Farbige Logen

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Farbige Logen

Allgemeines Handbuch der Freimaurerei von C. Lenning (1863!)

→ Anmerkung der Redaktion: Der Text von C. Lenning wurde im 19. Jahrhundert veröffentlicht. Der Ausdruck "Negerlogen" entspricht nicht mehr dem respektvolleren, heutigen Sprachgebrauch. Wir haben uns entschlossen, den Originaltext zu verwenden, aber diese relativierende Einführung voranzustellen, mit dem ausdrücklichen Vermerk, daß sich darin keine verunglimpfende Absicht verbirgt, sondern daß wir im Gegenteil großen Respekt vor afroamerikanischen Brüdern haben.--Jens Rusch


Logen der Neger und ihrer Abkömmlinge in den Vereinigten Staaten.

Älteste Loge

Die älteste Nachricht welche über Gründung einer Freimaurerloge unter "Farbigen" im nördlichen Amerika vorhanden ist, stammt aus Boston (Massachusetts). Dort gründeten, während die Stadt durch englische Truppen besetzt war (1775), mehrere englische Feldlogen und in England aufgenommene "Farbige", die Africanloge Nr. l, welche, nachdem sie deshalb vergeblich ein Ansuchen an die Grossloge von Massachusetts gestellt hatte, von der Grossen Loge von England (Modern Masons) einen Freibrief mit der Nr. 459 erhielt und seitdem, wie es scheint, ununterbrochen gearbeitet hat.

Prince Hall

Prince Hall, Meister vom Stuhl der Africanloge von 1775 bis zu seinem Tode 1812, war wegen seines biedern Charakters allgemein geachtet vgl. Massachusetts Historical Society's Collection V 210 und hat in seinem Briefwechsel mit England sowohl vgl. Bauhütte IV, Nr. 1 und 2 als auch mehreren auf uns gekommenen Logenvorträgen Zeugnisse seines Eifers und seiner Tätigkeit hinterlassen.

  1. Charge de livered to the Brethren of the African Lodge on the 25 of June 1792 at the Hall of Bro Wm Smith in Charleston Mass By the RW Master Prince Hall Printed at request of the Lodge
  2. Extract from Charge deliv to the African Lodge June th 1797 at Menotomy now West Cambridge Mass by the RW Prince Hall abgedruckt in The Colored Patriots of the American Revolution with Sketches of se veral distinguished colored Persons etc By Wm. C. Neil (Boston 1855) S. 61 - 64

Africanloge erhält Nr. 370

Später (1792) hat die Africanloge als Tochter Englands die Nr. 370 erhalten und wird als solche noch 1811 in englischen Registern aufgeführt. 1813 ist sie in der Free Anthology, Boston, als dort bestehend genannt; auch das Werk: "An Enquiry concerning the intellectual and moral Faculties and Literature of Negroes"; followed with an Account of the Life and Works of 15 Negroes and Mulattoes distinguished in Science, Literature and the Arts. By H. Gregoire formerly Bishop of Blois etc. Translated by D. B. Warden, Secr. to the American Legation at Paris, Brooklyn, 1810. tut ihrer (S. 156) in sehr ehrender Weise Erwähnung.

Tochterlogen

Dieselbe hat, wie viele einzelne Logen im vorigen Jahrhundert, noch als Tochter Englands andere Logen errichtet, so 1797 in Philadelphia, später in andern, selbst Sklavenstaaten; 1827 erklärte sie sich, nachdem sie lange von London keine Nachricht mehr erhalten, zu einer unabhängigen Grossloge Prince Hall Gr. Lodge [Vgl. Catalogue of Books on the Mas. Institution (Boston 1852) S. 100), Freemason Monthly Mag. by Ch. Moore, VI, S. 141.)]

Spaltungen und 3 Grosslogen

In den einzelnen Staaten traten nach diesem Beispiele mehrere Logen zu Grosslogen zusammen, die häufig wieder in Parteien zerfielen, sodass z. B. im Staate Neuyork nach 1855, zu einer Zeit also, in der die Logen der Weissen in mehrere Grosslogen und andere Organisationen daselbst zerspalten waren, vier verschiedene dirigirende Körperschaften bestanden, die sich gegenseitig die Anerkennung versagten, später aber wieder in drei zusammenschmolzen, nämlich die "United Gr. Lodge of Colored Masons", die "Philantropic Gr. Lodge" und die "Gr. Lodge of the State of New York".

Zusammenschluss zu einer Union

Mit der "United Gr, Lodge" von Neuyork traten 1850 die Grosslogen der Farbigen von Pennsylvanien, Delaware, Maryland und Neujersey zu einer Union zum Zweck der Schützung ihrer Rechte zusammen. (vgl. Röhr's Amerikanisch-deutsche Jahrbücher, 1859 - 60, S. 107 - 111); dieselbe Grosse Loge veröffentlichte 1851: "Constitution of the Ancient Fraternity of F. a. A. Masons, containing the Charges, Regulations etc. Published by the Authority of the "United Gr. Lodge of the State of NY", Neuyork S. 156

"National Gr. Lodge of F. a. A. A. Y. Masons of the Un. States of NorthAmerica"

Neben diesem Grosslogenverband existiert noch ein anderer, der 1847 in Boston constituirt wurde und den Namen "National Gr. Lodge of F. a. A. A. Y. Masons of the Un. States of North America" erhielt, also eine Art von General Gr. Lodge bildete, zu der farbige Logen aus Neuyork, Pennsylvanien, Neujersey, Ohio, District Columbia, Delaware, Californien, Maryland und - die Prince Hall Gr. Lodge von Massachusetts, sowie einzelne Logen in Canada, Illinois, Missouri, Louisiana, Indiana, Kentucky und Rhode Island gehörten. Auch die mannichfachen Systeme der Hochgrade, wie Royal-Arch-Kapitel, Tempelritter u. dgl. haben Eingang unter den Farbigen gefunden. Die älteste und regelmässig tätige Loge der Stadt Neuyork führt den Namen "Boyer Lodge", zu Ehren des Präsidenten Boyer von Haiti (1818 - 42).

Verordnungen gegen geheime Gesellschaften Farbiger

Wiederholte Versuche der Logen der Farbigen, von denen der Weissen als gesetzmässig anerkannt zu werden, sind fehl geschlagen. - Während der Freimaurerverfolgung wurde das Bestehen farbiger Logen von südlichen und antimaurerischen Blättern vielfach zu Angriffen gegen den Maurerbund benutzt. Als die Sklavenfrage in dem politischen und sozialen Leben der Vereinigten Staaten mehr und mehr von den Sklavenhaltern und deren Gegnern in den Vordergrund gedrängt ward, erliessen verschiedene südliche Staaten strenge Verordnungen gegen geheime Gesellschaften Farbiger, und die Grosslogen der nördlichen wie südlichen Staaten suchten sich dadurch aus aller Verlegenheit zu ziehen, dass sie die Africanloge, sowie alle andern ähnlichen Vereine als im Widerspruche mit dem in Amerika gültigen Sprengelrechte, alle Farbigen demnach als unregelmässige Maurer bezeichneten und von ihren Logen fern hielten. [Vgl. Leipziger Freimaurerzeitung, 1855, Nr. 29.]

Grossloge von Hamburg beton die Menschenrechte der "Neger"

In neuester Zeit hat es sich abermals um Anerkennung der farbigen Logen in Amerika wie in Liberia gehandelt, indem insbesondere die Grossloge von Hamburg in einem Cirkular vom Mai 1858 die Menschenrechte der Neger in Schutz zu nehmen suchte und der Engbund Neuyork den Angriffen des Ausschusses auswärtige Correspondenz der Grossloge Neuyork gegenüber (1859) in einem besondern Schriftchen [Documenta respecting the Controversy between the Gr. Lodges of Hamburg and New-York, 1. on the exclusive territorial Jurisdiction of Gr. Lodges. 2. on the Inquiry concerning the Regularity of Colored Lodges (Neuyork 1860)] eine Reihe von darauf bezüglichen Aktenstücken veröffentlichte.

Grosse Logen in Europa

Die Grossen Logen in Europa haben sich ohne Ausnahme principiell für Aufnahme und Zulassung von Farbigen erklärt, sich jedoch zum Teil in Betreff der bereits bestehenden Logen der Farbigen weitere Massnahmen vorbehalten, bis über deren Entstehung sicherer Nachweis geliefert sein wird.

Gebräuche in den amerikanischen "Neger" - Logen

Freimaurerzeitung Nr. 22, 31. Mai 1890

Die "Neger" (geschrieben 1890) lieben in ihren geheimen Orden allerlei schreckenerregende Geheimnisse. Zu Lexington (Amerika) ist dadurch kürzlich allerlei Unheil entstanden.

Der Schwarze Anderson war Zeremonienmeister der farbigen "Sons of protection" und hatte als solcher eine große Feuerwerksbombe mit in das Logenzimmer gebracht, um das Ding bei der Aufnahme zweier neuer Mitglieder zu deren Schrecken loszulassen.

Die beiden Neulinge waren mit Ketten gefesselt und hatten die Augen verbunden, wie es die Ordensregeln vorschreiben, als die Bombe vorzeitig losging und dem Zeremonienmeister die Hand schwer verletzte.

Die beiden neuen Mitglieder erschracken zu Tode, rissen die Binde von den Augen und stürzten, als sie den Saal dunkel fanden (der Luftdruck hatte die Lichter ausgelöscht), mit ihren Ketten rasselnd, auf die Strasse, wo sie wiederum die Leute in Schrecken versetzten, die es mit Wahnsinnigen zu tun zu haben glaubten. Anderson wird kaum mit dem Leben durchkommen.


Siehe auch