Ewiger Osten: Unterschied zwischen den Versionen

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Im habsburgischen [[Österreich]] war die Freimaurerei ja seit 1795 verboten. Es gab also keine Rituale. Erst ab 1868 war es möglich, über der ungarischen Binnengrenze sogenannte [[Grenzlogen]] zu bilden. Für diese entwickelte der Freimaurer [[Hermann Beigel]] eigene Rituale, die bis heute die Grundlage für die Rituale der Großloge von Österreich sind.
 
Im habsburgischen [[Österreich]] war die Freimaurerei ja seit 1795 verboten. Es gab also keine Rituale. Erst ab 1868 war es möglich, über der ungarischen Binnengrenze sogenannte [[Grenzlogen]] zu bilden. Für diese entwickelte der Freimaurer [[Hermann Beigel]] eigene Rituale, die bis heute die Grundlage für die Rituale der Großloge von Österreich sind.
 
   
 
   
Doch die Verwendung des Begriffs „ewiger Osten“ in einem österreichischen Ritual ist erst für 1959 nachweisbar: im Ritual für das Totengedenken, das vom damaligen Großmeister Bernhard Scheichelbauer verfasst wurde. Es ist dem erwähnten deutschen Ritual aus 1951 sehr ähnlich. Scheichelbauer hat es sicher gekannt und bei seiner Überarbeitung der österreichischen Rituale benutzt. Es heißt da:
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Doch die Verwendung des Begriffs „ewiger Osten“ in einem österreichischen Ritual ist erst für 1959 nachweisbar: im Ritual für das Totengedenken, das vom damaligen Großmeister [[Bernhard Scheichelbauer]] verfasst wurde. Es ist dem erwähnten deutschen Ritual aus 1951 sehr ähnlich. Scheichelbauer hat es sicher gekannt und bei seiner Überarbeitung der österreichischen Rituale benutzt. Es heißt da:
 
::“Helfet mir, unserer in den '''ewigen Osten''' eingegangenen Brüder zu gedenken.“
 
::“Helfet mir, unserer in den '''ewigen Osten''' eingegangenen Brüder zu gedenken.“
 
Wie gesagt: nur im Ritual für das Totengedenken am Jahresende. In den normalen Ritualen gab es das bis 1973 nicht. Erst [[Jörg Mauthe]], Mitglied der Ritualkommission unter Leitung des stellvertretenden Großmeisters [[Kurt Baresch]], baute 1973 das regelmäßige Gedenken an die verstorbenen Brüder in das Ritual Ersten Grades der [[Großloge von Österreich]] ein.  
 
Wie gesagt: nur im Ritual für das Totengedenken am Jahresende. In den normalen Ritualen gab es das bis 1973 nicht. Erst [[Jörg Mauthe]], Mitglied der Ritualkommission unter Leitung des stellvertretenden Großmeisters [[Kurt Baresch]], baute 1973 das regelmäßige Gedenken an die verstorbenen Brüder in das Ritual Ersten Grades der [[Großloge von Österreich]] ein.  

Aktuelle Version vom 8. Februar 2021, 19:18 Uhr

Ewiger-Osten.jpg


Ewiger Osten

Aus dem Osten kommt das Licht, und aus dem Osten kommt das Heil: eine konstante Erfahrung (Licht) und Imagination (Heil) im christlichen Abendland. Viele Kirchen sind nach Osten ausgerichtet, und auch die Verstorbenen werden und wurden auf vielen Friedhöfen so beigesetzt, dass ihre Gesichter nach Osten blicken, damit sie für den Jüngsten Tag bereit sind. Analog dazu sprechen auch die Freimaurer in ihren Ritualen davon, dass ihre verstorbenen („vollendeten“) Brüder in den „Ewigen Osten“ eingegangen sind. Von Rudi Rabe.

Der „Ewige Osten“ entspricht bei den Freimaurern also dem christlichen Jenseits, wobei aber der transzententale Gehalt dieses Begriffs wie bei allen freimaurerischen Vorstellungen, die ins Numinose reichen, jedem Bruder selbst überlassen bleibt. Immer wenn Freimaurer in ihren Ritualen ihrer verstorbenen Brüder gedenken, verwenden sie den Begriff: Sie sprechen dann davon, dass der Bruder als „vollendeter Bruder“ in den „ewigen Osten“ eingegangen sei.

Doch seit wann gibt es den „Ewigen Osten“ in der deutschsprachigen Freimaurerwelt? Dieser Frage ist der österreichische Freimaurer und Ritualhistoriker Franz Ernst nachgegangen. Er hat die folgenden Quellen entdeckt und die Ergebnisse seiner Recherche dem Freimaurer-Wiki zur Verfügung gestellt.




Im Ritual der Großloge von Österreich für den Lehrlingsgrad gedenkt der Stuhlmeister am Ende der Eröffnung der Logenarbeit mit folgenden Worten aller verstorbenen Brüder seiner Loge:

„Zu Beginn der Arbeit denken wir an die Brüder, die vor uns am rauhen Stein gearbeitet haben und die uns in den ewigen Osten voraus gegangen sind.“

Und im Dezember, wenn die Großloge feierlich aller im zu Ende gehenden Jahr verstorbenen Brüder gedenkt, sagt der das Ritual leitende Großmeister:

„Helft uns, die Brüder, die uns in diesem Jahr in den ewigen Osten vorangegangen sind, in unser Gedächtnis zu rufen.“

Ähnliche Formulierungen gibt es auch in den Ritualen der deutschen und der Schweizer Logen.

Doch woher kommt dieser Ausdruck: Ewiger Osten?

Es beginnt mit Schröder im frühen 19. Jahrhundert

Wenige Jahre vor dem „ewigen Osten“ gab es schon den damit verwandten „lichtvollen Osten“, und zwar in der 1810 von Karl Friedrich Burkhardt verfassten Vorrede zur deutschen Übersetzung einer Geschichte der Freimaurerei von Alexander Lawrie, die er Friedrich Ludwig Schröder gewidmet hat. Hier heißt es:

“Sie aber, der Sie in der Maurerei nicht glänzen, sondern nur nützen wollen, fahren Sie fort am Abend Ihrer Tage - ehe die lange Nacht kommt, die alle Wahrheitsliebende in den lichtvollen Osten einführt - der Freimaurergesellschaft durch Ihre Forschungen und Belehrungen zu nützen . . .“

Die erste Erwähnung des „ew’gen Osten(s)“, die ich gefunden habe, findet sich im viel zitierten und erst posthum gedruckten sogenannten Schröder-Ritual von 1816. Es beruht auf der letzten handschriftlichen Fassung Friedrich Ludwig Schröders (1744 bis 1816) aus dem Jahr 1815 (also nicht die erste Fassung von 1801). Dort heißt es ganz am Schluss:

“Auf, Brüder, fasst die Bruderhand,

Und schwört in heil’ger Stunde:

Wir bleiben treu, auf ewig treu

Dem hohen Geistesbunde!"
"Die Hand entlässt die Bruderhand,

Die Kette bleibt vereinet;

Sie dauert noch, wenn hell’res Licht

Im ew’gen Osten scheinet."

Bemerkenswert: Hier steht der „ew’ge Osten“ offenbar noch nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Gedenken an verstorbene Brüder!

Im gleichen Jahr 1816 erschien erstmals das Buch „Des Maurers Leben dargestellt in neun Gesängen“, verfasst von Karl Gottfried Theodor Winkler, der unter dem Pseudonym Theodor Hell geschrieben hat. Der Titel des neunten und abschließenden Gesanges lautet „Des Maurers Heimgehen zum Osten.“

In der 3. Auflage aus dem Jahre 1825 wird der neunte Gesang dann als „Hinübergehen in den ewigen Osten“ bezeichnet. Möglicherweise hat Winkler den „ewigen Osten“ von Schröder übernommen und dann mit dem Gedenken an die Verstorbenen verbunden.

Und dann noch einmal ein Fund im Ritual für die Trauerloge des Eklektischen Bundes zu Frankfurt am Main aus dem Jahre 1851. In einer Abschrift aus dem Jahr 1927 wird die Passage so zitiert:

„Wir weihen Euch, geliebte Brüder, die Ihr vom ewigen Osten auf uns hernieder schaut, wir weihen Euch in freudiger Anerkennung dessen, was Ihr unter uns gewirkt habt, die Rose, ein Zeichen aufrichtiger, liebevoller Verehrung.“

20. Jahrhundert: Deutschland

Im 1927 neu verfassten Trauerritual der Großloge Zur Sonne in Bayreuth wird das „Hinübergehen in den ewigen Osten“ ausdrücklich zitiert:

„Wie aber kann unsere Königliche Kunst fordern, über einen verstorbenen Bruder Maurer zu trauern, da sie uns doch sagt, daß Sterben nichts Anderes ist, als ‚zur Vollendung Hinübergehen in den ewigen Osten‘“?

Da nach dem Freimaurer-Verbot in Nazi-Deutschland und der Beschlagnahme allen Inventars nach 1933 keine Rituale mehr vorhanden waren, mussten diese nach 1945 von den überlebenden Brüdern aus der Erinnerung rekonstruiert und neu verfasst werden. So heißt es im Ritual für die Festlogenarbeit der damaligen Vereinigten Grossloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland' (heute: Grossloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland') aus dem Jahre 1951 beim Totengedenken:

“Rufen können wir nicht die Namen der Allzuvielen, die im Laufe dieses Maurerjahres in den ewigen Osten eingegangen sind. Doch gedenken wir ihrer nach altem Brauch.“

Auf derselben Seite des Rituals befindet sich in einem Faksimile ein später eingeklebter Zettel mit einem veränderten Text:

“Wir wollen uns der Brüder erinnern, die im Laufe des Maurerjahres ihre Werkzeuge niedergelegt haben und uns in das Licht des ewigen Osten vorangegangen sind.“

Einige Jahre danach wurde im Jahr 1960 von der Hamburger Loge Absalom zu den drei Nesseln eine rekonstruierte Fassung des Schröder-Rituals veröffentlicht: das „Absalom-Schröder-Ritual“. Auch dieser Text war ohne eine vollständige schriftliche Vorlage von Brüdern verfasst worden, die nie nach dem Schröder-Ritual gearbeitet hatten, da ja nach 1933 von den Nazis alle Unterlagen beschlagnahmt worden waren. Die „echten“ Schröder-Rituale von 1801 und 1816 kamen erst nach der Wende aus DDR-Archiven in Merseburg wieder ans Tageslicht.

Bei der Zusammenstellung dieses „Absalom-Schröder-Rituals“ von 1960 dürften auch Anleihen beim erwähnten Festritual aus dem Jahr 1951 gemacht worden sein. Im Ritual für die Trauerloge heißt es:

“Wir gedenken der Brüder, die in den ewigen Osten eingegangen sind, nach altem Brauch.“

Und im Ritual für die Tafelloge heißt es dann:

“Meine Brüder! Wir trinken auf das Wohl aller über den Erdboden verstreuten Brüder! Den Glücklichen gebe Gott Mäßigung, den Leidenden Trost, denen, die sich im Übergang zum ewigen Osten befinden, gebe er Standhaftigkeit und Hoffnung!“

20. Jahrhundert: Österreich

Im habsburgischen Österreich war die Freimaurerei ja seit 1795 verboten. Es gab also keine Rituale. Erst ab 1868 war es möglich, über der ungarischen Binnengrenze sogenannte Grenzlogen zu bilden. Für diese entwickelte der Freimaurer Hermann Beigel eigene Rituale, die bis heute die Grundlage für die Rituale der Großloge von Österreich sind.

Doch die Verwendung des Begriffs „ewiger Osten“ in einem österreichischen Ritual ist erst für 1959 nachweisbar: im Ritual für das Totengedenken, das vom damaligen Großmeister Bernhard Scheichelbauer verfasst wurde. Es ist dem erwähnten deutschen Ritual aus 1951 sehr ähnlich. Scheichelbauer hat es sicher gekannt und bei seiner Überarbeitung der österreichischen Rituale benutzt. Es heißt da:

“Helfet mir, unserer in den ewigen Osten eingegangenen Brüder zu gedenken.“

Wie gesagt: nur im Ritual für das Totengedenken am Jahresende. In den normalen Ritualen gab es das bis 1973 nicht. Erst Jörg Mauthe, Mitglied der Ritualkommission unter Leitung des stellvertretenden Großmeisters Kurt Baresch, baute 1973 das regelmäßige Gedenken an die verstorbenen Brüder in das Ritual Ersten Grades der Großloge von Österreich ein.

Aus dem in Deutschland gebräuchlichen „Hinübergehen in den ewigen Osten" bzw. dem „Übergang in den ewigen Osten“ und dem zuvor seit 1959 bei dem einmal jährlichen Trauerarbeiten in Österreich üblichen „in den ewigen Osten eingegangen“ wurde schließlich die am Beginn zitierte Formel „die uns in den ewigen Osten vorausgegangen sind.“

Siehe auch

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