Ratschky über Haschka, 1785: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 5. Februar 2015, 14:13 Uhr
- Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller
Ratschky über Haschka, 1785
Gedichte von Joseph Franz Ratschky. Wien 1791, 215-221
Zum Gedicht: "Eine kleine Satire"
Das Gedicht ist vermutlich auf Lorenz Leopold Haschka (1749-1827) als Barde gemünzt.
siehe:
Hans Veigl: Einzelgänger & Exzentriker. Aussenseiter wider den Zeitgeist. Wien: Böhlau 2008, 53-74
Haschka wurde laut „Allgemeines Handbuch der Freimaurerei“, 1900, 429,
1781 in die Wiener Loge „Zum heiligen Joseph“ aufgenommen
Dieses Gedicht erschien auch in
Deutsches Museum. Leipzig , Neuntes Stück, September 1788, 260-264,
wobei Ratschky folgende Erklärung abgibt:
Das ungezogene Geschrei, das verschiedene junge poetische Schwindelköpfe vor einiger Zeit plözlich wider den Reim erhuben, für dessen Beibehaltung, besonders in Gedichten der leichteren Gattung, das Beispiel des größten Theils unsrer besten Dichter zu sprechen scheint, war der Anlaß zur gegenwärtigen schon vor geraumer Zeit verfaßten kleinen Satire.
Diese Erklärung scheint mir um so nöthiger zu sein, weil vielleicht mancher Leser auf die Vermuthung gerathen könte, als ob ich durch dieses Gedicht mich über Klopstocken und seine würdigen Nachfolger lustig machen wollte. Niemand kan für die Verdienste Klopstocks, Denisens, Vossens, der beiden Grafen von Stolberg, meines Freunds Haschka und unsrer übrigen Zierden der höheren Dichtkunst eine ungeheucheltere Verehrung haben, als ich: niemanden kan aber auch vor dem hochtrabenden Unsinn einiger ihrer unglücklichen Nachäffer, die durch gezwungene Wortversezungen und sesquipedalia verba den trivialsten Ideen Würde zu geben glauben, und Schwulst und Zwang für Erhabenheit ansehen, mehr ekeln, als mir.
Zu Haschka, siehe auch:
Pantalon-Phöbus und Haschka eine Diatribe des Verfassers der Chronologen nebst des Barden Lorenz Leopold Haschka Biographie, und den nöthigen Beylagen. Salzburg und Leipzig, in Kommißion bei A. F. Böhme, 1784.
besonders Kapitel X. Unsinn aus Haschka’s Bardengesängen, und
Kapitel XI. Probe eines Haskaischen Wörterbuches.
Der junge Odendichter.
Wien im Weinmond 1785.
Blest art indeed and glorious eloquence,
Where empty noise supplies the want of sense!
Pitt.
In einer Feyerabendstunde,
Als Titans röthlichgoldner Strahl
Sich allgemach bergunter stahl,
Macht' ich jüngst um den Wall die Runde:
Da stieß mir in gesporntem Lauf
Ein junger Musenzögling auf.
Willkommen, Bruder! sprach der rasche
Bartlose Dichterling zu mir,
Und zog ein Blättchen aus der Tasche.
Welch Glück für mich, dass ich Sie hier
Zu so gelegner Zeit getroffen!
Sie sollen über ein Paar Strophen,
Die ich, Gottlob! so eben nun
Nach langem schmerzlichen Bestreben
Zur Welt gebar, den Ausspruch thun.
Der Neugebornen Tod und Leben
Vertrau' ich Ihrer Willkühr an;
Denn, Freund! Sie sind ein wackrer Mann,
Der selber aus dem Quell der Dichter
Gern der Begeistrung Wonne schlürft,
Und dem, als einem biedern Richter,
Mein Geist sich willig unterwirft.
Entscheiden Sie als Freund und Kenner,
Ob diesem kleinen Lobgedicht
Der Stempel des Genies gebricht!
Die dreymaldreyfach grossen Männer,
Die durch ihr Licht das Labyrinth
Der Maurerey erhellen, sind
Der Inhalt meiner kühnen Ode.
Ich suchte nach der neusten Mode
Die Sprach' ein Bisschen zu verdrehn,
Und Worte, die hübsch nervicht klingen,
Die Backen, wie ein Segel, blähn,
Und stürmend um die Ohren wehn,
In's Sylbenmaß hineinzuzwingen;
Denn Dichter, die bis zu den Höhn
Der Sonn' empor auf Adlerschwingen
Die Mus' erhebt, muss unter zehn
Nur einer halb und halb verstehn.
Die Zeit ist hin, wo unsre alten
Reimstümper Uz und Hagedorn
Trotz ihrem schlechten Schrot und Korn
Für ächte gute Münze galten.
Bey diesem drollichten Prolog,
Wodurch mein Männchen mit Emphase
Für seinen Unsinn focht, verzog
Ich Auge, Stirne, Mund und Nase,
Um des Gelächters Ungestüm,
So gut ich konnte, zu bekämpfen;
Denn eines jungen Dichters Grimm
Ist, wie bekannt, gar schwer zu dämpfen,
Und flammet, gleich verdorrtem Stroh,
Im Augenblicke lichterloh.
Ich suchte weislich mich zu fassen,
Und musste halb aus Bruderpflicht
Und halb aus Furcht durch sein Gedicht
Mein Trommelfell erschüttern lassen.
Mit tollen seltsamen Grimassen
Fieng unser junger Versemann
Nun seinen rauhen Päan an,
Und zog mit seinem Versgepolter
Mein Ohr, wie einst Domizian
Die Christen, schrecklich auf die Folter.
Geneigter Leser, hör' auch du,
Wie ich es that, mit ernster Stille
Dem skandinavischen Gebrülle
Des Herolds deutscher Skalden zu!
Dreymal drey Sonnenwenden vergeudet' ich,
Die Midasohren Geistesverschnittener
Durch Reimgetön zu kitzeln. Nimmer
Fröhn' ich dem Schellengeklingel förder.
Fleug Odenflug, mein kühner Gesang, hinfür!
Sternschnuppen gleich, scheuß stolz durch den Äther hin!
Sprich Hohn dem weichen Brautlenzreihnsang!
Schalle nur donnernden Feldschlachtzornlaut!
Wer ist der Erstling, den du, mein Saitenspiel!
Mit Windsbrautssturmkraft schnell wie Gedankenflug
Zum Sternenocean hinanhebst? .....
Edle Dynasten des königlichen
Dreydrillingsbundes, ihr seyd des Barden Stoff:
Euch hebt die Tuba bis an den Sternenkamp;
Ihr seyd die sicheren Piloten
Aufschlusserwartender Lichtumsegler.
Ihr seyd der tausendarmige Strom, der, ein
Leitfaden, strömt durch's mystische Labyrinth:
Ihr seyd der Pfeiler, der die große
Ampel des strahlenumströmten Lichts trägt.
Ihr seyd der Pfeilblitz, welcher den Waller durch
Gewitternachtgraun wonnige Pfade führt:
Ihr seyd der Aar, der unterm Fittig
Seiner befiederten Kindlein Brut schirmt.
Lobtönt, Posaunen! lispelt, o Harfen, Dank!
Psalmt Preis, ihr Zymbeln! jubelt, Trompeten! feyrt
Laut von Äon hin zu Äon die
Ehre der Erben des Lichtstrahlquellstroms!
Vortrefflich! rief ich, meisterlich!
Sie ließen, wär's um eine Wette
Zu thun, selbst Pindarn hinter sich.
O pulcre, bene, recte! ….. Hätte
Mir die Natur auch einen Mund
Von Stahl und Eisen, einen Schlund
Von Kupfer, tausend ehrne Zungen
Und tausend adamantne Lungen,
Ihr Loblied kundzuthun, verliehn,
Nie reichten meine Kräfte hin;
Denn höher, feuriger und kühner
Schwang wahrlich keiner noch vom Chor
Der Odensänger sich empor .....
Ich bin Ihr ganz ergebner Diener.
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