Ferdinand zum roten Adler

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Ferdinand zum roten Adler

Geschichte

1811 Christian Friedrich Wilcke, Lehrer an der Friedrich-Wilhelm-Schule, Kantor und Organist, hatte den Gedanken, in den unheilvollen Zeiten eine Vereinigung zu begründen, „die für das Allgemeinwohl nützlich werden und Gutes bewirken wollte“. So fand am 27. Juni 1811 im Gasthaus von Michel Protzen eine erste Beratung von in oder um Neuruppin wohnhaften Freimaurern anderer Logen statt, die mit dem Beschluss endete, eine Freimaurer-Loge in Neuruppin zu gründen und sie der Großen National-Mutterloge “Zu den Drei Weltkugeln” in Berlin zu unterstellen.

Am 23. Juli 1811 wurde der Name Ferdinand zum roten Adler beschlossen und ein Vorschlag für das Bijou – das Logenabzeichen – gezeichnet. Bruder Hans Valentin Ferdinand Graf von Königsmark zu Netzeband, Erbhofmeister der Churmark Brandenburg, dessen Rufname Ferdinand übrigens Einzug in den Logennamen fand, beantragte die Genehmigung bei der Großloge.

Am 29. Dezember 1812 erteilte das Alt-Schottische Direktorium die Genehmigung. Der Geburtstag des Bruders Wilcke 13. März 1812 wurde zum Tag der Einweihung bestimmt. Als Logenhaus dienten angemietete Räume im Noeldechschen Haus, dem jetzigen Museum.

Bereits am 25. März fanden die ersten Aufnahmen statt, am 29. April wurden mehrere Brüder zum Meister erhoben. Diese Arbeit leitete übrigens Bruder Bergmann von der Loge Friedrich zur Tugend aus Altbrandenburg. Die Loge entwickelte sich zusehends. Nach knapp 6 Jahren wurde im fortlaufenden Logenverzeichnis die Nummer 100 vergeben. Es gehörte zum guten Ton, Mitglied der Loge zu sein.


Bekannte Namen

  • Friedrich Thormeyer, Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums
  • Johann Georg Gentz, Tuchfabrikant
  • Michel Protzen, Kaufmann
  • Ernst Wilhelm v. Zieten, Rittmeister a. D.
  • Hermann Riemschneider und Philipp Oehmigke, Bilderbogenfabrikanten
  • Dr. G. Calov, Apotheker
  • Ernst Bölke, Stärkefabrikbesitzer und Ehrenbürger
  • Ernst Adolph Bienengräber, Bürgermeister und Ehrenbürger
  • Prof. Dr. Friedrich Heinrich Kämpf, Ehrenbürger
  • Martin Hirschberg, Maurermeister und Errichter der Klosterkirchtürme
  • Georg Insel, Kaufmann
  • Karl Hochstädt, Eisenbahndirektor

Mehr als 120 Jahre waren das Aufblühen Neuruppins und das der Neuruppiner Freimaurerloge eng miteinander verbunden. Getreu der Eigenverpflichtung zu Wohltätigkeit und Toleranz konnten mit der wachsenden Wirtschaftskraft der Loge Oster- und Weihnachtsfeiern für Bedürftige gestaltet, Stipendien ausgegeben und Bedürftige in ein eigenes Erholungsheim geschickt werden. Als über Deutschland der Wahn der Verfolgung von Juden, Kommunisten und Zigeunern hereinbrach, traf dieses Schicksal auch die Freimaurer. In ganz Deutschland erlosch für eine lange Reihe von Jahren das freimaurerische Licht und im Osten länger als im Westen.

Im April 1935 ordnete das Preußische Innenministerium an, die Satzungen so zu ändern, dass eine Selbstauflösung möglich wurde. Das Berliner Großlogenhaus in der Splittbergergasse wurde ausgeräumt, die alte Bibliothek vernichtet. So fasste die Jahreshauptversammlung der Großen National Mutterloge „Zu den Drei Weltkugeln“, am 16. Juni. 1935 den Beschluss zur Selbstauflösung.

Am 15. Juli 1935 erlosch das Licht auch in Neuruppin, in der Tochterloge „Ferdinand zum roten Adler“. Nun ist es noch immer schwer, das Licht wieder zum Brennen zu bringen. Schon vor 200 Jahren war die Logengründung nur möglich geworden, weil auswärtige Brüder zu Hilfe kamen.

2001 passierte ähnliches. Mit Unterstützung von Brüdern aus Berlin und Eberswalde wurde unsere Loge Ferdinand zum roten Adler mit der symbolischen Lichteinbringung wiedereröffnet.

Rolf Dossmann

Siehe auch: