Straßburg

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Straßburg

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder von 1932

im Elsaß, die Hauptstadt des Grenzlandes, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zwischen Deutschland und Frankreich ein heiß umstrittenes Kampfobjekt bildete, ist der Sitz ältester deutscher Kultur. Hier stellte der Mainzer Gutenberg die erste Druckerpresse auf, der Bischof Werner legte 1015 den Grundstein zum Münster, das Bischof Konrad von Lichtenstein durch Erwin von Steinbach (s.d.) 1277 fortsetzen ließ. Nach Erwins Tod (1318) führte sein Sohn Johannes bis 1339 den Bau fort, der schließlich 1439 von Hans Hültz aus Köln vollendet wurde.

Dombauhütte

Das Straßburger Münster, nach seinem Erbauer auch Erwins-Dom genannt, eines der edelsten Bauwerke deutscher Gotik, hat in der deutschen Bauhüttengeschichte eine bedeutungsvolle Rolle gespielt. Die Straßburger Dombauhütte hatte eine Art Direktorialstellung über die anderen deutschen Bauhütten. Jost Dotzinger aus Worms, Hüttenmeister von Straßburg, wurde im April 1459 auf der Regensburger Hüttenversammlung zum obersten Richter gewählt. Die Haupthütte Straßburg beherrschte den größten Teil von Deutschland und bildete bei Hüttenstreitigkeiten die dritte und letzte Instanz, die sie nach Hüttenrecht entschied.

Die beherrschende Stellung geht auch daraus hervor, daß die Straßburger Haupthütte noch 1705 den Hütten von Nürnberg und Dresden Geldstrafen auferlegte. Als das Elsaß 1697 durch den Frieden von Ryswyk an Frankreich fiel, wurde durch Reichstagsbeschluß alle Verbindung der deutschen Hütten mit der von Straßburg aufgehoben. Diese Bestimmung wurde jedoch von den Steinmetzen nicht eingehalten, die nach wie vor in Straßburg ihren Haupthüttenort erblickten. 1751 würde sogar die Gerichtsbarkeit des Meisters der Haupthütte von Straßburg für die übrigen Haupthütten wieder durch Reichstagsbeschluß anerkannt. Der Reichstagsbeschluß vom 15. Juli 1771 hob dann die Hütten als Korporationen eigener Privilegien im ganzen Deutschen Reich auf. Die freimaurerische Tätigkeit beginnt mit dem Jahre 1743. Über die erste Loge, an deren Gründung v. Bund beteiligt war, ist wenig bekanntgeworden.

Erste Logen

1757 wurde die Loge "La Concorde" errichtet. Im Laufe der folgenden Jahre entstanden weitere elf Logen verschiedener Systeme, die so ziemlich alle Verirrungen des 18. Jahrhunderts repräsentierten. Es wirkte als groß Überraschung, als der genaue Kenner des Straßburger Münsters, der Abbé Phil. André Grandidier (s. d.), im Jahre 1782 auf die innere Verwandtschaft der alten Bauhüttenrituale mit den Gebrauchtümern der Freimaurer aufmerksam machte. Bemerkenswert sind die freimaurerischen Kongresse, die 1846 und 1849 auf Veranlassung der Straßburger Loge "Les Freres réunis" veranstaltet wurden, an denen deutsche und französische Brüder teilnahmen. Von einer deutschfranzösischen Freimaurerzeitung, "Erwinia", die 1847 als Folge dieser brüderlichen Annäherung herausgegeben wurde, sind sieben Folgen erschienen.

Beim Anfall des Elsaß an das Deutsche Reich (1870) bestand in Straßburg nur eine einzige französische Loge, eben "Les Freres réunis", die sich, da sie sich keiner deutschen Großloge unterstellen wollte, freiwillig auflöste. Es entstanden dann deutsche Logen, als erste "Zum treuen Herzen", gestiftet 1876 von der Bayreuther Großloge (trat 1876 zur Großloge "Royal York" über), dann "An Erwins Dom" (Eklektischer Bund), gestiftet 1882. In dieser Loge sprach Kaiser Friedrich III. im Jahre 1886 die berühmt gewordenen Worte von der Gewissensfreiheit und Duldung als den Grundpfeilern der Maurerei. Nach dem Weltkriege wurden die Straßburger deutschen Logen nach Deutschland zurückverlegt. Die Auseinandersetzungen über ihren von den französischen Logen übernommenen Besitz sind bis 1931 noch nicht abgeschlossen. An ihre Stelle trat wieder die französische Loge "Les Freres réunis" (Grand Orient).