Saint-Germain

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Saint-Germain

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder


Graf von, Abenteurer unbekannter Herkunft im 18. Jahrhundert, von manchen als Sohn der Witwe Karls II. von Spanien, Maria, von anderen wiederum als portugiesischer Jude bezeichnet, gab vor, tausend Jahre alt zu sein und über Zauberkräfte zu verfügen.

Hatte durch sein gewinnendes Äußeres, sein ungewöhnliches Gedächtnis an den Höfen Europas Große Erfolge, wurde vom Marechall Belle-Isle eingeführt, Günstling Ludwigs XV., flüchtete dann nach England, fand auch dort in die besten Kreise Eingang, ging nach Rußland, nahm dort an der Revolution von 1762 teil, gewann zuletzt auf den Landgrafen Karl von Hessen Einfluß, behauptete auch in die höheren Grade der Freimaurerei eingeweiht zu sein. Cagliostro bezeichnete sich mit Vorliebe als seinen Schüler. Nach Lantoine gründete er Logen in Ermenonville (Frankreich), die auch Frauen zuließen, über die jedoch sonst nichts bekannt ist. Saint-Germain starb 1784 auf Schloß Gottorp in Schleswig beim Landgrafen Karl von Hessen-Kassel.

Herkunft

Rätselhaft sind die Herkunft des Grafen von Saint Germain und die Quellen seines Reichtums. Hier die wichtigsten Hypothesen:

Er selbst gab seiner Zeit in Deutschland zum Beispiel gegenüber dem Landgrafen von Hessen-Kassel an, der Sohn des transsylvanischen Fürsten Franz II. Rákóczi (1676–1735) zu sein,[8] konnte dies aber nicht beweisen. Auch in der okkulten und Freimaurer-Literatur wird dies zum Teil behauptet. Die beiden Söhne von Rákóczi, der in Ungarn die Kuruzenaufstände gegen Österreich anführte, aber später im Exil in Paris bzw. ab 1717 in der Türkei lebte, waren als eine Art Geisel am Wiener Hof aufgezogen worden. Nach dieser Herkunfts-Hypothese wäre ein weiterer Sohn (Leopold Georg, geb. 1696, aber offiziell 1700 gestorben) aber insgeheim beim letzten Medici-Herzog Gian Gastone de' Medici der Toskana aufgezogen worden. Es stellt sich dann allerdings die Frage, warum Rákóczi ihn nicht anerkannte bzw. warum Saint-Germain seine Abkunft nicht beweisen konnte.

Eine wahrscheinlichere Hypothese nimmt an, dass er der Sohn der letzten spanischen Habsburgerkönigin Maria Anna von Pfalz-Neuburg (1667–1740) und eines jüdischen Bankiers in Madrid, Comte Adanero, den sie zu ihrem Finanzminister machte, war. Nachdem König Karl II. 1700 kinderlos starb, was den Spanischen Erbfolgekrieg zur Folge hatte und den Bourbonen zum spanischen Thron verhalf, lebte sie in Bayonne im französischen Baskenland im Exil. Auch der französische Außenminister Herzog von Choiseul macht eine Andeutung in dieser Richtung als er mit der Frage konfrontiert wird, warum der französische Staat nichts über ihn wisse: „Er sei der Sohn eines portugiesischen Juden, der den Hof täuschte.“

Von Gleichen berichtet in seinen Memoiren, der Baron de Stosch in Florenz hätte ihm gesagt, er hätte zur Zeit des Regenten, also 1715–1723, in Paris einen Marquis von Montferrat gekannt, Sohn der Witwe Karls II. und eines Bankiers aus Madrid. Saint-Germain benutzt auch später diesen Decknamen in Italien. Auch ein Aufwachsen in Italien wäre mit der Pfalz-Neuburg-Hypothese vereinbar, denn die Schwester des letzten Medici-Großherzogs der Toskana, Gian Gastone de' Medici, war mit dem Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm, dem Bruder der Königin Maria Anna, verheiratet. Auch der Saint-Germain-Forscher Charconac plädiert für die Pfalz-Neuburg-Variante und gibt als Vater Jean Thomas Enriquez de Cabrera an, Herzog von Rioseco, elfter und letzter Amirante von Kastilien, mit umfangreichem Besitz in Sizilien.

Nach Ansicht der Madame de Pompadour war er ein Bastard des Königs von Portugal.

Nach Casanova war er ein italienischer Geigenspieler namens Catalani. Das Urteil des Venezianers, der selbst zeitweilig in einem Orchester Geige spielte, wiegt schwer: Saint Germain muss sicherlich in seinen jüngeren Jahren längere Zeit in Italien aufgewachsen sein.

Der Minister des Markgrafen von Baden, von Gemmingen, will in Italien erfahren haben, er sei der Sohn eines Steuereinnehmers aus San Germano in Piemont namens Rotondo und um 1710 geboren.

Saint Germain war vielsprachig – er sprach perfekt italienisch, deutsch, spanisch, portugiesisch, französisch (mit Piemonter Akzent), englisch und las einige tote Sprachen. Geographisch deutet das sowohl zur Iberischen Halbinsel als auch ins italienische Piemont.

Über sein Geburtsdatum ist nichts bekannt. Zur Zeit seines Auftretens in Paris (ca. 1756) schätzt ihn Madame du Hausset auf um die 50.

Gold!

Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Graf_von_Saint_Germain


Der Graf von Saint Germain [sɛ̃ʒɛʀˈmɛ̃], (auch: Aymar de Betmar; Marquis de Betmar; Graf Welldone u. a.), (* unbekannt; † 27. Februar 1784 in Eckernförde) war ein Abenteurer, Geheimagent, Alchemist, Okkultist und Komponist. Um seine Person ranken sich zahlreiche Legenden, die teilweise von ihm selbst geschaffen wurden.

Zu den zahlreichen chemischen Entdeckungen, die er vermarkten will, zählt auch ein goldähnliches Metall (er nannte es Similor, also simil or – ähnlich Gold), auch als Carlsgold bzw. Neu-Platinum bekannt. Sein Glanz scheint allerdings nach Berichten von Zeitgenossen nicht von Dauer gewesen zu sein und die daraus gegossenen Gegenstände liefen sogar schwarz an. Der Landgraf von Hessen-Kassel ließ aus diesem Material in Ludwigsburg (Schleswig-Holstein) unter anderem Medaillen gießen. (Carlshütte)

Biographie

Die erste gesicherte Nachricht von einem Grafen von Saint-Germain stammt aus den Briefen Walpoles 1745. Diesen zufolge hielt er sich schon zwei Jahre in London auf, besaß eine ausgesuchte Sammlung von Juwelen, komponierte und trat als exzellenter Geigenspieler auf. Außerdem ließ er in London unter anderem eine italienische Liedsammlung und Violinsonaten drucken. Im Rahmen des allgemeinen Misstrauens und der Feindseligkeiten gegen katholische Ausländer wegen des damaligen jakobitischen Aufstands in Schottland wurde Saint Germain vorübergehend verhaftet; schließlich erregte er die Neugier des Prinzen von Wales und befreundete sich mit Philip Stanhope.

Er lernte in Wien den französischen Kriegsminister Marschall von Belle-Isle (1684–1761) kennen, den er unter anderem mit Plänen einer Invasion Englands derart beeindruckte, dass dieser ihn nach Paris einlud. Die Zeit dort von 1756 bis 1760 gilt als Höhepunkt von Saint Germains Laufbahn. Casanova schildert in seinen Memoiren anschaulich, wie der Graf Abendgesellschaften damit unterhielt, vorzugeben, Zeuge wichtiger, weit zurückliegender historischer Ereignisse gewesen zu sein, die er in genauen Einzelheiten schilderte und dabei sehr gute historische Kenntnisse durchblicken ließ. Dabei setzte Saint Germain stets eine todernste Miene auf und aß und trank außerdem nichts.

Selbst die Pompadour (1721–1764) unterhielt er auf diese Weise, wie ihre Kammerfrau du Hausset berichtet. Stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, den König Ludwig XV. zu unterhalten, stellte sie ihm Saint Germain vor – mit vollem Erfolg: Im Trianon-Schlösschen in Versailles ließ der König ein Alchemielabor einrichten, und 1758 stellte er Saint Germain darüber hinaus Räume im Loireschloss Chambord zur Verfügung, wo dieser unter anderem an neuen Methoden für die Textilfärberei experimentierte. Saint Germain behauptete, Fehler in Edelsteinen beseitigen und Diamanten zu größeren verschmelzen zu können. Er lieferte dem König auch Proben ab, hütete sich aber, in diesem Fall Tricksereien anzuwenden. Zudem lehnte er es kategorisch ab, dem König Mittel zu verabreichen. Anscheinend war Saint Germain auch in der Pharmazie bewandert und behauptete, ein Aqua benedetta zu besitzen, das bei Damen das Altern stoppte. Dieses trug zwar sehr zur Beliebtheit des Grafen bei, jener machte aber in seiner Zeit in Paris kein Geschäft daraus.

Das enge Verhältnis zum König führte schließlich auch zu seinem Sturz in Paris. Ludwig XV. pflegte an seinem Außenminister Choiseul vorbei und ohne dessen Wissen diplomatische Aktivitäten zu entfalten („Secret du Roi“ genannt); insbesondere war er 1760 der hauptsächlich von Choiseul eingefädelten Allianz mit den Österreichern im Siebenjährigen Krieg überdrüssig, der sich zu einem weltumspannenden Konflikt mit England ausgeweitet hatte. Saint Germain wurde dazu benutzt, in Den Haag über einen möglichen Friedensschluss vorzufühlen. Als der französische Botschafter d'Affry von Saint Germains Aktivitäten erfuhr und diese seinem Minister Choiseul berichtete, befahl dieser sofort die Verhaftung von Saint Germain. Da sich der König unwissend stellte, sah sich Saint Germain gezwungen, nach London zu flüchten.

Saint Germain mied nun eine Weile Frankreich und hielt sich hauptsächlich in den Niederlanden und Deutschland auf, wo er gerne den Decknamen Welldone benutzte. Saint Germain soll nach den Worten von Grigori Grigorjewitsch Orlow eine Rolle beim Putsch von Katharina II. 1762 in St. Petersburg gespielt haben, Näheres ist darüber aber nicht bekannt.

1763 kaufte Saint Germain sich ein Gut bei Nijmegen und richtete sich ein Laboratorium ein, wobei er die reiche Brüsseler Geschäftsfrau Nettine und den Statthalter des Kaisers Graf Philipp von Cobenzl für die Gründung von Manufakturen gewinnen konnte, sodass diese große Geldsummen vorstreckten. Die Tests der Farb- und Textilproben durch den skeptischen kaiserlichen Minister Kaunitz in Wien fielen jedoch negativ aus. Im August verschwand Saint-Germain aus den Niederlanden, wobei er beträchtliche Schulden hinterließ.

Über die nächsten zehn Jahre liegen wenig Quellenaussagen vor; Saint Germain scheint sich in Russland und Italien aufgehalten zu haben. 1774 hielt er sich am Hof des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach/Brandenburg-Bayreuth auf, mit dem er in seinem Schloss Triesdorf mit Farbstoffen experimentierte und den er auch im nahen Nürnberg Grigori Orlow vorstellte, der ihn als seinen Freund bezeichnete und ihm größere Geldsummen übergab.

Saint Germain spielte in verschiedenen Freimaurerzirkeln, die damals im Deutschen Reich den Zugang zu einflussreichsten Kreisen ermöglichten, eine bedeutende Rolle und schuf sich so eine neue Legende: Beispielsweise war Cagliostro sehr daran gelegen, als sein Schüler zu gelten. Daneben war Saint Germain angeblich auch Rosenkreuzer und vertrat eine okkulte Variante der Freimaurerei, was ihn bei Freimaurern umstritten machte: der Herzog von Braunschweig ließ ihn 1777 überprüfen und fand, dass er entgegen seinen Angaben nicht in die „höheren Grade“ eingeweiht sei.

1778 gelang es Saint-Germain in Hamburg, die Freundschaft des von Alchemie und Freimaurermythen begeisterten Karl von Hessen-Kassel, dem Statthalter des dänischen Königs in Schleswig, zu erringen. Auf seinem Sommerschloss in Louisenlund richtete dieser dem Grafen ein Alchemistenlabor ein (der „Alchemistenturm“ ist heute abgetragen), und im nahen Eckernförde gründeten beide eine Seidenfärberei. Allerdings bekam Saint-Germain das Klima nicht. Schließlich starb er laut Kirchenbucheintrag am 27. Februar 1784 in Eckernförde.[7] Saint Germain wurde in St. Nicolai begraben – sein Grabstein fiel einer Sturmflut zum Opfer.