Rezension: Peter Wendling: Die Unfehlbaren

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Peter Wendling: Die Unfehlbaren

Rezension von Roland Müller


Peter Wendling: Die Unfehlbaren. Die Geheimnisse exklusiver Clubs, Logen und Zirkel. Zürich: Schweizer Verlagshaus/ Wien: Buchgemeinschaft Donauland 1991; u. d. T.: Logen, Clubs und Zirkel. Die diskrete Macht geheimer Bünde. München: Orbis Verlag 2002; u. d. T.: Die Macht der Geheimbünde. Freimaurer, Rosenkreuzer, Tempelritter & Co. München: Bassermann 2006.

Freimaurerei = eine auf bloss positiven Geboten beruhende Moraltheologie

Es lohnt sich, beim Buchkauf die Augen offen zu halten. Der selbe salopp und spöttisch formulierte Text von Peter Wendling (*1953) ist im Laufe der Jahre unter drei verschiedenen Titeln erschienen! Ob Kiwanis, Lions und Rotary, die auf je 17-18 Seiten beschrieben werden, „geheime“ Bünde sind, darf bezweifelt werden, desgleichen die weiblichen Pendants Soroptimist und Zonta (6-7 Seiten).

Keine Informationen über Geheimnisse oder diskrete Macht

Auch sonst greifen die Haupt- und Untertitel ins Leere. Der Autor enthüllt weder Geheimnisse noch die diskrete Macht der skizzierten Organisationen. Er bringt Informationen aus deren Statuten, Broschüren und Zeitschriften sowie aus Büchern, die in jeder Bibliothek zugänglich sind. Etwas anderes ist auch gar nicht möglich. Damit er Geheimnisse ausplaudern könnte, müsste der Autor in sämtlichen zwei Dutzend Vereinigungen, die er schildert, Mitglied sein …

Dürftig sind daher die meisten Angaben, beispielsweise zum „Internationalen Club von Hannover“, „Montagsclub“ (Bonn), „Pour le mérite“ (Bonn), „Rebekka“ (weltweit), „Ritterkreuzträger“, „Round Table“ und „Übersee-Club“ (Hamburg). Nicht über kolportierte Banalitäten hinaus gehen die angehängten Kurzporträts“ einiger „Exoten“ (193-213), wie Bilderberger, Londoner Clubs und Skull and Bones.

Informativ und meist korrekt

Den Freimaurern ist in dieser überflüssigen Zusammenstellung am meisten Platz gewidmet, nämlich 24 Seiten. Gemäss Wendling sprechen „wirklich ernstzunehmende Indizien für eine Verbindung der Freimaurerei mit dem Tempelherrenorden“ (25). Nicht ganz begriffen hat er auch den „Umwandlungsprozess“ von der operativen zur geistigen oder spekulativen Maurerei; er bringt ihn mit dem Brand von London 1666 und dem damaligen „Ausklingen der grossen Dombauten“ in Zusammenhang (26). Sonst sind die Ausführungen recht informativ und korrekt. Ein bisschen viel Gewicht wird der Affäre der Loge P2 zugemessen. Wertvoll ist die wörtliche Wiedergabe der fünf „Freimaurerischen Grundsätze“ der Grossloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (32-33) und der ersten beiden Hauptstücke der „alten Pflichten“ von 1723 (38-39).

… auf bloss positiven Geboten beruhend

Mehrfach äussert Wendling Skepsis bezüglich der hehren Ziele der Freimaurerei, formuliert aber stets vage, z. B. „eine Konkurrenz zum Sendungsmonopol der Kirche ist nicht von der Hand zu weisen“ (34) oder: es „stellt sich die Frage, ob es tatsächlich ethisches Verhalten fördert, wenn es sich wie bei der freimaurerischen Ethik um eine reine, auf bloss positiven Geboten beruhende Moraltheologie handelt“ (36), „vom Verschenken geistigen Besitzes als ethischer Spezialwert kann hier nicht die Rede sein“ (37). „Auch bei der Betrachtung des Begriffs Humanismus könnte die freimaurerische Bewegung ganz und gar auf dem falschen Pfad wandeln“ (37). Und schliesslich: „Der Gedanke könnte sich aufdrängen, dass der vielgepriesene Humanismus nicht viel mehr wert ist als das hellblaue Papier, auf dem freimaurerische Ideale bevorzugt gedruckt werden“ (42).

… sie müssen Regenwürmer essen

Einmalig in ihrem Unfang - und unnötig - ist die Zusammenstellung von „Volkswahrheiten“ unterschiedlicher Originalität über die Freimaurerei, da wird etwa behauptet:

  • „er muss mit dem Teufel im Sarg liegen und Regenwürmer essen“
  • „wer ihnen beim Schreiben zusieht, wird blind“
  • „der Abgebildete stirbt in dem Augenblick, in dem der Meister in sein Bild sticht“
  • „der alte Fritz schrieb seinen Eid mit Hundeblut und konnte deshalb nicht durch Bildzauber getötet werden“
  • „der Teufel hilft dem Freimauer nur dreimal“
  • „bei den Zusammenkünften wird gehämmert und Gold gemacht“
  • „sie zeigen keinen Schatten, oder ein zweiter Schatten begleitet sie“
  • „sie sterben nie im Bett, sondern sitzend oder stehend“.

Seit der Abfassung der Schrift haben sich die Mitgliedzahlen der Freimaurerei beachtlich verringert: in den USA von 4 Millionen (28) auf 1,5 Millionen, in Grossbritannien von 800 000 auf rund 500 000, und zwar in den drei Ländern England, Schottland und Irland. Eine „United Grand Lodge of Great Britain“ (28) gibt es nicht.

Bei Wendlings alphabetischer Liste prominenter Mitglieder (42-44) irritieren Namen wie: Rainer Apel, Alfred Braun, Rolf Dahlgrün, John Foster Dulles und die Gebrüder Grimm, Gustav Heinemann, Erich Kästner und der Dekorateur Johann Ludwig Langenscheidt, Reinhold Meier und Erich Salcha. Zumindest umstritten ist die Zugehörigkeit zum Bund bei Klopstock; keine Freimaurer waren Dickens, Diderot und André Gide. Das „kleine Freimauer-Lexikon“ (44-47) hingegen bringt kurze und treffliche Definitionen von Graden, Symbolen und Ritualen.

Fazit: Die Freimaurerei ist weitgehend korrekt, aber schnippisch beschrieben.

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