Mozart und seine Wiener Netzwerke. Ein Querschnitt

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Joseph Lange: unvollendetes Ölgemälde von Wolfgang Amadé Mozart, 1789. Lange (1751 bis 1831) war Mozarts Schwager. Sie kannten einander sehr gut, und es ist vermutlich auch symbolisch richtig, dass das Ölgemälde nicht mehr vollendet wurde.
© Internationale Stiftung Mozarteum (ISM)
Josef Hauzinger: Kaiser Joseph II. am Spinett mit seinen zwei Schwestern, 1778.
© KHM-Museumsverband

Eine Ausstellung im Mozarthaus in Wien: bis Jänner 2018

Von Kind an scheute der Musiker keine Kontakte zu Künstlern, Intellektuellen, Verlegern, reichen Bürgern oder Adeligen, und erarbeitete sich so ein enormes Netzwerk auch in Wien. Die Wiener Freimaurerlogen waren ein Teil davon. Von Rudi Rabe.

Vom Salzburger Angestellten zum Wiener Unternehmer

1781 vollzog Mozart einen gewaltigen Schritt vom Salzburger Musikangestellten zum Wiener Unternehmer. Dafür brauchte er einen neuen Ort (Wien), neue Auftraggeber (von Kaisern bis zu Bürgern), neue Musiker, neue Verleger, neue Spielstätten, neue Sponsoren und neue Zuhörer. Diesen Ansprüchen nachkommend, schuf er seine Netzwerke. Alle Mitglieder derselben kommen nur bei seinen Opernpremieren und seinen Akademien zusammen. Ansonsten finden Kontakte nur vereinzelt statt, je nach Bedarf oder Wunsch.

Von seinem Vater hatte Mozart nicht nur das musikalische Handwerk gelernt, sondern auch, wie man Netzwerke flechten konnte. Die Reisen als siebenjähriges Kind quer durch Europa brachten ihn mit den Spitzen der Königs- und Fürstenhäuser, mit der hohen Geistlichkeit bis hin zum Papst zusammen, mit hochrangigen Militärs, Gelehrten, Künstlern, Dichtern, reichen Bürgern und auch dem normalen Volk, sodass er keine Berührungsängste hatte. Diese kindlichen Erfahrungen, die ihn zweifellos für sein Leben prägten, kamen ihm später zugute.

Viele neue Kontakte in Wien

Auch in Wien begegneten ihm der Hof mit Joseph II. an der Spitze, hohe Militärs, reiche Bürger, Verleger, Künstler, Dichter, Intellektuelle, Theaterleute und schließlich die Freimaurer. In der Hauptstadt der Habsburger waren diese damals auf dem Höhepunkt ihrer Ausstrahlung und ihrer Wirksamkeit, schon ein Jahrzehnt danach war es unter dem Nachnachfolger und Neffen Josefs II., dem Kaiser Franz II., schon wieder vorbei; aber da war Mozart schon tot.

Alle diese Kontakte sponserten Mozart materiell und immateriell. Mit ihrer Hilfe festigte er seinen europäischen Ruhm. Bis auf wenige Krisen konnte er gut von seiner Arbeit leben. Ohne diese geschickte Unternehmerstrategie wäre ihm dies nicht geglückt. Das versucht diese Ausstellung zu erhellen.

Mozart und die Ideale der Aufklärung

Der damalige österreichische Kaiser Josef II. und die erstarkenden Freimaurer pflegten ebenso wie Mozart die ideale der Aufklärung. Und was für Wien besonders typisch war: Diese Ideale wurden mit Hilfe der Kunst in die meinungsbildenden Schichten transportiert. Die Wiener Klassik war dafür das ideale Instrumentarium: die Sonaten und Sinfonien mit ihren dialektischen Themen und deren Diskussion in der Durchführung, die Inklusion des Tanzes in die Struktur, die Konfrontation von Individuum und Kollektiv im Instrumentalkonzert und schließlich die Opern, die an Menschenmodellen darstellte, was gelebte Aufklärung bedeutete. Und Mozart hatte dafür ein dankbares Publikum: Bis zu 40 Prozent der Zuhörer und Zuschauer seiner Konzerte und Opern waren Freimaurer.


Die Ausstellung dauert bis 14. Jänner 2018
Kurator: Manfred Wagner. Seine Webseite: http://www.manfredwagner.at
Zur Eröffnung der Ausstellung im Mozarthaus: http://www.mozarthausvienna.at/site/aktuelles

Die „Freimaurer-Vitrine“ in der Ausstellung: Links ein Teil der Wiener Freimaurer jener Zeit, mit denen Mozart Kontakt hatte; andere sind in weiteren Vitrinen ausgestellt. Und rechts die drei Logen, die Mozart besuchte: die Loge ‚Zur Wohltätigkeit’ mit ihrem Stuhlmeister, dem Publizisten Otto Heinrich Freiherr von Gemmingen, er hatte Mozart wahrscheinlich zur Freimaurerei gebracht (unter den Konterfeis daneben oben rechts); darunter die ‚Zur wahren Eintracht’ mit dem berühmten Stuhlmeister Ignaz von Born (unter den Konterfeis oben links); und die Loge ‚Zur Neugekrönten Hoffnung’. Der schnelle Logenwechsel war einerseits nichts besonderes und andererseits eine Folge des Freimaurerpatents und der Logenkonzentration durch Joseph II.
Neben dieser Vitrine ist übrigens eine gekürzte Fassung der Alten Pflichten zu besichtigen.
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