Schrödersche Lehrart

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Schrödersche Lehrart

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Nach dem Beschluss auf dem Wilhelmsbader Konvent 1782 sich von der "Strikten Observanz" zu lösen, begann der Versuch sich wieder auf die eigendlichen Wurzeln zu besinnen.

Da die alten englischen Originaltexte verlorengegangen waren, machte man sich daran, die Rituale zu rekonstruieren. Hierbei kommt Schröder ein besonderes Verdienst zu. Als historischer Autodidakt sammelte er Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung bis 1723, die er im Jahr 1815 veröffentlichte.

Herder beteiligte sich rege durch viele hastige Einwürfe, Skizzen und Gedanken. Im Folgenden werden verschiedene Auszüge von Briefen aus den Jahren 1800 bis 1803 zitiert, die einige Ideen Herders beleuchten sollen und von Schröder übernommen wurden.

Er plädierte beispielsweise für die Erhaltung der Symbole, welche laut Herder zum Aufruf zu "reeller Arbeit" außerhalb der spekulativen Loge dienen würden: "Solche und andere Abänderungen im Ritual der figurata sind meinem Zweck gleichgültig; das Ritual selbst aber gehört der alten Kirche, den Freimaurern mit Kelle, Spitzhammer, Schlägel; das Handwerkszeug lasse ich mir nicht nehmen."

Weiterhin forderte er eine einfache, klare und leicht-verständliche Sprache: "Zu Vorlesereien ist die Freimaurerei nicht bestimmt, sondern zur tätigen Übung des Verstandes und des Herzens, tätiger Beihilfe und Veredlung, ja Erweckung und Rettung des Menschengeschlechts."

Das Gebet zu Beginn der Logenarbeit sollte ebenfalls in natürlicher Weise abgefasst sein und gesprochen werden. Herder machte dafür den Vorschlag:

  "Demütig sucht der Weise zu ergründen 
  Mit scharfem Blicke die Natur; 
  Er späht den Urstoff aus und freuet sich zu finden 
  Im kleinsten Kreis des Meisters Spur. 
  Dann blickt er in sein eignes Wesen 
  und staunet.....
  .....In seinem Inneren kann er deutlich lesen, 
  Was ihn die Schöpfung dunkel lehrt. 
  Laß, großer Meister, Dir den Forschungsdrang gefallen, 
  Der Deinen Prachtbau zu ermessen wagt. 
  Die Wahrheit glänz’ in unsern heil’gen Hallen, 
  Durch die den Menschen Glück und Freiheit tagt." 

Bereits Schröder äußerte Zweifel wider die Verwendung von Degen im Ritual; Herder drückte diese Zweifel noch etwas deutlicher aus: "Das Kehren der Degen auf ihn, solls bleiben? Sein Ursprung liegt in Umständen, die gar nicht mehr sind. [...] Es bezieht sich auf Geheimnisse, die nicht sind, und dann, welch ein erster Anblick! Brüder, Brüder gegen sich mit gezogenen Degen. Auch symbolisch hasse ich den Anblick."

Ebenfalls fand Herder den Begriff der freimaurerischen Arbeit störend, da dieser zu jener Zeit noch nicht auch oder eher weniger im geistigen Sinne verstanden wurde. Ihm war nicht ganz klar, an was für einem Werkstück ein (spekulativer) Freimaurer überhaupt arbeiten sollte.

In den drei Graden sah Johann Herder dagegen einen sehr sinnvollen Aufbau: "Sonach entsteht eine natürliche Ordnung der Grade zu einander. Erstens, der Lehrling behauet den rohen Stein; der Gehülfe bauet mit den gehauenen, so das kein Hammer ertönt; der Meister ordnet mit seinen Werkzeugen, den feinsten. Praktisch lernte der Lehrling Unterwerfung, Fleiß, Gehorsam; - Den Gehülfen empfing man freudiger und munterte ihn zur Mitarbeit auf. Den Meister ernst, und zeigte ihm nicht etwa nur [...], sondern ließ ihn selbst machen und erproben. Standhaftigkeit und Ernst in seinem Beruf, bis zum Tode. – Daher kann auch, wie mit Recht bemerkt ist, die Realisierung dieser Meisterprobe nicht wegbleiben, oder der ganze Geist des Grades und Ordens würde – ermordet."

Bei der Ritualreform forderte er vor allem strikte Anonymität, was seine Mitarbeit betraf: "Dann will ich mir Stunden erhaschen, wenn es auch in der Nacht sein sollte, um das reine Gebäude nach meiner Idee hinzustellen und es Ihrem Urteil zu übergeben. [...] Daß Sie mit meiner Arbeit am Ende zufrieden sein werden, des bin ich gewiß. Wenn ich der Gesellschaft den Namen einer alten, ehrwürdigen, vielverdienten als echte Wahrheit erweise und sie für Zukunft von tummen Vermengungen mit Rosenkreuzern, Jesuiten, Tempelherren und so fort auf ewig sondre – mich dünkt, so hätte ich Dank verdienet. [...] Mein Name bleibt dabei ewig verschwiegen."

Friedrich Ludwig Schröder stimmte dieser Bitte zu, seine Worte lassen auch die Tragweite vermuten, die Herders Mitarbeit bei der Ritualreform ausmachte: "Kein Mensch soll erfahren, daß es Ihr Werk ist, wenn Sie nicht wollen." (Brief vom 28. November 1800)

Aufgrund dieser Studien schuf er deutsche Rituale für die drei Grade, die noch heute als Schrödersche Lehrart in Gebrauch sind und sich durch ihre schlichte Klarheit und rituelle Dynamik, sowie einem Bekenntnis zur „Idee des Republikanismus“ und des Freiheitsstrebens auszeichnen.

Der maurerische Forscher Ignaz Aurelius Feßler in Berlin (eine Illuminatenmitgliedschaft von ihm ist umstritten) arbeitete an einer ähnlichen Reformierung, schlug aber schließlich einen eigenen Weg ein.