Freimaurerische Fälschungen

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Freimaurerische Fälschungen

Fälschungen

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Freimaurerische Fälschungen betreffen entweder Dokumente, mit denen irgendwelche historische Zusammenhänge oder Ableitungen bewiesen werden sollen, oder Überlieferungen zum Teile mündlicher Art. Die an anderer Stelle wiedergegebene Geschichtsklitterung Andersons kann nicht als Fälschung bezeichnet werden, da sie lediglich den Stil der Chronisten nachahmt, die alle Weltgeschehnisse bis zur Erschaffung der Welt verfolgen. Außerdem benützte hier Anderson ältere Vorbilder.

Glücksritter

Dagegen haben wohl die meisten Glücksritter der Freimaurergeschichte des 18. Jahrhunderts mit gefälschten Urkunden operiert. Berühmte Fälschungen sind: die von Krause als "älteste Kunsturkunden" bezeichneten und ernst genommenen Dokumente, wie das sog. Freimaurerverhör unter Heinrich VI., der älteste Katechismus Jachin_und_Boaz, die Yorker Urkunde (Konstitution von 926) (s. alle diese), deren Unechtheit Findel nachweisen konnte, die Kölner Urkunde, die auf die Freimaurerei bezüglichen Briefe von John Locke Freimaurerverhör, ebenso die auf die holländische Loge Frederick's Vredendall im Haag bezüglichen Akten, Cagliostros plumpe Fälschungen, betreffend eine vorgebliche ägyptische Freimaurerei u. a. m. Um 1812 erregten die Fälschungen eines William Finch, eines Schneiders aus Canterbury, einiges Aufsehen.

Hochgrade

Alle diese, die Johannismaurerei betreffenden Fälschungen treten aber an Zahl und Bedeutung zurück gegenüber jenen zahlreichen Fälscherkünsten, die in Verwendung kamen, um den Hochgraden und Rittergraden den Schein uralten Bestehens und historischer Grundlage zu geben. Hierher gehört das Heermeisterpatent, mit dem der gutgläubige, aber kritiklose Freiherr von Hund hinters Licht geführt wurde, die berühmte Charta Transmissionis des angeblichen Templer-Großmeisters Larmenius und schließlich die Ableitung der Großen Konstitutionen des A. u. A. Schottischen Ritus von einem apokryphen Dokument Friedrichs des Großen. Dieses Schreiben, dessen Original unauffindbar ist, wird immer wieder im genauen Wortlaut wiedergegeben. Auch der Brief, den der König anläßlich der Freimaurerverfolgungen nach Aachen geschrieben haben soll, ist als Fälschungen anzusprechen.

Gegner

Im Gegensatze zu diesen mehr oder weniger frommen Betrugsversuchen, die in erster Linie dem Ansehen einzelner Personen oder des Bundes dienen sollten, stehen jene zahllosen tendenziösen Fälschungen, die von Gegnern mit weniger Geschick als Vertrauen auf die Gläubigkeit der Masse hervorgezaubert wurden. Unübertroffen stehen hier Leo Taxil und seine Freunde da, die ganze Ritualreihen gefälscht haben.

Hierher gehören auch die "Protokolle der Weisen von Zion", die Fälschungen der römischen "Idea Nazionale" sowie zahlreiche Belegstellen aus Ludendorfs Schriften, vor allem aber die von Mousset aufgedeckten Fälschungen in den von "Professor Pharos", recte Puntigam (s. d.) herausgegebenen Protokollen des Mordprozesses von Sarajevo, auf denen die Behauptung von der Schuld der Freimaurer an der Sarajevoer Bluttat und dadurch am Weltkrieg aufgebaut wurde.

Bisher unbekannt geblieben sind Fälschungen, die ein gewisser Koch in Preßburg, scheinbar ohne Nebenzweck, aus Spieltrieb produzierte, wobei er die Freimaurerei mit einer adeligen Gesellschaft in Lübeck, der sogenannten Circulgesellschaft, in Verbindung brachte und für sich selbst aus Freimaurerei, Circulgesellschaft und Wildensteiner Ritterschaft ein sonderbares System errichtete.

Bildliche Fälschungen

Wiederholt umgefälscht wurden bildliche Darstellungen der Freimaurerei. So besonders wie der vom Taxilkreis. Ebenso auch von nationalistischen Blättern, wobei harmlosen Logenphotographien durch Titel und Schlagzeilen die gewünschte Wirkung verliehen wird. Ein bekanntes Beispiel aus allerletzter Zeit ist die Gruppenaufname der deutschen Feldloge "Zum aufgehenden Licht an der Sonne" in St. Quentin, die von Ludendorff als Beweis für landesverräterische Umtriebe in den Feldlogen herangezogen wurde. Die auf dem Bilde erkennbare Zivilperson ist jedoch kein Franzose, sondern ein deutscher Etappenphotograph namens Sparr.