Traktat: Alexander Walter: Begegnung mit der Arbeitstafel

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Begegnung mit der Arbeitstafel

von Br Alexander Walter

Foto: Br Willie Beckmann


Begegnung mit der Arbeitstafel

Die Freimaurerei ist durch und durch eine Sache von Begegnungen. In ihr begegnen sich Menschen, in ihr begegnen Menschen Ritualen, Symbolen, Werten, Sitten, Bräuchen und Traditionen. Und Begegnungen haben Kraft, sind wirkmächtig, bedingen etwas, haben Effekte.
In ihrer Bedeutung unterschätzen wir die Begegnung. Wir erzählen und berichten zu selten davon.
Alle Begegnungen sind einzigartig in ihrem Wesen und in ihren Wirkungen. Immer sind sie wertvoll.
Eine sehr besondere Begegnung hatte ich nun das Vergnügen machen zu dürfen. Und davon will ich hier schreiben. Um meine Freude darüber zu teilen.
Um aufzuklären über etwas Besonderes. Um anzuregen. Um zu inspirieren.
Ich wurde von Bruder Jens Rusch vorgewarnt. Die durch eine gemeinsame Initiative mit Bruder
Frank von Wartensee und ihm künstlerisch gestaltete Arbeitstafel würde symbolisch
und tatsächlich Gewicht haben. Der Bote, der sie mir an meiner Wohnungstür überreichte, verwies ebenfalls auf die Schwere des Paketes. 5 Kilogramm Aluminium. Allerdings geformtes Aluminium.
Es stellte sich eine Freude ein, wie ich sie in Qualität und Quantität nur sehr selten erlebe. Die
unbändige Freude eines Kleinkindes, das sich begeistert mit einem neuen Spielzeug vertraut macht.
Durch das Ergreifen war ich wahrhaft ergriffen. Da hatte ich etwas vor mir, unter den Fingern, das
mich wirklich weiterbringen würde. Das war sofort und unmittelbar klar.
Wie sehr man sich über Medien freut, die einem Inhalte begreiflich machen, kann man vielleicht nur schwer nachvollziehen, wenn man barrierefrei leben kann. Ich aber kann mich jeden Tag über Dateien, Hörbücher, Internetseiten, kurzum Quellen freuen, die mir zugänglich sind. Die Möglichkeit zur Rezeption ist von unschätzbarem Wert. Und sie erzeugt Freude, wenn man sie nicht als gegeben annimmt.

Wenn nun ein vollkommen neues Medium auftaucht, dann ergibt sich ein Moment des Glücks, wie man ihn sehr selten erlebt.

Sich miteinander befassend, sich berührend Zusammenkommen, so sollten schwesterliche und
brüderliche Begegnungen aussehen. Freimaurerei geht in die Tiefe. Und in diese kommt man nur, wenn man zunächst mit der Oberfläche Kontakt aufgenommen hat. Das kann nur die Berührung leisten. Das vermögen die Augen nicht. Sehen ist flüchtig. Tasten beständig.

Mir begegnen in der Freimaurerei fortwährend Schwestern und Brüder, die mich teilhaben lassen.
Teilhaben an ihren Wahrnehmungen, Gefühlen und Gedanken. Als blinder Mensch hat die Teilhabe an den Wahrnehmungen einen ganz besonderen Wert für mich.

Es gibt verschiedene Methoden andere an den eigenen Wahrnehmungen teilhaben zu lassen.
Geläufig und gebräuchlich ist die Variante das Gesehene via verbum zu beschreiben. Allerdings,
meine Erfahrung und viele Studien belegen es eindeutig, so sehr sich der Beschreibende auch um eine neutrale, objektive Darstellung bemüht, kann eine Schilderung nicht vollends wertfrei abbildend sein. Das liegt an dem ihr zugrundeliegenden subjektiv-konstruktiven Akt der Wahrnehmung selber.

Wahrnehmung ist in sich, in ihrer Genese schon Interpretation. Und sie kann es nicht nicht sein.
Wenn ich mir Bilder, das Äußere, ein Antlitz, den sichtbaren Teil des Habitus, Perspektiven oder
Oberflächen beschreiben lasse, dann berücksichtige ich immer, wer sie mir beschreibt. Man sollte nicht nur die Betrachtung betrachten, sondern auch den Betrachter, nicht nur die Beobachtung beobachten, sondern auch den Beobachter. Das ist bei der Wahrnehmung so, das ist in der Physik so.

Und eben weil das so ist, ist es etwas ganz besonderes, in die Lage versetzt zu werden, eine
Wahrnehmung, Betrachtung oder Beobachtung selber machen zu können. Dadurch, dass ein
geeignetes Medium zur Verfügung gestellt wird.

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