnte er die erfolgreiche Tätigkeit von Br. Koner, der gegen die Verbote der Großlogen anzukämpfen hatte. Trotz der Verbote bestünden jedoch Ortsgruppen in Berlin und Breslau; die Ortsgruppe in Frankfur a Main wurde nicht mehr erwähnt.

Die Aktivität der Landesgruppe nahm nach dem Kongreß ihren Fortgang. Am 4. November 1929 sprach in Berlin der Arzt Dr. Juliusberger über "Die Notwendigkeit seelischer Jugendbetreuung und die Freimaurerei". Es wurde eine Fachgruppe für Jugendfragen gebildet, deren