Karl Doppler

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Der seinerzeit in Österreich sehr bekannte Chirurg Karl Doppler (* 19. April 1887 in Wien, † 6. Juli 1947 in Wien) war als Großmeister der “Großloge von Wien für Österreich“ die bestimmende Persönlichkeit beim Wiederbeginn der österreichischen Freimaurerei nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hatte aber bereits in den 1930er-Jahren als Deputierter Großmeister der Großloge von Wien und als Souveräner Großkommandeur im Hochgradsystem des "Alten und Angenommenen Schottischen Ritus" wichtige freimaurerische Funktionen inne. Von Gerd Palka.

Karl Doppler 1928 im Alter von 41 Jahren - drei Jahre nachdem er Freimaurer geworden war.

Karl Doppler trat im Alter von 38 Jahren – damals Assistent der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft – dem Bund der Freimaurer bei. Er hatte zu jener Zeit bereits für einiges Aufsehen mit einer medizinischen Methode zur Verjüngung und Verbesserung der Lebensqualität im Alter gesorgt: Mithilfe der Bepinselung von Blutgefäßen mit schwachen Karbolsäurelösungen konnte er eine langdauernde Blutüberfüllung der zugehörigen Organe hervorrufen, was in Fach- und Publikumsmedien einige Beachtung fand. Abgesehen von dieser Entdeckung erwarb er sich in der Folge einen hervorragenden Ruf als Chirurg.

Karl Doppler wurde am 20. Mai 1925 in die Loge „Humanitas“ aufgenommen und gehörte ihr bis zu seinem frühen Ableben im 61. Lebensjahr an. Schon zehn Jahre nach seiner Aufnahme wurde er 1935 Deputierter Großmeister der Großloge von Wien. Bereits ein Jahr vorher hatte man ihn im Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (AASR), in dem er innerhalb weniger Jahre den 33. Grad erreicht hatte, zum Souveränen Großkommandeur und damit in die höchste Funktion des Hochgradsystems in Österreich gewählt. Als die Freimaurerei unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Österreich im März 1938 verboten wurde, hatte Karl Doppler diese beiden Funktionen nach wie vor inne (er war für die Amtsperiode 1937-1940 nochmals zum Souveränen Großkommandeur des AASR bestellt worden).

Wegen seiner den Nationalsozialisten bekannten Zugehörigkeit zur Freimaurerei war er zwar Schikanen der Gestapo ausgesetzt, wurde aber vorerst trotzdem als Arzt zur Deutschen Wehrmacht einberufen, dann aber für wehrunwürdig erklärt und in den Zivilstand rückversetzt. Man behielt ihn offensichtlich weiterhin unter Beobachtung, denn im Jahr 1944 kam es zu einem für ihn gefährlichen Ereignis. Bei einem überraschenden Besuch in seiner Wohnung wollten sich hohe SS-Offiziere bei dem langjährigen Funktionär der österreichischen Freimaurerei über die Freimaurerei informieren. Sie gaben an, die SS würde sich als Elite der Nationalsozialisten nunmehr geistigen Inhalt nach freimaurerischer Art geben wollen – er als ausgezeichneter Fachmann auf diesem Gebiet könne ihnen doch bis ins letzte Details Aufschluss darüber geben. Doppler überlegte schnell, wie er später erzählte: „Lehne ich ab, ist dies mein Ende; tue ich das, was sie wollen, dann kann ich vor mir selbst als Wortbrüchiger nicht bestehen; also hieß es: Zeit gewinnen.“ Und er handelte couragiert. Doppler begann also ein ganz allgemeines Gespräch über Philosophie und war sehr erstaunt, dass die Herren in dieser Hinsicht ganz ausgezeichnet beschlagen waren, wie er nach Kriegsende berichtete. Jedenfalls gewann er Zeit. Aber noch ein zweites Mal wurde er befragt, konnte jedoch wieder ausweichende Antworten geben und aus dieser schwierigen und gefährlichen Situation entkommen.

Großmeister Karl Doppler in der Gemäldegalerie der Großloge von Österreich.

Nach Kriegsende war es dann Karl Doppler, der die Freimaurerei in Wien wiedererweckte. 1938, als die Großloge durch die Nationalsozialisten verboten wurde, war er Deputierter Großmeister gewesen, der damalige Großmeister Richard Schlesinger, war im Juni 1938 nach Folterungen in der Gestapo-Haft verstorben, und damit war Doppler der höchste Funktionär der Großloge von Wien, der den Zweiten Weltkrieg überlebt hatte. Er berief für 28. Juli 1945 die erste Versammlung aller erreichbaren Freimaurer, die bis zum Verbot 1938 Mitglieder der Großloge von Wien gewesen waren, ein, um die Freimaurerei in Österreich wieder aufleben zu lassen. Am 4. August 1945 wurde Karl Doppler zum Großmeister der nun „Großloge von Wien für Österreich“ genannten Großloge gewählt.

Doppler war es dann, der als Bezeichnung für die damals noch einzige Loge in Wien, in der die Wiener Freimaurer versammelt werden sollten, „Humanitas Renata“ vorschlug, was „die Wiedergeburt der Freimaurerei in Österreich und eine Renaissance der Menschlichkeit symbolisieren soll“.

Die darauffolgenden Monate waren für Doppler gekennzeichnet durch seine unermüdlichen Bemühungen, im In- und Ausland vor allem auch materielle Hilfe zu erhalten, damit trotz der schwierigen Nachkriegsverhältnisse wieder freimaurerische Arbeit möglich war. Denn, so sagte er, „mit verhungernden Brüdern lässt sich keine Loge errichten“. Außerdem erreichte er ein wichtiges formales Ziel: Er konnte bei der Vereinsbehörde klarstellen, dass die Großloge 1938 zwar verboten, aber nicht, den Statuten entsprechend, aufgelöst worden war. Dem Antrag, die seinerzeit unterbrochene Arbeit fortführen zu können, wurde vom Staatsamt für Inneres der Republik Österreich stattgegeben. Das betraf auch die Tätigkeit der Sammelloge „Humanitas Renata“.

Auf Initiative von Karl Doppler wurde noch 1945 vom Großbeamtenrat beschlossen, dass ehemalige Brüder, die bereits vor 1938 und bis Kriegsende der nationalsozialistischen Partei angehörten, von einer Aufnahme in die Freimaurerei ausgeschlossen waren. Dies wurde konsequent durch entsprechende Fragebögen sichergestellt. Und schon 1946 nahm Doppler mit der United Grand Lodge of England Kontakt auf, um die Wiederaufnahme der unterbrochenen Beziehungen einzuleiten. Im selben Jahr begann er mit den Vorarbeiten zur Wiedereinsetzung der Alten und Angenommenen Schottischen Ritus in Österreich.

Doch mittlerweile war Karl Doppler an Lungenkrebs erkrankt, sein Zustand verschlechterte sich in den ersten Monaten des Jahres 1947 immer mehr. Anlässlich seines 60. Geburtstages am 19. 
April 1947 wurde noch der Dr.-Karl-Doppler-Fonds der Großloge gegründet – Geld, das die Brüder trotz der schweren Zeit durch ihre Zahlungen aufbrachten, zur ausschließlichen Verfügung durch den Großmeister für wohltätige Zwecke.

Noch am Vormittag seines Todestages unterzeichnete Karl Doppler als letzter Souveräner Großkommandeur des AASR die Eingabe an die Behörde zur geplanten Reaktivierung des AASR in Österreich. Am Abend des 6. Juli 1947 starb Karl Doppler. Sein Nachfolger als Großmeister, Bernhard Scheichelbauer, schrieb später: „Ohne Schmeichelei muss festgestellt werden, dass ohne ihn die die Wiedergeburt der österreichischen Freimaurerei kaum in einem so raschen Tempo vor sich gegangen wäre.

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