Mysterien der Orphiker

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Mysterien der Orphiker

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder


Die Mysterien der Orphiker hatten keinen bestimmten heiligen Kultort, sie entwickelten sich hauptsächlich in Attica und Unteritalien. Sie führten auf den mythischen thrakischen Sänger Orpheus zurück. Die orphischen Prediger zogen von Stadt zu Stadt und ließen in Heiligen Häusern" ihre Dromena (Heiligen Spiele) aufführen. Im Mittelpunkt des Mythus stand Dionysos, der Sohn Zeus und der Persephone, als Unterweltsgott auch Zagreus genannt, im Kampf mit den Titanen. Dionys Zagreus nimmt vielerlei Gestalten an, um ihnen zu entrinnen, aber als Stier packen ihn die Titanen, reißen ihn in Stücke und verzehren ihn. Atheno rettete das Herz des Getöteten und bringt es zu Zeus, der es verschlingt. Daraus entsteht der "neue Dionysos", der Sohn von Zeus und Semele, in dem Zagreus wieder auflebt. Die Titanen verbrennt Zeus zur Strafe mit dem Blitz zu Asche, daraus bildet er die Menschen.

Da nun die Titanen Dionys-Zagreus verschlungen haben, so hat der Mensch, als Gebilde aus ihrer Asche, dionysische und titanische Elemente an sich. Von letzteren sich zu befreien, ist seine Aufgabe. Titanisch ist der Leib, dionysisch die Seele. Diese von den Banden des Leibes, in den sie wie in einem Kerker eingeschlossen ist, freizumachen, war die Aufgabe der orphischen Mysterien.

Die orphische Lehre kannte auch den Glauben an die Seelenwanderung (Führer der Seele zur Unterwelt war Hermes). "Nur wer Orphiker war, konnte dem Kreislauf der neuen Verkörperungen schließlich entrinnen aus dem Kreis scheiden und aufatmen vom Elend und dann zur Insel der Seligen eingehen." Die kultischen Reinigungsvorschriften, aus denen em Reinheitsgebot wurde, waren sehr kompliziert und neigten zur Askese. In den Mysterien prägte sich das Erlebnis der Ekstasis aus, des in ihr erfahrenen "Schauens" (Epoptie). (Vergl. Kurt Aram "Magie und Zauberei in der alten Welt".)

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