Norwegen

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Norwegen

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder von 1932

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Der norwegische Freimaurerorden geht neue Wege. Regelmäßig erscheint das Informationsmagazin "Frimurerbladet" als virtuelles Magazin auf Issu.com

(Königreich). Die Anfänge der norwegischen Freimaurerei hängen mit jener Dänemarks aufs innigste zusammen. Die erste Loge "St. Olaus til den hvide leopard" ("Zum weißen Leoparden") datiert vom Jahr 1749, von einem Zeitpunkt, in dem König Friedrich V. von Dänemark (dem damals auch Norwegen unterstand) eine Reise nach Christiania (heute Oslo) unternahm. Friedrich war — den neuesten Forschungen zufolge — (vgl. E. L. Bugge, "Det danske Frimureries Historie...", 2. Band, 1927), aller Wahrscheinlichkeit nach selbst Freimaurer - in seinem Gefolge befanden sich die führenden dänischen Brüder Graf Danneskiold-Laurvig, der (englische) Provinzial-Großmeister für Dänemark und Norwegen, und Baron Korff, und es ist anzunehmen, daß gerade dieser Anlaß zur Logengründung benutzt wurde.

Urkundlich steht das aber nicht fest, und auch die Logenprotokolle, die erst seit 1757 vorliegen, geben keine verläßliche Auskunft; allerdings fehlen in diesen einige — herausgeschnittene — Blätter, auf denen von einem Besuch des Königs die Rede sein könnte (s. Dänemark). Zur Leitung der Loge war ursprünglich Graf Wedel-Jarlsberg berufen, über dessen Tätigkeit aber ebensowenig bekannt ist, wie über die des nach ihm als Meister bestimmten Generals Brockenhuus; erst 1755/56 ging der Bildhauer Stanley in Kopenhagen daran, die Logeneinrichtung zu besorgen. Als erster wirklich tätiger Stuhlmeister ist Leuch Elieson bekannt, der aber schon 1763 starb. Im Gegensatz zur Kopenhagener Mutterloge "St. Martin", die in deutscher Sprache arbeitete, herrschte in der Loge St. Olaus von Anfang an das Norwegische; neben diesem verzeichnen die Protokolle nur französische Ausdrücke.

Die Arbeit war nur zeitweise rege; in den ersten 60 Jahren der Loge trat aus den verschiedensten Gründen immer wieder Stillstand ein. Weitere Logen im 18. Jahrhundert (unter Dänemark) waren dann "Christian til den sorte Hjelm" ("Zum schwarzen Helm"), 1779 in Trondhjem gegründet vom Grafen C. I. W. Schmettow, die aber als Loge keine Tätigkeit entfaltete, und die "Carl til den Norske Lowe" ("Zum norwegischen Löwen"), 1786 in Bergen gegründet. Neun Mitglieder der Loge in Bergen unterstützten 1808 eine Reihe Offiziere eines gestrandeten holländischen Ostindienfahrers bei der Gründung einer "Wanderloge" "De toevellige Vereenigung" ("Die zufällige Vereinigung"), über den Großosten der Niederlande. Die "Bauhütte" (1882, S. 299) verzeichnet im selben Zeitpunkt eine Loge in Köngsberg, deren Mitglieder eingewanderte Bergleute und Kriegsgefangene waren.

Karl XV. von Schweden und Norwegen. Großmeister-Medaille 1872.

Provinzialloge der Großen Landesloge von Schweden

1814 wurde Norwegen durch Personalunion mit Schweden zusammengelegt, und damit begann auch in diesem Staat die Herrschaft des Schwedischen Systems. 1819 wurde die Loge "St. Olaus zum weißen Leoparden" ein Glied der Großen Landesloge von Schweden. Eine Reihe von Logengründungen folgten, die sich aber zunächst meist nicht sehr lange Zeit hielten.

Erst seit den siebziger Jahren — 1870 entstand die norwegische Provinzialloge der Großen Landesloge von Schweden — begann der Aufschwung, der noch stärker in Erscheinung trat, als 1891 die Provinzial-Großloge unabhängig und Große Landesloge (Norske Store Landsloge), 2. Provinz des Schwedischen Systems wurde. Der Ordensmeister der Großen Landesloge von Schweden, König Oskar II. war gleichzeitig auch Ordensmeister der Großen Landesloge von Norwegen. In diesem Zeitraum einsetzende Angriffe auf das Schwedische System riefen auch den großen Dichter Bjornstjerne Bjornson auf den Plan. In einem beispiellos heftigen Leitartikel ("Politiken", 15. September 1892) griff er die "Freimaurerei der schwedischen Könige" an und verlangte das Verbot dieses "jesuitischen Staates im Staat", dieser Lehrart, die nicht harmlos sei wie die angelsächsische, nicht freiheitlich wie die französische, sondern den konstitutionellen Herrscher eines demokratischen Staates zum absoluten Herrn über die Spitze der Bürokratie und die größten Kapitalisten mache.

Neues Ordenshaus

Der Sturm ging aber vorüber. 1894 wurde das große Ordenshaus eingeweiht, dessen sechs Tempel zu den schönsten Europas rechnen. Nach der Losreißung Norwegens von Schweden wurde daran gedacht, den neuen König, Haakon VII., zum Ordensmeister zu machen der als (dänischer) Prinz Karl am 23. April 1896 zusammen mit seinem Bruder Harald in den Bund aufgenommen worden war und kurz vor der Thronbesteigung den XI. Grad erlangt hatte. Der Gedanke wurde aber dann nicht Wirklichkeit, der Arzt Johann Conradi wurde Ordensmeister. 1930 zählte die Große Landesloge je eine Provinzialloge in Trondhjem und Bergen, sechs Andreaslogen, 19 Johannislogen (darunter drei in Oslo) und 17 Kränzchen mit gegen 10.000 Mitgliedern (4.000 in der Hauptstadt). Großmeister ist der Advokat Hans Johndal Ronneberg. Der größten Loge der Obedienz, "St. Olaus zum weißen Leoparden", gehören über 2.000 Brüder an. Die Große Landesloge betreut zwei Heime, eines für Jugendliche, eines für Alte. Der Jahresaufwand für Wohlfahrtspflege beträgt durchschnittlich 100.000 Kronen, wozu 25—30.000 Kronen freiwillige Spenden kommen. Adresse: Den Norske Store Landsloges Stashus, Nedere Voldgate 19, 1810. [Anm.d.Red.: Daten von 1932, aktuelle Daten des Ordens siehe "Links"]

Humanitäre Freimaurerei

Seit 1881 gibt es in Norwegen auch eine humanitäre Freimaurerei. Eine Gruppe von Freimaurern in Trondhjem erhielt in diesem Jahr — die Große Landesloge war damals noch nicht gegründet — von der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth ein Patent für eine Loge "St. Olaf til det gieweiste Tempel", der 1884 eine Schwester in Oslo zuwuchs, "Olaf Kyrre til det gyldne Kjæde". 1893 errichtete die Großloge "Zur Sonne" die Provinzial-Großloge "Polarstiernen" ("Polarstern"); 1920 erteilte sie dieser am 8. Mai ein Konstitutionspatent als selbständige Großloge, "Den Norske Storloge Polarstjernen", mit Sitz in Trondhjem. Erster Großmeister war der Rentier Bohne. Sie umfaßte 1930 vier Logen mit 1100 Mitgliedern. Adresse: Kjöpmannegaten 12, Trondhjem. [Anm.d.Red.: Daten von 1932]

Gegenseitiges Besuchsrecht

Diese Großloge gehört der A. M. I. an. Sie setzte sich anfangs in Norwegen nicht leicht durch. Schon wegen der Bayreuther Provinzial-Großloge gab es heftige Meinungsverschiedenheiten mit der Großen Landesloge von Schweden, denen schließlich 1896 König Oskar II. als Ordensmeister ein Ende bereitete: es wurde das gegenseitige Besuchsrecht für die Johannislogen eingeführt, woraus, wenn auch nicht de jure, doch de facto die Anerkennung der Provinzial-Großloge "Polarstjernen" durch die schwedisch-norwegische Obedienz resultierte. Gleich nach der Gründung der Großloge "Polarstjernen", 1920, zeigte diese der Großen Landesloge die neue Sachlage an. Eine verbindliche Antwort des Vicarius Salomonis langte ein, aus der von den Humanitären die Anerkennung gefolgert wurde; dann aber erfolgte ein Stimmungswechsel.

Aufhebung des Besuchsrechts

Im August 1921 wurde den mit der Großen Landesloge befreundeten auswärtigen Obedienzen vom Obersten Rat der X. Provinz mitgeteilt, die Große Landesloge bestreite der Großloge "Zur Sonne", Bayreuth, das Recht, in Norwegen eine Großloge zu gründen, da eine solche mit Jurisdiktion über den ganzen Staat bereits existiere, infolgedessen werde die Großloge "Polarstjernen" nicht anerkannt, jeder gegenseitige Verkehr der Mitglieder sei untersagt.

Erneutes Besuchsrecht

Diese Haltung änderte sich aber 1926; in einem neuerlichen Rundschreiben der Großen Landesloge wurde verlautbart, daß sich in der grundsätzlichen Frage der Anerkennung zwar nichts geändert habe, daß aber aus Sympathie für die allgemeinen maurerischen Grundsätze der Großloge "Polarstjernen" und mit Rücksicht auf die Wünsche von Brüder der X. Provinz die formalen Gründe für das Besuchsverbot von 1921 außer Kraft gesetzt seien und das Besuchsrecht, wie es 1896 statuiert worden war neuerdings in Kraft trete.

Siehe auch

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