Maurerische Gesänge über die Schwestern: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. März 2015, 18:50 Uhr
Maurerische Gesänge über die Schwestern
Bearbeitung: Roland Müller
Acht weitere maurerische Gesänge über die Schwestern
8 von 310 Gesängen aus:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg.
1804 (3);
Zweiter Band 1821 (5)
22-23
„…hier trifft Amors Bogen nicht“
Ein französisches Lied aus dem Jahre 1743 (dt. 1745)
32-34
An die Schwestern
Brüder, lasset unsern Schönen
1784 Version I
54-56
Die ihr — selten unsre Gäste –
siehe: Johann Böber: Drei Schwesternlieder, 1788
XLV. Dem anwesenden Frauenzimmer.
104-105
Den Frauen
Füllt noch einmal die Gläser voll
Matthias Claudius, 1776
105-106
Für euch, ihr Schönen,
Heinrich August Ottokar Reichard, 1776
11 frühe Schwesternlieder
219-220
Stark, Natur, sind deine Triebe,
siehe: Sechs Lieder von Johann Baptist Alxinger, 1784
224-227
Stimmt sanfter an den Rundgesang
siehe: Friedrich Wilhelm von Schütz: Zweite Sammlung 1800,
No. 67
232-233
Von der Arbeit ernsten Scenen
siehe: Johann Böber: Drei Schwesternlieder, 1788,
CLXV. An die Schwestern
Zweiter Band
Altenburg 1821
II. 8-11
- Auf! in dieses Festes schönster Stunde
- Ehrt der Menschheit seligsten Verein!
- Laßt die Becher kreisen in der Runde,
- Bis zum Rand gefüllt mit goldnem Wein;
- Wo der Freude Jubellieder schallen,
- Wo uns mild die heil'ge Freundschaft lacht,
- Sei dies Glas, als Huldigung, von Allen,
- Edeln Frauen dargebracht!
Chor.
- Dieses Glas, als Huldigung, sei allen
- Edeln Frauen dargebracht!
- Weisheit ist des Mannes höchstes Streben,
- Doch die Pflichtr ist schwer, das Ziel ist weit,
- Ach! des Glücks bedarf im öden Leben
- Das gebrechliche Geschöpf der Zeit;
- In der Schönheit zaub'rischem Geleite
- Dünkt das Himmlische uns nah verwandt,
- Und die strenge Tugend reicht der Freude
- Liebevoll die Schwesterhand.
Chor.
- Strenge Tugend reicht bescheid'ner Freude
- Schwesterlich die Götterhand.
- Liebe ist des Lebens schönste Blüthe,
- Ist ein Strahl, der durch das Dunkel bricht.
- Wenn des Pilgers trauerndem Gemüthe
- Selbst der Hoffnung letzter Stab zerbricht.
- Nicht allein im ersten süßen Sehnen,
- Nicht im Reiz, der in der Zeit erlischt,
- Göttlich dann, wenn sie des Kummers Thränen
- Uns von bleicher Wange wischt.
Chor.
- Göttlich ist sie, wenn sie bittre Thränen
- Uns von bleicher Wange wischt.
- Feindlich ist des Mannes rauhe Sitte,
- Schnell entbrennt des Zornes wilde Gluth;
- Sühnend tritt das Weib dann in die Mitte
- Und macht schmeichelnd fremde Fehler gut!
- Muthig schaut sie, gilt es ihren Laren,
- Selbst Tyrannen in das Angesicht,
- Und der Schönheit trotzen selbst Barbaren,
- Der Gewalt der Thränen nicht.
Chor.
- Holder Schönheit trotzen selbst Barbaren,
- Der Gewalt der Thränen nicht.
- Wenn der Held, nach zweifelhaftem Ruhme,
- Liebelos im blut'gen Kampfe ringt.
- Ist's die Dulderin, im Heiligthume
- Ihrer Tugend, der der Sieg gelingt;
- Er erschafft, sie lindert fremde Schmerzen;
- Er betrübt, indessen sie beglückt.
- Ja, das Weib verwahrt im reinen Herzen,
- Was die Menschheit ehrt und schmückt.
Chor.
- Ja, das Weib verwahrt im reinen Herzen,
- Was die Menschheit ehrt und schmückt.
- Wenn der Mann in seines Stolzes Traumen
- Grübelnd oft nach eitlem Ziele läuft,
- In der Schöpfung ungemeßnen Räumen
- Oft sein Blick in bangen Zweifeln schweift.
- Folgt das Weib in ihrem stillen Kreise,
- Fühlend nur der Unschuld heil'ger Spur,
- Und beschämet huldiget der Weise,
- Deiner Allmacht, o Natur!
Chor.
- Sanft beschämet huldiget der Weise
- Deiner Allmacht, o Natur!
- Ewig sind der Frauen heil'ge Rechte,
- Die den Pfad mit Rosen uns bestreu'n;
- Mögen wir dem reizenden Geschlechte
- Reine Herzen nur zum Opfer weih'n!
- Heil dem Gatten, der in dieser Stunde
- Seiner Gattin Tugend dankbar ehrt!
- Heil dem Jüngling, der beglückt zum Bunde
- Ew'ger, treuer Liebe schwört.
Chor.
- Heil dem Jüngling, der zum schönen Bunde
- Ew'ger, treuer Liebe schwört!
II. 40-42
- Der alten Maurer strenges Wort
- Versagte es von je den Frauen,
- In unser Heiligthum zu schauen,
- Und dies Gesetz gilt immerfort.
- Drum kann des schönsten Weibes Flehen
- Vom ächten Maurer nichts erspähen;
- Er übet treu des Schweigens Pflicht,
- Seufzt, wenn sie schmollt, doch schwatzt er nicht.
- Stets freuen sollten sich darob
- Die allzuwißbegier'gen Schönen,
- Statt uns mit Tadel zu verhöhnen,
- Uns preisen mit verdientem Lob;
- Denn jedem Schwur der Lieb' und Treue
- Gibt unser Bund die schönste Weihe.
- Wir sind, so will's die Maurerei,
- Der Liebsten, wie dem Orden treu.
- Drum müssen nach der Maurer Gunst
- Die Frauen vorzugsweise streben;
- Denn höh're Lieb' und höh'res Leben
- Lehrt uns die königliche Kunst.
- Sie lehrt uns alle Erdenplagen
- Mit Muth bekämpfen, oder tragen.
- Und gibt die beste Panacee
- Für Liebes- wie für Eh'standsweh.
- Und wenn wir auch bei unserm Bau'n
- Nur Mann mit Männern schwere Pflichten
- Mit ungestörtem Fleiß verrichten,
- So denken wir doch gern der Frau'n,
- Denn da wir auch die Schönheit achten,
- Wenn wir nach Stark' und Weisheit trachten,
- So wird dem schöneren Geschlecht
- Bei unsern Tafeln auch sein Recht.
- Und so der Meister es gebeut,
- Wird schwer geladen die Kanone,
- Und für das Weib, der Schöpfung Krone,
- Blitzt und erknallt es weit und breit;
- Und die am häuslichsten sich zeiget,
- Am treu'sten liebt, am besten schweiget,
- Am frei'sten ist von eitlem Sinn,
- Die sei der Schwestern Meisterin.
- Und sollte eine Schwester auch
- Der Herrschsucht Geist zu sehr begeistern,
- Und sie zu streng den Meister meistern,
- So tröst' er sich nach Maurer Brauch.
- Er komme her zu unsern Mahlen,
- Und er vergißt Asmodi's Qualen;
- Hier wird dem Armen wieder leicht,
- Weil hierher kein Pantoffel reicht.
II. 62-63
Das ist ein stark verändertes Gedicht von Friedrich Schiller, 1795,
u. d. T. „Würde der Frauen“ in einer (später gekürzten) Langfassung abgedruckt im „Musen Almanach für das Jahr 1796“, 186-192
Bereits in: Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 74-76 (ohne Titel und ohne Autor)
Dagegen Schillers Gedicht fast vollständig, nur gegen Schluss stark gekürzt, abgedruckt in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Erst in der zweiten Auflage 1804, 338-339 (ohne Titel, mit der Angabe: Schiller)
Auswahl von Freimaurer-Liedern: mit Melodien. Stralsund 1818, 55-57,
mit der Angabe: Schiller
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 27-29,
mit der Angabe: Schiller
Liederbuch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 231-233,
u. d. T. : Zu Ehren der Schwestern (Erwähnung des Autors nur im Inhaltsverzeichnis)
1857 und 1869, 259-261, mit den Angaben: Ged. v. Schiller. -- Comp v. Reichardt.
- Ehret die Schwestern! Sie flechten und weben
- Himmlische Blumen in’s irdische Leben,
- Flechten der Liebe beglückendes Band;
- Und in der Grazie züchtigem Schleier
- Nähren sie wachsam das ewige Feuer
- Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
- Schmückt sich mit Rosen die liebliche Frühe,
- Lächeln sie Muth uns zur lastenden Mühe;
- Zaubern uns Wonnen beim Tagewerk zu.
- Schimmert der Abend, mit fesselndem Blicke
- Winken sie sehnend die Müden zurücke,
- In die Umschattung der lohnenden Ruh.
- Macht auch ein Nebel das Leben uns trübe,
- O sie zerstreu'n ihn mit sorgsamer Liebe,
- Hold wie die Sonne den Frühduft der Au.
- Zärtlich geängstigt vom Bilde der Qualen,
- Wallet ihr liebender Busen, es strahlen,
- Perlend die Augen von himmlischem Thau.
- Sittsam, zufrieden mir häuslichem Ruhme,
- Brechen die Frauen des Augenblicks Blume,
- Nähren für uns sie mit sorglichem Fleiß,
- Frei, selbst in ihrem gebundenen Wirken,
- Reicher, als wir in des Wissens Bezirken,
- Und in der Dichtung unendlichem Kreis.
- Freundlich, mit sanft überredender Bitte,
- Führen sie glücklich den Scepter der Sitte,
- Löschen die Zwietracht, die drohend entglüht,
- Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen,
- Sich in der lieblichen Form zu umfassen,
- Sie nur vereinen, was ewig sich flieht.
II. 75-77
An das Frauenzimmer
Euch ihr Schwestern zu verehren
Version II, 1790
II. 109-111
- Heute soll uns niemand wehren
- Lied und Saitenklang,
- Denn zu unsrer Schwestern Ehren
- Töne der Gesang!
- Doch auf eine feine leise
- Sanfte Weise.
Chor.
- Fein und leise
- Sei die Weise!
- Sanft der Saitenklang!
- Salomo der weise König
- Spricht: „des Mannes Krön'
- Ist die gute Frau!" doch wenig
- Wär' ihr nur der Thron;
- Sie begehrt, daß sie der Liebe
- Herrschaft übe.
Chor.
- Treuer Liebe
- Sanfte Triebe
- Bauen ihren Thron.
- Treuer Freundschaft gönnt sie willig
- Ein bescheidnes Theil,
- Spricht zur Sühne mild und billig,
- Stumpft der Zwietracht Pfeil:
- Ende machet ihre Rede
- Aller Fehde.
Chor.
- Frauenrede
- Schlichtet Fehde
- Bringt der Freundschaft Heil.
- Kehrt das Glück mit goldnem Segen
- Bei dem Manne ein,
- Sorgt sie, daß es allerwegen
- Möge bleibend seyn.
- Sucht vor Uebermuths-Gefahren
- Ihn zu wahren.
Chor.
- Vor Gefahren
- Ihn zu wahren,
- Spricht sie warnend drein.
- Gern die Grazien und Musen
- Nimmt sie gastlich auf;
- Hochgefühl im reinen Busen -
- Blickt sie froh hinauf,
- Wo in lichten Götterhallen
- Geister wallen.
Chor.
- Herz und Hallen
- Schließt sie allen,
- Guten Göttern auf.
II. 243-246
- Was in der Schöpfung weitem Raume
- Dem Menschen auch für Freuden blüh'n,
- Was in der Jugend goldnem Traume
- Für Wünsche auch die Brust durchglüh'n;
- Nichts wird die inn're Leere füllen,
- Die selbst im Schooß des Glücks ihn quält,
- Kein Zauberspruch die Sehnsucht stillen,
- So lang' ein zweites Herz ihm fehlt.
Chor.
- Nichts kann die innre Sehnsucht stillen,
- So lang' ein zweites Herz ihm fehlt.
- Beneidenswerth, wer es errungen,
- Wer früh ein Herz voll Freundschaft fand,
- Das, von des andern Werth durchdrungen,
- Voll leiser Ahnung ihn verstand.
- Ihn füllt im Sturm empörter Zeiten,
- Des Freundes Trost die bange Brust;
- Und knospen ihm des Lebens Freuden
- Erblüht die Freundschaft sie zur Lust.
Chor.
- Und knospen ihm des Lebens Freuden
- Erblüht die Freundschaft sie zur Lust.
- Und wenn in seiner Freuden Kranze
- Ihm noch der Liebe Rosen blüh'n,
- Und wie in einem leichten Tanze
- Die Stunden küssend ihm entflieh'n;
- Wer aus dem Kelch der schönsten Freuden
- Der Liebe süßen Nektar trank,
- Den müßten Engel selbst beneiden,
- Wär Liebe nicht ihr Festgesang.
Chor.
- Den müßten Engel selbst beneiden,
- Wär Liebe mehr ihr Festgesang.
- Ihm blüht der Lenz in neuer Wonne,
- In Hymnen rauscht der Eichenhain,
- Ihm leuchtet glänzender die Sonne,
- Verklärt des Mondes Silberschein;
- Ihm winken gold'ner noch die Trauben,
- Er schwelget in der Schöpfung Pracht,
- Und Gott erscheint dem frommen Glauben
- Im Sternenglanz der heil’gen Nacht.
Chor.
- Und Gott erscheint dem frommen Glauben
- Im Sternenglanz der heil'gen Nacht.
- Ihm lacht in freundlich sanfter Klarheit
- Die Hoffnung Ruh' in's offne Herz,
- Es zieht das Licht der ew'gen Wahrheit
- Den Hochbeglückten himmelwärts;
- Es netzt, eilt er voran zum Throne,
- Die Thräne das umkränzte Grab —
- O dreimal selig, wem die Krone
- Des Erdenglücks die Liebe gab!
Chor.
- O dreimal selig, wem die Krone
- Des Erdenglücks die Liebe gab!
- Auch in der Maurer heil'gen Bunde
- Ertönt der Frauenliebe Preis,
- Und in des Mahles froher Stunde
- Durchschallt ein Hoch! der Brüder Kreis.
- Heil jedem, dem ein Herz gegeben,
- Das treu und ewig sich ihm gab!
- Nur Liebe leite uns durch’s Leben!
- Streu‘ Blumen einst auf unser Grab.
Chor.
- Nur Liebe leite uns durch’s Leben!
- Streu‘ Blumen einst auf unser Grab.
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