Friederike zur Unsterblichkeit

Aus Freimaurer-Wiki
Johannisloge:

"Friederike zur Unsterblichkeit"

Orient: Stade
Matr.-Nr.: 342
Gründungsdatum:
arbeitete bis:
erneut ab:
1845
1934
1947
Großloge: AFuAMvD
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Ohne Vergangenheit keine Zukunft.

Die offizielle Entwicklung der Freimaurerei setzte vor 278 Jahren im Hei-ligen Römischen Reich Deutscher Nation ein. In dieser Zeit gab der Adel in der Gesellschaft „den Ton an“.

1737 wurde in Hamburg „Absalom zu den drei Nesseln“ und in Stade vierzig Jahre später im Jahre 1777 der „Große Christoph“ gegründet. Die damaligen Logen waren Träger und Wegbegleiter des Gedankengutes der Französischen Revolution sowie der neuen aufklärerischen Ideen von Toleranz und Humanismus. Evolution statt Revolution war das Motto der Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

1815 folgte als „Nachfolgeorganisation“ der Deutsche Bund dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Die Zeit von 1815 bis zur „Mini“-Bürgerlichen Revolution 1848 und da-nach wird auch als Vormärz bzw. Restauration bezeichnet. Vormärz meint die bürgerlich nationale Bewegung und Restauration, die Wiedereinrichtung der Adelsherrschaft für den genannten Zeitraum. In diese Zeit fällt auch 1845 die Abspaltung unserer „Friederike zur Un-sterblichkeit“ vom „Großem Christoph“. Unter anderem stemmte sich König Ernst August von Hannover gegen die nicht mehr aufzuhaltende liberal bürgerliche Entwicklung. Auf regionaler Ebene wurde Gottlieb Wilhelm Freudentheil, Meister vom Stuhl der Loge „Zum Großen Christoph“, sein Kontrahent. Der König gewann „das Spiel“, und der erste Ehrenbürger der Stadt Stade musste kapitulieren. Die „Friederike“ wurde eine Loge, die sich der Obrigkeit anpasste Die Verfasser der vorliegenden Geschichte der Freimaurerei in Stade haben in einer äußerst umfangreichen und leidenschaftlichen Arbeit viele Daten zusammengetragen und chronologisch zugeordnet.

Nachfolgende Freimaurergenerationen und andere Interessierte können sich ein Bild über die heimatliche Logenentwicklung machen.


Die Anfänge der Freimaurerei in Deutschland

Die ältesten Logen

Die nachweislich älteste Loge in Deutschland ist die Johannisloge „Absalom zu den drei Nesseln“ im Orient Hamburg, die 1737 unter dem Namen „Loge d’Hambourg“ gegründet wurde.

Die Handels- und Hansestadt unterhielt „tausendfache intime Beziehungen“ nach London, der Wiege der Freimaurerei, wie es in der Chronik zur 275-Jahrfeier vom September 2012 heißt.

Die damit verbundenen Kontakte zu Freimaurern führten dazu, dass die Freimaurerei auch in Hamburg fruchtbaren Boden fand. Im Jahr 1743 nahm die Loge den Namen „Absalom“ an. Von Hamburg aus verbreitete sich das Logenleben recht zügig im deutschsprachigen Raum.

1738 wurde der Kronprinz Friedrich von Preußen, der spätere König Friedrich II., durch Hamburger Freimaurer in Braunschweig aufgenommen. 1744 gründete Friedrich II. in Berlin die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, deren Großmeister er war. Ab 1760 setzte sich die in Frankreich entstandene „Strikte Observanz“ unter dem Reichsfreiherrn von Hund durch, die auf der Grundlage der vermeintlichen Entwicklung der Freimaurerei aus dem Templerorden ein hierarchisches System von Ritter- und Hochgraden entwickelte.

Dagegen gründete 1770 Freiherr von Zinnendorf die „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ auf der Grundlage der christlichen Religion mit einem über die Johannisgrade erweiterten Hochgradsystem (sog. Schwedisches System).

Eine andere Spielart der Freimaurerei wurde 1776 durch Adam Weishaupt mit der Gründung des Illuminatenordens ins Leben gerufen. Hochgradsysteme, in denen sich Ritterspiele, Okkultismus, alchemistische und kabbalistische Gaukelei breit machten, stritten sich um den Alleinbesitz von Wahrheit, was die symbolischen Grade zur Bedeutungslosigkeit verkommen ließ.


Friedrich Ludwig Schröder

In diesem chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten führte Friedrich Ludwig Schröder nach 1787 die Freimaurerei zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurück.

F.L. Schröder war Theaterdirektor in Hamburg, zugleich Bühnendichter und Schauspieler. Er wurde 1774 in die Loge „Emanuel zur Maienblüte“ im Orient Hamburg aufgenommen, arbeitete eine Zeitlang in Wien und wurde nach seiner Rückkehr 1787 Meister vom Stuhl der Loge „Emanuel“.

Als begeisterter Bekenner der freimaurerischen Grundlehren erkannte Schröder, dass die Freimaurerei in dem damals herrschenden chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten zugrunde gehen musste, wenn nicht mit kräftiger Hand Abhilfe geschaffen und die Lehre in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder erstarken würde. Das Heil erblickte er vor allem in der Beseitigung der miteinander um den Alleinanspruch der Wahrheit streitenden Hochgradsysteme.

Für Schröder stand fest, dass sich in den Johannisgraden alle freimaurerischen Grundwahrheiten vereinigen, das heißt in ihnen alles enthalten ist, was „symbolisch als Leitfaden zur sittlichen Freiheit und Bruderliebe von der Geburt bis zum Tode dem denkenden Menschen helfend und warnend zur Seite stehen könne“.

Der Freimaurerei müsse der Meistergrad als Krönung des Gebäudes und seine Würde zurückgegeben werden. Dabei sah er sich zwei Fronten gegenüber – den gnostischen Schwärmern auf der einen Seite und den radikalen „Erneuerern“ auf der anderen Seite, die die Freimaurerei in ihren Grundfesten erschüttern und Symbolik und Ritual überhaupt aus dem Tempel verbannen wollten.

Mit gleicher Kraft kämpfte er gegen die Bilderstürmer, die das Bleibende in der Maurerei, die Symbolsprache, zu beseitigen trachteten. Er wurde zum Forscher, stellte umfangreiche, vielbändige „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei“ zusammen, weil es ihm besonders wichtig erschien, ihre Vorgeschichte und Uferlosigkeit auf festen Grund zu stellen.

In unermüdlicher Arbeit und in regem Gedankenaustausch mit Ignaz Aurelius Feßler, der in Berlin das gleiche anstrebte, aber dann doch andere Wege ging, brachte er zunächst in Hamburg die Brüder auf den Weg zur ursprünglichen Auffassung zurück. Er merzte alles aus, was im Laufe der Zeit auf der in aller Schönheit und Tiefe so einfachen Symbolik an überflüssigem Beiwerk aufgepfropft war.

Er setzte das englische Konstitutionsbuch mit seiner Verneinung jeder religiösen kirchlichen Beschränkung wieder in seine Rechte ein; dies hatte er vorher diskutiert und abgesprochen mit Goethe, seinem Freund Hufe-land (zu jener Zeit ein bedeutender Professor der Medizin), dem ihn eifrig beratenden Herder und anderen, die er mit den wesentlichen Zügen des Reinigungswerkes vertraut gemacht hatte. „Die Wahrheit ist einfach, so muss auch das Symbol einfach sein“, das war der Leitsatz des Reformators.


Das heutige Ritual

Die „Schrödersche Lehrart“ beeinflusst bis heute Ritualwerke vor allem der deutschen Maurerei. Das Ritual ist auf einfacher natürlicher Grundlage mit verständlichen schönen Symbolen aufgebaut – Geburt, Leben und Tod, die Arbeit, der Genuss und das tragische Ende des menschlichen Le-bens, zugleich auch als verklärender Abschluss der tröstende Aufblick zum künftigen Dasein. Es ist kein planloses Schwärmen, kein Versuch der Be-lehrung über Anschauungen, die auf das religiöse Gebiet gehören, kein Eindringen-Wollen in die letzten Geheimnisse, deren Vorhang zu lüften den Menschen versagt ist.

Das Ritual unserer Großloge, der „Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland“ (A.F.u.A.M.vD), ist von Brüdern des Ritualkollegiums nach dem 2. Weltkrieg neu entwickelt worden. Es verbindet die Klarheit des „Schröder-Rituals“ mit anderen Ritualen (Feßler etc.) und ist darüber hinaus in seiner Dramaturgie noch intensiver. Die Grundidee ist nach wie vor der Versuch, den einzelnen Menschen zur tätigen Humanität an-zuleiten, um dann in seiner Familie, seinem Beruf und seiner Stellung in der Gesellschaft auf andere einzuwirken. Dazu diente die über Jahrhunderte erprobte Methode gemeinsamen Fühlens und Denkens in einem gemeinschaftlich erlebten Ritual mit seinem Symbolgehalt.

Die Freimaurerei als Weltgemeinschaft, die nicht organisatorisch, aber durch ihre Idee geeint ist, hat Ziele, die kurz zusammengefasst werden können in der dreifachen Devise „Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit“. Der Mensch bedarf als soziales Wesen in der Regel auch der Orientierung durch eine Gemeinschaft, die in den Freimaurerlogen in hervorragender Weise gegeben ist.


Quellen

  • Eugen Lennhoff/Oskar Posner/Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer-Lexikon. München 2011
  • Wolfgang Scherpe: Das Unbekannte im Ritual. Eigenverlag Dr. Wolfgang Scherpe. Braunschweig 1978
  • Chronik der Loge „Absalom zu den drei Nesseln“ zur Erinnerung an die 275-Jahrfeier 2012

Die Entwicklung der Freimaurerei in Stade bis zur Gründung der „Friederike“

1. Stades wirtschaftliche und soziale Entwicklung vom En-de des 18. Jahrhunderts bis 1852/57


Wirtschaftliche Stagnation

1715 wurden die säkularisierten Herzogtümer Bremen und Verden Teil des Kurfürstentums, später Königreichs Hannover. Stade blieb Verwaltungssitz und insbesondere Landesfestung, die Bürgerschaft war jedoch durch die finanziellen Lasten der Schwedenzeit derart verarmt, dass sie kaum zur Unterhaltung der Festungsanlagen beitragen konnte.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung leicht ab. Von gut 3.800 sank die Einwohnerzahl auf 3.420 im Jahr 1787. Weitaus gravierender war, dass die Zahl der „Vollbürger“, der Steuerpflichtigen, in erheblich stärkerem Umfang zurückging; 1787 waren es nur noch 336. Da das Bürgerrecht abhing vom Besitz eines Hauses oder der Ausübung eines Gewerbes, ist diese Zahl ein Index für die nachlassende Wirtschaftskraft der Stadt.

In einem Bericht des Magistrats an das Commerz-Collegium in Hannover wurde festgestellt, die Zahl der „nahrungstreibenden Bürger“ habe abgenommen, die „Handlung“ sei „erstorben“, die Bürgerschaft bestehe haupt-sächlich aus Handwerkern, die sich aber oft nicht davon ernähren könnten. Als Ursache sah die Stadtverwaltung die Konkurrenz des flachen Landes für Handel und Handwerk der Stadt.

Gleichzeitig hatte die Festung Stade spätestens nach dem Siebenjährigen Krieg weitgehend an Bedeutung für Hannover verloren, auch wenn sie zunächst noch im Süden durch die Anlage des Neuwerks erweitert wurde. 1779 wurde bereits ein erster umfassender Plan für die „Demolierung“ der Festung vorgelegt.

Das Konzept sah vor, die Brustwehren, Batterien und Querwälle (Traversen) auf den Hauptwällen und Bastionen abzutragen und die niedrigeren Wälle mit der abgetragenen Erde aufzufüllen. So sollte anstelle der schma-len Wallgänge eine breite Promenade um die Stadt entstehen, die den Einwohnern „zur Bequemlichkeit und Vergnügen“ dienen würde.

An Stelle der Salztorsbrücke sollte eine Schleuse gebaut werden, durch die ein Neuer Hafen angelegt werden könnte. Schließlich sollten auch alle Au-ßenwerke aufgegeben werden. Die Planungen wurden jedoch nur zum kleinen Teil umgesetzt, zum einen weil das Geld fehlte, zum anderen weil man auf die Festung nicht verzichten zu können glaubte.


Abhängigkeit vom Militär

In Hannoverscher Zeit war dennoch – trotz wirtschaftlicher Stagnation – eine gewisse Ruhe und Stetigkeit in die Stadt eingezogen. Die militärische ebenso wie die Beamtenelite identifizierte sich mit der Stadt und der Regi-on. Ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen war ein kontinuierlicher Wirtschaftsfaktor, die einfachen Soldaten allerdings bildeten eine ebenso beständige Konkurrenz gerade für die kleineren Handwerker und die Tagelöhner. Die Bedürfnisse der Garnison sorgten auch für eine Verbesserung der Infrastruktur. Von den Fischteichen am Schwarzen Berg aus wurde eine hölzerne Wasserleitung zum Sand gebaut. 1737, mit dem Bezug der neuen Kasernen, wurde der Brunnen auf dem Sand, in den die Wasserleitung mündete, in Betrieb genommen; später durfte er auch von der Bürger-schaft genutzt werden. Gut 100 Jahre diente diese Wasserleitung auch der Bürgerschaft, ehe sie von der Stadt übernommen, repariert und schließlich ersetzt wurde.

Mit den französischen Kriegen hatte die Stadt ab 1796 wiederholt wechselnde Besatzungen aufzunehmen, zunächst preußische, 1803-1805 und 1806-1813 französische, aber auch holländische und spanische Truppen, 1806 wiederum preußische Truppen. Ende 1813 eroberten russische So-daten die Stadt und zogen als bald ungeliebte Befreier ein. Anfang 1814 kamen noch zwei Hannoversche Bataillone hinzu, so dass – stark wechselnd – wohl fast 2.000 Mann von der Bevölkerung einquartiert werden mussten. Erst Anfang August 1814 zogen die russischen Truppen wieder ab. Die Hannoversche Garnison wurde nun vollständig in die Kasernen um den Sand verlegt.

Die Hannoversche Armee wurde nach den Französischen Kriegen insgesamt tiefgreifenden Reformen unterworfen, die sich auch in Stade aus-wirkten. Nach Versuchen mit Landwehr-Regimentern wurden 1820 12 reguläre Infanterie-Regimenter gebildet. Davon war das Infanterie-Regiment Bremen mit 4 Bataillonen in Stade einquartiert. Alle Truppenteile waren in den Kasernengebäuden rund um den Sand einquartiert, insgesamt, wenn auch wechselnd, meist über 1.500 Mann. Nach den Franzosenkriegen wurde die Festung sogar wieder erweitert. Sie trug insbesondere im Laufe des 19. Jahrhunderts, als die Bevölkerung Sta-des wuchs, – 1833 lebten hier knapp 6.000 Menschen – zur Stagnation und Abschnürung der Altstadt von den Vorstädten bei. Eine grundlegende Änderung der gewerblichen Verhältnisse setzte daher erst nach 1848 ein, als im Ortsstatut von 1852 die vorstädtischen Siedlungen vor den Toren der Stadt mit der Altstadt vereinigt wurden und nun ein fünftes Stadtquartier bildeten. Die so mögliche Erweiterung und Ausdehnung der Stadt wurde jedoch spürbar und effektiv verhindert durch die immer noch vorhandenen Festungswerke, die erst gut 30 Jahre später rasiert wurden.


Bildung und Aufklärung

Auch wenn Stade im Kurfürstentum bzw. Königreich Hannover als Pro-vinzhauptstadt nur eine relativ unbedeutende Rolle spielte, fand die Auf-klärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch hier Eingang. Voraussetzung und wichtigstes Element war die Bildung, die Beschäfti-gung mit literarischen, wissenschaftlichen, politischen Themen. Zu diesem Zweck bildeten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Lesegesell-schaften und Leihbibliotheken, die sich zu Zirkeln der Diskussion und des Meinungsaustausches entwickelten. Ende 1793 bestanden in Stade bereits drei Lesegesellschaften und zwei Leihbibliotheken, die wohl bereits in den Jahren nach 1770 ins Leben gerufen worden waren.

Vielleicht gleichzeitig mit ihnen wurde am 24. September 1777 in Stade die erste Freimaurer-Loge „Zum Großen Christoph“ gegründet. Stifter war der Hamburger Infanterie-Kapitän Schönermarck, zu den Gründungsmitglie-dern gehörten ausschließlich Staatsbeamte, Militärs und Juristen. Erster Meister vom Stuhl war der Justiz- und Konsistorialrat Otto von Borries.

Zehn Jahre später, 1787, wurde eine zweite Loge gestiftet, die „Charlotte zur gekrönten Tugend“, die aus einem „Maurerkränzchen“ entstanden war; Namensgeberin war die Hannoversch-Englische Königin Sophie-Charlotte. Erster Meister vom Stuhl war der Justizrat vom Ende, das Logenlokal wurde zunächst im Haus des Weinhändlers Vollmers, Bungenstraße 6, angemietet. Schon 1801 hörte die Loge auf zu arbeiten. Es ist anzunehmen, dass Lesegesellschaften und Logen miteinander ver-knüpft gewesen sind, auch wenn dies bisher nicht direkt nachzuweisen ist. Konsistorialrat Albrecht Anton Watermeyer, innerhalb der Regierung für die Volksschulbildung zuständig, wurde in seinem Arbeitsbereich selb-ständig tätig. Für ihn waren breite Bildung und Erziehung notwendige Voraussetzungen einer zukünftigen Gesellschaft. Dazu waren aber ein entwickeltes allgemeines Schulwesen und gut ausgebildete Lehrer erforderlich.

Daher begann er 1789 damit, in seiner Wohnung in der Bungenstraße „Schulmeister für die Provinz“ auszubilden. Lehrfächer waren der Katechismus, Orthographie und Grammatik, Arithmetik, Geographie, Geschichte, Naturgeschichte und nicht zuletzt die Fähigkeit, Gedanken schriftlich auszudrücken. Die Schüler wurden in Familien untergebracht. Es ist nicht verwunderlich, dass Watermeyer auch eine Lesegesellschaft unterhielt.

1809 starb Watermeyer; seine Arbeit wurde von seinem Nachfolger, Kon-sistorialrat Schilling, und dem Stader Rektor Georg Alexander Ruperti fortgesetzt. Daraus ging 1822 das staatliche Schullehrerseminar hervor, an dessen Gründung der Regierungssekretär, spätere Regierungsrat Georg Haltermann beteiligt war.

Haltermann, dessen Vater Johann Nicolaus ebenfalls eine kleine Lesege-sellschaft betrieben hatte, wurde 1816 Meister vom Stuhl des „Großen Christoph“. Er war 1831 eines der Gründungsmitglieder des „Vaterländischen Vereins“.

Im „Vaterländischen Verein“, dessen Aufgaben die Statuten wie folgt um-schrieben:

Verbesserungen in Gegenständen des Handels und der Gewerbe; Aufmunterung des Erwerb- und Kunstfleißes; Empfehlung und Benutzung einheimischer Fabrikate; Bekanntmachung erprobter Vorschläge, ausge-zeichneter Unternehmungen und gelungener Versuche; Verbreitung lehr-reicher Schriften gemeinnützigen Inhalts; Beförderung und Unterstüzung wohlthätiger und gemeinnütziger Anstalten und Anlagen; Ermunterung zu edlen Handlungen und bürgerlichen Tugenden überhaupt.

gehörten außer Haltermann der Wasserbaudirektor Niemeyer, Haltermanns Nachfolger als Meister vom Stuhl, der Zimmermeister Fliedner, der Rechtsanwalt Gottlieb Wilhelm Freudentheil, der Wegebaumeister Wendelstadt, erster Meister vom Stuhl der „Friederike“, später auch der Apotheker Friedrich Eichstaedt zu den aktiven Mitgliedern.

Das erste und vielleicht bedeutendste Projekt des Vaterländischen Vereins wurde von Georg Haltermann bereits auf der Gründungsversammlung vorgetragen: der Plan eines Krankenhauses für die unvermögenden Klassen der Dienstboten, Handwerksgesellen und Lehrlinge, die bisher ihre Krankheiten in feuchten und dumpfen Gemächern, Butzen und Bodenkammern überstehen müssten oder abgeschoben würden. Sie sollten vor allem in dem neuen Krankenhaus Unterkunft und Pflege erhalten; außerdem hoffte man so auch ansteckende Krankheiten besser eindämmen zu können.

Die Verwirklichung dieses Projekts hat Georg Haltermann nicht mehr erlebt; erst nach mehr als zehn Jahren, am 1. Juni 1842, konnte das Krankenhaus an der Harsefelder Straße eröffnet werden.

Die Mitglieder des „Großen Christoph“ spielten in dieser Zeit bereits eine wesentlich bedeutendere Rolle im öffentlichen Leben. Zum Teil gehören ihr auch die ab 1837 in der liberal-demokratischen Bewegung aktiven Kaufleute und Handwerker an, z.B. der Lederhändler Dadelsen und der Senator Haverkampf.


Liberal-demokratisches Bürgertum

Hannoverscher Verfassungsstreit und die Spaltung der Loge

Bedeutsam und typisch ist, dass es in Stade zunächst keine Hannoversche Loge gab. Die Logen „Charlotte zur gekrönten Tugend“ 1790–1800/01 und die vorwiegend von Militärs gebildete Loge „Adolfus zur gekrönten Tugend“ 1822–25 waren nur Zwischenspiele. Der „Große Christoph“ war 1777 von Hamburg aus gegründet worden und unterstand der Provinzial-loge von Niedersachsen in Hamburg bzw. der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin.

Das Jahr 1837 war ein kritisches und einschneidendes Jahr in der Ge-schichte Hannovers, und dass der „Große Christoph“ gerade in diesem Jahr aufgefordert wurde, sich Hannover zu „unterwerfen“, erklärt wohl die Intensität der Auseinandersetzungen.


Der Hannoversch-Britische König Wilhelm IV. hatte 1833 ein neues liberales Staatsgrundgesetz erlassen, das von den bürgerlichen Demokraten, zu denen auch Freudentheil, Senator Christian Friedrich Haverkamp(f) und Dadelsen gehörten, als Anfang einer Demokratisierung im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie gesehen wurde.

Als dieses Staatsgrundgesetz bereits 1837 von Wilhelms Nachfolger Ernst August aufgehoben wurde, entstand daraus eine lang andauernde Auseinandersetzung, die vor allem zu einer grundlegenden Entfremdung der bürgerlichen Elite von der Hannoverschen Regierung führte.

In diesem Zusammenhang ist der heftige Widerstand der Liberalen im „Großen Christoph“, angeführt von Gottlieb Wilhelm Freudentheil, gegen die ständisch-konservativen Hannoveraner, die von den in Stade ansässigen Militärs angeführt wurden, und die von diesen unterstützte „Unterwerfung“ unter die Hannoversche Großloge zu sehen.

Freudentheil, jüngster Sohn des konvertierten Juden Hartig Igel Hertz und wohl auch deswegen überzeugter Protestant, war bereits 1818 mit 26 Jahren in die Loge aufgenommen worden. Auch sein ältester Bruder Wilhelm Nicolaus, 1809-14 Rektor des Athenaeums, war Freimaurer und hat-te ihn sicher dem Gedanken der Loge näher gebracht.

Bereits ein Jahr nach der Aufnahme in die Loge wurde Gottlieb Wilhelm Freudentheil – seit 1814 schon zugelassener Rechtsanwalt – Bürgerwort-halter, d.h. Geschäftsführer und Sprecher der Bürgerrepräsentanten, der Vertretung der besitzenden Bürgerschaft.

In der Person Freudentheils verbanden sich – wohl typisch für das liberale, gebildete Bürgertum seiner Zeit – aufklärerischer Rationalismus und ein uns heute überzogen erscheinender religiöser Mystizismus. Dieser Mystizismus ist, wie Freudentheil schreibt, die eigentlich christliche Grundhaltung, er will einen „lebendigen, durch die Liebe tätigen Glauben.“

Gestützt auf diesen Glauben mangelte es Freudentheil daher auch nicht an Sendungsbewusstsein, an Überzeugung, dass sein Kampf richtig und im Sinne des durch ihn handelnden Fortschritts sei. Diese Gewissheit brauchte er allerdings auch, denn sein „Großer Christoph“, dessen stellvertreten-der Stuhlmeister er war, erschien der konservativen Hannoverschen Regierung als Gegner.

Die Seele der Anschlussbestrebungen innerhalb der Loge war ein „Hannoveraner, dem sein König und Vaterland das Höchste sind“, Georg Teppe, der ehemalige Quartiermeister der Deutschen Legion. Offensichtlich ge-lang es ihm, die Mehrheit der Brüder, die wohl auch beruflich von der Landesregierung abhängig waren, für den Anschluss zu gewinnen.

Freudentheil erreichte es dennoch 1844, eine Entscheidung zu verhindern. Eine schwach besuchte Logenversammlung wählte den stellvertretenden Direktor des Athenaeums, Heinrich Müller, zum Meister vom Stuhl. Im folgenden Jahr aber kam es zur Spaltung.

Für eine Übergangszeit existierten beide Logen nebeneinander, der „Große Christopher“ vereinigte noch die Mehrheit der städtischen Freimaurer, während sich in der „Friederike“ das Stader Umland organisierte, vor allem Adlige und Großgrundbesitzer. Beide Logen bildeten zunächst sogar eine „ökonomische Gemeinschaft“ und bezeichneten sich kurze Zeit auch als „Vereinigte Logen“. Das Nebeneinander der beiden Stader Logen fand sein Ende, als der Han-noversche König Georg V. beschloss, Großmeister der Großloge von Han-nover zu werden. Zu seinen Vorbedingungen gehörte, dass sich alle im Königreich Hannover arbeitenden Logen der Großloge von Hannover un-terstellen müssten.

Dies lehnte der „Große Christoph“ ab; der Sekretär, der Tuchhändler Friedrich Colpe, beschrieb in einem melancholischen Brief die Lage des „Christoph“. Die Loge sei nur klein, weil Freudentheil der Hannoverschen Opposition angehöre und Staatsbeamte ihr daher fern blieben. Alle Mittel, der Loge „ein freies und ehrliches Leben“ zu erhalten, seien erschöpft. Er hoffe, man werde dafür stimmen, die Loge aufzulösen, und die einzelnen Mitglieder würden sich einer Hamburger Loge anschließen.

Es geschah so, wie von Colpe erhofft. Der „Große Christoph“ löste sich auf, der letzte Logenmeister, Gottlieb Wilhelm Freudentheil, zeigt am 3. Feb-ruar 1857 die „Inaktivität“ an, und die „Friederike zur Unsterblichkeit“ blieb die einzige Loge in Stade, deren Mitgliederzahl nun sehr schnell wuchs.

Kontakt

Freiburger Straße 1
21682 Stade
Tel.: 04141-45440
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