Schrödersche Lehrart

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Friedrich Ludwig Schröder

Schrödersche Lehrart

Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ludwig_Schr%C3%B6derFriedrich

Auf dem Wilhelmsbader Konvent 1782 begann das Ende der "Strikten Observanz". Es zeichnete sich der Beginn eines Neuanfanges ab. An dem Versuch, sich wieder auf die eigendlichen Wurzeln zu besinnen, hatte Schröder maßgeblichen Einfluss genommen.

Da die alten englischen Originaltexte verlorengegangen waren, machte man sich daran die Rituale zu rekonstruieren. Hierbei kommt Schröder ein besonderes Verdienst zu. Als historischer Autodidakt sammelte er Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung bis 1723, die er im Jahr 1815 veröffentlichte.

Auch Herder, ein Freund Schröders, beteiligte sich rege durch viele hastige Einwürfe, Skizzen und Gedanken. Im Folgenden werden verschiedene Auszüge von Briefen aus den Jahren 1800 bis 1803 zitiert, die einige Ideen Herders beleuchten sollen und von Schröder übernommen wurden.

Er plädierte beispielsweise für die Erhaltung der Symbole, welche laut Herder zum Aufruf zu "reeller Arbeit" außerhalb der spekulativen Loge dienen würden: "Solche und andere Abänderungen im Ritual der figurata sind meinem Zweck gleichgültig; das Ritual selbst aber gehört der alten Kirche, den Freimaurern mit Kelle, Spitzhammer, Schlägel; das Handwerkszeug lasse ich mir nicht nehmen."

Weiterhin forderte er eine einfache, klare und leicht-verständliche Sprache: "Zu Vorlesereien ist die Freimaurerei nicht bestimmt, sondern zur tätigen Übung des Verstandes und des Herzens, tätiger Beihilfe und Veredlung, ja Erweckung und Rettung des Menschengeschlechts."

Das Gebet zu Beginn der Logenarbeit sollte ebenfalls in natürlicher Weise abgefasst sein und gesprochen werden. Herder machte dafür den Vorschlag:

"Demütig sucht der Weise zu ergründen
Mit scharfem Blicke die Natur;
Er späht den Urstoff aus und freuet sich zu finden
Im kleinsten Kreis des Meisters Spur.
Dann blickt er in sein eignes Wesen
und staunet.....
.....In seinem Inneren kann er deutlich lesen,
Was ihn die Schöpfung dunkel lehrt.
Laß, großer Meister, Dir den Forschungsdrang gefallen,
Der Deinen Prachtbau zu ermessen wagt.
Die Wahrheit glänz’ in unsern heil’gen Hallen,
Durch die den Menschen Glück und Freiheit tagt."

Bereits Schröder äußerte Zweifel wider die Verwendung von Degen im Ritual; Herder drückte diese Zweifel noch etwas deutlicher aus: "Das Kehren der Degen auf ihn, solls bleiben? Sein Ursprung liegt in Umständen, die gar nicht mehr sind. [...] Es bezieht sich auf Geheimnisse, die nicht sind, und dann, welch ein erster Anblick! Brüder, Brüder gegen sich mit gezogenen Degen. Auch symbolisch hasse ich den Anblick."

Ebenfalls fand Herder den Begriff der freimaurerischen Arbeit störend, da dieser zu jener Zeit noch nicht auch oder eher weniger im geistigen Sinne verstanden wurde. Ihm war nicht ganz klar, an was für einem Werkstück ein (spekulativer) Freimaurer überhaupt arbeiten sollte.

In den drei Graden sah Johann Herder dagegen einen sehr sinnvollen Aufbau: "Sonach entsteht eine natürliche Ordnung der Grade zu einander. Erstens, der Lehrling behauet den rohen Stein; der Gehülfe bauet mit den gehauenen, so das kein Hammer ertönt; der Meister ordnet mit seinen Werkzeugen, den feinsten. Praktisch lernte der Lehrling Unterwerfung, Fleiß, Gehorsam; - Den Gehülfen empfing man freudiger und munterte ihn zur Mitarbeit auf. Den Meister ernst, und zeigte ihm nicht etwa nur [...], sondern ließ ihn selbst machen und erproben. Standhaftigkeit und Ernst in seinem Beruf, bis zum Tode. – Daher kann auch, wie mit Recht bemerkt ist, die Realisierung dieser Meisterprobe nicht wegbleiben, oder der ganze Geist des Grades und Ordens würde – ermordet."

Bei der Ritualreform forderte er vor allem strikte Anonymität, was seine Mitarbeit betraf: "Dann will ich mir Stunden erhaschen, wenn es auch in der Nacht sein sollte, um das reine Gebäude nach meiner Idee hinzustellen und es Ihrem Urteil zu übergeben. [...] Daß Sie mit meiner Arbeit am Ende zufrieden sein werden, des bin ich gewiß. Wenn ich der Gesellschaft den Namen einer alten, ehrwürdigen, vielverdienten als echte Wahrheit erweise und sie für Zukunft von tummen Vermengungen mit Rosenkreuzern, Jesuiten, Tempelherren und so fort auf ewig sondre – mich dünkt, so hätte ich Dank verdienet. [...] Mein Name bleibt dabei ewig verschwiegen."

Friedrich Ludwig Schröder stimmte dieser Bitte zu, seine Worte lassen auch die Tragweite vermuten, die Herders Mitarbeit bei der Ritualreform ausmachte: "Kein Mensch soll erfahren, daß es Ihr Werk ist, wenn Sie nicht wollen." (Brief vom 28. November 1800)

Aufgrund dieser Studien schuf er deutsche Rituale für die drei Grade, die noch heute als Schrödersche Lehrart in Gebrauch sind und sich durch ihre schlichte Klarheit und rituelle Dynamik, sowie einem Bekenntnis zur „Idee des Republikanismus“ und des Freiheitsstrebens auszeichnen.

Der maurerische Forscher Ignaz Aurelius Feßler in Berlin (eine Illuminatenmitgliedschaft von ihm ist umstritten) arbeitete an einer ähnlichen Reformierung, schlug aber schließlich einen eigenen Weg ein.

Aktuelle Verbreitung

Deutsche Schröderlogen sind in der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.) vereinigt. Derzeit arbeiten in Deutschland 33 Freimaurerlogen und damit über ein Zehntel aller deutschen Freimaurer nach dieser Lehrart. Auch in anderen europäischen Ländern, besonders in der Schweiz, gibt es vereinzelt Schröderlogen.

In Österreich arbeiten die deutschsprachigen Logen der Großloge von Österreich nach einem modifizierten Schröder-Ritual.

In Brasilien sind es inzwischen über 100 Logen, darunter 20 nur in Porto Alegre, Hauptstadt des Staates Rio Grande do Sul im Süden von Brasilien. Die schrödersche Loge Zur Eintracht wurde 1874 am 24. Dezember vom Journalisten Carlos von Koseritz gegründet, und arbeitet bis heute noch in deutscher Sprache. Viele Wesenszüge des Rituals gingen in die Lehrart A.F.u.A.M. ein.

In Chile arbeiten ebenfalls Logen auf deutsch nach dem Schröderritual. Während des NS-Regimes wanderten Brüder der Landesloge von Hamburg in die chilenische Hafenstadt Valparaíso aus und gründeten auch dort Logen der Schröderschen Lehrart.

Nach dem Krieg hatten sich die Ritualtexte der einzelnen Schröderlogen auseinanderentwickelt und von den historischen Vorbildern entfernt. Die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.v.D.) gebot dieser Entwicklung des Schröderrituals im Jahre 2005 Einhalt. In Zusammenarbeit mit allen Schröderlogen erarbeitet sie aktuell auf der Grundlage des - in Kopenhagen wieder aufgefundenen und daher im Original vorliegenden - Rituales von 1816 eine für alle verbindliche Fassung.

Aus der Chronik der Loge "Friederike zur Unsterblichkeit"

In diesem chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten führte Friedrich Ludwig Schröder nach 1787 die Freimaurerei zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurück.

F.L. Schröder war Theaterdirektor in Hamburg, zugleich Bühnendichter und Schauspieler. Er wurde 1774 in die Loge „Emanuel zur Maienblüte“ im Orient Hamburg aufgenommen, arbeitete eine Zeitlang in Wien und wurde nach seiner Rückkehr 1787 Meister vom Stuhl der Loge „Emanuel zur Maienblume“.

Als begeisterter Bekenner der freimaurerischen Grundlehren erkannte Schröder, dass die Freimaurerei in dem damals herrschenden chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten zugrunde gehen musste, wenn nicht mit kräftiger Hand Abhilfe geschaffen und die Lehre in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder erstarken würde. Das Heil erblickte er vor allem in der Beseitigung der miteinander um den Alleinanspruch der Wahrheit streitenden Hochgradsysteme.

Für Schröder stand fest, dass sich in den Johannisgraden alle freimaurerischen Grundwahrheiten vereinigen, das heißt in ihnen alles enthalten ist, was „symbolisch als Leitfaden zur sittlichen Freiheit und Bruderliebe von der Geburt bis zum Tode dem denkenden Menschen helfend und warnend zur Seite stehen könne“.

Der Freimaurerei müsse der Meistergrad als Krönung des Gebäudes und seine Würde zurückgegeben werden. Dabei sah er sich zwei Fronten gegenüber – den gnostischen Schwärmern auf der einen Seite und den radikalen „Erneuerern“ auf der anderen Seite, die die Freimaurerei in ihren Grundfesten erschüttern und Symbolik und Ritual überhaupt aus dem Tempel verbannen wollten.

Mit gleicher Kraft kämpfte er gegen die Bilderstürmer, die das Bleibende in der Maurerei, die Symbolsprache, zu beseitigen trachteten. Er wurde zum Forscher, stellte umfangreiche, vielbändige „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei“ zusammen, weil es ihm besonders wichtig erschien, ihre Vorgeschichte und Uferlosigkeit auf festen Grund zu stellen.

In unermüdlicher Arbeit und in regem Gedankenaustausch mit Ignaz Aurelius Feßler, der in Berlin das gleiche anstrebte, aber dann doch andere Wege ging, brachte er zunächst in Hamburg die Brüder auf den Weg zur ursprünglichen Auffassung zurück. Er merzte alles aus, was im Laufe der Zeit auf der in aller Schönheit und Tiefe so einfachen Symbolik an überflüssigem Beiwerk aufgepfropft war.

Er setzte das englische Konstitutionsbuch mit seiner Verneinung jeder religiösen kirchlichen Beschränkung wieder in seine Rechte ein; dies hatte er vorher diskutiert und abgesprochen mit Goethe, seinem Freund Hufeland (zu jener Zeit ein bedeutender Professor der Medizin), dem ihn eifrig beratenden Herder und anderen, die er mit den wesentlichen Zügen des Reinigungswerkes vertraut gemacht hatte. „Die Wahrheit ist einfach, so muss auch das Symbol einfach sein“, das war der Leitsatz des Reformators.

Siehe auch