Legenda Sanctorum

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Quatuor Coronati

Eine kleine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen

Bearbeitung: Roland Müller

Aus der Legenda Sanctorum (um 1260)


Am 8. November wird aus dem Römischen Brevier gelesen:

„ … Lectio IX. Pro SS. Quatuor Coronatis.

  • Severus,
  • Severianus,
  • Carpophorus und
  • Victorinus, Brüder,


gaben in der Verfolgung Diocletians, den Götzencult freimüthig verabscheuend, mit Bleiknoten geschlagen, unter den Streichen ihr Leben für Christi Namen dahin. Ihre Körper wurden den Hunden vorgeworfen, als sie aber lange von diesen unberührt geblieben waren, von Christen weggenommen, an der via Lavicana, beim dritten Meilensteine, in der Arenaria begraben, bei dem Grabe der heil. Martyrer

  • Claudius,
  • Nikostratus,
  • Symphorianus,
  • Castorius und
  • Simplicius,


welche unter dem nämlichen Kaiser gelitten hatten, weil sie, ausgezeichnete Bildhauer, auf keine Weise dahin gebracht werden konnten, Statuen von Götzen zu machen, und vor das Bild des Sol geführt, um selbes zu verehren, erklärten„ niemals begehen zu wollen, Gebilde von Menschenhand anzubeten: Da sie desshalb in den Kerker geworfen, in ihrem Vorsatze ausharrten, wurden sie zuerst mit Scorpionen gezüchtigt, dann lebendig in bleierne Särge eingeschlossen in einen Fluss geworfen.

Es besteht in Rom eine Kirche unter dem Namen der Quatuor Coronatorum, deren lange unbekannt gebliebene Namen später auf wunderbare Weise kundgemacht wurden; dort sind nicht bloss die Leiber jener vier, sondern auch dieser fünf Martyrer mit allen Ehren begraben worden; ihr Fest wird VI. Idus Novembris begangen."

(aus Ferdinand Janner: Die Bauhütten des deutschen Mittelalters. 1876, S. 201.)

Viel ausführlicher zu der „Legende von den vier Gekrönten“ äusserte sich bereits Georg Kloss: Die Freimaurerei in ihrer wahren Bedeutung. Leipzig: Klemm 1846, 257-265 [ http://reader.digitale-sammlungen.de/en/fs1/object/display/bsb10435342_00003.html ].

Aus dem Regius-Poem (1390)

Ars Quatuor Coronatorum


Schutzheilige der Werkleute: Quatuor Coronati

Jedes Handwerk hatte seine Schutzheiligen, etwa die Schuhmacher Crispin und Crispinian, die Schiffleute St. Nikolaus, die Müller St. Katharina und St. Verena, an deren Tagen (25. November resp. 1. September) die Mühlen still stehen.

Altar und Bruderschaft der Vier Gekrönten in Bern


Die Vier Gekrönten (Quatuor Coronati) tauchen im Regius-Poem (1390), hernach in der Strassburger (1459) und Torgauer (1462) Ordnung auf.
Die Quatuor Coronati-Zunft in Antwerpen, welche Maurer, Steinhauer, Pflasterer und Dachdecker umfasste, wird schon 1423 in den städtischen Urkunden erwähnt.

Weniger bekannt ist, dass bereits 1347 die Berner Steinmetzen und Maurer in der Leutkirche St. Vinzenz, der Vorgängerin des Münsters, einen Altar der Vier Gekrönten besessen haben. Der aus Passau stammende zweite Berner Münsterbaumeister Stefan Hurder, der 1459 in Regensburg zum Vorsteher der Bauhütten in der Eidgenossenschaft ernannt worden war, berichtete in seinem Testament, dass "er und sin mitgesellen murer hantwerkes der geselschaft zem Affen ze Bern in der lütkilchen daselbs uf dem Altar der heiligen martrer, genant die vier krönten" eine Pfründe und Bruderschaft gestiftet hatten.

Dieser Altar wurde vermutlich nach 1453 am zweiten südlichen Pfeiler des Münster-Mittelschiffes errichtet. Am Sonntag vor oder nach dem 8. November wurden jeweils zehn Messen gelesen und Prozessionen über die Gräber der verstorbenen Zunftangehörigen durchgeführt.
Im Verlauf der Reformation wurde "der steinhauweren altar" zusammen mit 25 andern entfernt und das Vermögen der bislang organisatorisch selbständigen Bruderschaft der Gesellschaft übertragen.

Die Vier Gekrönten wurden überall verehrt

Als im Jahre 1593 der Zunftvorstand der Basler Bauleute die grosse Stube im Haus zu "Spinnwettern" renovieren liess, gehörte zu dem Schreinerwerk auch eine reiche Vertäferung. In die Füllungen waren Wappen und Bilder gemalt, unter andern auch Darstellungen der Vier Gekrönten.
Eine laut Paul Kölner "recht mässige Kopie" (90) der vier Bilder findet sich auf der 1592 datierten Handwerkslade der Basler Steinmetzen, dazu ein Wappen, auf dem sich vier Kronen befinden. Die zwei erhalten gebliebenen Originale befinden sich heute im Historischen Museum.

Die englischen Maurer verehrten die Vier Gekrönten "nicht besonders" (Knoop/ Jones 1968, 72-74). Immerhin wurde der 8. November ab 1453 als Feiertag begangen. Und die Verordnung der Londoner Maurercompanie von 1481 bestimmte, dass die Zunfttracht jedes Jahr am Fest der Vier Gekrönten beim Besuch der Messe getragen werden solle.

Wie Aldo Crivelli berichtet, hatten auch die Tessiner Bauleute die Vier Gekrönten zu Patronen.
Dass sie auch in ganz Italien verehrt wurden, ist naheliegend. Im Jahre 1408 schuf der Florentiner Bildhauer Nanni d'Antonio di Banco vier Statuen für eine äussere Nische der "Chiesa di Or San Michele" in Florenz. In Palermo befand sich die Kapelle der Vier Gekrönten in der Kirche von S. Francesco.

Unter Verwendung älterer Quellen berichtet schliesslich Ferdinand Janner, dass Darstellungen der Vier Gekrönten auch auf Tafeln am Genossenschaftshause der Wiener Bau- und Steinmetzmeister und auf dem Grabstein eines Steyrer Baumeisters (1513) zu finden sind.

Quatuor Coronati: Die wichtigsten Dokumente und Kirchen

Über die Vier Gekrönten ist viel geschrieben worden. Mindestens 14 Namen werden genannt. Am besten ist es, sich an das von Ferdinand Janner (1876) zitierte Römische Brevier zu halten. Er meint, es bestehe kein Zweifel, dass nicht die erste Gruppe (Severus, Severianus, Carpophorus und Victorinus), sondern stets die zweite Gruppe unter der Bezeichnung der "Vier Gekrönten" als Schutzpatrone der Steinmetzen oder ihrer Hütten gegolten hätten, also:

• Claudius
• Nikostratus (auch Costianus)
• Symphorianus (auch Simpronianus, Symphroni[an]us, Singnificamus, Sindhorianus) Castorius (auch Christorius)
• Simplicius.

Die Geschichte des Martyriums datiert auf die Regierungszeit Diokletians, also etwa 300 n. Chr. Erste schriftliche Erwähnungen stammen aus der Zeit um 500, in den Sammlungen römischer Liturgien (Sacramentarium Leonianum und Gelasianum).

Eine Stadtbeschreibung Roms aus dem 7. Jh. kennt bereits die in den Katakomben bei der Helenakirche an der Via Labicana ruhenden fünf "quatuor coronati". Ihre Gebeine sollen von Leo IV. (um 850) in die bereits um 600 auf dem Hügel Cölius errichtete Kirche "Quatuor Coronati" überführt worden sein. Auch im fernen Canterbury wurden ihnen schon im 7. Jh. eine Kirche geweiht. Weitere schriftliche Erwähnungen finden sich bei Beda Venerabilis (gest. 735) und in der "Legenda aurea" des 13. Jahrhunderts, aus welcher das Regius-Poem geschöpft haben könnte.

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Attribute der „Vier Gekrönten“: Palmzweige und Werkzeuge


Mindestens 14 Namen werden in unterschiedlichen Kombinationen als die „Vier Gekrönten“ genannt (vgl. auch Knoop/ Jones, 1968, 73).

Einigermassen paradox ist, dass diese katholischen Heiligen von der durchwegs protestantisch begründeten modernen Freimaurerei bis auf den heutigen Tag als Schutzpatrone geführt werden.

Alec Mellor (1985, 325-326) verkündet, die Attribute der „Vier Gekrönten“ seien Säge, Hammer, Zirkel und Winkelmass.

Gemäss Reinhold Dosch (1999, 227) sind die Symbole folgendermassen zugeordnet:
• Claudius: Winkelmass
• Castorius: Masstab
• Simphornianus: Bleiwaage
• Nicostratus: Zirkel.

Zwei Darstellungen der Vier Gekrönten mit Werkzeugen finden sich bei Feddersen (497, 499): Sie stammen aus den Jahren 1500 (in der Art des Missale Isabellas) und 1550 (an einem Fachwerkhaus in Wertheim). Auf der mit 1592 datierten Handwerkslade der Basler Steinmetzen sind von zwei Gekrönten Darstellungen mit Winkelmass und Masstab erhalten.

In der Kirche von Arzo im Tessin finden sich vier 1,8 Meter hohe Statuen der Gekrönten aus dem 17. Jahrhundert mit folgenden Attributen:
Severio: In der linken Hand ein Palmzweig. Neben dem rechten Bein ein geöffneter Zirkel.
Severiano: in der rechten Hand ein Buch mit einem Palmzweig.
Carposorio: Linke Hand mit Palmzweig auf der Brust. Unten seitlich zwei Fäustlinge.
Vitorino: Mit beiden Händen ein Blatt (Plan?) haltend, dazu Palmzweig in der rechten Hand. Neben dem linken Fuss ein Fäustling.


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