Rezension: Klaus Preiss: Freimaurerei und Ethik: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 14. Dezember 2015, 21:58 Uhr

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Aus „Alpina“ 10/2006

Freimaurerei und Ethik

«Es ist bedauerlich und schwer verständlich, dass von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen aktuelle ethische Fragen in den Logen nicht erörtert werden. Ebenso wenig oder selten gibt es Publikationen von Freimaurern, schon gar nicht offizielle Stellungnahmen der Grosslogen». Dies schreibt Klaus Preiss in seinem eben erschienenen Buch «Freimaurerei und Ethik». Darin gibt er eine Darstellung der Freimaurerei und führt sie vor allem auf religiös-mystische Ursprünge zurück.

Er bezieht sich vielfach auf die Lehren von Meister Eckhart, der von 1260 bis 1327 gelebt hat. Er war ein Dominikanermönch und Universitätsprofessor unter anderem in Paris. Er war der bedeutendste deutschsprachige Mystiker. Er geriet mit der katholischen Kirche in Konflikt und stand verschiedentlich vor dem Inquisitionstribunal, auch in Avignon. Angekreidet wurde ihm der Satz, dass «Gott nicht über uns steht, sondern in uns Menschen wohnt». Der Autor findet zahlreiche Übereinstimmungen zwischen den Lehren von Meister Eckhart und der Freimaurerei.

Sein Buch ist übrigens eine zweite und weitgehende Überarbeitung eines Buches aus dem Jahre 1998, das nichts von seiner Aktualität verloren hat. Klaus Preiss befasst sich eingehend mit dem Verhältnis der Freimaurerei zur Religion, zu Kirchen und Sekten. Er sieht Religiosität als Grundlage freimaurerischer Ethik. So untersucht er auch Rituale und Symbole der Freimaurerei auf ihre ethischen Werte. Besonderes Gewicht legt der Autor auf die Notwendigkeit intensiver persönlicher Arbeit am Rauen Stein. Er gibt dazu nützliche Anleitungen auf der Basis neuer psychologischer Erkenntnisse.

Interessant ist die Feststellung des Autors, dass der geistige Inhalt von Ritual und Symbolik zu einem erheblichen Teil aus der christlichen Philosophie der mittelalterlichen Scholastik sowie der ebenfalls mittelalterlichen Mystik stammen. Erklärend fügt er jedoch bei, dass verschiedene verwendete Begriffe – beispielsweise die Schönheit – eine Bedeutung haben, die nicht mehr dem heutigen Sprachverständnis entsprechen.

Ein Kapitel widmet der Autor dem «Weltethos», wie es vom Schweizer Hans Küng propagiert und vom Council des Parlamentes der Weltreligionen im Jahre 1993 in Chicago festgelegt worden ist. Preiss kommt zum Schluss, dass die Thesen des «Weltethos» eine klare Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Freimaurerei aufweisen, auch wenn sie etwas anders formuliert worden sind. Ein Freimaurer kann die Forderungen des Weltethos voll und ganz unterstützen, weil sie auch seinen Grundsätzen entsprechen. Preiss betont, dass die Freimaurerei keine eigene Ethik besitzt, aber dass sie ohne Ethik nicht möglich wäre. Es ist ein lesenswertes, blitzgescheites Buch, dessen Studium jedem Freimaurer empfohlen werden kann.

Klaus Preiss, Jahrgang 1928, hat den Doktortitel Dr. rer. pol. Er war mehrere Jahre Assistent an der Universität. Danach folgte eine Tätigkeit im Bankensektor. Seit 1989 treibt er philosophisch-psychologische Studien. Mehrere Veröffentlichungen sind von ihm erschienen, darunter die Bücher «Über das menschliche Verhalten» und «Management der Gefühle».

Er ist seit 1977 Freimaurer in der Johannisloge «Zum aufgehenden Licht» (Freimaurer-Orden).

Alfred Messerli über:
Klaus Preiss: Freimaurerei und Ethik. Eine konstruktiv-kritische Analyse.
Haag + Herchen Verlag GmbH Frankfurt am Main.
ISBN 3-89846-410-S. Bestellung: SCHOPF

Siehe auch