Deutsche National-Großloge: Unterschied zwischen den Versionen

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== Deutsche National-Großloge, Reichs-Großloge ==
 
== Deutsche National-Großloge, Reichs-Großloge ==
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Quelle: [[Lennhoff, Posner, Binder]]
  
Die Zerrissenheit der deutschen Freimaurerei wurde schon vor der Reichsgründung schmerzlich empfunden. Wiederholt wurde der Gedanke nach Einigung, Zusammenfassung der Großlogen erörtert, namentlich auch in den Reihen des 1861 gegründeten Vereins Deutscher Freimaurer.  
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Die Zerrissenheit der deutschen Freimaurerei wurde schon vor der Reichsgründung schmerzlich empfunden. Wiederholt wurde der Gedanke nach Einigung, Zusammenfassung der Großlogen erörtert, namentlich auch in den Reihen des 1861 gegründeten [[Verein Deutscher Freimaurer|Vereins Deutscher Freimaurer]].  
  
 
1864 veröffenlichte dieser das Statut :<br>
 
1864 veröffenlichte dieser das Statut :<br>
 
zu einem bereits 1849 von der Loge "'''Zur Verschwisterung der Menschheit'''" in Glauchau vorgeschlagenen, alljährlich zusammentretenden allgemeinen deutschen [[Maurertag]] (sd.),1865 regte die Große Loge "[[Zur Eintracht]]" in Darmstadt eine "'''Deutsche maurerische Zentralbehörde'''" an. 1868 kam der Deutsche [[Großmeistertag]] (s. d.) zustande, 1872 trat der Deutsche [[Großlogentag]] ins Leben. Dieser befaßte sich 1878 in Hamburg mit einem vom Großmeister der Großloge Royal York "Zur Freundschaft", [[Herrig]], vorgelegten Statut zu einer National-Großloge in Gestalt einer "Vereinigten Großloge von Deutschland", zu der 1871, gleich nach der Reichsgründung, auch Dr. A. Widmann (s d) von der Großen Landesloge aufgeruüfen hatte.  
 
zu einem bereits 1849 von der Loge "'''Zur Verschwisterung der Menschheit'''" in Glauchau vorgeschlagenen, alljährlich zusammentretenden allgemeinen deutschen [[Maurertag]] (sd.),1865 regte die Große Loge "[[Zur Eintracht]]" in Darmstadt eine "'''Deutsche maurerische Zentralbehörde'''" an. 1868 kam der Deutsche [[Großmeistertag]] (s. d.) zustande, 1872 trat der Deutsche [[Großlogentag]] ins Leben. Dieser befaßte sich 1878 in Hamburg mit einem vom Großmeister der Großloge Royal York "Zur Freundschaft", [[Herrig]], vorgelegten Statut zu einer National-Großloge in Gestalt einer "Vereinigten Großloge von Deutschland", zu der 1871, gleich nach der Reichsgründung, auch Dr. A. Widmann (s d) von der Großen Landesloge aufgeruüfen hatte.  
  
Nach dem Herrigschen Entwurf sollten alle Großlogen als Mutterlogen mit anzustrebender möglichst gleichartiger Verfassung und Beibehaltung des bisherigen Rituals weiterbestehen und die "Vereinigte Großloge" sich aus frei gewählten Abgeordneten der Johannislogen zusammensetzen ([[Kneisner]]). Auf dem Großlogentag erklärte man sich im Prinzip für die Vereinigung und setzte eine Kommission zwecks Ausarbeitung detaillierter Vorlagen ein, aber es war angesichts der Debatte von vornherein klar, daß von der weiteren Behandlung kein positives Ergebnis zu erwarten sein würde.
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Nach dem Herrigschen Entwurf sollten alle Großlogen als Mutterlogen mit anzustrebender möglichst gleichartiger Verfassung und Beibehaltung des bisherigen Rituals weiterbestehen und die "Vereinigte Großloge" sich aus frei gewählten Abgeordneten der Johannislogen zusammensetzen ([[Friedrich Kneisner|Kneisner]]). Auf dem Großlogentag erklärte man sich im Prinzip für die Vereinigung und setzte eine Kommission zwecks Ausarbeitung detaillierter Vorlagen ein, aber es war angesichts der Debatte von vornherein klar, daß von der weiteren Behandlung kein positives Ergebnis zu erwarten sein würde.
  
 
Alle erdenklichen Einwände wurden in Hamburg vorgebracht; "National" sei ein Gegensatz zum Kosmopolitismus des Bundes; Zentralisation sei Machtentfaltung, die einzelnen Großlogen würden majorisiert; im Geiste seien die deutschen Logen eins, der Großlogenbund bilde bereits die Form der Einheit. Eine National- Großloge würde das Wirken der Logen weit uber die Schranken hinaus ins öffentliche Leben tragen, das müsse zu Konflikten führen. In süd- und mitteldeutschen Logen zeigte sich auch Furcht vor straffer preußischer Bürokratie. (Vergl. Wannerd. XI t., "Geschichte des Vereins deutscher Freimaurer".) Tatsächlich wurde 1880 (Berlin) beschlossen, den von Bluntschli ausgearbeiteten Entwurf der Fünferkommission "zurzeit ganz auf sich beruhen zu lassen".
 
Alle erdenklichen Einwände wurden in Hamburg vorgebracht; "National" sei ein Gegensatz zum Kosmopolitismus des Bundes; Zentralisation sei Machtentfaltung, die einzelnen Großlogen würden majorisiert; im Geiste seien die deutschen Logen eins, der Großlogenbund bilde bereits die Form der Einheit. Eine National- Großloge würde das Wirken der Logen weit uber die Schranken hinaus ins öffentliche Leben tragen, das müsse zu Konflikten führen. In süd- und mitteldeutschen Logen zeigte sich auch Furcht vor straffer preußischer Bürokratie. (Vergl. Wannerd. XI t., "Geschichte des Vereins deutscher Freimaurer".) Tatsächlich wurde 1880 (Berlin) beschlossen, den von Bluntschli ausgearbeiteten Entwurf der Fünferkommission "zurzeit ganz auf sich beruhen zu lassen".
  
Da die maurerischen "Regierungen" wegen der vorhandenen gegensätzlichen Stimmungen zu keinem Resultat gelangt waren, griff die Bewegung auf das Maurervolk über. Der [[Verein deutscher Freimaurer]] nahm die Frage der nationalen Vereinigung wieder auf. Man schlug neuerdings vor, daß ein Maurertag der Johannislogen als Ergänzung zum deutschen Großlogenbund ins Leben gerufen werden solle (1886 und 1889). Man dachte dabei an eine Art Zweikammersystem, wobei das Maurerparlament die Abgeordneten, der Großlogenbund den Bundesrat vorstellen sollte. Der Großlogentag von 1893 (Dresden) lehnte jedoch den Antrag trotz vieler Änderungen ab. Ein neuerlicher Versuch, der 1900 vom Rheinisch-westfälischen Logenverband zwecks Schaffung einer einheitlichen deutschen Großloge gemacht wurde, blieb wieder erfolglos.
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Da die maurerischen "Regierungen" wegen der vorhandenen gegensätzlichen Stimmungen zu keinem Resultat gelangt waren, griff die Bewegung auf das Maurervolk über. Der [[Verein Deutscher Freimaurer]] nahm die Frage der nationalen Vereinigung wieder auf. Man schlug neuerdings vor, daß ein Maurertag der [[Johannisloge]]n als Ergänzung zum deutschen Großlogenbund ins Leben gerufen werden solle (1886 und 1889). Man dachte dabei an eine Art Zweikammersystem, wobei das Maurerparlament die Abgeordneten, der Großlogenbund den Bundesrat vorstellen sollte. Der Großlogentag von 1893 (Dresden) lehnte jedoch den Antrag trotz vieler Änderungen ab. Ein neuerlicher Versuch, der 1900 vom Rheinisch-westfälischen Logenverband zwecks Schaffung einer einheitlichen deutschen Großloge gemacht wurde, blieb wieder erfolglos.
  
 
Nach dem Weltkriege (1914 - 1916 Anm. d.Red.) versuchte der Großmeister der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth, Dr. Paret, die Frage wieder ins Rollen zu bringen. Der Zeitpunkt war jedoch ungünstig gewahlt, da gerade zu dieser Zeit Sonderbestrebungen in der deutschen Freimaurerei wirksam wurden, die 1923 sogar den Deutschen Großlogenbund zerschlugen. Erst 1929 tauchten Bestrebungen auf, wenigstens die humanitären Großlogen von Hamburg, Frankfurt, Bayreuth und Darmstadt zu einer einheitlichen '''Großloge''' "'''Zu den alten Pflichten'''" zusammenzuführen. Die Verhandlungen darüber, an denen auch wieder Dr. August Paret beteiligt war, sind noch nicht abgeschlossen. Die partikularistischen Neigungen der Deutschen kommen bedauerlicher weise in der Freimaurerei ganz besonders zum Ausdruck.
 
Nach dem Weltkriege (1914 - 1916 Anm. d.Red.) versuchte der Großmeister der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth, Dr. Paret, die Frage wieder ins Rollen zu bringen. Der Zeitpunkt war jedoch ungünstig gewahlt, da gerade zu dieser Zeit Sonderbestrebungen in der deutschen Freimaurerei wirksam wurden, die 1923 sogar den Deutschen Großlogenbund zerschlugen. Erst 1929 tauchten Bestrebungen auf, wenigstens die humanitären Großlogen von Hamburg, Frankfurt, Bayreuth und Darmstadt zu einer einheitlichen '''Großloge''' "'''Zu den alten Pflichten'''" zusammenzuführen. Die Verhandlungen darüber, an denen auch wieder Dr. August Paret beteiligt war, sind noch nicht abgeschlossen. Die partikularistischen Neigungen der Deutschen kommen bedauerlicher weise in der Freimaurerei ganz besonders zum Ausdruck.
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Version vom 22. August 2010, 21:34 Uhr

→ Zum besseren Verständnis des nachstehenden Beitrages muß unbedingt erwähnt werden, daß er vor 1932 verfasst wurde. Wir nehmen ihn aber trotzdem in das Freimaurer-Wiki auf, weil er die zerklüftete Freimaurer-Landschaft zum besagten Zeitpunkt gut wiederspiegelt. Vor diesem Hintergrund ist die Schaffung der VGLvD möglicherweise besser zu verstehen und auch respektvoll einzuordnen.


Deutsche National-Großloge, Reichs-Großloge

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Die Zerrissenheit der deutschen Freimaurerei wurde schon vor der Reichsgründung schmerzlich empfunden. Wiederholt wurde der Gedanke nach Einigung, Zusammenfassung der Großlogen erörtert, namentlich auch in den Reihen des 1861 gegründeten Vereins Deutscher Freimaurer.

1864 veröffenlichte dieser das Statut :
zu einem bereits 1849 von der Loge "Zur Verschwisterung der Menschheit" in Glauchau vorgeschlagenen, alljährlich zusammentretenden allgemeinen deutschen Maurertag (sd.),1865 regte die Große Loge "Zur Eintracht" in Darmstadt eine "Deutsche maurerische Zentralbehörde" an. 1868 kam der Deutsche Großmeistertag (s. d.) zustande, 1872 trat der Deutsche Großlogentag ins Leben. Dieser befaßte sich 1878 in Hamburg mit einem vom Großmeister der Großloge Royal York "Zur Freundschaft", Herrig, vorgelegten Statut zu einer National-Großloge in Gestalt einer "Vereinigten Großloge von Deutschland", zu der 1871, gleich nach der Reichsgründung, auch Dr. A. Widmann (s d) von der Großen Landesloge aufgeruüfen hatte.

Nach dem Herrigschen Entwurf sollten alle Großlogen als Mutterlogen mit anzustrebender möglichst gleichartiger Verfassung und Beibehaltung des bisherigen Rituals weiterbestehen und die "Vereinigte Großloge" sich aus frei gewählten Abgeordneten der Johannislogen zusammensetzen (Kneisner). Auf dem Großlogentag erklärte man sich im Prinzip für die Vereinigung und setzte eine Kommission zwecks Ausarbeitung detaillierter Vorlagen ein, aber es war angesichts der Debatte von vornherein klar, daß von der weiteren Behandlung kein positives Ergebnis zu erwarten sein würde.

Alle erdenklichen Einwände wurden in Hamburg vorgebracht; "National" sei ein Gegensatz zum Kosmopolitismus des Bundes; Zentralisation sei Machtentfaltung, die einzelnen Großlogen würden majorisiert; im Geiste seien die deutschen Logen eins, der Großlogenbund bilde bereits die Form der Einheit. Eine National- Großloge würde das Wirken der Logen weit uber die Schranken hinaus ins öffentliche Leben tragen, das müsse zu Konflikten führen. In süd- und mitteldeutschen Logen zeigte sich auch Furcht vor straffer preußischer Bürokratie. (Vergl. Wannerd. XI t., "Geschichte des Vereins deutscher Freimaurer".) Tatsächlich wurde 1880 (Berlin) beschlossen, den von Bluntschli ausgearbeiteten Entwurf der Fünferkommission "zurzeit ganz auf sich beruhen zu lassen".

Da die maurerischen "Regierungen" wegen der vorhandenen gegensätzlichen Stimmungen zu keinem Resultat gelangt waren, griff die Bewegung auf das Maurervolk über. Der Verein Deutscher Freimaurer nahm die Frage der nationalen Vereinigung wieder auf. Man schlug neuerdings vor, daß ein Maurertag der Johannislogen als Ergänzung zum deutschen Großlogenbund ins Leben gerufen werden solle (1886 und 1889). Man dachte dabei an eine Art Zweikammersystem, wobei das Maurerparlament die Abgeordneten, der Großlogenbund den Bundesrat vorstellen sollte. Der Großlogentag von 1893 (Dresden) lehnte jedoch den Antrag trotz vieler Änderungen ab. Ein neuerlicher Versuch, der 1900 vom Rheinisch-westfälischen Logenverband zwecks Schaffung einer einheitlichen deutschen Großloge gemacht wurde, blieb wieder erfolglos.

Nach dem Weltkriege (1914 - 1916 Anm. d.Red.) versuchte der Großmeister der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth, Dr. Paret, die Frage wieder ins Rollen zu bringen. Der Zeitpunkt war jedoch ungünstig gewahlt, da gerade zu dieser Zeit Sonderbestrebungen in der deutschen Freimaurerei wirksam wurden, die 1923 sogar den Deutschen Großlogenbund zerschlugen. Erst 1929 tauchten Bestrebungen auf, wenigstens die humanitären Großlogen von Hamburg, Frankfurt, Bayreuth und Darmstadt zu einer einheitlichen Großloge "Zu den alten Pflichten" zusammenzuführen. Die Verhandlungen darüber, an denen auch wieder Dr. August Paret beteiligt war, sind noch nicht abgeschlossen. Die partikularistischen Neigungen der Deutschen kommen bedauerlicher weise in der Freimaurerei ganz besonders zum Ausdruck.