Euclides 1738: Unterschied zwischen den Versionen

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Ich sage Ihnen Danck. daß Sie die artige Vertheydigung. auf Gutachten unserer Brüder. zum Druck befördern wollen, und sende Ihnen diesen Brief. um gewissen lügenhafftenen Stachel-Schrifften zu begegnen.
 
Ich sage Ihnen Danck. daß Sie die artige Vertheydigung. auf Gutachten unserer Brüder. zum Druck befördern wollen, und sende Ihnen diesen Brief. um gewissen lügenhafftenen Stachel-Schrifften zu begegnen.
  
Vor allen Dingen können wir nicht in Abrede seyn. daß die Frey-Maurer der großmüthigen Absicht des unpartheyischen Verfassers gedachter Schutz-Schrifft besonders verpflichtet sind. Doch würde er. wenn er selbst ein Frey-Maurer gewesen wäre, in Zeiten gar viele wichtige Dinge, die seiner tieffen Einsicht in die Alterthümer gemäß, vernommen haben. welche zu des Zergliederers Wissenschafft nicht gelangen können. weil man solche keinem Bruder ohne vorhergehende gehörige Bewährung anzuvertrauen pfleget.<br/>
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Vor allen Dingen können wir nicht in Abrede seyn. daß die Frey-Maurer der großmüthigen Absicht des unpartheyischen Verfassers gedachter Schutz-Schrifft besonders verpflichtet sind. Doch würde er. wenn er selbst ein Frey-Maurer gewesen wäre, in Zeiten gar viele wichtige Dinge, die seiner tieffen Einsicht in die Alterthümer gemäß, vernommen haben. welche zu des '''Zergliederers''' Wissenschafft nicht gelangen können. weil man solche keinem Bruder ohne vorhergehende gehörige Bewährung anzuvertrauen pfleget.<br/>
 
Und eben deswegen halten einige dafür, der sinnreiche Vertheydiger habe allzuviel von schöner Wissenschafft und Beurtheilung auf die närrische Zergliederung verschwendet. massen die Brüderschafft diese Schrifft so wohl, als andere vorgegebene Entdeckungen ihrer Geheimnisse in öffentlichen Zeitungen, und allerhand andern Pasquillen, mit gerechter Verachtung ansiehet. Denn alle diese zusammen genommen entdecken gar nichts von den tieffen und hohen Dingen der alten Maurerey; Auch kan kein eintziger Mensch, und also auch kein Maurer, dieses nicht zusammen hängende Geschmier (so mit abgeschmackten Thorheiten und groben Irrthümern vermischet) unter verständigen und ächten Brüdern zu etwas anders, als zum Gelächter, anwenden; zumahlen unsere Zusammenkünffte von gantz anderer Beschaffenheit sind.
 
Und eben deswegen halten einige dafür, der sinnreiche Vertheydiger habe allzuviel von schöner Wissenschafft und Beurtheilung auf die närrische Zergliederung verschwendet. massen die Brüderschafft diese Schrifft so wohl, als andere vorgegebene Entdeckungen ihrer Geheimnisse in öffentlichen Zeitungen, und allerhand andern Pasquillen, mit gerechter Verachtung ansiehet. Denn alle diese zusammen genommen entdecken gar nichts von den tieffen und hohen Dingen der alten Maurerey; Auch kan kein eintziger Mensch, und also auch kein Maurer, dieses nicht zusammen hängende Geschmier (so mit abgeschmackten Thorheiten und groben Irrthümern vermischet) unter verständigen und ächten Brüdern zu etwas anders, als zum Gelächter, anwenden; zumahlen unsere Zusammenkünffte von gantz anderer Beschaffenheit sind.
  
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== Siehe auch: ==
 
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Version vom 20. Mai 2014, 17:32 Uhr


Schreiben des Bruders Euclides, 1741 (engl. 1738)

Aus: Neues Constitutionenbuch Der Alten und Ehrwürdigen Brüderschafft Der Frey-Maurer, Worin Die Geschichte, Pflichten, Reguln &c. derselben Auf Befehl der Grossen Loge, Aus Ihren alten Urkunden, glaubwürdigen Traditionen und Loge-Büchern, Zum Gebrauch der Logen verfasset worden Von Jacob Anderson, D. D. Aus dem Englischen übersetzt. Franckfurt am Mayn, Zu finden in der Andreäischen Buchhandlung. 1741, 375-382.


Karl Christian Friedrich Krause hat in seinem Buch „Die ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft“ (2. Auflage, Zweiter Band, zweite Abtheilung, 1821, 71-72) den Brief als „verstandvoll abgefasst“ bezeichnet und eine besonders „echtmasonische Stelle“ daraus zitiert.

Der Text wurde auch von August Horneffer in seiner Reclam-Schrift „Die Freimaurerei“ (1917, 3. Aufl. 1948, 25-26) in zusammenfassenden Sätzen zitiert und verständnisvoll kommentiert.

Eine neuere Übersetzung von Rudolf Ebel in: Quatuor Coronati, Jahrbuch 1977, Nr. 14, 24-26.


Schreiben des Bruders Euclides

an den Verfasser gegen unbefugte Lästerungen.
[Against unjust Cavils]

Bruder Anderson!

Ich sage Ihnen Danck. daß Sie die artige Vertheydigung. auf Gutachten unserer Brüder. zum Druck befördern wollen, und sende Ihnen diesen Brief. um gewissen lügenhafftenen Stachel-Schrifften zu begegnen.

Vor allen Dingen können wir nicht in Abrede seyn. daß die Frey-Maurer der großmüthigen Absicht des unpartheyischen Verfassers gedachter Schutz-Schrifft besonders verpflichtet sind. Doch würde er. wenn er selbst ein Frey-Maurer gewesen wäre, in Zeiten gar viele wichtige Dinge, die seiner tieffen Einsicht in die Alterthümer gemäß, vernommen haben. welche zu des Zergliederers Wissenschafft nicht gelangen können. weil man solche keinem Bruder ohne vorhergehende gehörige Bewährung anzuvertrauen pfleget.
Und eben deswegen halten einige dafür, der sinnreiche Vertheydiger habe allzuviel von schöner Wissenschafft und Beurtheilung auf die närrische Zergliederung verschwendet. massen die Brüderschafft diese Schrifft so wohl, als andere vorgegebene Entdeckungen ihrer Geheimnisse in öffentlichen Zeitungen, und allerhand andern Pasquillen, mit gerechter Verachtung ansiehet. Denn alle diese zusammen genommen entdecken gar nichts von den tieffen und hohen Dingen der alten Maurerey; Auch kan kein eintziger Mensch, und also auch kein Maurer, dieses nicht zusammen hängende Geschmier (so mit abgeschmackten Thorheiten und groben Irrthümern vermischet) unter verständigen und ächten Brüdern zu etwas anders, als zum Gelächter, anwenden; zumahlen unsere Zusammenkünffte von gantz anderer Beschaffenheit sind.

Hiernächst ist gar wohl bekannt, daß unsere ehrwürdige Bruderschafft wegen ihres Alterthums und Ansehens von einigen beneidet worden, welche sich nur neulich, zur Nachahmung der Frey-Maurer, in Gesellschafften vereinigen oder sich denselben. wiewohl vergebens, wiedersetzet. als die Gormagons, welche bald wieder verschwunden, und andere, so noch dauren.

Allein ob wir schon keine Gesellschafft wegen ihres Glücks beneiden, noch uns um ihre Handlungen und Eigenschaften bekümmern; so ist uns doch von andern nicht so glimpflich begegnet worden; ia eben diejenigen, so niemahls Gelegenheit gehabt, einige gewisse Nachricht von uns zu erlangen, sind mit dem gemeinen Ruff blindlings fortgelauffen, und haben ohne Scheu oder Verstand ihre Feindseeligkeit dadurch ausgeschüttet, daß sie uns unerhörter Sachen angeklaget und verdammet; da wir indessen, weil wir bey unserer Unschuld sicher sind, über ihre grobe Unwissenheit und ohnmächtige Boßheit nur lachen müssen.


Haben nicht Leute in vorigen Zeiten so wohl, als jetzo, vorgegebene als ob die Frey-Maurer in ihren Logen den Teuffel in einen Creyß brächten [Ebel: den Teufel im Kreise beschwören; engl. raise the Devil in a Circle], und wenn sie ihre Sachen mit ihm vollendet, ihn mit einem Geräusch oder Zuruff nach eigenem Gefallen wieder zur Ruhe anwiesen?

Wie haben sich manche mit der abgeschmackten Geschichte von einem alten Weibe zwischen den Creysen einer Leiter belustiget [Ebel: zwischen den Rungen einer leiter:; engl. with the wild Story of an old Woman between the Rounds of a Ladder]? Sie solten nur den Frey-Maurern erlauben, ihres Orts gleichfalls zu lachen.
Andere wollen auf des Kochs glüend heisses Eisen oder den Salamander schwören, wodurch man dem neugemachten Maurer ein unauslöschliches Merckmahl gäbe, um ihm das Vermögen der Verschwiegenheit zu ertheilen. Gewiß dergleichen Blätter werden schwerlich durch die Hände der Frey-Maurer hervor gebracht werden.

Einige haben die Brüderschafft, als Feinde des schönen Geschlechts, boßhaffter Weise gelästert und zwar mit solchen Ausdrücken, die nicht wehrt sind, daß man sie wiederhole, oder etwas darauf antworte. Allein ob gleich in den Loge-Sunden die Maurer den Umgang mit Weibs-Personen (wie solches von vielen andern Gesellschafften der Männer geschiehet) nicht zulassen; so geben sie doch, so wohl als andere Männer, gute Ehemänner ab. wie es ihre rühmliche Pflichten mit sich bringen.

Andere verwundern sich darüber, daß sie Männer von allen Profeßionen, Religionen und Benennungen zulassen: Sie bedencken aber nicht, daß die Maurer wahre Noachiten [Ebel: Noachidae; engl. Noachidae] sind, und keine andere Benennungen (weil aller andere Unterscheid nur von gestern her ist) erfordern, wenn der neue Bruder nur ein guter ehrlicher Mann ist. Denn diejenigen unter ihnen, welche sich nicht auf die Bau-Kunst legen, sind offtmahls vermögend. die Kunst aufzumuntern, und armen in Verfall gekommenen Brüdern unter die Arme zu greifen.

Haben nicht einige allzustrenge Leute ein Mißfallen darüber bezeuget, daß man etliche unwürdige Leute aufgenommen? Allein wo die Frey-Maurer sich zuweilen in Ansehung der Beschaffenheit gewisser Personen geirret haben, so sind sie doch nicht die eintzigen, denen solches begegnet. Und ob sie schon einen Bruder, wenn er sich der Bestraffung schuldig gemacht, nicht ausstossen, so geben sie sich doch alle Muhe ihn zu bessern: Indessen hat die große Loge hievor gehörige Vorsorge gebrauchet.

Andere klagen darüber, daß die Maurer sich allzulang in der Loge aufhalten, ihr Geld zum Nachtheil ihrer Familien verthun, und allzuspät, ja zuweilen von starcken Getränken berauschet nach Hause kommen. Allein sie haben keine Gelegenheit, in Loge-Stunden, welche nicht lange dauren, viel zu trincken: Und wenn die Loge geschlossen ist (welches allemahl bey guter Zeit geschicht) kan ein jeder Bruder, wo es ihm beliebet, nach Hause gehen, Wenn also einige länger warten, und einen Rausch bekommen, so geschiehet es auf ihre eigene Kosten, und sie thun es nicht als Maurer, sondern als andere unverständige Leute, wofür die Brüderschafft nicht Rede und Antwort zu geben hat: Auch ist der Aufwand einer Loge nicht so groß, als mancher Privat-Zeche.

Wenn einige wahrnehmen, daß die Maurer nicht: mehr Religion und Erkänntniß haben, als andere Menschen, so zeigen sie eine Verwunderung, wovon doch wohl dieselben in den Loge-Stunden reden möchten. Wiewohl nun zwar eine Loge keine Schule der Gottes-Gelahrtheit ist; so werden doch die Brüder in den grossen Lehr-Puncten ihrer alten Religion, in der Sittlichkeit, Leutseeligkeit und Freundschafft [Ebel: Moral, Humanität und Freundschaft; engl. Morality, Humanity and Friendship] unterwiesen: Man lehret sie, vor der Verfolgung einen Abscheu zu hegen, und unter der bürgerlichen Herrschafft, wo sie sich befinden, friedliebende Unterthanen abzugeben.
Was die übrige Erkänntniß anbetrift, so getrauen sie sich, davon einen solchen Antheil, wie andere Menschen in ihren Umständen. aufzuweisen.


Gewiß, die alten Logen waren so manche Schulen oder Academien, worin die Künste der Zeichnung, sonderlich die Bau-Kunst gelehret und verbessert wurden; und die gegenwärtigen Logen werden offtmahls darin in den Loge-Stunden, oder sonst zu andern angenehmen Gesprächen, wovon jedoch die. Staats-Sachen und Streit-Händel ausgeschlossen sind, angewendet. Man übet in keiner derselben solche Handlungen aus, die einem ehrlichen Mann oder einem Cavalier nicht anstehen, keine persönliche Zwistigkeiten, keine Zänckereyen, kein Fluchen noch Schwören, keine empfindliche Stichel-Reden, keine unzüchtige Worte noch übele Sitten.
Denn die edlen und vornehmen Brüder erweisen sich gesprächich gegen den Geringsten, und diese wissen gegen solche, die besser sind als sie, in Harmonie und Proportion die schuldige Ehrerbietung zu erweisen. Es gehet zwar nach der Richtschnur, doch aber stets in dem Compaß, und nach dem Quadrat und der Bley-Waage [Ebel: wenn auch auf der Waagrechten, so doch immer innerhalb des Zirkels und unterworfen dem Winkelmass und dem Senkblei; engl. and tho on the Level, yet always within Compass, and according tot he Square and Plomb].

Auch kan nicht geläugnet werden. daß eine so starck verknüpffte Brüderschafft, eher zu erwehlen und unschädlicher sey als die meisten andern; sonderlich weil hier keine Furcht ist, daß das Gespräch verrathen werde. Nicht weniger lieget am Tage, daß, .seitdem die Maurerey an grossen Leuten solche-Stützen bekommen, in Britannien mehr geschickte Bum-Meister und versuchte Gesellen, als vielleicht ausserdem in gantz Europa, gewesen.

Dieses erhellet aus den prächtigen und regelmäßigen Gebäuden durch diese Insuln. so seit den ersten Tagen des Inigo Jones. des Englischen Palladio, aufgeführet worden. Auch hat der feine Geschmack unter gegenwärtiger Regierung des Könige Georg ll. keinesweges ab- sondern vielmehr zugenommen. Hiervon zeugen das artige Haus für die Banc von Engelland. das Süd-See-Haus. die Front des Ost-Indischen Hauses, des Lords Talbot schöne Wohnung in Lincolns-Inn-Fields, so viele prächtige Gebäude in den Pfarren von St. George Hanover und St. Mary la Bonne, und manche andere in und um London und Westmünster. und in andern grossen und kleinen Städten, die Land-Häuser nicht zu rechnen. welche allesamt nach der guten alten Augustischen Bau-Art angeleget worden.
Einige sind nur allererst nach dem Grund-Riß entworffen, oder angefangen. als des Lord Mayor zu London neuer Pallast, die sehenswürdige neue Brücke in Westmünster über die Thems etc. Alle diese Wercke entdecken der Englischen Maurer grosses Vorhaben. dem schönen Italien. ja so gar den berühmten Herstellern des Augustischen Styls … nachzuahmen.

Es müsse die Königliche Kunst fortgehen, zunehmen, und sich von einem Pol zum andern, von Osten gegen Westen ausbreiten. Wie es denn in der That anjetzo unter allen wohlgesitteten Völckern zum Trotz der-Unwissenden und Boßhafftigen geschiehet. Ich bin

Dero wahrer und getreuer Bruder,
Euclides.

Aus unserer alten Loge zum Horn
in New-Palace-Yard, Westmün-
ster, diesen 2ten Donnerstag oder
9ten Novembr. in dem gemeinen
Jahr der Maurerei 5738.


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Siehe auch:


…flage von 1723 noch einige Zurückhaltung, so lässt er in der zweiten von 1738 seinem Lügengeist und seiner Phantasie alle Zügel schiessen, daher ist se Bruders Euclides Schreiben an den Verfasser, wider ungegründete Lästerungen.