Liechtenstein

Aus Freimaurer-Wiki
Das Schloss Vaduz, die traditionelle Residenz des Fürsten von Liechtenstein.
Foto: Presse- und Informationsamt, Vaduz

Das Fürstentum Liechtenstein

Von Rudi Rabe

In dem kleinen Binnenstaat zwischen der Schweiz und Österreich leben auf einer Fläche von 160 Quadratkilometern (= ein Fünftel der Fläche Hamburgs) nicht ganz 40.000 Einwohner. Das Fürstentum ist ein souveräner Staat. Lange Zeit orientierte es sich vor allem an der Österreichisch-Ungarischen Monarchie; seit deren Untergang 1918 an der Schweiz. Hauptstadt des wirtschaftlich sehr erfolgreichen Landes ist die 6.000-Einwohner-Gemeinde Vaduz. Wie die Schweiz ist das Land Mitglied der UNO aber nicht der EU. Amtssprache ist Deutsch, wobei die Liechtensteiner im Alltag so wie ihre Ostschweizer und Vorarlberger Nachbarn einen alemannischen Dialekt sprechen. Mit beiden sind sie wirtschaftlich und in ihrer Mentalität eng verbunden. Und Liechtensteiner, die Freimaurer werden wollen, klopfen im allgemeinen bei Logen ihrer Nachbarn an.

Keine regulären Logen

Immer wieder einmal gab es Versuche, im kleinen Fürstentum selbst Logen oder gar eine Großloge zu gründen. Wenn man als Kriterium die Regularität und die Anerkennung durch die United Grand Lodge of England heranzieht, ist das noch nie gelungen. Hinter diesen Bemühungen standen oft Brüder, welche reguläre Logen in der Schweiz, in Österreich oder in Deutschland verlassen hatten oder verlassen mussten.

Das „Liechtensteiner Vaterland“, die etwas größere der beiden Tageszeitungen des Landes (80 Prozent Reichweite) brachte am 24. Juli 2020 eine Artikel, in dem der Journalist Damian Becker über einen weiteren Versuch, eine Großloge zu gründen, berichtete und auf frühere ebenso erfolglose Bemühungen sowie ganz allgemein auf die Zielsetzungen der Freimaurer einging. Das Freimaurer-Wiki dankt dem Autor und seiner Zeitung dafür, dass wir den Artikel hier wiedergeben zu dürfen.




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Das im Artikel erwähnte Informationsblatt an der Saaltür im Untergeschoss des «Schlössle Mahal».

Die falsche Grossloge der Freimaurer

«Vivant Sequentes» gibt sich als offizielle Grossloge der Freimaurer in Liechtenstein aus – zu Unrecht.

Dem ein oder anderen Gast im «Schlössle Mahal» in Vaduz mag es schon passiert sein. Er wollte zum stillen Örtchen im Untergeschoss und bemerkte auf dem Gang, dass sich an einer Saaltür ein Informationsblatt sonderbaren Inhalts befunden hat: «Grossloge des Fürstentums Liechtenstein – Vivant Sequentes». Dieser Schriftzug umrundet die Symbole Winkel und Zirkel, die durch eine Fürstenkrone verbunden sind. In der Mitte der Symbole prangt ein «G», das gemeinhin eher auf dem amerikanischen Festland verwendet wird und für die Geometrie steht. Der Pächter des «Schlössle Mahal» bestätigt: «Ja, sie treffen sich zweimal im Jahr hier. Es kommen Leute von ganz Europa, wie etwa aus Ungarn, zusammen». Doch was sie hier genau machen, könne auch er nicht sagen – ausser, dass die Freimaurer bei ihm ab und an speisen.

Frühe Versuche, eine Loge zu gründen

Der Bildhauer und Künstler Gert Gschwendtner, der als Dozent unter anderem an der Universität Liechtenstein unterrichtete, nimmt bei einer Loge nach eigenen Angaben die Position des deputierten Meisters ein. Er betrachtet die Grossloge in Liechtenstein kritisch und stellt klar, dass sie eine irreguläre Loge ist: «1721 wurde in England die Verfassung der Freimaurer konstituiert. In dieser ist geregelt, dass eine Grossloge über drei landesinterne Logen waltet.»

Die drei liechtensteinischen Logen, welche die Liechtensteiner Grossloge anführt, gibt es nicht. Als Patenlogen wurden zur Gründung selbst irreguläre Logen aus Ländern wie etwa Kanada angegeben. Bei der Gründung 2016 hätten die Verantwortlichen der Loge entsprechende Einladungen für die Eröffnungszeremonie auf einem «jämmerlichen» DIN-A5-Zettel verschickt. Gschwendtner erinnert sich, dass der Schweizer Grossmeister die Einladung wie folgt kommentierte habe: «Unseren Brüdern ist es nicht gestattet, sie zu einer Arbeit zu treffen.»

In den vergangenen Jahrzehnten gab es schon manche Versuche, eine Freimaurerloge in Liechtenstein zu gründen. Aufgrund der Kleinheit des Landes und der Konkurrenz, die durch die Gründung entstehen könnte, unterband die Dachorganisation in England das Vorhaben. Die Initianten entschlossen sich sodann am Bodensee, in Deutschland, ihre Zelte aufzuschlagen. Die Loge «Lapis Lucis» resultiert daraus. Konsequenterweise gehören auch Liechtensteiner Freimaurer dazu. Neben Treffen in St. Gallen würden sie auch in einem Lokal im Unterland zusammenkommen.

Der Bezug zu Liechtenstein geht jedoch noch weiter zurück. Und zwar waren es Personen aus dem und rund ums Fürstenhaus, welche sich in der Zeit der Aufklärung Freimaurer nennen durften. Karl Borromäus von Liechtenstein, Feldmarschall im 18. Jahrhundert und Bruder von Fürst Franz Josef I. von Liechtenstein, gehörte der Wiener Loge «Zum Heiligen Josef» an. So auch Angelo Soliman, der als ranghöchster Diener Fürst Wenzels und als Prinzenerzieher unter Fürst Franz Josef I. mit dem Haus Liechtenstein eng verbunden war.  

Die Zielsetzungen der Freimaurer

Anhand der Bücher des Schriftstellers Dan Brown lebte das Interesse an Geheimbünden auf. Jedoch sehen sich die Freimaurer nicht als einen einzigen Verein, sondern per se als organisierte Vereine, welche nach der Konstitution von 1723 leben, und deshalb die Öffentlichkeit nicht unbedingt scheuen. Die verschiedenen Logen bewirtschaften Internetseiten und stehen bisweilen auch Anfragen offen. Einzelne Rituale, die während den Zeremonien stattfinden, geben sie nicht preis. Auch verraten sie nicht, wer den Freimaurern angehört. Die Zielsetzung der Freimaurer lautet gemäss Gschwendtner: «Die Freimaurer sind eine Gruppe, in der sich Personen gegenseitig helfen, ein besserer Mensch zu werden.» Deren Menschenbild beruht auf dem Humanismus.

So sei das Gedankengut der Französischen Revolution – Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit – auf das Freimaurertum zurückzuführen. Auch seien fünf der sieben Personen, welche die Schweizer Verfassung 1848 konstituierten, den Freimaurern zugehörig gewesen.

Heute haben sich die Freimaurer vom politischen Handeln distanziert. «Viele Länder sind ja, zumindest der Beschreibung nach, Demokratien.» Was unter den Freimaurern immer noch gepflegt wird, ist die Vertiefung in philosophisches Gedankengut. «Mit Weltherrschaft und sonstigem Blödsinn, was den Freimaurern angelastet wird, haben wir nichts zu tun», sagt Gschwendtner. (dab)




Siehe auch

Liechtensteins Nachbarn:

Links

Die Zeitung „Liechtensteiner Vaterland“: https://www.vaterland.li