Rezension: Robert L. D. Cooper: Cracking the Freemason’s Code

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Robert L. D. Cooper: Cracking the Freemason’s Code

Rezension von Roland Müller


Freimaurerei aus der Sicht eines Schotten

Robert L. D. Cooper: Cracking the Freemason’s Code. The Truth About Solomon’s Key and the Brotherhood. London: Rider 2006; New York: Atria Books 2007.


„From an avowedly Sottish perspective“ …

Dieses 240seitige Taschenbuch ist eher für Freimaurer als für Laien interessant, denn es beschreibt in Ausschnitten die Geschichte sowie die Symbole und Konstitutionen der Freimaurer detailliert, nüchtern und ohne Bezug zu den populären Büchern wie „The Da Vinci Code“ (2003) oder Filmen wie „National Treasure“ (2004). Der reisserische Titel trifft also weit daneben - obwohl ihn der Autor im Schlusswort (204-206) zu rechtfertigen versucht. Und wissenschaftlich unhaltbar ist die vollständige Ausblendung der englischen Freimaurerei. Kein Wunder, denn es ist in Thematik, Aufbau und Inhalt von David Stevensons „The Origins of Freemasonry“ (1988) inspiriert.

1300-1736: Von den Tempelrittern über die Steinmetzen zu den Freimaurern

Der Kurator der Grand Lodge of Scotland ordnet seine historischen Ausführungen im ersten Drittel streng chronologisch. Er beginnt mit den Tempelrittern. Ob bei deren Verfolgung nach 1300 durch Philipp IV., der Schöne, einige versprengte nach Schottland gerieten und dort unter dem Namen „Freemason“ weiterwirkten, lässt er offen (siehe auch 201).

Hingegen behauptet er durchs Band weg, die Freimaurerei sei in Schottland entstanden. Als Beweis dient ihm die Tatsache, dass das Gewerbe der Zimmerleute und Maurer 1475 in Edinburgh den Status einer „Incorporation“ erhielten, wie es damals der Trend war. Sie erhielten eine „Charter“, „a Seal of Cause“, einen Zunftbrief. Cooper unterschlägt, dass in London bereits hundert Jahre früher (1376) die „masons“ und „freemasons“ als Zunft aufgeführt werden; 1472 erhielten diese einen Wappenbrief.

In Schottland ist die erste „Loge“ als Versammlungsraum 1491 in St. Giles nachgewiesen, in England (York) bereits 1352. Jedenfalls: Bald nach 1500 erlaubten die Steinmetzen in Schottland, dass auch neugierige Nicht-Steinmetzen (14-15) zugelassen wurden. Als „Vater der Freimaurer“ und zugleich „erster moderner Freimaurer“ bezeichnet Cooper den katholischen schottischen königlichen Werkmeister William Schaw. Dieser arbeitete 1598 und 1598 Statuten für alle Meister-Steinmetzen im Königreich aus. Dass die Familie Sinclair von Roslin (Rosslyn) seit 1441 das Grossmeisteramt versah, bestreitet Cooper, da es dafür keinerlei Dokumente gibt (27-34; siehe auch 135, 142-154).

Auch über die „Geheimnisse“ der Logen dieser Zeit weiss man nichts. Daher greift Cooper zur Phantasie: „But imagine for an moment …“ (36). Nach allgemeinen Erläuterungen zum „Hermetic revival“ in der Renaissance, zu Alchemie, Astrologie und Theurgie, geht er besonders auf die Gedächtniskunst ein, die von Schaw in die Freimaurerei eingeführt wurde (50, 55). Das könnte auch ein Grund sein, weshalb die Rituale nur ganz selten aufgeschrieben wurden, Das älteste maurerische Ritual der Welt, das „Edinburgh Register House Manuscript“, datiert von 1696; Cooper analysiert es ausführlich (57-70; 214-217).

Auf eine organisatorische Basis gestellt wurde die moderne Freimaurerei durch die Gründung von Grosslogen in England (1717), Irland (1725) und Schottland (1736):

Detailliert: Der Tempel und einige Symbole

Nun macht Cooper einen Sprung in die Gegenwart und stellt mit einiger Detailliertheit - aber unsystematisch und unvollständig - den Tempel und wichtige Symbole der Freimaurerei vor, beispielsweise die zwei Säulen und das musivische Pflaster (74-75), die Beamten „Tyler“ (74) und „Wardens“ (81) oder die drei Grade (83-87), hernach die Arbeitsteppiche (Tracing Boards; 89-101) mit den Abbildungen der verschiedenen Werkzeuge, von denen die Freimaurer symbolischen Gebrauch machen.

Im Rahmen allgemeiner Erläuterungen von Symbolen betont Cooper, dass nicht alle freimaurerischen Symbole eine genau definierte Bedeutung haben und nicht alle für verschiedene Gruppen von Freimaurern dasselbe bedeuten, weil die Freimaurerei kein Dogma kennt (106; ähnl. 122-123). Jeweils mehrere Seiten widmet er hernach dem Schurz, dem Allsehenden Auge und dem Fünfzackigen Stern.

Umständliche Annäherung an die schottische Freimaurerei

Ein weiterer Sprung führt wieder zurück in die Gründungszeit der Grosslogen. Cooper geht kurz auf den geschichtlichen Teil der „Alten Pflichten“ von James Anderson (1723) ein, streift die erste „Verräterschrift“ („exposure“; siehe auch 228) von Samuel Prichard (1730) und skizziert die Inhalte der „Rede von Andrew Ramsay“ (1736/37) und der „New Constitution“ von Anderson (1738). Nach einer Erwähnung des „Royal Arch“ (138-139) gilt ein ganzes Kapitel den kleinen Taschenbüchlen („Pocket Companions“) und andern Schriften der Freimaurerei, die er auf historische Angabe zu den schottischen Steinmetzen und Freimaurern abklopft, insbesondere die „History of Freemasonry“ (1804) des Schotten Alexander Lawrie (154-160). Als Archivar legt Cooper mehr Gewicht auf die bibliographischen Angaben – beispielsweise die verschiedenen Auflagen – als auf den Gehalt.

Cooper klebt so sehr am Buchstaben, dass er nirgends klarstellt, dass die sogenannten „schottischen“ Hochgrade jedenfalls nicht aus Schottland stammen (z. B. 71-72, 132, 139, 147, 229).

Nichts mit Freimaurerei hat der „Order of the Free Gardeners“ zu tun, der in einem eigenen, langen Kapitel beschrieben wird (161-185) - es ist „probably the oldest equivalent organization after Freemasonry“.

Vermischtes zum Abschluss

Die zwei letzten, kürzeren Kapitel bringen einige Aspekte der Freimaurerei in den USA, darunter auch den Bau der Hauptstadt Washington und des Weissen Hauses (192-198), ferner einige Sätze zum Thema „Frauen und die Freimaurerei“, „Allegorie“ und „Freimaurerei und Demokratie“.

Die Auswahl von 65 „berühmten Freimaurern“ überzeugt nicht. So taucht etwa der Komponist Irving Berlin auf, aber nicht George Gershwin, der Filmmogul Cecil B. De Mille, aber nicht Darryl F. Zanuck, der Autobauer Walter P. Chrysler, aber nicht Henry Ford, General Omar N. Bradley, aber nicht Douglas MacArthur, der Indianer Joseph Brant, aber nicht Tecumseh, usw. Erwähnt werden nur Freimaurer, die etwas mit Grossbritannien und Nordamerika zu tun hatten, dazu merkwürdigerweise Jacques Etienne Montgolfier und Eduard Benes (war in London im Exil) sowie die Komponisten Mozart und Jan Sibelius.

Von den 15 amerikanischen Präsidenten fehlen zehn. Dafür werden die beiden Boxer Jack Dempsey und Sugar Ray Robinson gewürdigt. „The pre-eminent British architect“, der Schotte Robert Adam (218), kommt bei den berühmten Freimaurern auf der Website der Grand Lodge of Scotland nicht vor.

Das winzige, fünfseitige „Glossary“ ist entbehrlich, weil unvollständig und irreführend: Dass der „rauhe Stein“ „refers to someone who is not a freemason“ (227) ist auf dem Kontinent nicht bekannt, ebenso, dass die Loge „kein Ort“ sei (230). Neben den Steinen wird von den Gegenständen nur noch der Schurz erwähnt. Dass die „District Grand Lodge of Scotland“ zwar eine Überseeloge sei, aber nicht im „Mittleren Osten“, irritiert, denn die einzelnen dazugehörigen Logen befinden sich in Bangkok, Kuala Lumpur und Singapur.

Kleine Fehler

Einige kleine Fehler: Das Chetwode Crawley Manuscript wird im allgemeinen auf 1700 datiert (nicht 1710; 55). Der „perpend esler“ wird üblicherweise nicht als „a dressed .. uprigh stone“ (64) gesehen. Bei Stevenson (1988, 140) hätte er nachlesen können: „a dressed or squared stone which spanned the full thickness of a wall from one side to the other“. Das „square pavement“ wird bis vor Prichard (1730) nicht als „square floor“ oder „square carpet“ (64, auch 75) gesehen, sondern als Reissbrett für den Meister (Stevenson hat hier freilich: „a single flat block of stone, or a floor made up of such blocks“). Der Zeichner des zweiten Entwurfs für das amerikanische Siegel hiess Francis Hopkinson (nicht: John, 118).

Fazit

Fazit: zusammenhangslos - unbefriedigend

Das kleine Werk wirkt uninspiriert, macht den Eindruck einer lust- und humorlos abgespulten Pflichtübung und zerfällt in zusammenhangslose Einzelheiten. Es ist lückenhaft und hinterlässt den Leser unbefriedigt.

Hinweise auf Beiträge im Internet

In der „Review of Freemasonry“ auf dem Internet, „→ Pietre-Stones“, gibt Robert L. D. Cooper ein Interview über „The Shaw’s Legacy“ und „The Earliest Masonic Rituals“; dazu sind einige Textstellen abgedruckt:
http://www.freemasons-freemasonry.com/freemasons_code.html#interview

ferner einen Bericht über sein Buch „The Rosslyn Hoax?“ (2006)
http://www.freemasons-freemasonry.com/rosslyn_freemasonry.html

Auch gibt es eine DVD zu diesen Fragen:
http://www.freemasons-freemasonry.com/DVD_scottishkey.html


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Siehe auch