Innsbruck

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Die Altstadt der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck mit ihrem Wahrzeichen, dem ‚Goldenen Dachl’, vor der prächtigen Bergkulisse der Nordkette. Das Bundesland Tirol wächst auf 750.000 Einwohner zu; Innsbruck mit Umgebung: 150.000. Wegen seiner niedrigen Alpenpässe verbindet Tirol seit alters her Deutschland mit Italien. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurde das Land 1918 geteilt: in das österreichische Nord- und Osttirol einerseits und das Italien zugeschlagene Südtirol andererseits.

Innsbruck

Schon im späten 18. Jahrhundert gab es Logen in Tirol. Aber dann war über eineinhalb Jahrhunderte Funkstille. Von Rudi Rabe.

Status 2015: Drei Logen der ‚Großloge von Österreich’ (GLvÖ) und eine des österreichischen ‚Droit Humain’.

Ein Buch aus dem Jahr 1867 über die Tiroler Freimaurerei acht Jahrzehnte vorher: von 1780 bis zum Verbot 1795. Der Autor: Ludwig Rapp, ein Historiker und Priester aus Sterzing in Südtirol. Das Buch kann online gelesen oder heruntergeladen werden: hier

1777: In Innsbruck Gründung der Loge ‚Zum Berg Moria’, benannt nach dem Tempelberg in Jerusalem, auf dem heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee stehen aber vor gut zweieinhalbtausend Jahren der Salomonische Tempel stand. 1778 benannte sie sich in ‚Zu den drei Bergen’ um. Dies geschah auf Wunsch der preußischen Großen Landesloge, unter deren Schutz sich die neue Loge gestellt hatte.

1783 gründete ein Teil ihrer Brüder in Innsbruck die Loge ‚Zum Symbolischen Zylinder’. Diese unterstellte sich dem Eklektischen Bund in Frankfurt/Main; die ‚Drei Berge’ folgten nach. Ebenso die Neugründung 'Zu den drei Flammen': Diese war jedoch wegen zu geringer Mitgliederzahl nicht lebensfähig.

Es gab damals noch keine unabhängige Großloge von Österreich. Als diese schließlich 1784 unter der Bezeichnung ‚Große Landesloge von Österreich’ gegründet wurde, schlossen sich ihr auch die beiden Innsbrucker Logen an.

1786: Als Folge des Freimaurerpatents Kaiser Josephs II. fusionierten die beiden Innsbrucker Logen und nannten sich jetzt ‚Zu den Symbolischen drei Bergen’.

Ab 1795: Eineinhalb Jahrhunderte masonische Dunkelheit

1794/95: Aus Furcht vor politischen Veränderungen verbot der Habsburgerkaiser Franz II./I. die Freimaurerei für sein Reich. Und so ging das masonische Licht auch in der ‚Gefürsteten Grafschaft Tirol’ wieder aus: In Österreich dauerte das bis 1918, im damals sehr katholischen Tirol sogar bis in die 1950iger Jahre. Hier war die Tradition völlig abgerissen, und so kamen die ersten Impulse zum Wiederaufbau von außen.

1950: Unter der Patronanz der Wiener Loge ‚Zukunft’ wurde in Tirol ein ‚Freimaurer-Kränzchen’ gebildet. Außer den Wienern setzten sich dafür vor allem Immigranten ein, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der jetzt kommunistischen Tschechoslowakei nach Tirol zugewandert waren. Sie waren vor dem Zweiten Weltkrieg Mitglieder von Logen der deutschsprachigen Prager Großloge ‚Lessing zu den drei Ringen’. Die Nazis hatten diese Großloge 1939 beim Einmarsch in die Tschechoslowakei zugesperrt. Nach dem Krieg wurde die deutsche Volksgruppe aus dem Land vertrieben, und so kam die Freimaureridee auch wieder nach Tirol.

1951: Wiedergründung der ‚Zu den drei Bergen’

In den ersten drei Jahren war die 'Zu den drei Bergen' noch eine Deputationsloge unter der Aufsicht der Loge ‚Zukunft’ in Wien. Sie war nach der ‚Paracelsus’ in Kärnten und der ‚Zu den sieben Weisen’ in Linz die dritte Bundesländergründung nach dem Krieg.

In diesen allerersten Jahren hatte die Loge noch so wenige Brüder, dass es manchmal nicht für eine rituelle maurerische Arbeit sondern nur für ein geselliges Beisammensein reichte. 1954 wurde die ‚Zu den drei Bergen’ dann endgültig selbständig.

Nachkriegs-Kuriosa aus den Aufzeichnungen des Gründungsmitglieds und späteren Stuhlmeisters Paul Lanyi-Plötz (1899 bis 1987; er war vor dem Zweiten Weltkrieg Mitglied einer Loge im slowakischen Pressburg/Bratislava): Als er 1949 mit der Eisenbahn zum ersten Mal von Innsbruck nach Wien fuhr, um mit der Großloge Kontakt aufzunehmen, war er „mit einer Identitätskarte und dreizehn Stempeln der russischen Besatzungsmacht ausgestattet. Die Fahrzeit betrug damals volle 14 Stunden.“ (2015: viereinhalb Stunden). Und: 1950 musste man noch damit rechnen, dass „der Postverkehr aus der von den Russen besetzten Zone Wiens ins Ausland zensuriert wurde. Deshalb schickte die Großlogenkanzlei ihre ganze Auslandspost uns hierher zur Weiterleitung und ebenso erhielten wir die Post aus dem Ausland zur Weiterleitung an die Großloge.“

Kooperation mit italienischen Logen

In jenen Jahren gab es in Tirol wegen der Abtrennung Südtirols und dessen Anschluss an Italien 1918 immer noch erhebliche anti-italienische Gefühle. Dennoch oder gerade deswegen wurde es zu einem besonderen Anliegen der ‚Zu den drei Bergen’, mit italienischen Logen freundschaftliche Beziehungen aufzunehmen. Erste Besuche gab es schon 1959: Aber es zog sich. Doch schließlich gelang 1969 in Bozen zum ersten Mal eine freimaurerische Gemeinschaftsarbeit mit der Loge ‚Vedetta d’Italia’ (etwa: Italiens Wacht). Deren Stuhlmeister Luciano Italo Faccini wurde dann sogar Doppelmitglied der beiden Logen.

Die 'Vedetta d'Italia' existiert nicht mehr, auch keine unmittelbare Nachfolgeloge. Es gibt in Südtirol jedoch drei andere Logen (2015). Davon arbeitet eine, die 1978 gegründete 'Franz von Gumer', als einzige Loge Italiens in deutscher Sprache.

Weitere Logengründungen

1979: Die ‚Zu den drei Bergen’ wurde größer, und so gründeten zehn ihrer Brüder im Einvernehmen mit der Mutterloge die ‚Einigkeit in Freiheit’.
2011: Mehr als drei Jahrzehnte später folgte die ‚Ad Orbes’.
2013: Eine (gemischte) Loge des österreichischen Droit Humain wird gegründet. Ihr Name: 'Kristall im Westen'.

Der Tempel der Innsbrucker GLvÖ-Logen im Kellergeschoss eines kleinen Hauses. Die Wände sind pures Erdreich: Das erzeugt eine Stimmung der Weltabgeschiedenheit, ein der freimaurerischen Arbeit durchaus zuträgliches Gefühl. Foto: Theo Peer.
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Andere Bundesländer

Siehe auch