Rezension: Jahrbuch Quatour Coronati 48/2011 - Freimaurerei zwischen Renaissance und Enlightenment

Aus Freimaurer-Wiki

Rezensionen.jpg

Image.jpg

Rezension: Jahrbuch Quatour Coronati 48/2011 - Freimaurerei zwischen Renaissance und Enlightenment

Rezension von Triangle

Das Jahrbuch Nummer 48/2011 der Forschungsvereinigung Quatuor Coronati umfasst 12 Vorträge und drei Rezensionen.

Im ersten Vortrag behandelt Jan Snoek die sogenannten Adoptionslogen, also jene Logen, die neben den Freimaurerlogen der Männer für Frauen gegründet wurden. Snoek beschreibt nicht nur ihre vermuteten Ursprünge und Entwicklungen bis zum Verschwinden der Adoptionslogen. Er zieht auch Parallelen zur männlichen Maurerei und kommt zu dem Schluss: Der Untergang der Adoptionslogen ist eine verpasste Chance für die Freimaurerei.

Maurerei in Reaktion auf die Umwelt

In seinem Vortrag über Innen- und Außensicht der Freimaurerei entwirft Hans–Hermann Höhmann ein realistisches Bild der deutschen Freimaurerei. In seiner Rückschau auf die Geschichte des Bundes zeigt er, dass Innen – und Außenschau immer prägende Elemente der Freimaurerei waren, dass sich der Bund immer auch in Reaktion auf die Angriffe und Interpretationen seiner Gegner, Kritiker und der Gesellschaft entwickelte. Höhmann beschreibt treffend den schwierigen Balanceakt zwischen Anpassung an den Mainsteam und dem Anspruch, Traditionen zu bewahren, ein Konflikt, der die Freimaurerei auch künftig fordern und prägen wird.

Drei weitere Vorträge behandeln den Einfluss der Hermeneutik auf die Freimaurerei, sowie je ein weiterer das Leben des Dichters und Redakteurs Matthias Claudius, des Dichters Viktor Rydberg sowie die strikte Observanz.

Besonders interessant ist der Vortrag von Sascha Kessler über den Einfluss des Mithraskultes auf das Ritual. Kessler geht davon aus, dass der Tempel oder die Bauhütte ursprünglich auf den Norden ausgerichtet war und führt dafür eine ganze Reihe interessanter Hinweise und Theorien an.

Geschichte, Ausblick und Grundlagen

Abgerundete wird das Jahrbuch von drei Vorträgen von Rolf Appel (Der Neuanfang der Freimaurerei in Hamburg nach dem Zusammenbruch 1945), Günter Wolf (Dreihundert Jahre Freimaurerei – Anachronismus oder Wertebastion mit Zukunft?) und Kurt Bangert (Mensch sein- Mensch werden)

Rolf Appel zeichnet in seinem Vortrag als Zeitzeuge das exakte Bild der Bruderschaft nach dem 2. Weltkrieg. Dabei schildert er kenntnisreich die Entwicklungen inder zerstreuten Bruderschaft und fängt sehr gut die Stimmung der Brüder ein, die zwischen dem Wunsch zu arbeiten und dem Verbot, Logen zu gründen, schwankten und sich mit teils illegalen Logen-Arbeiten stückweise ihre maurerische Identität zurückeroberten. Eine meisterliche Leistung des Doyens der Bruderschaft.

Günter Wolf entwirft in seinem Beitrag nach kluger Analyse eine ebenso kluge Perspektive für die Freimaurerei. Sein Werk zielt auf das Jahr 2017, wenn die organisierte Maurerei Ihr 300jähriges Bestehen feiern kann. Als Grundlage seiner Zukunftsschau definiert er sieben Säulen, auf denen die Bruderschaft steht und auf deren Stabilität sie ihre Zukunft gestalten kann.

Im Beitrag von Kurt Bangert geht es um die Grundlage der Freimaurerei: Das Sich-selbst-erkennen, das Objektivieren der eigenen Person und die Einordnung derselben in die Gesellschaft, ihre Beziehungen und ihre Prozesse. All das ist im Grunde Basis für jede erfolgreiche Arbeit an sich selbst – und damit auch für die Arbeit als Freimaurer.

Abgerundet wird das Jahrbuch von drei Rezensionen freimaurerischer Literatur.

Fazit

Das Jahrbuch 48/2011 der Forschungsvereinigung Quatuor Coronati vermittelt extrem komprimiertes Wissen. Es lädt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Inhalten, der Geschichte und der Funktionsweise der Freimaurerei ein. Die unterschiedlichen Beiträge sind tiefgründig, gut recherchiert und treffsicher formuliert. Auch die Texte, die nicht meine unmittelbaren Interessengebiete berührten, habe ich mit Vergnügen gelesen.

Ich kann dieses Jahrbuch nur jedem an der Freimaurerei Interessierten empfehlen. Er sollte jedoch Zeit mitbringen, denn es ist keine leicht konsumierbare Massenware.

Es ist zu beziehen über

Forschungsloge Quatuor Coronati
QC-Geschäftsstelle
Eckart G. Fiss
Grazer Str. 30
30519 Hannover

oder über: sekretaer@quatuor-coronati.com

Siehe auch