Odd Fellows

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Foto: Bro Bert St. George Masonic Lodge No. 41 Kingsville, Ontario. Over the entrance Square and Compas of the Masonic Order combined with the three links of the International Order of Oddfellows/Rebekahs
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Odd Fellows

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Independent Order of Odd Fellows (I. O. O. F.), Unabhängiger Orden der Odd Fellows, hat manche Wesenszüge der Idee und des Rituals mit der Freimaurerei gemein; er will ebenfalls aus den Baubrüderschaften der alten Steinmetzen hervorgegangen sein, steht aber in keinem direkten Zusammenhang mit der Freimaurerei. Wo sich Analogien ergeben, sind diese sichtlich dem freimaurerischen Vorbild entlehnt.

Der Orden der Odd Fellows betrachtet als seine Säulen die Vaterschaft Gottes und die Brüderschaft der Menschen. Er verlangt von seinen Mitgliedern Bekenntnis zu denjenigen allgemeinen Glaubenssätzen, in welchen alle Religionen übereinstimmen, predigt freie Selbstbestimmung, Gedanken- und Gewissensfreiheit, regt zur Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredlung an, bekämpft Wahn, Aberglauben Selbstsucht, Leidenschaft, weckt das Gewissen für Gerechtigkeit, Duldung und Menschenliebe, bietet der freien Forschung offene Bahn und will in seinen sittlichen und demokratischen Grundsätzen und Einrichtungen nicht bloß eine für jedes Zeitalter, für alle menschlichen Verhältnisse gültige Lebenskunst lehren, sondern auch eine vollständige Gesellschaftslehre bieten, die eine Norm für das friedliche Zusammenleben aller Menschen abgeben soll. Zu den Aufgaben des Ordens, dessen Devise "Freundschaft, Liebe, Wahrheit" lautet, gehört es "die Kranken zu besuchen, den Bedrängten zu helfen, die Toten zu bestatten und die Waisen zu erziehen". Die Frage nach kranken und hilfsbedürftigen Brr. ist in jeder Logenarbeit obligatorisch.

Bei den amerikanischen Logen, die die große Masse der Odd Fellows umfassen, darunter besonders zahlreiche Arbeiter, wird bei der Mitgliederwerbung eine sehr hohe Unterstützungsquote geltend gemacht, so daß sie vielfach mehr oder weniger zu Kranken- und Sterbekassen werden. Aber auch in Europa, wo die Idee der Nächstenliebe viel vergeistigter gelehrt wird, gelten Wohltätigkeitssinn und Samariterliebe als Kardinaltugenden jedes Odd Fellows.

Entstehung

Die Entstehung des Ordens ist bisher nicht aufgehellt worden. Man weiß nur, daß sie von England ausgegangen ist. Odd Fellow bedeutet "sonderbarer Geselle" und es heißt, daß gegen Ende des 18. Jahrhunderts englische Schauspieler, die nach den Vorstellungen im Kostüm zusammengekommen seien, also "sonderbar" gewirkt hätten, die Gründer der ersten Vereinigung gewesen seien. Diese Version ist jedenfalls glaubwürdiger als der gewaltsame Versuch, aus einer in Amerika üblichen Nebenbedeutung des Wortes "odd" sei auf Bauhandwerker zurück zu führen, die keinem Verband angehörten, keine Zunftgerechtsame besaßen, also "überzählig" waren und sich in ihrer Notlage zusammengeschlossen hätten (Alexander Lotthammer "Handbuch für Odd Fellows", Göttingen 1924).

Sichtbar in die Öffentlichkeit traten die Odd Fellows erst 1803, in welchem Jahre die "London Union Odd Fellows" sich an die Spitze der Londoner Logen stellte und als "Großloge von England" unbeschränkte Machtbefugnisse über alle Odd Fellows im Vereinigten Königreich in Anspruch nahm. Es kam aber bald zu Rivalitäten mit einer anderen Großloge in Salford. 1814 erklärte sich auch die Loge von Manchester als "Manchester Unity" unabhängig. Diese ist bis auf den heutigen Tag isoliert geblieben. Sie hat heute mit ihren über ganz England verteilten über eine Million Mitgliedern nur noch den Charakter einer Groß-Versicherungsanstalt unter staatlicher Aufsicht. 1806 faßten die Odd Fellows auch in Amerika Fuß.

In den USA

Es wurde die "Shakespeare Lodge Nr. 1" in New York gegründet. Aber erst von der 1819 von Thomas Wildey in Baltimore gestifteten "Washington Lodge Nr. 1" ging der Aufschwung aus. 1821 entstand eine "Großloge von Maryland und den Vereinigten Staaten" mit Wildey als Groß Sire (Großmeister), 1825 wurde diese zur "Großloge der Vereinigten Staaten", die einen Freibrief der "Manchester Unity" erhielt. Wildey widmete der Ausbreitung des Ordens eine gewaltige Tätigkeit, der Aufschwung wurde aber unterbrochen, als die aus Anlaß der Morganaffäre in ganz Amerika ausgebrochene Freimaurerverfolgung sich auch gegen die Odd Fellows richtete. Zwistigkeiten mit der "Manchester Unity" führten dazu, daß die "Großloge der Vereinigten Staaten" sich 1841 als selbständiges Haupt des Odd Fellows-Ordens erklärte. In der Folgezeit war am stärksten um daß Wachstum der Bewegung James L. Ridgely bemüht. 1879 gab sich die Großloge den Titel "Souveräne Großloge I. O. O. F.".

Sie leistete auf karitativem Gebiete Außerordentliches und war auch von den siebziger Jahren an auf Gründung von Pflanzstätten in den übrigen Weltteilen bedacht. In Europa entstanden auf Grund der amerikanischen Freibriefe Großlogen. 1872 in Deutschland ("Großloge des Deutschen Reiches", deren erste Loge die ,,Württembergische Loge Nr. 1" in Stuttgart, gegründet am 1. Dezember 1870, war, Hochmeister seit 1916 Professor Dr. August Weiss in München, Organ seit 1918 "Das Bruderwort", Göttingen), 1874 in der Schweiz, 1884 in Dänemark, 1894 in Schweden, 1900 in Holland, nach dem Weltkrieg in Norwegen und der Tschechoslowakei. Auch in mehreren anderen europäischen Ländern bildeten sich Logen. 1923 kam es zur ersten Gründung in Österreich ("Friedensloge Nr. 1" in Wien), der sehr bald weitere Logeneinsetzungen folgten.

Ritual

Die Tätigkeit der Odd Fellows geht nach einem sehr umfangreichen Ritual vor sich. Als Grundlage dient das "Werk", das sich in das "geschriebene" und "ungeschriebene" oder "geheime" Werk gliedert. Das letztere (Zeichen, Griffe Paßworte) wird mündlich überliefert.

Abzeichen sind die sogenannten "Regalien", das heißt Kragen, deren Stoff und Farbe je nach Grad und Würde verschieden sind.

Der Orden zerfällt in ritualistischer Hinsicht in Logen— der Arbeitsraum, die Halle ist rot ausgeschlagen — und Lager. Die Logen bearbeiten die untergeordneten, die Lager die erhabenen oder Patriarchengrade.

In organisatorischer Hinsicht bilden die Logen (Vorsitzender: Obermeister) Bezirks-Großlogen (Leiter: Großmeisters und diese wieder Staats-Großlogen (Vorsitzender: Groß-Sire, der in Deutschland seit 1919 Hochmeister heißt). Ständige Zusammenkünfte der Ordensführer der verschiedenen Länder sorgen für Aufrechterhaltung der gemeinsamen Grundlagen der Arbeit.

Grade

Logengrade sind ein Einweihungsgrad und drei eigentliche Grade. Der Einweihungsgrad, in dem der Kandidat "zu einem neuen Leben im Geiste des Ordens geboren" wird, ist durch die weiße Farbe gekennzeichnet.

Es folgt als

I. Grad der "Grad der Freundschaft", dessen Ritual von Jonathan und David handelt und dessen Sinnbilder daß allsehende Auge Gottes, die drei Kettenglieder (Freundschaft, Liebe und Wahrheit), Schädel mit gekreuzten Knochen, Sense, Bogen, Pfeil und Köcher und Rutenbündel sind; Farbe: weißer Kragen mit blassroter Einfassung.
Der II. Grad ist der "Grad der Bruderliebe", zeigt den Barmherzigen Samariter und als Sinnbilder Axt, Herz und Hand Weltkugel, Bundeslade und Schlange (weißer Kragen mit hellblauer Einfassung).
Der III. Grad, der "Grad der Wahrheit", führt zum Allerheiligsten und handelt u. a. vom Tode als Preis der guten Tat und von der Arbeit für andere, die der leisten kann, der gelernt hat an sich und mit anderen zu arbeiten; Sinnbilder Waage, Schwert, Bibel, Stundenglas, Sarg, Farben: weißer Kragen mit Scharlach-Einfassung. Erst die Besitzer des III. Grades gelten in jeder Beziehung als vollwertige Brr. und können zu Beamten gewählt werden.,

Lager

Die Lager - Grade (erhabene oder Pariarchengrade) spielen im alttestamentischen Zeltlager der Nomadenvölker zwischen Euphrat und Tigris und verbinden patriarchalischen mit militärischen Charakter. Abraham in seiner Zelthütte wird gezeigt, als opferwilliger Gastfreund, als Prediger der Menschenliebe und Duldung, als Führer auf dem Lebensweg. Kampfbereitschaft gegen äußere und innere Feinde wird gelehrt.

Stufen

Die Stufen sind folgende:

  1. der Patriarchengrad (Vaterschaft und Herrschaft),
  2. der Grad der Goldenen Lebensregel (Christus: "Alles, was Ihr wollt, dass Euch die Leute tun sollen, daß tut Ihr ihnen!")
  3. der Königliche Purpurgrad (Darstellung der Lebensreise).

Die Farben der Lagergrade sind schwarz, golden und purpurn;

Sinnbilder: drei Säulen (Glaube, Liebe und Hoffnung), Zelt, Hirtentasche, Sandalen und Hirtenstab, Opferaltar, Gesetzestafeln, Kreuz und Halbmond, Räucheraltar. In Amerika gibt es schließlich noch einen Groß - Lagergrad. Vorsitzender des Lagers ist der Hauptpatriarch.

Rebekka-Logen

Die Verpflichtung zum Wohltun, die dem Odd Fellow in so hohem Maße eigen ist, und der Wunsch, auch die Frauen, Töchter, Schwestern und Mütter der Mitglieder an dieser Ordensarbeit teilnehmen zu lassen, führten 1851 zur Einführung eines "Weiblichen Grades", des Rebekka Grades, für den es eigene Rebekka-Logen gibt.

In deren Ritual werden als Vorbilder weiblicher Tugenden die biblischen Gestalten der Hannah, Deborah, Esther, Ruth, Mirjam vorgeführt. Die Mitglieder tragen Schleifen aus rosenrotem und grünem Band.

Sinnbilder: Bienenkorb, Taube, der Mond und die sieben Sterne.

Ergänzungen aus dem Dresdner Logenblatt vom Jahr 1871

Den Preussischen GrLogen ist ein Schreiben des Bundes-Directorii der GrNational-Mutterloge zu den drei Weltkugeln vom 9. Mai c. zugegangen, mit welchem eine an den Minister des Innern, Grafen von Eulenburg gerichtete Eingabe abschriftlich mitgeteilt wird, durch welche auf die Constituierung der Gesellschaft - Independent Order of Odd Fellows - aufmerksam gemacht und anheim gestellt wird, ob diese geheime Gesellschaft zu dulden sei.

Seitens des Ministers Grafen zu Eulenburg ist hierauf unterm 27. Mai c. folgender Bescheid erteilt: " Dem Directorio erwidere ich auf die Eingabe vom 9. Mai d. J., dass mir die Statuten (Ordens-Vorschriften) des Vereins der - sonderbaren Brüder - bereits des vorigen Jahres durch den Herrn Bundeskanzler zur Kenntnissnahme mitgeteilt worden sind. Ich habe aus denselben entnommen, dass der gedachte Verein weder gesetzwidrige Zwecke verfolgt, noch eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten erstrebt.

Auch der Geheimhaltung unterliegen nach den Statuten des Vereins der "sonderbaren Brüder" nur gewisse, für indifferent zu erachtende Ceremonien und habe ich mich deshalb unterm 31. Juli v. J. dem Herrn Bundeskanzler gegenüber dahin ausgesprochen, dass der Einführung des qu. Vereins in die diesseitigen Staaten ein Bedenken nicht entgegen stehen.

Nachdem der genannte Verein die Stiftung zweier Logen in Berlin, Germania I. und Borussia II., in Dresden einer gleichen Saxonia I., und in Stuttgart, im Laufe dieses Jahres vollzogen hat, dürfte es erwünscht sein, einige Kenntnis von dieser Verbindung zu nehmen, zumal dem Vernehmen nach Seiten einiger Mitglieder derselben die Ansicht vorgewaltet zu haben scheint, dass der Eintritt in solche auch den Eintritt oder Besuch der FrMrrLogen gestatte, Seiten Mitglieder der letzteren aber die Besorgnis laut geworden ist, dass bei der Aehnlichkeit der Gliederung und einiger Gebräuche ein solcher an sich unzulässiger Besuch nicht unmöglich sei. - In dieser Beziehung ist auf die seit langer Zeit bestehende Vorschrift zu verweisen, einem fremden oder auswärtigen Bruder nur nach Vorzeigung seines - vom Tage der Ausstellung an nicht über drei Jahre alten - Certificats Zutritt zu gestatten, und dringend zu bitten, das die im Eingangszimmer befindlichen dienenden Brr. entsprechend angewiesen werden, und dass durch die betreffenden Brr. Beamten die Prüfung der ersteren und der besuchenden Brr. selbst möglichst genau und sorgfältig erfolge.