Rezension: Guido Grandt: Schwarzbuch Freimaurerei II

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Schwarzbuch Freimaurerei

von Br. K.:Oe.: (UFL)
Erstveröffentlichung in: Mitteilungen Nummer 50, Jahrgang 2008, Universelle Freimaurerliga,
Landesgruppe Deutschland e.V.


Schwarzbuch Freimaurerei (Geheimpolitik, Staatsterror, Politskandale) – Von der Französischen Revolution bis zu Uwe Barschel. Autor: Guido Grandt: In dem im September 2007 erschienenen Buch vollführt der Autor einen wahren Rundumschlag, an dessen Ende der atemlos gewordene Leser die Frage aufwirft, warum sich Guido Grandt soviel Mühe gemacht hat. Ist es eine von ihm selbst als verschmäht eingestufte Liebe zu einer Vereinigung, der er gegenüber auf Distanz bleiben möchte, jedoch schließlich mit Argumenten ringt, wie schön es wäre, würde man die Thesen teilen? Auf über 400 Seiten breitet der Autor seine Recherchen aus seriösen und weniger seriösen Quellen aus. Es geht um die Freimaurerei im Allgemeinen, um die Darstellung der Recherchen über die freimaurerische Geschichte in allen seinen unterschiedlichen Facetten, Spekulationen und Legenden; es geht um Verschwörungstheorien, Freimaurerei und Politik, Revolutionen und Skandale (Stichwort P2, Ritualmorde) und schließlich um die „Politikaffäre“ Uwe Barschel mit dessen tragischem Tode in der Schweiz. Nicht ausgelassen werden schließlich die objektiv in ihren Lebensleistungen kritikwürdigen Freimaurer, wie z.B. Lebensabschnitte Hjalmar Schachts, Henry Fords und Harry S. Trumans. Vergessen hat er Winston Churchill.

Beachtlich ist, wie viele Quellen Guido Grandt durchgearbeitet und zitiert hat. Mit dem Zitat „Wer die Wahrheit hören will, den sollte man vorher fragen, ob er sie ertragen kann.“ (Ernst R. Haschka), hat Grandt im deutschsprachigen Raum so ziemlich alle Großlogen angeschrieben, die in der Schweiz, Österreich und in Deutschland existieren.

Dass Guido Grandt die Vereinigten Großlogen von Deutschland als ausschließliches Vertretungsorgan der deutschen Freimaurer bezeichnet, spiegelt wider, dass er über die Strukturen der Freimaurerei wenig informiert ist. Dieses verdeutlicht auch, dass es in solchen Fällen für die Freimaurerei besser ist, den aufklärenden Weg des österreichischen Großmeisters, Br. Kraus, zu gehen, als sich einer Stellungnahme zu entziehen. Der Großmeister Kraus hatte sich wenigstens mit der Thematik und den Wünschen Grandts auseinandergesetzt, was für ihn spricht. Denn, wer einen Standpunkt hat, wer seine Lebensziele einer Prüfung unterziehen lassen will und diese mit Standhaftigkeit und Mut vertreten kann, wird vor einem Autor – gleich welchen Namens - nicht zurückschrecken.

In seiner Unkenntnis bezeichnet Grandt die Freimaurerei als „weltanschauliche Vereinigung“. Seine kritischen Argumente basieren dann auch noch auf irrenden Aussagen von Brüdern, die schließlich unterstellen, dass die Menschen, so auch die Freimaurer in den letzten 300 Jahren keine kulturellen Veränderungen oder Einsichten erlebt hätten. Wenn ein Bericht der freimaurerischen Luxemburger Konferenz von 1912 zitiert wird: „Erklärtes Hauptziel der Freimaurerei ist die Vereinigung aller Freimaurer der Welt als unerlässliche Vorbedingung für die Errichtung einer freimaurerischen Weltrepublik“, so täte es dem Bund der Freimaurer gut, zuzugestehen, dass wir von einer solchen Zielsetzung, die stets aus Sicht zahlloser Brüder wünschenswert war, heute weiter entfernt sind als 1912. Und – wer wollte dieses bezweifeln – eine freimaurerische Weltrepublik zu erreichen, ist nicht eine Weltherrschaft über alle Völker, sondern ist das Streben von Brüdern der verschiedenen freimaurerischen Obödienzen nach Einheit in der Vielfalt ihrer unterschiedlichen Systeme, einem Ziel, dem sich auch die Universelle Freimaurer Liga verschrieben hat.

George Washington wird wie folgt zitiert: „Die Tugenden, die den Menschen veredeln; sie fördern das häusliche Leben und sind die Normen für die höchsten Pflichten des Staatsmannes“. Er, Grandt, hält diese Aussage für „Unglaublich! … Das ist nichts anderes als eine politische Beeinflussung durch eine Weltanschauung …“. Grandt verdreht den Sinn dieses Satzes in seinem Sinne und verkennt, dass es um die Tugenden geht, die die Normen für die Pflichten des Staatsmannes darstellen sollten und nicht um Freimaurerei. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Freimaurerei ist nie eine „weltanschauliche“ oder eine „ideologische“ Vereinigung gewesen und kann es auch nicht sein. Darin liegt ihre Zeitlosigkeit und Stärke, jedoch auch ihre Schwäche, auch wenn Brüder anderes behaupten sollten, so kann und soll die Freimaurerei keine Religion ersetzen. Solche Männer hätten mit Staub vor den Augen und verkrampften Herzen den Kern und das Wesen der freimaurerischen „Königlichen Kunst“ nicht verstanden, und das sollte uns ein solches Buch, wie das des Autors Guido Grandt lehren.

Schließlich präsentiert Guido Grandt ein Sammelsurium von Männerbünden (die teils auch Frauenbünde oder gemischte Bünde sind) und sonstige Vereinigungen gesellschaftlicher und machtpolitischer Art, wie z.B. Rotary, Lions, Kiwani, Atlantik-Brücke e.V., Druiden, Cordon Bleu du Saint Esprit (wegen des blauen Bandes werden Verbindungen zu den Freimaurern bemüht) u.a.m. sowie CIA, Trilaterale Kommission, Bilderberger und P2 (letztere ist für so ziemlich alles schuldig).

Der Umstand, dass in der Nähe des Genfer Hotels, in dem Uwe Barschel sein Leben aushauchte, 1736 Freimaurerlogen gegründet wurden und dass die A.M.I. (eine ehemalige internationale Vereinigung von Großlogen) 1921 ihren Sitz in Genf hatte, wird als Argument für eine Verwicklung von Freimaurern an dessen Tod angeführt.

Besonders eines der vielen Zitate des Buches verdeutlicht die Unseriosität der Quellen: „Der ehemalige Freimaurer Norbert H., … Ex-Mitglied einer Druidenkultus pflegenden Loge im Ruhrgebiet erklärt, Uwe Barschel sei Logenbruder gewesen, (und) nicht zufällig im Freimaurer-Gründungshotel …, im Hotel „Beau Rivage“ in Genf … um die Ecke gebracht worden “. Wenn ein „Norbert H.“ (Anmerkung: Grandt ist seine Identität bekannt) dann auch noch behauptet „…die Andreas-Logen, da fängt die Mafia an. Und diese Ebene verlässt du nur noch mit einem Zettel am großen Zeh – im Kühlfach der Gerichtsmedizin. Sonst nicht! Auch Uwe Barschel durfte das erfahren …“, da bleibt einem die Spucke weg.

Im Sinne der Auseinandersetzung mit derartigen Recherchen ist das Buch lesenswert. Wir Freimaurer können von Guido Grandt insoweit lernen, als dass wir unseren Gegnern selbst die Argumente geben, die sie uns dann noch im Mund verdrehen. Wir haben uns mit Autoren wie des Guido Grandt auseinanderzusetzen, auch ihnen die Möglichkeit der Einsicht durch Aufklärung zu geben.

Ich möchte abschließend noch einmal empfehlen, dieses Buch – trotz aller berechtigter Kritik – zu lesen. Es tut gut, die Argumente zu kennen, aus denen die Gegner schöpfen, aus welchem Grunde auch immer. Vor 80 Jahren waren es die Ludendorffs, allerdings unter anderem Vorzeichen. Es mahnen die Geister. Auch mit einem offensiven Umgang mit Medien werden wir die Arkandisziplin und die freimaurerische Deckung nicht aufgeben müssen, auch wenn zum Abschluss bestätigt werden kann, dass Uwe Barschel der Freimaurerei nie angehört hat.

Titel: Schwarzbuch Freimaurerei – Von der Französischen Revolution bis zu Uwe Barschel
Autor: Guido Grandt, Kopp-Verlag

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