Rezension: Burkhardt Gorissen: Ich war Freimaurer

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Ich war Freimaurer

Rezension von Joachim Woerner


Wenn sich ein dem Vatikan sehr nahe stehender Verlag mit Enthüllungsliteratur und "Entlarvungen" befaßt, und dies monatelang vorher entsprechend ankündigt, läßt das aufhorchen. Der Verfasser, Kind aus katholischer Familie, erzählt gefühlsbetont von sich selbst, von seiner Bekehrung durch 11 Jahre deutscher Freimaurerei.

Dabei paßt jede Episode, jedes Detail so aufschlußreich in die literarischen Interessen der Herausgeber, daß man es für ein lange geplantes Konstrukt halten könnte, wären es keine auto-biographischen Fakten.

Eigentlich müßte der Erzähler dankbar sein, daß die Freimaurerei so miserabel ist und ihn dadurch festen Glaubens in die Arme der katholischen Kirche zurückholte. Und die Freimaurer könnten zu Recht demonstrieren, wie jeder in ihren Reihen nach seiner Fasson sich entwickeln und nötigenfalls jederzeit auch wieder austreten kann, wenn er mit der sachlichen oder menschlichen Seite dieser Bruderschaft nicht klar kommt.

Das wäre Normalität. So können Menschen friedlich zwischen Konfessionen konvertieren oder Gemeinschaften wechseln. Aber dieses Buch geht einen anderen Weg: Es hakt nach, pauschaliert und versucht gezielt, aus kurzlebigen, individuellen Erkenntnissen, langfristigen Unfrieden zu stiften - z. B. durch die Verteufelung von Humanität.

Da lassen sich 300 Seiten auch nicht mehr durch 500 Worte rezensieren. Zumal der Verfasser so viel Relevantes "vergaß" - z. B. daß die Freimaurerei weltweit aus über 200 völlig unabhängigen Freimaurer-Großlogen (5 allein in Deutschland) mit insgesamt ca. 35.000 weitgehend selbstständigen Logen besteht. Was in der einen Loge oder Großloge temporär mal schief laufen sollte, funktioniert in anderen bis nahezu optimal!

Gibt es eine größere, soziale Gruppierung in der Welt, in der es nie menschelt - in der die von Gott nach seinem Abbild geschaffenen Menschen nicht auch mal Fehler machen?

Wie viele Menschen haben schon Veranstaltungen ähnlich einer Großlogen Hauptversammlung organisiert wie der Autor, der darüber Buchseiten füllt, als wenn es sich um etwas besonders Freimaurerisches handelt. Oder welche Absicht verfolgt die mehrseitige Schilderung seines Aufnahmerituals, zumal er selbst noch betont, daß man so was heute vielerorts nachlesen kann?

Die Zahl der teils bissigen, abfälligen oder arroganten Bemerkungen über die weltweite Freimaurerei aus der Perspektive eines lokalen Meisters vom Stuhl bzw. eines von insgesamt 8 unkoordinierten Großrednern im deutschsprachigen Raum macht dieses Buch kaum noch diskutierbar. Im Übrigen: Normalerweise braucht kein Suchender 11 Mitgliedsjahre, um heraus zu finden, daß die Freimaurerei nicht zur katholischen Trinität führt, sondern einen Gottesbegriff empfiehlt, den auch andere Religionen mit- oder ertragen können.