Illuminaten: Unterschied zwischen den Versionen

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Betrachtungen über Aufrichtung eines "allgemeinen Sittenregiments", Despotismus, Tyrannei und Revolution haben den Priestergrad als politischen Grad erscheinen lassen, doch ist manches daran wohl lediglich auf die Ausdrucksweise der Sturm und Drangperiode zurückzuführen, in die ja der Illuminatismus fiel. Die Reformen Knigges brachten starken Zuwachs. U. a. traten bei: Herzog [[Ferdinand von Braunschweig]], [[Herzog Ernst von Gotha]], [[Herzog Karl August]], [[Goethe]] ([[Abaris]]), [[Herder]], [[Bode]], [[Karl Freiherr von Dalberg]]. [[Graf Stolberg]], regierender Fürst von Neuwied, Generalpostmeister [[Graf Thurn-Taxis]], [[Graf Cobenzl]], [[Josef von Sonnenfels]], [[Hofrat Freiherr von Born]] in Wien und viele andere, die im gesellschaftlichen und geistigen Leben hervorragten, und auch geistliche Kreise waren vertreten.
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Betrachtungen über Aufrichtung eines "allgemeinen Sittenregiments", Despotismus, Tyrannei und Revolution haben den Priestergrad als politischen Grad erscheinen lassen, doch ist manches daran wohl lediglich auf die Ausdrucksweise der Sturm und Drangperiode zurückzuführen, in die ja der Illuminatismus fiel. Die Reformen Knigges brachten starken Zuwachs. U. a. traten bei: [[Herzog Ferdinand von Braunschweig]], [[Herzog Ernst von Gotha]], [[Herzog Karl August]], [[Goethe]] ([[Abaris]]), [[Herder]], [[Bode]], [[Karl Freiherr von Dalberg]]. [[Graf Stolberg]], regierender Fürst von Neuwied, Generalpostmeister [[Graf Thurn-Taxis]], [[Graf Cobenzl]], [[Josef von Sonnenfels]], [[Hofrat Freiherr von Born]] in Wien und viele andere, die im gesellschaftlichen und geistigen Leben hervorragten, und auch geistliche Kreise waren vertreten.
  
 
== Feinde und Verfolgung ==
 
== Feinde und Verfolgung ==

Version vom 17. Februar 2010, 23:15 Uhr

An Umfang und Genauigkeit bisher unübertroffen enthält das bis zur Gegenwart aktualisierte große lexikalische Standardwerk über die Freimaurerei neben einem lexikografischen Teil, Grundgesetzen, Chronik und Vokabularium der Freimaurerei auch Darstellungen der Leistungen ihrer Mitglieder. Die Vielzahl der Stichworte, Bibliografie und Index ermöglichen einen leichten Zugang zur immer noch geheimnisumwitterten Welt der Feimaurer. Prof. Dieter A. Binder; geboren 1953, lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Andrassy-Universität Budapest Geschichte. Autor zahlreicher Publikationen zur Österreichischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte. Bestellung: SCHOPF

Illuminaten

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts in Bayern gegründeter Geheimorden, der und im Zusammenhang mit ihm die Freimaurerei zu unrecht als Urheber der Schreckensherrschaft der französischen Revolution und ihrer Folgen für ganz Europa bezeichnet wurde. Stifter des Ordens war der streitbare Ingolstädter Professor Adam Weishaupt, der nach dem organisatorischen Vorbild des Jesuitenordens, mit dem er im Kampfe stand, eine "Geheime Weisheitsschule" ins Leben rufen wollte, in der die besten jungen Akademiker unbehindert von den traditionellen Fesseln alles das lernen sollten, was die Priester von den Lehrstuhlen verbannt hatten.

Am 1. Mai 1776 wurde die Gründung vollzogen. Weishaupt und den Studenten Massenhausen, der mit ihm die Satzungen ausgearbeitet hatte, eingerechnet, bildeten fünf Mitglieder die neue Vereinigung, die erst "Orden der Perfektibilisten" heißen sollte, dann aber "Orden der Illuminaten" genannt wurde. An die Stelle der profanen Namen der Mitglieder traten Pseudonyme. Weishaupt hieß Spartakus, Massenhausen Ajax. Nur allmählich wuchs der Orden. U. a. wurden Kanonikus Bertel, Weishaupts alter Schüler Franz Xaver Zwackh, Sekretär der bayrischen Staatslotterie in München, der einflußrieche Geheimrat Lori, der Münchner Arzt Bader, der Freiherr von Bassus, Marquis Constanze Mitglieder.

Zwackh wurde der Exponent des Ordens in der bayrischen Hauptstadt. Die Gründer und die ersten die nach ihnen beitraten, erhielten den klingenden Titel Areopagiten. 1779 entstand ein "Lehrplan" mit drei Ordensklassen: Novize, Minerval, Erleuchteter Minerval.

Novizen

Die Novizen mußten nach strengster Schweigeverpflichtung eine Vorbereitungsklasse oder "Pflanzschule" durchlaufen, in dieser in förmlichen Exerzitien über die Ordensziele: sittliche Vervollkommnung und Glück der Menschheit nachdenken, unbedingten Gehorsam gegenüber den Oberen geloben, am Ende jedes Monats versiegelte Briefe mit der Aufschrift "Quibuslicet" abliefern, die ein durch alle Klassen fortgeführtes System gegenseitiger Bespitzelung eingehende Berichte über den einführenden Bürgen darstellen. Dafür mußte dieser Pate wieder ständig Charakteristiken seines Schützlings liefern. Nach Absolvierung der Prüfung mußte der Novize jedes Detail, das ihn, seine Familie und zeine Beziehungen anging, in Formularen mit zahlreichen vorgeschriebenen Rubriken bekannt geben, bestimmte Bücher studieren über Rhetorik, Philosophie, Moralsysteme, alte und neue Sprachen, und den Niederschlag der Lektüre in Aufsätzen zum Ausdruck bringen.

Wichtig war auch die Werbetätigkeit des Minervals, "Schüler der Minerva" wurde der Novize durch rituelle Einweihung. In dieser Klasse trug man an einem grünen Band eine Eule, die ein Buch in der Klaue hielt, das die Buchstaben P. M. C. V. (per me coeei vident) zeigte. Die Minervalen mußten ein Tagebuch führen, wissenschaftliche Aufzeichnungen machen, fleißig die Quibus licet abliefern. Ein seltsames Kalendarium, in dem die Monate eigene Namen hatten, verzeichnete die Versammlungsdaten. Die Arbeiten der "Minervalkirchen" hatten den Charakter gelehrter Akademien, brachten Berichte über Bücher, interessante Entdeckungen, wissenschaftliche Vorträge über Themata, die im Zusammenhang mit der höheren Entwicklung der Menschheit standen.


Erleuchteter Minerval

Minerval illuminatus wurde man ohne viel Zeremonien. Aus dieser Klasse wurden die Leiter der Minerval-Versammlungen gewählt. In allen Klassen wurde mancherlei von den Jesuiten übernommen. Weishaupt der "General" des Ordens, hieß sogar die Maxime gut: der Zweck heiligt die Mittel. Die Dürftigkeit des Aufbaus brachte schon bald nach der Gründung eine Schwächeperiode. Man suchte deshalb Anlehnung bei der Freimaurerei, verschaffte sich durch Marquis von Constanzo von der Berliner Großloge Royal York ein Patent für eine Münchner Loge "Theodor zum guten Rat", die man dann unabhängig erklärte und in den Illuminaten-orden überführte. Auf einer Reise nach Frankfurt warb Marquis Constanzo den Freiherrn von Knigge, der als Philo bald der wichtigste Mann im Orden wurde.

Grade

Er beendete die zwischen Weishaupt und den Areopagiten ausgebrochenen Streitigkeiten, arbeitete einen Neuen Ordensplan aus, der wieder drei Klassen brachte, deren jede aber mehrere Grade hatte. Zur ersten, die bisherigen Stufen umfassenden Klasse kam der Illuminatus minor, die zweite Klasse wurde aus den drei Graden der symbolischen Maurerei gebildet unter Hinzufügung zweier weiterer Abteilungen; Illuminatus major oder Schottischer Novize und Illuminatus dirigens oder Schottischer Ritter. Die dritte Klasse sollte in vier Graden die eigentlichen Mysterien lehren. Zwei Grade wurden aber nur fertig: Priester und Regent. Der Illuminatus minor hatte die leitenden Minervalen auszubilden, der Illuminatus major war Lehrmeister der Ordenswerber.

Priestergrad

Der Illuminatus dirigens nahm an der Leitung der "Präfekturen", der "Direktion des unteren Gebäudes" teil. Der Priestergrad war die Krönung der von Weishaupt erdachten Wissenschaftlichen Akademie; die Synode der Priester sollte Hüterin eines Schatzes enzyklopädistischer Weisheit werden.

Erlauchter Zuwachs

Betrachtungen über Aufrichtung eines "allgemeinen Sittenregiments", Despotismus, Tyrannei und Revolution haben den Priestergrad als politischen Grad erscheinen lassen, doch ist manches daran wohl lediglich auf die Ausdrucksweise der Sturm und Drangperiode zurückzuführen, in die ja der Illuminatismus fiel. Die Reformen Knigges brachten starken Zuwachs. U. a. traten bei: Herzog Ferdinand von Braunschweig, Herzog Ernst von Gotha, Herzog Karl August, Goethe (Abaris), Herder, Bode, Karl Freiherr von Dalberg. Graf Stolberg, regierender Fürst von Neuwied, Generalpostmeister Graf Thurn-Taxis, Graf Cobenzl, Josef von Sonnenfels, Hofrat Freiherr von Born in Wien und viele andere, die im gesellschaftlichen und geistigen Leben hervorragten, und auch geistliche Kreise waren vertreten.

Feinde und Verfolgung

Bald erwuchsen aber Feinde: manche Freimaurer, die Berliner Rosenkreuzer unter Wöllner, ferner die reaktionäaren Berater des 1777 in Bayern als Nachfolger des aufgeklärten Maximilian zur Herrschaft gelangten Kurfürsten Karl Theodor. Auch neuerliche heftige innere Streitigkeiten, die zum Austritt Knigges Führten, hemmten bald die Entwicklung. Der Münchner Buchhandler Strobl, Professor Westenrieder, Kanonikus Dantzer, die Herzogin Maria Anna, die Professoren Josef Utzschneider, Grünberger, Cosandey, Renner und Zaupser, die letzteren vier selbst gewesene Illuminaten, begannen aus meist sehr persönlichen Motiven ein Kesseltreiben gegen den Orden, beschuldigten diesen gefährlicher politischer Treibereien.

1784 erließ der Kurfürst Karl Theodor, beeinflußt auch durch seinen Beichtvater, den Zirkeldirektor der Münchner Rosenkreuzer Pater Frank, ein Edikt gegen die geheimen Gesellschaften.

Eine Flut von Schriften und Zeitungsangriffen setzte ein. Pater Frank, der Kanzler Freiherr von Kreitmayr, der Rosenkreuzer Freiherr von Thörring und andere maßgebende Hofleute lagen dem Kurfürsten in den Ohren, bis dieser schließlich energisches Vorgehen beschloß. Es nützte den Illuminaten nichts, daß, sie in Bayern ihre Tätigkeit einstellten. Neue Edikte ergingen, viele Illuminaten wurden verhaftet, Offiziere und Beamte verloren ihre Posten, auch Geistliche wurden versetzt, alles unter dem Vorwand, sie seien "notorische Freidenker". Weishaupt floh.

Ordensschriften, die man bei Zwackh in Landshut fand und die auf Befehl des Kurfürsten von mehreren der Hauptdenunzianten unter dem Titel "Einige Ordensschriften des Illuminaten-Ordens ..." höchst willkürlich aneinandergereiht in Buchform herausgebracht wurden, und weitere Dokumente aus dem Besitz des Freiherrn von Bassus ("Nachtrag von weiteren Originalschriften...") steigerten die Verfolgungswut.

Man lastete den Illuminaten Giftmorde, Weltherrschaftspläne und alle möglichen Verbrechen an, an die sie niemals gedacht hatten, so daß ein neuerliches Edikt die Illuminaten ein "weit mehr als die Pest zu verabscheuendes Übel" nannte und auf jede weitere Tätigkeit für den Orden dieTodesstrafe setzte.

Die tatsächlichen Strafen fielen dann allerdings viel milder aus. Nur gegen Weishaupt, den man in ganz besonderer Weise der gemeinsten Verbrechen zieh, wollte der Haß nicht zur Ruhe kommen, auch dann nicht, als er sich in der Freien Reichsstadt Regensburg in Sicherheit wähnte.

Die Treue des Herzogs Ernst von Gotha, der ihm AsyI in Gotha bot, rettete ihn (s. Weishaupt). Schließlich verfügte Graf Stolberg, der an Stelle von Weishaupt die Leitung des Ordens als Nationaloberer übernommen hatte, die Einstellung der Tätigkeit. Als letzte schloß die Weimarer Minervalkirche unter Bode ihre Pforten. 1785 fand die Ordenstätigkeit ihr Ende.


Französische Revolution

Wahrend der französischen Revolution gingen Gerüchte um, der Orden sei wieder aufgelebt. Ein neues Kurfürsten-Edikt erging. Die Illuminaten wurden als internationale Spießgesellen der Jakobiner ausgeschrien. Professor Leopold Alois Hoffmann in Wien, der Hannoveraner Leibarzt Zimmermann, der Ungar Martinovies, der französische Abbé Barruel , der Schotte Robinson, sogar Cagliostro, dieser vor dem Gerichtshof der römischen Inquisition, wetteiferten in Denunziationen gegen die "Sophisten des Aufruhrs", wobei Mirabeau und Bode als die Verbindungsglieder mit Paris galten. Nach Barruel war das Problem der französischen Revolution mit der Formel "Enzyklopädisten Freimaurer Jakobiner" zu lösen. Jahrzehntelang wurde diese ebenso unrichtige wie törichte Beschuldigung geglaubt.


IIIuminaten, Moderne

Auf Initiative von Theodor Reuß wurde 1906 von Leopold Engel, dem deutschen Historiker der 1. dec 18. Jahrhunderts, ein neuer Illuminaten-Orden ins Leben gerufen, wobei es sich naturgemäß nicht um eine Organisation des 1785 entschlafenen Weishauptschen Ordens handeln kann. Der Lehrplan und die Organisation des neuen Ordens wurden von Engel geschaffen, nachdem die Behauptung von Reuß, daß in seiner Person "sich die noch übrigen Reste des alten Ordens konzentrierten", sich als falsche Vorspiegelung herausgestellt hatte und in Wahrheit nichts mehr bestand als das, was irgendwelchs Antiquare verschaffen konnten. (Vergl. Leopold Engel in der Abonnementseinladung zu dem umgearbeiteten Lehrgang "(über Mensch und Selbsterkenntnis".)

Im Laufe der Zeit wurden den eigentlichen Illuminaten-Graden, ebenso wie im alten Orden, ohne jede Beziehung zur anerkannten Freimaurerei, freimaurerische Grade hinzugefügt Während noch in der Nr. 1, Jahrgang I., des "Ordensanzeigers des I.-Ordens, Sitz in Dresden", keinerlei Bemerkung über den freimaurerischen Charakter des Ordens in Erscheinung trat, sondern gesagt ist, die Mitglieder verbinde nur ein freundschaftliches Band, ist dann aus einem späteren amtlichen Blatte: "Das Wort, Bausteine für Freimaurerei und allseitige Erkenntnis" (Verlag Herzog in Meerane) und aus dem "Ordensanzeiger dee Illuminatenordens", VII. Jahrg. (Nr. 1), von Jänner-Februar 1914 zu ersehen, daß schon 1912 in Berlin eine "Johannisloge" des Ordens "Adam Weishaupt, Zur Pyramide" bestand, die unter Konstitution einer "Großen Illuminaten Freimaurerloge für Deutschland" arbeitete. Eine seit 1910 in Köln bestehende Illuminaten-Loge " Adam Weishaupt, Zum Licht am Rhein" hatte 1913 ebenfalls beantragt, zu einer Freimaurerloge erweitert zu werden, welchem Wunsche der Ordenskustos Leopold Engel als Beauftragter der Berliner Loge entsprach, freudig als derjenige begrüßt, der ausersehen war, die Illuminaten-Freimaurer ihrem großen Ziele entgegenzuführen Nach dem 1. Weltkriege griff der Illuminaten-Orden u. a. nach Österreich über. Beziehungen zur Freimaurerei bestehen nach wie vor nicht.

Illuminatus dirigens

oder Schottischer Ritter (Andreas-Ritter), höchste Stufe der zweiten Klasse des I.Ordens. Der Grad hatte administrativen Charakter. Die Mitglieder der Kapitel hatten an der Leitung der Präfekturen teilzunehmen- Schurz mit grünem Kreuz.


Illuminatus major

oder Schottischer Ritter, vierte Stufe der zweiten Klasse des Illuminaten-Ordens anschließend an die drei Grade der Symbolischen Maurerei. Der I. m. war der Lehrmeister seiner Brr., die als Werber für den Orden auftraten. Die in allen Graden übliche Characterzergliederung, das "Portrat" des Kandidaten war hier sehr eingehend. Das Fragestück umfaßte 32 Seiten. Die Weisung lautete: "Erforsche dich selbst, wenn du andere ergründen willst. Dann erst erforsche die anderen." Die reichlich bombastische Belehrung, die der I. m. nach der Weihe erhielt, wurde später mit als "Beweis" für die große politische Konspiration angeführt, deren man die Illuminaten verdächtigte. Man lehnte zwar ausdrücklich gewaltsame Reformen als verwerflich ab, sprach aber davon, man müsse "um die Mächtigen der Erde eine Legion von Männern sammeln, die unermüdlich sind, alles zum Besten der Menschheit zu leiten...", "alle Stellen, wo Macht für die gute Sache zu erringen ist, zu gewinnen versuchen" und so "durch redliche und sanfte Mittel Einfluß auf die Regierungen bekommen" Grünes Schurzfell.

Illaminatus minor

letzte Stufe der ersten Klasse des Illuminatenordens, war zur Ausbildung der leitenden Minervale bestimmt.

Illuminés d'Avignon, hermetisches freimaurerisches System des 18. Jahrhunderts, das nichts mit den Illuminaten zu tun hat, mit denen es fälschlich oft in Zusammenhang gebracht wird . Sein Gründer war der 1716 geborene Benediktiner Dom Antoine Joseph Pernetty. Studium alchimistischer Werke brachte ihm die "Erleuchtung, die antike Mythologie sei nichts als eine Allegorie der hermetischen Philosophie". Das führte ihn dazu, 1758 die "Fables égyptiennes et greeques devoilées et reduites au mëme principe..." und im Anschluß daran einen "Dictionnaire mythohermétique" zu veröffentlichen, die Ilias und die Odyssee hermetisch zu erklären. 1765 verließ er sein Kloster ging nach Avignon, erweckte dort die infolge der päpstlichen Bulle von 1751 eingeschlafene Freimaurerei zu neuem Leben und schuf 1766 in der Aristokratenloge "Les sectateurs de la vertu" ein neues System, den Rite hermétique oder Rite de Pernetty.

Zu den drei symbolischen Graden traten sechs Hochgrade: wahrer Maurer, wahrer Maurer auf dem geraden Wege Ritter des goldenen Schlüssels, Ritter der Iris, Ritter der Argonauten, Ritter des Goldenen Vlieses. Durch alle Grade zogen sich hermetische Lehren. Der Lieb Hirams versinnbildlichte die prima materia des Großen Werkes.

Pernetty

Pernetty schuf noch einen weiteren Grad, den "Sonnenritter", dessen Ritual einen vollstandigen Kurs der hermetischen und gnostischen Wissenschaften enthielt. Aus Furcht vor Verfolgungen von klerikaler Seite ging Pernetty nach Berlin, wo ihn Friedrich der Große zum Bibliothekar und Mieglied der Akademie der Wissenschaften machte.

Pernetty gab in seinem Exil ein physiognomisches Werk: "Discours sur la Physionomie et les Connaissanees physionomiques" (1769) heraus. Mit seinen Adepten in Avignon blieb er in ständiger Verbindung. Mit seiner Hilfe wurde 1770 die Loge "Saint-Jean d'Ecosse" zur "Mere-Loge Ecossaise du Comtat-Venaissin". aus der dann auf Umwegen die "Mere Loge Ecossaise de France" in Paris wurde, gegründet. Diese praktizierte unter Führung des Arztes Boileau die hermetische Maurerei von Pernetty, erhöhte aber 1778 die Zahl der Hochgrade auf zwölf durch Hinzufügung theosophisch-mystischer Stufen, deren erste drei Abteilungen waren: "Ritter des Schwarzen Adlers oder Souveräner Prinz Rosenkreuzer von Heredom", einen Lehrgang der Magie, Alchimie und Astrologie.

Die "Physiognomischen Fragmente" Lavaters führten Pernetty zur Veröffentlichung der "Connaissance de l'homme moral par celle de l'homme physique" und "Observations sur les maladies de l'âme", in denen er die abstruse Theorie zweier ungleicher Seelen aufstellte. Immer mehr verfiel Pernetty der Mystik, kam er sich als Neugeborener, Seher, Erleuchteter (Illuminé) vor. Eifrig nahm er an den Arbeiten der Berliner okkultistischen Maurerzirkel teil, bildete auch einen eigenen Kreis der "Eingeweihten des heiligen Wortes" zwecks Suche nach dem Stein der Weisen. Hauptmitarbeiter in diesem Zirkel war der Starost von Libau, der polnische Graf Erabianka. Dom Pernetty glaubte allen Ernstes, von einem Engel Assadai geleitet zu sein, der erst zum Himmel zurückkehren werde, wenn Pernetty das Geheimnis des Großen Werkes entdeckt haben würde.

1783 kehrte Pernetty, gefolgt von Erabianka und mehreren anderen Adepten, nach Valence, bezw. Avignon zurück und setzte dort in einem "Thabor" die okkulten Übungen fort. Mittlerweile waren Elemente aus den Lehren des Visionärs Swedenborg hinzugekommen, dessen Werke Pernetty ins Französische übersetzt hatte. Die bald stark wachsende Gruppe, die später als die "Illuminés d'Avignon" bezeichnet wurde, träumte von einem neuen Zion, dessen Hohepriester Pernetty sein sollte.

Alle Mitglieder waren Freimaurer, in ihrem System spielte neben der heiligen Dreieinigkeit die Jungfrau Maria eine besondere Rolle. Während der Jakobinerherrschaft wurde Pernetty verhaftet, aber dann wieder freigelassen. Er starb 1796.

Wenige Jahre nach seinem Tode hörte die Tätigkeit seiner Gruppe auf. Der Grad des "Sonnenritters" ging in den A. u. A. Schottischen Ritus über (vergl. Joanny Bricaud, Les. I d'A., Paris 1927).