Templerlegenden
Contents
- 1 Die ersten freimaurerischen Templerlegenden
- 1.1 Brief eines Wilden an seinen Korrespondenten in Amerika, 1738
- 1.2 Geschichtliche Abhandlung, vor 1751
- 1.3 Ordenslegende des Kapitels von Clermont, 1758
- 1.4 „Strassburger Manuskript“, ca. 1760
- 1.5 Die „maurerischen Creuzbrüder“, 1766
- 1.6 Ordensgeschichte der Strikten Observanz, 1764
- 1.7 Der heilige Krieg hat der Freimaurerei ihr Dasein gegeben, 1765
- 1.8 Starck an Hund, 1767
- 1.9 Die Legende des Klerikats von Johann August von Starck, 1767
- 2 Siehe auch
Die ersten freimaurerischen Templerlegenden
Acht Texte 1751-1767 auf Deutsch
Bearbeitet von Roland Müller
Ansätze zu dieser Legende finden sich bereits in:
Unwahrscheinliche_und_wahrscheinliche_Wurzeln_der_Freimaurerei#Die_Kreuzfahrer-Idee_stammt_von_einer_Frau
Anrede des Groß-Meister der Frey-Maurer in Franckreich, 1740
siehe: Was ist die Freimaurerei? [1]
Andrew_Michael_Ramsay:_Die_gedruckte_Rede_1737
ferner: Ein Hochgradritual von Andrew Michael Ramsay?
Auch die Schrift „Le Sceau Rompu“ von 1745 erwähnt bei den Kreuzfahrern speziell „quelques Princes croisés“, welche den Tempel von Jerusalem wieder aufbauen wollten und den Namen „Chevaliers Maçons libres“ annahmen. Der Text hält sich fast wörtlich an denjenigen von Ramsay, nur die Johanniter fehlen.
Die vielzitierte Behauptung, Ramsay habe in seinem nachgelassenen zweibändigen Werk „The Philosophical Principles of Natural and Revealed Religion“ (1748-49) geschrieben: „every mason is a knight templar“, liess sich bis jetzt nicht verifizieren.
In der anti-freimaurerischen Schrift „Les vrais jugemens sur la Société des Francs-Maçons“ (1752) wir die Freimaurerei mit zahlreichen andern Sekten in Verbindung gesetzt, etwa „libertins“ und Rosenkreuzer und:
„A considerer celle des Templiers dans leur dernier état, il semble qu’elle revit tout entière dans celle des Maçons.“
Für eine weitere, ausführlichere Schilderung siehe:
Ein frühes Hochgradritual: „Schottischer_Meister“,_1763
Historie der Schottischen Meister, und Ritter des heiligen Andreas.
siehe ferner:
Melissino: Wer fand Hiram?
Aus der Ordensgeschichte, 1765
Eine kurze Schilderung der aktuellen freimaurerischen Forschung:
http://pierresvivantes.hautetfort.com/archive/2013/11/10/chevaliers-templiers-et-francs-macons-les-sources-d-une-renc.html#_ftnref2
mit dem Hinweis auf ein 1997 gefundenes Manuskript aus der Zeit kurz vor 1750.
Pierre Mollier befindet in seinem Bericht über „Freemasonry and Templarism“ (in Henrik Bogdan, Jan A. M. Snoeck, Hrsg.: Handbook of Freemasonry. Leiden: Brill 2014, 82) zu den Legenden, dass der Templerorden nach seiner Zerstörung 1314 in den Freimaurern weitergelebt hätte:
„It’s a lovely story – but there is not a single serious historical fact to support it“.
Brief eines Wilden an seinen Korrespondenten in Amerika, 1738
In einem Aufsatz in der Zeitschrift Ars Quatuor Coronati (v. XXXII, 1919, 10) weist J. E. S. Tuckett darauf hin, dass der Marquis d’Argan im XXII. „Lettre d’un Sauvage dépaysé a son correspondant en Amerique“ (1738, 169-176) einen langen Bericht über die neue Gesellschaft in Europa, die Freimaurer geboten hat. Darin heisst es gegen Schluss:
„… Un autre dit qu'on lui a dit pis, & qu'on lui a assuré que ce sont des Cabalistes, qui interprètent les Ecritures à rebours, comme le. faisoient certains Docteurs qui vivoient du tems d'Hérode , voilà pourquoi on ne veut point les souffrir dans le Territoire du Pape. Je n'aurois jamais fait, si je te disois tout ce qu'on en dit. Leurs plus mortels Ennemis disent, qu'ils en tracent la figure à la Reception de leurs Membres. Je ne leur conseillerois pas de s'aviser de vouloir prendre la place des Templiers, & je ne crois pas non:plus qu'ils y pensent, cher Karokajo: mais ils ont grand tort de donner lieu à des soupçons si dangereux.
Je ne sai si les anciens Chevaliers du Temple ont mérité le sort malheureux qu'ils ont eu, mais je sai que les soupçons ont commencé leurs malheurs. Jamais on n'avoit vu recevoir un Templier, & dejà on tira cette conséquence, qu'il falloit qu'il se passât à leur reception des choses qu'il étoit dangereux d'exposer au grand jour. Voilà ce qui a donné lieu à ces accusations atroces, qui ont fait exterminer la Société la plus redoutable qui fût alors dans l'Univers. Si j'avois à donner un avis à cette Nouvelle Société de Maçons, je leur conseillerois de rendre publics les Inftituts de leur Ordre, & dé faire voir qu'on a eu tort une fois en la vie de dire, qui male agit, odit lucem, on ne se cache pas pour faire le bien.“
Geschichtliche Abhandlung, vor 1751
Aus:
Georg Franz Burkhard Kloss: Geschichte der Freimaurerei in Frankreich aus ächten Urkunden dargestellt. (1725-1830.) Erster Band, Darmstadt 1852, 71-74
Ein leicht abweichende und etwas ausführlichere Version bereits bei:
Friedrich Ludwig Schröder: Materialien zur Geschichte der Freymaurerey. Erster Theil, 1806, 182-189 (datiert auf 1750).
Der Text wird von August Wolfstieg („Bibliographie der freimaurerischen Literatur“, Band I, 1911, 204 (Nr. 3952) Baron Théodere Henri de Tschoudy zugeschrieben.
dazu:
Gustav Adolf Schiffmann: Die Entstehung der Rittergrade in der Freimaurerei. 1882, 152 und 158
René Le Forestier: Die templerische und okkultistische Freimaurerei im 18. und 19. Jahrhundert. Erstes Buch: Die strikte Observanz. Leimen: Werner Kristkeitz Verlag 1789, 112-113.
Es liegt ein bedeutsames Actenstück handschriftlich vor, aus welchem man die Anschauungsweise entnehmen kann, die vor dem Jahre 1751 durch Ramsay's Rede den französischen Maurern, allen Ernstes eingeprägt war.
Nachstehender Auszug enthält das Wesentlichere dieses Actenstücks, das den Titel führt:
Geschichtliche Abhandlung über die Maurerei, zum Gebrauch der S. Johannisloge zu Metz.
Ursprung des Ordens der Freimaurer, sein Fortgang und seine Uebersiedelung nach Frankreich.
Ich unternehme diese Arbeit für würdige Brüder, daher wird sie von der Wahrheit entworfen, entkleidet alles falschen Wunderbaren, das thörichte Autoren uns auftischen, so der Almanach des Cours, vom Jahr 1736, welcher die Darstellung eines Ordens zu ertheilen vorgab, der niemals als von seinen wahren Kindern des Lichts erkannt werden wird. — Was ist aus jenen Schriften geworden? ein Strahl des Lichts hat sie verzehrt, und eben so wenig bekannt als sie, sind die feilen Verfasser des
Secret des Francs-Macons,
des Franc-Macon trahi,
des Franc-Macon écrasé,
des Hatam d'Aaron und
des Secret rompu, die, wie der Verfasser des Anti-Maçon, in einem Winkel von Holland verkümmern und zu ihrem Lohne die wohlverdiente Verachtung und Missbilligung erwarten."
— Der würdige Bruder de la Tierce (138) hat schon den Gegenstand bearbeitet, allein er ist über die Hauptgegenstände zu schnell hinweggegangen.
„Ich meine den wahrhaften Ursprung der königlichen Kunst in Palästina, zur Zeit der Kreuzzüge, und den Ursprung des Schotten-Ordens. — Ich erkenne als regelmässige Loge nur die von der Grossen Loge von Frankreich, oder von den von ihr ausgegangenen, patentisirten.
— Es ist ausgemacht (constant), dass der Orden der freien Maurer ursprünglich ein Ritterorden war, Theil des der Hospitaliter des Heil. Lazarus und Heil. Johannes von Jerusalem; was über seinen Ursprung noch gewisser ist, ist, dass zur Zeit des zweiten Kreuzzugs die mitziehenden Fürsten, darunter Ludwig VII., Richard Löwenherz, sey es, um ihr Unternehmen auf immer denkwürdig zu machen, es scheitere oder gelinge, beschlossen, diesen Orden zu bilden, und in demselben alles auf das ursprüngliche Institut und seine Natur zurückzuführen.
— Die Ceremonie wurde am Fuss der Altäre vorgenommen, und in derselben Gestalt, wie die Lehrlinge und Gesellen aufgenommen werden. Die Schwierigkeit der vorzunehmenden Seereise wurde dargestellt durch die Reise, die man den Candidaten machen liess, und die heute noch eingeführt ist. Da der Zweck der Reise nach Palästina in der Eroberung von Jerusalem bestand, so fertigte der König von Engelland, ein eben so gelehrter als muthiger Fürst, den Ritus und die gesammten Ceremonien, die er sowohl aus dem dritten Buche der Könige, als aus verschiedenen hebräischen Urtexten zog.
Der Kreuzzug fiel unglücklich aus; Ludwig eilte wegen seiner Gemahlin nach Haus, und vernachlässigte gänzlich die Maurerei, die erst lange nachher in Frankreich eingeführt wurde. In England war es nicht so. Richard, der seine Freiheit nur diesem Orden verdankte, und nur durch den Eifer und die Ausdauer des treuen Raymund entrann (wie ich in der Geschichte des Schottengrads berichten werde), war so entzückt über die Treue seiner schottischen Unterthanen, dass er die Schottische Maurerei in England, Schottland und Irland einführte, woselbst sie noch schöne Privilegien geniesst, und wir würden vielleicht diesen Orden, ohne das Missgeschick von Jacob Stuart II., König von England, nur durch seinen Ruf kennen.
Unter den Herren, die diesen unglücklichen Fürsten bekleideten, erhielt der Mylord Herzog vom König Ludwig XIV. lebenslänglich die Herrschaft Aubigny und Richemond in der Provinz Berry. Zu Aubigny gründete dieser Herr die erste Loge, welche dem Orden in Frankreich sein Entstehen verlieh. In dieser Loge wurde der Herzog von Antin, unser erster Grossmeister, und der berühmte Bruder Procope 1718 aufgenommen.
Dieses ist vielen Logenmeistern unbekannt, und ich selbst würde es nicht wissen, wenn nicht der Zufall und das Missgeschick eines Bruders die Nachricht in unsere Provinz gebracht hätten. Er hatte sich an Ort und Stelle begeben, wo er in dem Gewahrsam des Bruders Sylvestre, Verschliesser des Schlosses Aubigny, den Beweis für das, was ich berichte, gesehen hat. Er hat die Keulen der dienenden Brüder gesehen, Hämmer und alle Zierrathen der Loge, welche prächtig waren. Nach diesen Principien hat er (der Erzähler?) 18 Monate hindurch die Loge Saint-Etienne, die er, so wie die Loge la Concorde zu Vierzon, gegründet hat, geleitet.
Der Br. Procope nahm unsern vielgeliebten Bruder, Grafen von Clermont, zweiten französischen Grossmeister, auf, unter dessen Gesetzen der Orden sich sehr ausgebreitet hat. Denn ausser 27 regelmässigen und patentirten Logen zu Paris giebt es noch eine Anzahl unregelmässiger, welche wir nicht anerkennen. Es bestehen Logen in allen Hauptstädten des Königreichs, zu la Rochelle, Orleans, Marseille, Amiens, Toulouse, Montpellier, Lyon, Lille, Metz, Strassburg u. s. w., die sehr regelmässig sind.
Der Orden ist anfänglich nur in den drei ersten Graden bekannt gewesen. Es giebt selbst noch Logen, wie die berühmte Loge Barnabal zu Montpellier, die niemals andere Grade haben anerkennen wollen; allein aus den Gründen, die ich im Schottengrad beibringen werde, ist es erwiesen, dass der Orden zu allen Zeiten aus neun Graden bestanden hat, von denen ich spreche, die uns jedoch nur allmählig zugekommen sind, und welche uns zu erwerben, eifrige Brüder bis in das Innere der Insel Albion gedrungen sind, die der Stammort (fond) des Heiligthums ist.
Diese neun Grade sind Lehrling, Geselle, Meister; Maître Parfait ou Architecte Irlandais; Mîitre Elû; Apprentif, Compagnon et Maître Ecossois und le Chevalier d'Orient. Der Grad Maître Elû ist von einem Fürsten, welchen die Welt bewundert, den Ritterorden entnommen, bei welchen er unter dem Namen Maître du Silence bestand. Er hat geruhet, sogar auf seine Münzen die Attribute der Maurerei anbringen zu lassen, und beschützt letztere so nachdrücklich, dass ein Freimaurer, wegen irgend welcher Ursache es seyn mag, nicht ohne seine Erlaubniss, oder seine Kenntnissnahme, so weit seine Staaten reichen, verfolgt werden darf.
Alle Welt weiss, wie sehr dieser Orden in England geachtet ist. Die Brüder, die mich bisher haben arbeiten sehen, wissen, wie sehr ich mich bestrebt habe, mich dem Eifer und der Regularität unserer Vorfahren zu nähern; und dieses will ich sogleich darzuthun versuchen durch die Instruction du Catechisme."
Mit diesen Worten bricht der inhaltreiche Vortrag ab, in welchem Wahres und Fabelhaftes mit einander vermengt zu finden ist, der aber jedenfalls sehr schätzbare gleichzeitige Traditionen enthält, welche zum Theil nirgends anderswo angedeutet sind.
Ordenslegende des Kapitels von Clermont, 1758
Patefactio Secreti et Historia Ordinis
Nacherzählung aus:
René Le Forestier: Die templerische und okkultistische Freimaurerei im 18. und 19. Jahrhundert. Erstes Buch: Die strikte Observanz. Leimen: Werner Kristkeitz Verlag 1789, 132-135
Eine stark abweichende Nacherzählung gibt
Heinrich Lachmann: Geschichte und Gebräuche der maurererischen Hochgrade und Hochgrad-Systeme. Braunschweig 1866, 11-14
Eine weitere Nacherzählung bietet:
C. C. F. W. von Nettelbladt: Geschichte Freimaurerischer Systeme. Berlin 1879, 142-145.
Diese geheime Instruktion stammt von Philipp Samuel Rosa.
Diese Legende ließ die Maurerei mit der Schöpfung des Menschengeschlechts beginnen und setzte sie, vom 12. Jahrhundert an, mit dem Tempelorden gleich. Da der Herr die künftige Verderbnis der Menschen vorausgesehen habe, habe er seit der ersten von Adam abstammenden Generation mit den besten seiner Kreaturen, die er Kinder Gottes genannt habe, einen Bund geschlossen. Dieser von Gott eingesetzte Orden habe im Laufe der Zeitalter und durch die Wirkung der Umstände verschiedene Veränderungen erfahren. Daher gliedere seine Geschichte sich in mehrere Abschnitte.
Der zweite beginne mit Noah, dessen Sohn den Orden der Noachiten gestiftet habe.
Der dritte habe mit Nimrod begonnen, welcher der Gesellschaft den Namen Gesellschaft der Königlichen Kunst gegeben, die ersten drei Grade, die heute symbolische genannt würden, eingerichtet und die Erkennungszeichen eingeführt habe: Paßwort und Griffe. Die Brüder, die nach dem Turmbau von Babel in alle Gegenden der Erde zerstreut worden seien, hätten die Gesellschaft in Ägypten erneuert, wo Moses, der die Initiation erhalten habe, sie den Führern des Exodus erteilt habe, die sie ihrerseits nach Palästina gebracht hätten.
Die vierte Periode beginne mit der Regierung Salomons. Er habe die sieben Grade eingerichtet, wovon er den drei ersten die Praxis der Mechanik zugewiesen habe, dem vierten die Hermetik, die „erhabenen Wissenschaften“ aber den drei höchsten Graden, deren Inhaber den Titel „Weise Salomons“ erhalten hätten. Während der babylonischen Gefangenschaft sei der Orden verfallen, habe sich aber nach der Rückkehr neu gebildet. Esra, der Erbauer des Zweiten Tempels, habe Jerusalem wieder zum Mittelpunkt des Ordens gemacht. Er habe den Stein, der die drei symbolischen Becher enthalten habe, in die Fundamente des Tempels einmauern lassen.
Der Orden, zur Zeit des Herodes erneut in Verfall geraten, sei durch Christus neu geordnet worden. Dieser habe es nicht für unter seiner Würde gehalten, selbst den Zimmererschurz anzulegen, um seinem Adoptivvater bei der Arbeit zu helfen. Die Zerstörung des Tempels nach der Eroberung Jerusalems durch Titus habe die Brüder erneut zerstreut. Die von ihnen, die Heiden geblieben seien, hätten mittels der antiken Mysterien die Fortdauer ihres Wissens bei den Griechen und Römern gesichert.
Denen, die Christen geworden seien, sei es gelungen, Kaiser Konstantin für ihre Sache zu interessieren, der den Orden in Jerusalem wiederhergestellt habe. Die Brüder hätten die Heilige Stadt, als sie von den Sarazenen erobert worden sei, zum dritten Mal verlassen müssen. Aber sie seien mit den Kreuzrittern zurückgekehrt, welche den vier schottischen Altmeistern, die durch den Fund des Kubischen Steins im Besitz geheimer Kenntnisse gewesen seien, den Tempel als Wohnstätte gegeben hätten. Diese Meister hätten sich dafür verpflichtet, die Arbeiter, die das Heilige Grab ausgestalteten und die Pilger, die zum Grab Christi kamen, um dort zu beten, zu beschützen.
Um dieses fromme Werk zu gewährleisten, habe Hugo von Paiens, der erste Erwählte Meister, sich acht von seinen Brüdern als Mitarbeiter auserwählt und so die fünfte Periode eröffnet, während der die Gesellschaft den Namen Orden vom Tempel angenommen habe. Die Brüder, die mit der Bewachung des Heiligen Grabes beauftragt gewesen seien, hätten, weil sie sich der Verteidigung der christlichen Religion geweiht hätten, die kanonische Weihe erhalten. Ihre Schutzbefohlenen hätten gesehen, als sie ihre Wachgänge rings um Jerusalem versehen hätten, wie Adler am Himmel ihre Kreise zögen, und hätten sie deshalb Adlerritter genannt. Wenn die Templerbrüder von Alter und Kampf geschwächt den Kampf gegen die Ungläubigen nicht mehr hätten führen können, hätten sie, falls ein Platz in diesem Kollegium vakant gewesen sei, das zur Erinnerung an Hugo von Paiens und seine acht Gefährten niemals mehr als neun Mitglieder zählen sollte, als Ritter Gottes ihren Abschied genommen.
Die sechste Periode sei die der Verfolgung des Templerordens im 14. Jahrhundert gewesen. Nach der offiziellen Unterdrückung des Ordens hätten einige den Torturen entgangene Brüder ihn insgeheim in England und Schottland fortgeführt. Um sein Überleben besser zu verbergen, hätten sie Namen, Kleidung, Brauchtum und Wahrzeichen der Steinmetzen übernommen. Für die Eingeweihten hätten die Rituale der verschiedenen Grade sich aber auf das historische Drama bezogen, das zum offenbaren Verschwinden des Ordens geführt und seinen letzten den Außenstehenden bekannten Großmeister das Leben gekostet habe. Hiram stelle Jacques de Molay dar, die drei Mördergesellen seien Philipp der Schöne, Clemens V., und der verräterische Templer Noffodei, dessen verleumderische Anschuldigungen den Verfolgungen als Vorwand gedient hätten.
Genauso wie Hirams Leichnam, der von den Mördern zunächst heimlich verscharrt worden sei, nach der Legende des Meistergrades sodann ausgegraben und feierlich im Allerheiligsten beigesetzt worden sei, würden die Reste de Molays eines Tages ein ehrenvolles Begräbnis erhalten. Der auf Hirams Grab gepflanzte Akazienzweig aber werde durch die Insignien des schottischen Distelordens allegorisch dargestellt.
Seit Molays Tod bezeichneten die Templer, weil ihre Gesellschaft in Jerusalem augenscheinlich kein Oberhaupt mehr gehabt habe, sich untereinander als die Söhne der Witwe.
Die siebente Periode, die nun ihren Anfang nehme, würde den Triumph des Ordens sehen. Er gelange bereits wieder zu Kräften und würde eines Tages, nachdem er die heiligen Stätten in Jerusalem wieder in Besitz genommen und seine alten geheimen Kenntnisse, die er jetzt nur teilweise ausübe, vollständig wiedererlangt habe, die Welt regieren.
Die Historia Ordinis gab schließlich einen Überblick über die Verwaltungsorganisation des Ordens. Die höchste Ordensleitung wurde grundsätzlich vom Hohen Kapitel von Jerusalem ausgeübt, das zu Salomons Zeit eingerichtet worden sei und, als Christus es reformiert habe, nicht mehr als drei Mitglieder gezählt habe. Diesem Kapitel hätten früher drei Legationen unterstanden: Asien, Afrika und Europa. Jede Legation, an deren Spitze ein Generallegat gestanden habe, sei in vier Zirkel eingeteilt gewesen, die unter dem Befehl eines Legaten gestanden hätten. Unter jedem Legaten hätten fünf Sublegaten gestanden. Diese 72 Oberen hätten gemeinsam mit den neun Rittern Gottes, den Mitgliedern des höchsten und sehr erlauchten Kapitels des Palastes von Jerusalem, die vollkommene Zahl von neun mal neun geheimen, zum Wohl der Menschheit arbeitenden Führern gebildet.
Dieser grandiose Rahmen aber werde im 18. Jahrhundert nur noch teilweise ausgefüllt. Die asiatische Legation mit ihren Zirkeln Heiliges Land und Phönizien, Syrien, Kleinasien, Thrakien und Griechenland sei in Schlaf versunken. Von den afrikanischen Zirkeln Zypern und Kreta, Agypten, Morea und Korfu, Korsika und Sardinien sowie Sizilien entfalte lediglich der letzte noch eine Tätigkeit.
Von den fünf Zirkeln der europäischen Legation arbeiteten nach Aussage der Instruktion vier noch immer. Sie schwieg allerdings über den Stand der Mitgliederzahl und erwähnte zwei ihrer Legaten nur unter dem Deckmantel der Anonymität: einen „Generallegaten“ in Wien für Ungarn und Transsylvanien, einen „Grafen“ in London für England, Schottland und Irland. Der „Duc (sic!) de Clermont, Großmeister der französischen Maurer“ mit Sitz in Paris, leite den Frankreich, Spanien, Portugal und Italien umfassenden Zirkel, Dr. Rosa endlich, mit Sitz in Halle, sei der Legat des Zirkels, zu dem Deutschland, Holland und die Staaten des Nordens gehörten.
„Strassburger Manuskript“, ca. 1760
Aus :Gustav Adolf Schiffmann: Die Entstehung der Rittergrade in der Freimaurerei um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts. Nach den ältesten freimaurerischen Hand- und Druckschriften. Leipzig: Bruno Zechel 1882, 178-190
[= Anhang zum Kapitel: Rosenkreuzer und Tempelherrn, 159-176]
Nachdruck in leicht verändertem Wortlaut bei:
John Charpentier: Die Templer. Frankfurt 1981, 214-218
Eine – um den Anfang gekürzte - bereinigte französische Version nach Schiffmann in:
Pierre Girard-Augry: Rituels secrets de la Franc-Maçonnerie templière et chevaleresque. Paris: Dervy 1996, 20-23
Ein Auszug davon wurde offenbar 1777 ausgefertigt und stark erweitert. Er wurde bekannt als „Testament Jakobs Molay, des letzten Grosmeisters der Tempelherrn“. Eine Version von 1791 bietet Klaus C. Feddersen, 1999, 275-289 (siehe auch René de Forester, 1987, 123)
Eine sprachlich etwas andere Version bereits in:
C. Lenning: Encyclopädie der Freimaurerei. Zweiter Band, 1824, 502-509
Zweiter Abschnitt.
Von der Freimaurerei unter den Christen.
[2me Section.
De la Maçonnerie parmi le Chretiens.]
[Gustav Adolf Schiffmann (161, 166, 169, 176) gibt an, dass das Schriftstück nach dem Jahre 1744 verfasst sei.
René Le Forestier: Die templerische und okkultistische Freimaurerei im 18. und 19. Jahrhundert. Erstes Buch: Die strikte Observanz. Leimen: Werner Kristkeitz Verlag 1789, 104-111, 123, datiert das Manuskript auf ca. 1760, schreibt die Autorschaft deutschen Okkultisten zu und bietet eine ausführliche Nacherzählung.]
Unter den Christen findet man Boëetius und seinen Schwiegervater Symmachus, der Ehrwürdige genannt, und Ausonius.
Nach ihnen begegnen wir in der Reihe der Geweihten einer grossen Lücke bis wir die Geheimnisse in denen der Rosenkreuzer wieder finden, welche nach denen der Essäer gebildet sind, von denen sie in gerader Linie abstammen. Ihnen kann man mit Recht die Wiederherstellung des Ordens zuschreiben. Denn die Chorherrn des heiligen Grabes, welche zu Jerusalem ansässige Rosenkreuzer waren, nahmen später die Templer auf, deren Einrichtung dem Zwecke des Ordens entsprach durch die Gelübde der Mässigkeit, der Verschwiegenheit, der Armuth, der Keuschheit, der Freundschaft bis in den Tod, der gegenseitigen Hülfe und der Vertheidigung der Religion.
Im zwölften Jahrhundert unter der Regierung Balduin's des Königs von Jerusalem traten neun sehr befreundete Edelleute von hervorragendem Ansehen, deren Oberhaupt der eine Hugo von Paganis genannt war, an dem Orte zusammen, wo der Tempel Salomo's gestanden hatte, verbanden sich zur Vertheidigung der Religion und des heiligen Grabes mit den Chorherrn von Jerusalem, welche sie in die grossen Geheimnisse einweihten, und stellten den Orden wieder her unter dem Namen des Tempel-Ordens.
Sie nahmen die weisse Kleidung an, welcher der Papst Honorius das rothe Kreuz hinzufügte, und sie auf Bitten des alten Patriarchen von Jerusalem wie einen geistlichen Orden einrichtete nach der Regel des heiligen Bemhard.
Anfangs arm und klein an Zahl wuchsen die Templer in kurzer Zeit an Zahl und Reichthümem und vollbrachten so grosse Waffenthaten, dass ihre Bedeutung und diese Thaten bald in der ganzen Christenheit bekannt waren. Die Fürsten und Prinzen aller Orten und besonders die von Schottland und England schenkten ihnen grosse Güter, welche sie in dem heiligen Kriege als wahrhaft christliche Ritter anwandten.
Im Laufe der Zeit wuchsen die Ritter an Macht und Reichthum in dem Masse, dass sie grosse Städte, Festungen, ein grosses Heer und eine grosse Zahl von Untergebenen besassen vorzugsweise im heiligen Lande, wo gewöhnlich der Grossmeister des Ordens mit der Mehrzahl der Ritter seinen Wohnsitz hatte.
Als aber die Stadt Jerusalem und ein grosser Theil von Palästina durch die Ungläubigen wieder erobert war, wurde der Sitz der Regierung nach Cypern verlegt und zuIetzt von da nach Paris. Der Patriarch der hohen Geistlichkeit des Ordens wohnte aller Wahrscheinlichkeit nach in Cypern.
Kurz der Templer-Orden erhielt sich fast zwei Jahrhunderte hindurch in dem grössten Glanz. Aber theils durch das undurchdringliche Geheimniss über ihre Mysterien, über ihre innere Verwaltung, über ihre militärischen Kräfte, über ihr ökonomisches Geheimniss, und noch mehr durch ihre Reicbthümer und die hohen Kenntnisse, welche sie besassen, erregten sie bei den Fürsten so viel Misstrauen, und besonders bei dem Könige von Frankreich Philipp dem Schönen, welchem sie Dienstleistung gegen seine Feinde verweigerten, dass er vom Papste Clemens V. ihre Verdammung und schliesslich ihre Aufhebung und völlige Vernichtung erlangte.
Man legte ihnen die schmählichsten Verbrechen zur Last, aber man konnte ihnen nichts beweisen. Trotzdem der Grossmeister Jacob Molay ein tugendhafter Mann war, ein musterhaftes Leben führte und von untadelhaftem Wandel war, wurde er mit einer grossen Zahl von Rittern verbrannt, der Orden ward vernichtet, seine Güter confiscirt, theils zum Vortheil der Fürsten, theils wurden sie den Johanniter und den deutschen Rittern gegeben.
Die Templer, welche der Todesstrafe entgingen verliessen ihre Güter und zerstreuten sich. Die Einen flohen nach Schottland, Andere zogen sich nach verborgenen und abgelegenen Orten zurück, wo sie ein einsiedlerisches Leben führten.
Als der Grossmeister Molay aus der Wendung, welche die Ungerechtigkeit dem gegen ihn angestrengten Prozess gab, merkte, dass er nichts mehr zu hoffen habe, weder für sich noch für den Orden, fasste er seinen Entschluss, und sann nur auf Mittel, die erhabenen Kenntnisse und die Grundprincipien des Ordens zu erhalten, zu verbreiten und zu verewigen.
Zu diesem Zweck warf er sein Auge auf seinen Neffen, den Grafen von Beaujeu, welcher seit längerer Zeit einen entschiedenen Trieb bekundet hatte, in den Orden einzutreten, und nachdem er ihn einige Tage vor seiner Hinrichtung hatte rufen lassen, vertraute er ibm das unvermeidliche Unglück, welches dem Orden drohe und den Plan, welchen er sich über ihn gebildet hatte.
Beaujeu nahm mit Dankbarkeit die Vorschläge seines Onkels entgegen, welcher als Probe seiner Treue von ihm forderte, dass er in das Grabgewölbe der Grossmeister hinabsteige, und dort unter dem einen Sarge, welchen er ihm bezeichnete, ein dreieckiges mit Silber verziertes Kästchen entnehme und dies ihm bringe.
Beaujeu stieg des Nachts in die Grabstätte hinab, fand dort das Kästchen, nahm es und trug es zum Grossmeister, welcher von seinem Eifer und seinem Muthe befriedigt, ihn in die Geheimnisse einweihte, und ihm das eidliche Versprechen abnahm, den Orden der Zeit und den Umständen gernäss wieder herzustellen und bis zum Tage des jüngsten Gerichts zu verbreiten, wo er vor dem grossen Baumeister der Welt von ihm Rechenschaft fordern werde über die Erfüllung seiner Versprechungen.
Darauf vertraute er ihm an, dass das Kästchen, welches er soeben gebracht habe, die kostbarste Reliquie einschliesse, welche Balduin, König von Jerusalem, dem Orden gegeben habe, nämlich den Zeigefinger der rechten Hand Johannis des Täufers. Er übergab ihm drei Schlüssel, indem er ihm erklärte, dass der Sarg, unter welchem das Kästchen verborgen war, einen silbernen Kasten enthalte,-in welchem er mit den Annalen und den alten Briefen, die vorzüglichsten erhabenen Kenntnisse des Ordens finden würde, dass er ausserdem darin finden würde die Krone der Könige von Jerusalem, welche der Obhut der Grossmeister des heiligen Grabes anvertraut war, den siebenarmigen goldenen Leuchter und die vier Evangelisten von Gold, welche das heilige Grab schmückten, dass er, Molay, alle diese kostbaren Gegenstände gerettet und von Jerusalem. mitgebracht habe, indem er sie in diesem Sarge verbarg unter dem Vorwande, dass es der Körper des Grossmeisters Beaujeu, seines Vorgängers wäre, welchen er versprochen habe nach Paris bringen zu lassen; während man allgemein annehme, dass alle diese Dinge in die· Hände der Ungläubigen gefallen wären.
Er theilte ihm endlich mit, dass die beiden Säulen, welche am Eingange der Grabstätte der Grossmeister den Chor des Tempels schmückten, hohl wären, und grosse Schätze enthielten, welche von den Ersparnissen des Ordens gesammelt und nach und nach in diese Säulen geschüttet wären, deren Kapitäler man abnehmen und dann die die Summen herausholen könne.
Nachdem Molay diese Mitthailungen gemacht hatte, liess er Beaujeu schwören, dass er Alles retten und den Orden für immer erhalten wolle; umarmte ihn zum letzten Male, und bereitete sich, das Geschick auf sich zu nehmen, das ihn erwartete.
Als Molay gestorben war, fing Beaujeu an, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Er· versicherte sich neun Ritter, unglücklicher Ueberbleibsel, welche der Wuth der Verfolgung und dem Schrecken der Todesstrafe entgangen waren; er mischte sein Blut mit dem Blute seiner Brüder, und gelobte, den Orden über die Erde zu verbreiten, so lange sich noch neun vollkommne Architekten fänden.
Darauf erbat er vom König Pbilipp die Erlaubniss, aus dem Grabgewölbe der Grossmeister den Sarg des Grossmeisters Beaujeu, seines väterlichen Oheims, des Vorgängers von Molay, entnehmen zu dürfen und als er dieselbe erlangt hatte, stieg er mit seinen Brüdern in die Grabstätte der Grossmeister hinab und liess den Sarg heraustragen, welcher statt der Asche seines Oheims den erwähnten silbernen Kasten enthielt. Ebenso liess er die Schätze herausnehmen, welche in den beiden Säulen enthalten waren, und schaffte Alles an einen sicheren Ort. Es ist wahrscheinlich, dass dieser in Cypern war, wo der Archimandrit oder Patriarch mit dem klerikalen Grosskapitel des Ordens residirte.
Nachdem er seinen ersten Versprechungen mit Erfolg nachgekommen war, stellten Beaujeu und die neun Ritter den Orden wieder her, zu dessen Grossmeister Beaujeu erklärt wurde mit all den Rechten, welche dieser Würde zustehen, und die Krone der Könige von Jerusalem verblieb unter seiner Obhut.
Aber um den Orden besser zu verbergen, führte Beaujeu neue Ceremonien ein, welche er unter dem Sinnbild des Tempels Salomo's und unter den Hieroglyphen, welche darauf Bezug haben, verbarg.
Diese Gebräuche waren nach der Kenntniss hergestellt und geformt, welche Beaujeu von den Gebräuchen der Alten besass, und bewahren davon diejenigen, welche während einer so langen Reihe von Jahren das Erbe des Ordens waren.
Nach Beaujeus Tode fiel die Leitung an Aumont, einen der zerstreuten Templer, welche nach Schottland geflüchtet waren. Man kann sich vorstellen, wie sehr man nach den verschiedenen Unglücksfallen, welche über den Orden gekommen waren, bei seiner Wiederherstellung vorsichtig sein musste, ihn auszubreiten, aber keine unwürdigen Männer darin aufzunehmen.
Indess seit Beaujeu hat der Orden nicht einen Augenblick aufgehört zu bestehen, und wir kennen seit Aumont eine ununterbrochene Reihe der Grossmeister des Ordens bis auf unsere Tage, und wenn der Name und die Residenz eben so wie der Rang des wahren Grossmeisters und der wahren Oberen, die den Orden regieren und die erhabenen*) Arbeiten leiten, heute ein Geheimniss ist, welches nur den wahrhaft Erleuchteten bekannt, in undurchdringlichem Dunkel bewahrt wird, so geschieht dies, weil die Stunde des Ordens noch nicht gekommen und die Zeit noch nicht erfüllt ist, wo die Thüren sich öffnen werden, damit das Licht Allen leuchte, und weil es Klugheit ist, den Aufenthalt des Beamten den Prophanen noch zu verbergen, selbst wenn sie einige Strahlen des Lichtes gesehen hätten, welches die wahren Freimaurer erleuchtet.
*) Sublime hiess bei den Rosenkreuzern der höchste Grad.
Die „maurerischen Creuzbrüder“, 1766
Aus:
Théodore Henri de Tschoudy: Der flammende Stern. 1779, I, 22-25 (frz. 1766, I, 30-34)
[Angehängt:]
Dieses ist kürzlich die Geschichte, welche die Meister der Logen, die am besten unterrichtet sind, und am wenigsten vom Wunderbaren halten, dem Aufzunehmenden am Tage seiner Einführung mit vieler Emphase zu erzählen pflegen.
Nachdem sich verschiedene Ritter, Stifter der ersten Kreuzzüge, unter dem Commando des frommen Königes, der sie anführte, verbunden hatten, das gelobte Land und die heiligen Oerter von den Saracenen zu erobern, formierten sie unter sich eine Gesellschaft unter dem Namen der freyen Maurer, und gaben damit zu verstehen, daß ihr vornehmstes Gelübde auf die Wiederaufbauung des salomonischen „Tempels abzweckte. Zugleich nahmen sie alles, was sich nur auf dieses große Gebäude beziehen ließ, als Merkmaale an: Winkelmaas, Bleywage, Zirkel, Kelle, wurden ihre Kennzeichen, eine Schürze ihr Kleid, Freyheit ihr Wahlspruch, Verschwiegenheit ihre vornehmste Pflicht.
Entschlossen unter der Menge von Kreuzrittern, ein Corps für sich auszumachen und sich besonders vor allem Ueberfall von Seiten der Saracenen und ihrer Feinde zu sichern, erfanden die Losungsworte, Griffe um sich zu erkennen, Zeichen um sich auf „eine große Entfernung zu unterscheiden: diese Zeichen, diese Losungsworte, diese Berührungen, wurden als Unterscheidungszeichen den maurerischen Creuzbrüdern [Maçons croisés] zugestanden, und zwar nur denjenigen welche die Proben bey der Aufnahme und Einweyhung standhaft würden ausgehalten haben:
(sie entlehnten folglich von den Egyptern, Griechen und Römern weit mehr als vom jüdischen Volk, die Gebräuche ihrer symbolischen Einweyhungen, welche sie nebst der dazu gehörigen Lithurgie in beständiger Beziehung auf den Tempelbau und die Arbeitsleute einrichteten.)
Unsere Gesellschaft, welche zu der allgemeinen Absicht aller Kreuzbrüder nur noch einen bestimmtern auf die Wiederherstellung der Ruinen Jerusalems zielenden Zweck hinzugefügt, und sich in dieser Rücksicht einen eingeschränktern Aufenthalt gewählt hatte, erhielt eine gewisse Festigkeit, und ging schon auf den Fuß eines Ordens mit den Rittern des heiligen Johannes von Jerusalem als Brüdern um, von welchem auch wahrscheinlich die Freymäurer den Gebrauch, den heiligen Johannes als den allgemeinen Patron des Ordens anzusehn, entlehnt haben.
Als aber der Erfolg der Kreuzzüge mit den Wünschen der Kreuzziehenden nicht übereinkam, so zerstreuten sie sich wieder, und ein jeder kehrte unter dem Panier des Befehlshabers, Prinzen oder Königes, dem er diente, wieder in sein Vaterland zurück, aber die Maurer behielten ihre Gewohnheiten und Gebräuche, und pflanzten auf diese Art die Geheimnisse der königlichen Kunst fort, indem sie so gleich Logen in Schottland errichteten, und hernach in Engelland, allwo unsere Brüder unter verschiedenen Regierungen beträchtliche Vorrechte genossen haben, wie solches die Akten des Parlaments bezeugen.
Von da aus gelangte die Maurerey nach Frankreich, wo selbst sie sich noch bis auf den heutigen Tag in aller ihrer Reinigkeit erhalten hat.
***
113-115
Die Mahlzeiten, welche auf die maurerische Arbeiten folgen, sind ein überzeugender Beweis von der ursprünglichen Einrichtung unserer Gesellschaft. Die eingeführte Gemeinschaft der Güter zog die Gemeinschaft der Wohnung nach sich, und diese den Gebrauch eines einzigen Tisches für alle.
So lebten vor alten Zeiten die Ritter von Jerusalem, die Tempelherrn, die Rhodiser-Ritter, ich will nicht einmal die Ritter von der runden Tafel anführen, deren Ursprung sich in die dunkelen Zeiten des Königes Arthur verliehret, so, sag ich, lebten diese Ritter unter sich bey mäßiger Kost, assen zu einerley Zeit, an dem selben Ort und bey demselben Tischgeräthe.
Wenn man die Klöster betrachtet, diese neue Zusammenvereinigungen, welche von den alten Einsiedlern entsprossen sind, mit welchen sie fast nichts mehr, als die Mönchskleidung gemein haben; leben diese nicht eben so zusammen in ihrem gemeinschaftlichen Speisesaal?
Die Mahlzeiten sind also nicht, wie die Bosheit uns andichtet, der Zweck der Freymäurer, eine bloße Gesellschaft von Bäuchen wäre ein sehr plumpes und verächtliches Ding, sondern die Mahlzeiten sind das Sinnbild der ursprünglichen Vereinigung, der Uneigennützigkeit, der freiwilligen Begebung alles Eigenthums, wo man seinen Unterhalt blos der gemeinschaftlichen Masse zu danken hat, Man führe mir eine Einrichtung an, welche nicht ausgeartet, oder nach Verlauf einer langen Zeit zum Misbrauch geworden wäre? Ich will nicht den Misbräuchen, welche manchmal unsere öftere Mahlzeiten veranlassen, das Wort reden, alles wird da an die Seite gesetzt, Mäßigung, Nüchternheit, Bescheidenheit, Wohlstand; der Ton des Jahrhunderts gewinnt die Oberhand, liegt die Schuld davon an der Sache selbst, oder an den Menschen, an der Zeit und an den Umständen?
Ordensgeschichte der Strikten Observanz, 1764
Aus:
Klaus C. Feddersen: Rituale des hohen Ordens vom heiligen Tempel zu Jerusalem, auch Strikte Observanz genannt, weltlicher Zweig nebst Ordensregeln und vielen Abbildungen aus dem Jahre 1764. I. bis VII. Grad.
Schriften der freimaurerischen Forschungsvereinigung Frederik der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Flensburg 1999, 165-175 (paginiert 55-66)
Bereits in:
Friedrich Ludwig Schröder: Aufnahme des Schottischen Meisters. 1805/06, 55-66
Eine ausführliche Nacherzählung in:
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. Band 2, 1865, 473-474
(Hier steht, die Geschichte sei den eben aufgenommenen Novizen vorgetragen worden. Christian M. Baumgartner („Die strikte Observanz“, 2007, 127) meint, sie sei im Meistergrad vorgetragen worden. René Le Forestier („Die templerische und okkultistische Freimaurerei im 18. und 19. Jahrhundert, 1987, 165-168) bringt ebenfalls eine Nacherzählung und meint sie sei im Novizengrad vorgetragen worden.
Die Fortsetzung der Geschichte von 1312-1744 durch Johann August von Starck, 1768, wird ebenfalls im „Allgemeinen Handbuch“ (475-476) ausführlich nacherzählt.
Eine weitere, erweiterte „Geschichte des Ordens der Tempelherren“ aus dem Jahre 1777 bringt Klaus C. Feddersen, 1999, 251-274.
siehe dazu:
Catechismus der Strikten Observanz von 1764 [2]
Succincta Historia Ordinis
Auszug aus der Geschichte des Ordens.
Hugo de Payen oder Paganis, und Gaufried de St. Omer (Gaufridus de St. Aldemaro) sind schon 1108 in das gelobte Land gekommen, und traten daselbst anno 1111 am Feste St. Trinitatis mit sieben andern Edlen zusammen, welche alle Hugonem de Paganis vor ihr Oberhaupt erkannten.
Ihr Hauptzweck war, die Pilgrimme wider die Saracenen zu beschützen, und alles vor dem christlichen Glauben aufzuopfern.
Es sind aber diese 9 edlen Ritter, so die Stifter unsers Ordens waren, gewesen:
1) Hugo de Paganis.
2) Gaufridus de St. Aldemaro, Gaufroid de St. Omer, beide aus Auvergne gebürtig.
3) Gildebertus Nordfolckius,nobilis Britannus.
4) Philippus de St. Morea. (de St. Moore.)
5) Hildebrandus Canis de Scala, nobilis Teutonicus.
6) Jacoubs Duresfortius der Durasso (Dure fort de Duras) nobilis Lugudensis.
7)Martinus de Rodisio, Dominus Menestusaloni (Martin de Rodes)aus Provence.
8) Guiliemus de Gamaches aus Catalonien und
9) Hugo, Dominus Lesigensis (Hugues Sire de Lesigems) aus Frankreich.
[laut Le Forester, 165, ist das eine Phantasieliste; „Canis nobilis Teutonicus“ ist eine Anspielung auf den Gründer der Strikten Observanz.]
Diese 9 Ritter waren erstlich zerstreut, bis ihnen König Balduin II. anno 1115 ein Haus in dem Bezirk des Tempels Salomonis einräumte.
Anno 1119 traten verschiedene andere Ritter dem Orden bei, unter denen Nicolaus des Paganis und Archembadus de St. Amano (de St. Aumont) waren.
Unsere Armuth war damals so groß, daß nicht alle Brüder mit Pferden konnten versehen werden, und hatten nur zwei und zwei ein dextrarium, geharnischtes Kriegsroß, und zum Andenken dieser Armulh hat der Orden in seinem Siegel ein Pferd beibehalten, so von zween Rittern geritten wird.
Im Jahr 1127 bestund der Orden aus 27 Rittern, welches drei mal drei, dreimal ausmacht. Anno 1128 haben wir auf dem Synodo von Troyes in Champagne ordentliche Regeln bekommen, und ist auf selbigen die weiße Kleidung, jedoch ohne Kreuz, beliebet worden.
Anno 1129 hatten wir schon 3 Priorate, jedes von 27 Rittern, und es ward beschlossen, sie so einzutheilen, daß sie desto leichter die Straßen von Jerusalem bedecken könnten. Diese 3 Wohnungen, welche logementer der Tempelherren genannt wurden, waren eines zu Jerusalem, eines zu Aleppo und eines in Caesarea- Zu gleicher Zeit wurde ausgemacht, daß 9 Ritter allemal einen Superior haben sollten, und über 9 Superiores wurde ein Präfektus gesezt, welchem jene in allen Stücken gehorsamen mußten.
Anno 1131 den 15. Octob. wurde Hugo de Paganis, der Stifter und erste Grosmeister des Ordens, in einem Treffen wider die Ungläubigen ohnweit Sur verwundet, wovon er des andern Tages starb.
Anno 1147 hat uns der heilige Vater Eugenius III.zum Unterschied anderer Orden ein rothes samtnes Kreuz zu tragen befohlen, auch unsern Supeuoribus den Titel Comthurs beigelegt.
Anno 1152 erlaubte uns eben dieser, Layen-Brüder, so viel, als es dem Grosmeister beliebte, zu halten; auch befahl er, daß die Waffenknechte die Kreuze auf ihren Kleidern tragen möchten, jedoch sollten sie bei der eingeführten grau-braunen Farbe verbleiben. Anno 1157 wurde dem Orden vom Pabste erlaubt, in der ganzen Christenheit Ländereyen und Herrschaften zu besitzen. Zu dieser Zeit wurden aus den drei ersten Wohnungen 9 gemacht, und kurz darauf die drei ersten Heermeisterthümer aufgerichtet. Anno 1178 wurden noch drei andere, und im Jahr 1183 wiederum drei Heermeisterthümer errichtet, so daß es nachdem bei 9 Heermeisterthümern geblieben ist.
Anno 1187 ist die höchst unglückliche Schlacht bei Tyberiades gehalten worden, in welcher durch die Verrätherey des Grafen von Tripoli der König Lusignan, der Grosmeister Bidesfortius und sehr viele Brüder gefangen wurden. Zu Ende dieses Jahres wurde Jerusalem von den Saracenen erobert.
Anno 1190 am 4. Octob. ist die unglückliche Schlacht bei Accon vorgefallen, in weicher der Grosmeister Girhardus Bidesfortius, viele Befehlshaber und eine Menge tapferer Ritter des Ordens ums Leben gekommen, auch verschiedene gefangen worden sind.
In diesem Jahr wurde der grosmeisterliche Sitz nach Antiochia und 1192 nach Accon verleget, und im Jahr 1217 ist selbiger wiederum verändert worden und kam nach Cäsarea. Um diese Zeit hatten wir verschiedene Streitigkeiten mit den Johannitern wegen unserer Güter auf der Insel Cypern.
1219 wurde Damiata nach einer 9 monatlichen Belagerung von den Christen eingenommen, wobei unsere Brüder wundervolle Proben ihrer Tapferkeit abgelegt haben.
Um das Jahr 1186 besaß der Orden schon 40 000 Commenden in der Christenheit, und seine Einkünfte wurden auf zwei Millionen Goldthaler geschäzt, welches zu den damaligen Zeiten eine erstaunliche Summe war.
Dieser so geschwinde Wachsthum des Ordens, welcher sich beständig vermehrte, war die Ursache seines Unglücks. Seine Reichthümer erregten die Begierde des Pabstes Clementis V. und des Königs Philippi l V. von Frankreich, welcher den Beinamen des Schönen führte. Diese suchten daher Gelegenheit, den Orden zu stürzen und sich seiner Güter zu bemächtigen. Die Gelegenheit dazu war bald gefunden. Denn zween Ordens-Ritter, einer war ehemals Hauscomthur zu Montfaucon gewesen, und seines ärgerlichen Lebens halber abgesezt und zum Gefängniß condemniret, nachhero aber wieder losgelassen worden; der andere hieß Noffadei, aus dem Heermeisterthum an dem Po und Tyber; und beide waren ihrer eigenen Angelegenheiten halber in Paris und wohnten einem Aufruhr bei, welchen der Pöbel allda erregte. Als sie wieder nach Hause kamen, wurde Noffadei von seinem Subpriore wegen einiger Fehler bestraft, und bet der Eintheilung der Commenden übergangen. Sie faßten sogleich darauf den Entschluß, sich zu rächen. Zu diesem Ende reiseten sie kurz darauf nach Montferrat, wo ihr Subprior residirte, und in einem Landhause nahe an der Stadt sich aufhielt, und baten um Erlaubniß mit ihm allein zu sprechen. Der Subprior Carolus de Monte Carmel, ein Mann von 81 Jahren, gestund ihnen diese Erlaubniß sogleich zu. und fragte sie, was sie so Dringendes bei ihm anzubringen hätten? Hierauf sezten sie ihn sogleich zur Rede, warum er Commenden anderwärts vergeben hätte, die ihnen durch das Recht der Ancienneté gehörten, und einer von ihnen, Noffadei mit Namen, gab dem Subpriori mit einem Streithammer, welchen man zu der Zeit statt eines Stockes führte, einen Schlag auf den Kopf. Der Subprior wollte um Hülfe rufen, und zu diesem Ende zur Thüre hinaus entspringen, aber an der Thüre empfieng er von hinten zu den ändern Schlag, wovon er zu Boden sank. Als er aber dennoch bis zu der andern Thüre kriechen wollte, empfieng er endlich den dritten Schlag auf die Stirne, wovon er sogleich starb.
Diese ruchlose That, welche sie des Abends verrichteten, sezte sie in Furcht, sie möchten von des Subprioris Bedienten aufgehalten werden. Dieses nun zu vermeiden, stiegen sie zu einem Fenster hinaus, welches auf den Garten zugieng, warfen den todten Körper des Subprioris aus selbigem hinunter und trugen ihn einige Schritte hinter eine Hecke, allwo sie ihn, in der größten Geschwindigkeit, mit Gesträuch und Steinen bedeckten, und noch in diesem Augenblick die Flucht ergriffen.
Sie giengen gleich nach Paris und gaben da vor, der Orden wäre Ursache an dem vormjährigen Aufruhr. Sie beschuldigten denselben zugleich der härtesten Verbrechen, als z. E. sie wären Sodomiter, Gotteslästerer, Abgöttische, sie verläugneten Gott bei ihrer Aufnahme etc. Diese nehmliche Aussage wiederholten sie zu Rom, wohin sie gebracht wurden. Und aus der schönen Ursache, weil die Tempelherren ihre Aufnahme und ihre Capitels bei Nacht und sehr geheim hielten, wurde ihnen geglaubt, oder wenigstens that man, als wenn man ihnen Glauben zustellte, um nur eine Gelegenheit zu bekommen, sich ihrer Reichthümer zu bemächtigen. Der Pabst gab diesen meineidigen Verräthern einen Salvum conductum, und legte dem Grosmeister (welcher zu der Zeit in Cypern mit den Ungläubigen Krieg führte) auf, vor ihm zu erscheinen.
Der Grosmeister, welcher von der Bosheit und Unwahrheit dieser Anklagen überzeugt war, nahm nicht den geringsten Anstand zu gehorsamen. Während dieser Zeit war Noffadei, einer von den Mördern des Subpriors, so verwegen, sich auf seinen Salvum conductum verlassend, öffentlich in Montfaucon blicken zu lassen, allwo ihn unsere Brüder fiengen, und in dem Provincial-Capitel an dem Po und Tyber zu Mayland erwürgten.
Daher nahm man denn Gelegenheit, ohne Formalitäten zum Proceß wider den Orden zu schreiten, und Anno 1310 den 13. Octob. wurde der Grosmeister Jacobus de Mollay auf Befehl des Königs ohne Vorwissen des Pabstes ins Gefangniß du Chatelet in Paris geworfen und mit Ketten und Banden belegt, da er doch einige Jahre vorher die Ehre gehabt hatte, des Königs ältesten Sohn aus der Taufe zu heben- und hierauf wurden auf Verlangen des Pabstes Clementis V. und des Königs von Frankreich alle Tempelherren ins Gefängniß geworfen.
Der Grosmeister Jacobus de Mollay, ein Edelmann aus Burgund, wurde 1313 an kleinem Feuer geschmaucht, so daß ihm erstlich die Füße abgebrannt, und er. noch beständig befraget ward, bis er endlich unter unmenschlichen Schmerzen seinen Geist aufgab, welches er mit einer unglaublichen Standhaftigkeit ertrug, ohne ein einziges Wort zum Nachtheil des Ordens fahren zu lassen.
Eine ansehnliche Menge von Brüdern hatte gleiches Schicksal. Sie litten aber alle die größten Martern und den schimpflichsten Tod, ohne daß sie konnten bewegt werden, die Geheimnisse des Ordens zu verrathen.
Und schon im Jahr 1311 den 16. Octob. wurde auf dem Concilio in Vienne beschlossen, die Brüder gänzlich auszurotten, obwohl nur 4 Stimmen unter 300 waren, so opinirten, den Orden zu vertilgen. Alle spanische, englische, schottische, deutsche, dänische, alle italiänische bis auf einen, und alle französische Bischöfe, bis auf die Erzbischöfe von Rheims, von Sens und Rouen, waren der Meinung, den Orden zu conserviren. Demohngeachtet wurde er par provision, und durch die apostolische Gewalt, wie die Worte lauten, condemniret; wie denn auch noch in diesem Jahre 59 Tempelherren zu Paris in einem Tage getödet wurden.
Nach diesem traurigen Verhängniß entflohen diejenigen von unsern Vorfahren, welche das Glück hatten, den Verfolgungen zu entgehen, weit von ihrem Vaterlande. Eine gewisse Anzahl von ihnen entflohe in die nordischen Lande, als: nach Schweden, Norwegen, Schottland und Irland; Länder, weiche zu der damaligen Zeit in den nordischen Gegenden und Gebürgen wenig bewohnt wurden.
Petrus von Aumont, Heermeister von Auvergne, wurde gezwungen, mit 2 Comthurs und 5 Rittern sein Land zu verlassen, nachdem er sich in einigen dem Orden gehörigen Schlössern tapfer vertheidigt hatte. Um nicht erkannt zu werden, veränderten diese ihre Namen, verkleideten sich als Maurer und Aumont nannte sich Mabeignac.
[Das „Allgemeine Handbuch der Freimaurerei. Zweiter Band, 1865, 254, behauptet, diese Benennung werde erst in dem 1768 von Johann August von Starck dem Heermeister v. Hund übergebenen „neuen Geschichte“ erwähnt.]
In dieser Verkleidung kamen sie glücklich durch Frankreich, und langten im Jahre 1311 in Irland all, nachdem sie allerhand Ungemach ausgestanden hatten. Allda hielten sie sich nicht vor sicher, und entflohen daher noch in diesem Jahre auf die schottischen Inseln, beständig als Maurer verkleidet. Nachdem sie auf einer dieser Inseln, welche Mull hieß, angelangt waren, welche gegen Westen dieses Königreichs liegt, so trafen sie Georgium Harris, einen englischen Edelmann, Großcomthur von Hamptoncourt, an, welcher sich mit einigen von seinen Brüdern dahin geflüchtet hatte.
Allda hielten sie am Johannisfeste 1312 Capitel, und es wurde beschlossen, beständig den Orden zu bekennen und seine Ansprüche beizubehalten, bis zu einer glücklichern Zeit, da man selbige könnte geltend machen. Aumont wurde zum Grosmeister erwählt, und unter ihm der Orden in die äußerliche Form gebracht, in welcher er gegenwärtig steht.
Man erwählte den Namen und die Gebräuche der Maurer, um das Andenken beizubehalten, daß Aumont und seine Brüder zwei Jahr lang verbunden waren, diese Kleidung zu tragen und sogar manchmal dieses Handwerk zu treiben, um Lebensunterhalt zu haben. Aumont, welcher schon ziemlich bei Jahren war, konnte einer so mühseligen Lebensart nicht länger widerstehen, und starb im Jahr 1313 kurze Zeit darauf, nachdem er den Orden wieder hergestellt hatte. Harris wurde an seine Stelle erwählt, und unter ihm allen Rittern erlaubt, sich zu verheurathen, in Ansehung dessen, daß dieses das sicherste Mittel war, den Orden beizubehalten, indem man es bei diesen unglücklichen Zeiten nicht wagen durfte, einen freyen Menschen aufzunehmen, oder sie wenigstens bis über den Meister Grad zu bringen.
Länger als 250 Jahr wurde niemand zum schottischen Meister ausgenommen, als wer ein Kind des Ordens war, und es sind erst 152 Jahr, daß man es gewagt hat, die Geheimnisse des Ordens einem schottischen Meister zu eröfnen, welcher von freyen Eltern gebohren worden.
Harris erlaubte auch, daß man alle Arten von Ständen aufnehmen dürfte, sie möchten geistlich oder weltlich seyn, so wie auch Leuten von der griechischen Religion den Eintritt in den Orden zuzustehen. Auch wurde von ihm ein Phönix mit diese- Worten: Perit, ut vivat, zum Siegel des Ordens, so wie auch die übrigen Devisen eingeführt.
Der heilige Krieg hat der Freimaurerei ihr Dasein gegeben, 1765
Théodore Henri de Tschoudy: Der flammende Stern. 1779, II, 25-28 (frz. 1766, II, 37-42)
Aus einer Rede, gehalten 1765
… zuvor bin ich Ihnen den historischen Theil unsers Ursprungs schuldig, so weit ich Ihnen selbigen an diesem Tage mittheilen darf; es ist dies die Geschichte unsrer Stiftung in Europa, wie die getreue und ununterbrochene Ueberlieferung selbige von Mund zu Mund auf uns gebracht.
Zur Zeit der ersten Kreuzzüge errichteten verschiedene christliche Helden, die sich verbunden hatten, unter der Anführung ihrer frommen Fürsten Palestina und die heiligen Oerter den Saracenen zu entreißen, eine Gesellschaft unter dem Namen der Freymäurer, in Beziehung auf jene geschickte Baumeister, welche den Tempel zu Jerusalem erbauet hatten, und welchen sie in dem Entwurf der Wiederaufrichtung desselben, dem augenscheinlichen Zweck aller Kreuzfahrer, gewissermaßen nachahmten.
…Der heilige Krieg hat der Gesellschaft der Freymäurer ihr Daseyn gegeben; aus einer so frommen Quelle konnte nichts als allgemeine Liebe der Tugend hervorgehn, die uns beseelt, und deren Tempel wir anitzt in unsern Herzen aufführen; die unvollständige Beschreibung desjenigen, welchen der Weiseste der Könige in der heiligen Stadt dem höchsten Baumeister der Welt errichtete, und dessen Riß und Symbole der Orden annimmt, bietet bloß sinnreiche Allegorien dar, die uns Geschmack an der reinsten Moral beybringen, und zur Ausübung derselben einladen.
Indem wir der kreuzfahrenden Maurer ihre Gebräuche, Worte, Cerimonien und mystische Weihungen beybehielten, worüber sie sich einverstanden hatten, um sich in feindlichen Ländern zu unterscheiden, haben wir ihre Gebräuche unfern Sitten angemessener, vielleicht so gar für die Menschheit nützlicher eingerichtet.
Es ist Ihnen nicht unbekannt, meine Brüder, daß der Erfolg der Kreuzzüge unendlich zu kurz kam gegen die Hofnungen, womit man selbige unternommen hatte: die allgemeine Zerstreuung zog die Zerstreuung der Gesellschaft der Maurer nach sich; verschiedene, die durch ihren Stand gewissen Häuptern der Kreuzfahrer vorzüglich anhiengen, folgten ihnen auf ihrer Zurückreise nach Europa; ich könnte Ihnen insonderheit eine Menge davon anführen, die nach England im Gefolge Richards Coeur de Lion übersetzten, unter dessen Regierung sie nicht nur die Freyheit hatten, ihre geheime Versammlungen fortzusetzen, sondern auch die erhabensten Vorrechte besaßen, wie aus den Parlamentsurkunden der Zelt zu ersehen.
Von da haben verschiedene Familien, die sich nachher in andern Theilen von Europa niederließen, die Grundsätze der königlichen Kunst verbreitet, und durch diesen Canal ist sie nach Frankreich gekommen, ohne Veränderung, in aller ihrer Reinigkeit, kurz, so wie ich sie Ihnen heute entwickle, meine Brüder.
Ich übergehe alle Glückswechsel, die der Orden erfahren hat; genug, daß er seinem Gegenstands nach derselbe, einerley in seiner Art, unverändert in seiner Form geblieben, und daß ich Ihnen seine Maximen und Gesetze, so wie sie in ihrem Ursprünge waren, miltheilen kann.
Die Menschenliebe überhaupt, das Verlangen nach wechselseitiger Hülfe, die Uebereinstimmung der Gemüthsarten, die Gleichförmigkeit der Meynungen, die Beziehung der Bedürfnisse und Mittel auf einander, sind seit allen Zeiten das erste Band der Menschen gewesen, und ich kann Sie versichern, meine Brüder, daß niemand selbige jemals besser gekannt, als die Freymäurer.
Starck an Hund, 1767
Brief von Johann August von Starck an Karl Gotthelf von Hund, 31. März 1767
Aus:
C. Lenning: Encyclopädie der Freimaurerei. Dritter Band, 1828, 406-407
Es ist ein Auszug aus einem langen Brief, der sich findet in:
Archidemides oder des Anti-Saint-Nicaise zweyter Theil. 1786, 10-19
Die Maurerei kennt ihre Meister; ob die stricte Observanz sie alle kennt, kann ich nicht sagen; wenigstens hoffe ich, Ew. hierin eine Entdeckung zu machen, die Ihnen nicht unangenehm seyn kann, ohne mich auch nicht zu erhalten ist.
Es befindet sich nämlich außerhalb Deutschland eine gewisse Loge, vоn welcher ich wünsche, daß sie auf eine geschickte Weise zur stricten Observanz, und besonders zu Ew. Provinz, gebracht würde. Ich habe in derselben selbst ehemals eine Charge bekleidet; und noch bisjetzt. dependiret sie von mir, mit Zuziehung einiger Anderer meiner Freunde, und wird durch einen von uns der Loge vorgeschlagenen Meister v. Stuhle regiert. Sie ist reich on äußerl. Zierathen … aber sie ist reicher durch die Wenigen, von welchen sie regiert wird, die das innerste Geheimniß des Ordens besitzen und zu erhöhen trachten, und vielleicht die einzige Loge des heutigen Alters, die dergleichen Meister und Väter des Tempels aufweisen kann; obgleich Dieses der Loge selber verborgen ist.
In:
Abgenöthigte Fortsetzung des Anti-St. Nicaise. 1788, 125, heisst es schnippisch:
Die … beschriebene herrliche Loge hat Meister und Väter des Tempels aufzuweisen, obgleich dies der Loge selbst verborgen ist. Kann wohl was unbekannteres exisitiren, als ein Oberer, der selbst seiner Loge unbekannt ist?
Die Legende des Klerikats von Johann August von Starck, 1767
Aus:
René Le Forestier: Die templerische und okkultistische Freimaurerei im 18. und 19. Jahrhundert. Erstes Buch: Die strikte Observanz. Leimen: Werner Kristkeitz Verlag 1789, 232-239
Eine kurze Zusammenfassung auch in:
C. C. F. W. von Nettelbladt: Geschichte Freimaurerischer Systeme. Berlin 1879, 318-319
Die Legende der Tempelkleriker nannte als die wahren Vertreter der geheimen Tradition während der Zeit des alten Bundes in erster Linie die Essener. Christus, der mitten unter ihnen erzogen worden sei und den größten Teil der Zeit, die er in der Welt geweilt habe, unter ihnen zugebracht habe, habe ihnen eine tiefere Kenntnis der Res Divinae vermittelt und sie gelehrt, wie man sich mit Hilfe der Gnade über die menschlichen Seinsbedingungen erheben und sich mit dem Allerhöchsten vereinigen könne.
Trotz der Verfolgungen, denen sie während der Besetzung Palästinas durch die Sarazenen ausgesetzt gewesen seien, hätten die Essener das ihnen vom Erlöser anvertraute heilige Wissensgut einander getreu überliefert. Zur Zeit der Kreuzzüge seien sieben von ihnen, die sich, um den Verfolgungen durch die Ungläubigen zu entgehen, in einer Höhle bei Bastrum (Bostra) niedergelassen hätten, dort von einigen Templern unter der Führung Hugo von Payens und André de Montbarres angetroffen worden. Da die syrischen Eremiten durch eine Prophezeihung, die unter ihnen überliefert worden sei, gewußt hätten, daß die ewige Weisheit im alten Heiligtum von Jerusalem aufs neue in Erscheinung treten würde, wenn weiß gekleidete Ritter über die Meere kämen, um die Heilige Stadt gegen die Ungläubigen zu verteidigen, hätten sie verstanden, daß der Augenblick gekommen sei, in dem das Licht der Gegenwart (Schechinach) im Tempel wieder zu leuchten beginnen solle. Sie seien dem [!] Templern also nach Jerusalem gefolgt, wo sie bei den Kanonikern des Tempels Zuflucht gefunden hätten.
Das Kapitel dieser Canonici Templi Domini sei vor der Entstehung des Tempelordens durch Gottfried von Bouillon gegründet worden, der diese unter die Regel des Hl. Augustinus gestellt und dem Patriarchen von Jerusalem unterstellt habe. Als die ersten Templer eine Wohnung gesucht hätten, um dort gemeinsam zu wohnen, habe der Prior der Kanoniker, Amaldus, ihnen gestattet, in der Gegend Wohnung zu nehmen, die der König von Jerusalem den Verwesern der auf den Ruinen des Salomonischen Tempels erbauten Kirche zugewiesen gehabt habe. Unter dem Nachfolger des Amaldus, Cyrillus Alexandrinus, hätten die Kanoniker des Tempels sich mit den Templern verbunden. Man habe vereinbart, daß die Kanoniker die Archive und den Schatz des Ordens verwahren sollten und daß ihr Prior dem Heermeister nach seiner Wahl durch die Tempelritter die Investitur erteilten solle.
Die Kanoniker oder Tempelritter hätten im übrigen geheimes Wissen der Essener ererbt, welches die von ihnen aufgenommenen Eremiten ihnen aus Dankbarkeit für die empfangene Gastfreundschaft mitgeteilt hätten. Auf solche Weise sei die wahre Wissenschaft, welche noch zu bereichern die Kanoniker sich bemüht hätten, im Schloß und unter dem Deckmantel des Tempelordens bis zu dessen Unterdrückung bewahrt worden.
André de Montbarre, der vom weltlichen Zweig zum regularen Zweig übergewechselt und der dritte Prior Clericorum geworden sei, habe die Kanoniker im Jahre 1151 der Regel des Hl. Benedikt unterstellt. Sie hätten seither das Schicksal des Tempelordens geteilt und unter seinen Mißgeschicken gelitten. So sei es gekommen, daß bei der Einnahme der Stadt Saphed durch die Sarazenen ein großer Teil der kostbaren von den syrischen Eremiten empfangenen Manuskripte, insbesondere der „Speculum metallorum et septem lapidum“, die „Sphera memnonica“ [!] des Mar Isah Nizibita und selbst das „Heilige Feuer“ endgültig verloren gegangen seien.
Als der Tempelorden gezwungen gewesen sei, Palästina aufzugeben und in den Westen zu flüchten, habe sich das regulare Kapitel der Tempelkleriker mit seinem 13. Prior in Paris niedergelassen.
Zum Zeitpunkt der Verfolgungen und der Unterdrückung des Ordens seien die Kleriker gezwungen gewesen, sich zu zerstreuen, hätten aber, da sie weniger heimgesucht worden seien als die Ritter, den größten Teil ihrer Archive retten können. Aumont, der seit 1307 Provinzialgroßmeister der Auvergne gewesen sei, sei bei der Nachricht von der Verhaftung J. Molays und seiner Brüder in die Provence geflüchtet. Nachdem er einige Zeit als Maurer verkleidet und unter dem Pseudonym Mabeignac durch Frankreich geirrt sei, habe er sich 1310 in Begleitung von zwei Komturen und sieben Rittern nach Irland begeben. Sodann habe er sich 1312, da er sich in diesem Land nicht mehr sicher gefühlt habe, auf die Insel Mull begeben, um sich dort mit George Harris, dem Komtur von Caburn und Hamptoncourt zu treffen. Andere flüchtige Templer seien gleichfalls auf der Insel an Land gegangen. Einer von ihnen, Thomas Chamberlayn, habe einen Gefangenen mit sich geführt, den Verräter John Eure, der in London durch die weltliche Obrigkeit verhaftet worden sei, seine Freiheit aber dadurch wiedererlangt habe, daß er den Orden der abscheulichsten Verbrechen bezichtigt habe. Die Brüder hätten ihn töten wollen, er habe sein Leben aber gerettet, indem er den Ort preisgegeben habe, wo er nahe bei Crepelgate die Archive versteckt hatte, die Richard Burton, der Dekan und Prior des Londoner Kapitels, ihm im Augenblick seiner Verhaftung anvertrauten.
Aumont, der im Jahre 1312 durch die auf die Insel Mull geflüchteten Brüder zum General-Großmeister gewählt worden sei, habe dort 1316 die Ankunft des 15. Priors des Klerikerkapitels, Petrus a Boninia, miterlebt, der zunächst in Mainz bei Komtur Hugo, Waldgraf von Salm, Zuflucht gefunden habe. Dieser habe sich in Begleitung von zwei Kanonikern namens Pruina und de Tralhet und von Sylvester von Grumbach befunden. Die drei Kleriker hätten mit Aumont und Harris aktiv an der Wiederherstellung des Tempelordens unter dem Deckmantel der Freimaurerei gearbeitet. Sie seien vor allem die Urheber der Sinnbilder auf den Teppichen des Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrades und der Aufnahmezeremonien gewesen. Diese Wahrzeichen und Zeremonien erinnerten allegorisch an die Geschichte dem [!] Templerordens und spielten auf die Geheimnisse an, in deren Besitz er sich befände.
Aumont habe entschieden, daß die Ritter sich verheiraten dürften und daß sie ihre Söhne als Nachfolger einsetzen sollten. Hierdurch habe er es dem weltlichen Zweig ermöglicht zu überleben, ohne daß man unter den Außenstehenden um Mitglieder· habe werben müssen. Pierre de Boulogne hingegen habe durch die Gründung des Klerikalkapitels von Aberdeen in Schottland die Erhaltung der okkulten Tradition gewährleistet.
Als Harris Großmeister gewesen sei, habe man zur Erinnerung an die Wiederherstellung des Ordens auf der Insel Mull den drei ersten Graden den des Schottischen Meisters hinzugefügt.
Im Jahre 1330 habe Sylvester von Grumbach, der dritte geheime Großmeister, eine der ersten Anordnungen der zuvor von den Kanonikern des Tempels und den Tempelrittern getroffenen Übereinkunft erneuert und anläßlich des Kapitelfestes verfügt, daß die Wahl der Großmeister nur wirksam sein solle, wenn die Investitur durch die geistlichen Brüder nachfolge.
Sylvester von Grumbach sei im Jahre 1332 gestorben und der letzte auf der Insel Mull begrabene Großmeister gewesen. Sein Nachfolger Steward I., ein Schotte adliger Herkunft, habe den Amtssitz des Meisters 1361 nach Old Aberdeen übertragen, wo Pierre de Boulogne, mehr als hundertjährig, verstorben sei. Der Großmeister Obrack, ein Irländer von Geburt, habe 1369 das Amt des Großpriors wiederhergestellt.
Im Jahre 1410 hätten die Templer, um den Bestand ihrer Gesellschaft zu vergrößern, begonnen, Außenstehende zu den unteren Graden zuzulassen. Zum Ausgleich hierfür habe der Großmeister Lindwerth, der Neffe und Nachfolger Obracks, 1427 beschlossen, daß die Gruppe der Ritter nur 27 Mitglieder unter 3 Komturen zählen solle. Mit einem weiteren, von 1433 datierenden, Erlaß habe er die Zahl der Novizen auf 9 begrenzt, die nur nach Maßgabe der vorhandenen Vakanzen in das Kanonikat befördert werden sollten.
Unter Gloucester, einem adligen Engländer, der im Jahre 1500 zum Großmeister gewählt worden sei, habe der Orden in England Mitglieder gewonnen, die von den Brüdern in Schottland jedoch nicht in die schottischen Grade eingeweiht worden seien.
Aumont, der Urenkel des ersten geheimen Großmeisters, der 1504 zum Großmeister gewählt worden sei, habe verfügt, daß nur jene Mitglieder für das Amt des Großmeisters kandidieren dürften, die zuvor in die schottischen Grade erhoben worden seien. Sein Sohn und Nachfolger Aumont III., der 1538 gewählt worden sei, habe dem Noviziat eine vollkommen maurerische Gestalt verliehen und den besonderen Schurz eingeführt, den seither alle Schottischen Meister trügen. '
Unter Hawkins, einem Schotten, sei in Kilwinning ein Ordenshaus (Loge) gegründet worden. Steward II. habe die englischen Meister der Oberhoheit des klerikalen Großkapitels von Aberdeen unterstellt, aber die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Engländern und Schotten hätten dies illusorisch gemacht. Ein wenig später habe Großmeister Gremy Schettwin, ein Irländer, den Orden in seinem Heimatland verbreitet.
Vom 14. Jahrhundert an hätten die Tempelkleriker es mit größter Vorsicht unternommen, die wahre Wissenschaft auf dem Kontinent zu verbreiten. Im Jahre 1509 habe der Großprior Heinrich von Wittelsbach zum Präzeptor Deutschlands ernannt, dieser sei jedoch gestorben, bevor es ihm gelungen sei, die Freimaurerei in seinem Land einzuführen. Ein erneuter Versuch, den Johann von Loaz und Heinrich von Nettesheim unternommen hätten, habe nicht mehr Erfolg gehabt.
Zur selben Zeit hätten die Templer Großbritanniens jedoch im Süden der Alpen eine Schule von Initiierten entdeckt, die ihr Wissen an der wahren Quelle geschöpft habe. Während eines Aufenthaltes des 1627 gewählten Großmeisters Gremy Schettwin in Italien seien die ihn begleitenden Tempelritter in die geheime Gesellschaft der Schwarzen Brüder aufgenommen worden. Der Bericht, den sie ihrem Oberen über die Lehren und Gebräuche dieser Gesellschaft erstattet hätten, habe diesen davon überzeugt, daß die schwarzen Brüder echte Abkömmlinge des alten Ordens seien. Er habe daher mit ihrer Hilfe die Provinz Italien wiedererrichtet, indem er dort die Freimaurergrade ein geführt und ein Großkapitel gegründet habe. Seit dieser Restauration sei die wahre Wissenschaft in Italien eifrig betrieben worden. Der Abt von San Severino im Großherzogtum Toscana sei der derzeitige Großprior Italiens.
Im Jahre 1660 habe der englische Templer S...d, Eques a Tonitru, der infolge der unheilvollen Ereignisse, die das Königreich von Großbritannien damals betroffen hätten, gezwungen gewesen sei, nach Schottland zu fliehen, sich bei den Schotten derart beliebt gemacht, daß er von ihnen zum Großmeister aller Logen gewählt worden sei. Während seiner Amtszeit hätten die Mitglieder des Inneren Ordens, damit das Geheimnis ihrer Mitgliedschaft noch strenger gewahrt bliebe, bei der Aufnahme einen Ordensnamen erhalten und sei die Freimaurerei durch den Großprior Montmouth nach Frankreich gebracht worden.
Während eines Aufenthaltes in diesem Königreich im Jahre 1674 habe er dort Logen gegründet und Charles Chevalier de la Lucerne (Eques a Lucerna?) zum Provinzialmeister der Auvergne ernannt. Daher habe der Großmeister F...d, Eques ab Equo Nigro, als er während der Unruhen, die England im Jahre 1679 erschüttert hätten, die Archive des Ordens in Sicherheit habe bringen wollen, diese nach Frankreich geschickt, von wo sie erst nach seinem Tod im Jahre 1695 zurückgekommen seien.
Von diesem Zeitpunkt an sei es zu einer engen Verbindung der drei arbeitenden Provinzen des Tempelordens gekommen. Als Eques ab Oceano von der Provinz Schottland zum Großmeister gewählt worden sei, seien jene der Provinzen Auvergne und Italien gekommen und hätten ihm gehuldigt. Unter der Meisterschaft des im Jahre 1717 gewählten Eques a Leone Aureo sei den drei Provinzen eine einheitliche Verfassung gegeben und insbesondere verfügt worden, daß es in jeder von ihnen nur 27 Ritter unter drei Komturen geben solle, von denen der erste das Novizenhaus und der zweite die Freimaurerloge leiten solle.
Die Freimaurerei habe in Frankreich jedoch zu dieser Zeit einen solchen Erfolg gehabt, daß man dort mehrere Grade entwickelt habe, die nur Weiterentwicklungen des Schottengrades gewesen seien. Diese zusätzlichen Grade seien nur in der Provinz Auvergne zugelassen worden.
Alding, Eques ab Unione, der 1732 durch die Provinzen zum Großmeister gewählt worden sei, habe Robert Bedfort, einen schottischen Lord, zum Provinzialmeister Italiens ernannt und in Florenz das Großkapitel Italiens errichtet.
Die herausgehobene Stellung der Kleriker im Orden sei bestätigt und näher bestimmt worden. Sie seien Priester des Ordens und wirkten in dieser Eigenschaft zwangsläufig bei allen feierlichen Zeremonien mit, zu denen ein Gottesdienst gehöre. Als Gegenleistung für den Schutz, den der Orden ihnen gewähre, werde die Autorität seines GeneralGroßmeisters und dessen Vertreters, d. h. des Großmeisters der Provinz, in der sie sich aufhielten, von ihnen anerkannt. Sie bildeten jedoch inmitten des Ordens eine in sich geschlossene Gesellschaft, die ihre besonderen Geheimnisse habe und sich unter der Leitung ihres Großpriors in aller Unabhängigkeit selbst verwalte. Ihre Regel gestatte es ihnen, den Rittern, die sie ihres Vertrauens für würdig hielten, ihre geheimen Kenntnisse mitzuteilen, allerdings nur unter der Bedingung, daß diese sich besonders verpflichteten und eine religiöse Weihe erhielten.
Das Großkapitel von Aberdeen habe Großmeister Alding die Investitur erteilt und ebenso seinem Nachfolger Karl-Eduard Stuart, der 1743 unter dem Namen Eques a Sole Aureo gewählt worden sei. Dieser habe während seines Aufenthaltes in Frankreich den Grafende Ia Tour du Pin zum Provinzial der Auvergne ernannt, die Provinz Nieder-Deutschland wiederhergestellt, was sein Vorgänger bereits vorbereitet gehabt habe und die Provinzialmeisterwürde Italiens Lord Sackwill übertragen. Die Zukunft des Ordens habe zu den schönsten Hoffnungen berechtigt, diese seien aber durch den Tod des Großpriors Lord Lowat entkräftet worden. Auf dieses Unglück hin habe der Großmeister im Jahre 1750 die Übertragung der Großpriorei des Ordens von England nach Italien angeordnet. Ihre Leitung habe er dem Provinzial Italiens, Lord Sackwill, übertragen.
Folgende Klerikalkapitel befänden sich im Jahre 1766 in Funktion: für die Provinz Britannien, deren Provinzial James Steward, Lord Oberrichter von Edinburgh und Großmeister der Großloge von Schottland, das Großkapitel von Aberdeen; für die Provinz Auvergne das Kapitel von Dijon; für die Provinz Occitanien das von Avignon; für die Provinz Italien das von Florenz; schließlich das von Petersburg, das durch Lord Williams, einen vornehmen schottischen Edelmann, gegründet worden sei.
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