Freimaurermuseum Rosenau: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Rosenau Tempel1.jpg|thumb|800px|left|Der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhundert: restauriert nach 1970. Zwischen den beiden Flügeltüren ist der Platz des ‚Meisters vom Stuhl’ und davor auf dem Boden der ‚Tapis’ (‚Arbeitstafel’). Der Tempel ist während der Öffnungszeiten des Museums für Besucher zugänglich; und er steht Freimaurerlogen für 'rituelle Arbeiten' zur Verfügung. Foto: Großloge von Österreich.]]
 
[[Datei:Rosenau Tempel1.jpg|thumb|800px|left|Der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhundert: restauriert nach 1970. Zwischen den beiden Flügeltüren ist der Platz des ‚Meisters vom Stuhl’ und davor auf dem Boden der ‚Tapis’ (‚Arbeitstafel’). Der Tempel ist während der Öffnungszeiten des Museums für Besucher zugänglich; und er steht Freimaurerlogen für 'rituelle Arbeiten' zur Verfügung. Foto: Großloge von Österreich.]]

Version vom 10. Mai 2018, 06:49 Uhr

Rosenau-Logo.png

Freimaurermuseum Rosenau

Schloss Rosenau im österreichischen Waldviertel.
Für das Foto danken wir Monika Bargmann
Blick aus dem Tempel in die vorgelagerte 'Zimmerflucht': zunächst in das 'Marmorkabinett' ('Raum der verlorenen Schritte').
Foto mit freundlicher Genehmigung von → ndgmtlcd
Alle zwei Jahre wird eine neue Sonderausstellung zu einem bestimmten Thema eingerichtet (Liste links).
Und gelegentlich geht das Museum damit sogar auf Wanderschaft: hier im November 2014 nach Japan als Partner des ‚Mozart House Vienna’. Eine Kopie des berühmten Wiener Logenbildes aus der Mozartzeit stößt sichtlich auf Interesse.

Es war eine sensationelle Entdeckung:
ein historischer Logentempel
aus dem 18. Jahrhundert

Eine Dokumentation von Rudi Rabe aus Wien.

Er war längst vergessen: der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhhundert im Barockschloss Rosenau bei Zwettl in Niederösterreich (150 Kilometer nordwestlich von Wien). Eingerichtet hatte ihn Leopold Christoph Graf von Schallenberg in den späten 1730iger Jahren.

Nach dem Tod Schallenbergs im Jahr 1800 verkaufte die Familie das Schloss. Ein paar Jahre vorher hatte der Habsburgerkaiser Franz II. die Freimaurerei für seine Erblande verboten. Vielleicht hatte der Graf noch selbst alles Masonische beseitigt; sicher aber die neuen Besitzer.

Das blieb fast zwei Jahrhunderte so bis das Schloss und die Gutshofsiedlung in den 1970iger Jahren in einer Gemeinschaftsaktion der umliegenden Gemeinden und der Niederösterreihischen Landesregierung vor dem Verfall gerettet und saniert wurden. Einer der Gründe war offenbar auch die Erkenntnis, dass es im Schloss Spuren der Freimaurerei des 18. Jahrhunderts gab. Und bei den Renovierungsarbeiten entdeckte man zur Überraschung aller die Reste eines Freimaurertempels und viel mehr (zum Teil übermalte) freimaurerische Fresken als man erwartet hatte. Fachleute und die Großloge von Österreich wurden konsultiert, und so kam nach fast zweihundert Jahren der Logentempel des Grafen Schallenberg wieder auf die Welt. Die Großloge beteiligte sich und richtete in den Räumen daneben ein Freimaurermuseum ein.

Der Tempel wird immer wieder für freimaurerische Zusammenkünfte ('Arbeiten') benützt. Diese ideelle Bindung an die masonische Vergangenheit ist einmalig. Nirgendwo sonst in Kontinentaleuropa kann in einem historischen Logentempel, der aus der Gründungszeit der Freimaurerei stammt, rituell gearbeitet werden. Das hat dazu geführt, dass die Räumlichkeiten nicht nur von den österreichischen Logen genutzt werden, vielmehr dient Rosenau auch als Plattform einer internationalen Zusammenarbeit unterschiedlicher masonischer Richtungen, wobei die von der 'United Grand Lodge of England' vorgegebenen Grenzen der 'Regularität' in gegenseitigem Respekt gewahrt werden: Jede Obödienz kann für sich Tempelarbeiten durchführen, gemeinsam wird in Workshops gearbeitet.

Auch das Freimaurermuseum floriert. Wechselnde Sonderausstellungen halten das Interesse wach. Obwohl die Anlage weitab touristischer Trampelpfade liegt, wurde sie inzwischen von vielen Menschen besucht.

Die Sonderausstellungen seit 1975

  • 1975-1976: Österreichische Freimaurerlogen, Humanität und Toleranz im 18. Jahrhundert
  • 1978-1979: Verbotene Freimaurerei 1848-1918
  • 1980-1981: Freimaurerei um Josef II. Die Loge zur wahren Eintracht
  • 1982-1983: Freimaurerei in England. Die erste Großloge der Welt
  • 1984-1985: Das freimaurerische Brudermahl
  • 1986-1987: Ideen und Ideale Deutscher Freimaurer
  • 1988-1989: Der Kurze Traum. Die Zwischenkriegszeit
  • 1990-1991: Bruder Wolfgang A. Mozart
  • 1992-1993: 250 Jahre Freimaurerei in Österreich
  • 1994: Von Barock bis Heute
  • 1997-1998: Freimaurer-Bijoux
  • 2000-2001: Geschichte und Geschichten der Freimaurerei auf Briefmarken
  • 2001-2002: Zum Wohl, Ihr Brüder! Gläser der Freimaurergläser von 1740 bis heute
  • 2006-2008: Der Freimaurerschurz – ein Symbol der Arbeit
  • 2009-2010: 225 Jahre Großlogen in Österreich
  • 2011-2012: Laboratorium Aufklärung - Die Wiener Loge 'Zur wahren Eintracht'
  • 2013-2014: Das Märchen von der Weltherrschaft
  • 2015-2017: Die Maurerey und die Musik
  • 2018-...: Hoffnung - Vernichtung - Neubeginn: 100 Jahre Freimaurerei in Österreich
Der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhundert: restauriert nach 1970. Zwischen den beiden Flügeltüren ist der Platz des ‚Meisters vom Stuhl’ und davor auf dem Boden der ‚Tapis’ (‚Arbeitstafel’). Der Tempel ist während der Öffnungszeiten des Museums für Besucher zugänglich; und er steht Freimaurerlogen für 'rituelle Arbeiten' zur Verfügung. Foto: Großloge von Österreich.
Die Marmorskulptur hinter dem Stuhlmeisterplatz symbolisiert den im Jahre 70 nach Christus von den Römern zerstörten Tempel Salomons: Die Risse in der Skulptur und die abgebrochenen Säulen haben also nichts mit dem Zahn der Zeit zu tun, sie sind kunstvoll eingearbeitete Zeichen der Zerstörung.
So sah das Renaissanceschlosses vor der Barockisierung aus (Kupferstich von Georg Matthäus Vischer)
Leopold Christoph Graf von Schallenberg blickt gütig auf 'seine' Ausstellung.
Aus der Ausstellung 2017: Freimaurerische Regalien aus dem 18. Jahrhundert.

Kontakt

Außer den freimaurerischen Räumen beherbergt das Schloss auch ein Hotel mit Restaurant. Die Pächterin hat das Ensemble mit viel Liebe im Sinne der dem Schloss innewohnenden Romantik neu ausgestattet.

Schloßrestaurant, Schloßhotel und Zimmer-Reservierungen:

Margit Zulehner (Pächterin), 3924 Schloß Rosenau 1/Österreich
+43/2822/58221-0, Fax DW 8, schloss.rosenau@wvnet.at

Museumsbetrieb und Anmeldung zu Führungen:

Inge Doppler, 3924 Schloß Rosenau 1/Österreich
Tel+Fax: +43/2822/20552, freimaurermuseum@wvnet.at

Informationen zur Gestaltung des Freimaurermuseums:

Mag. Max Palla, office@maxpalla.at

Öffnungszeiten und Eintrittspreise auf der Website des Museums: http://www.freimaurermuseum.at/

Verloren und Wiedergefunden

Über die masonische Vergangenheit des Schlosses
und deren Entdeckung in den 1970iger Jahren.

Am Anfang standen die Grafen von Schallenberg. Sie kauften 1720 das Renaissanceschloss Rosenau. Ab 1736 baute der erst 24 Jahre alte Leopold Christoph von Schallenberg das Schloss im Barockstil um und vergrößerte es. Dabei ließ er auch einen Freimaurertempel anlegen. In welchem Jahr wissen wir nicht.

18. Jahrhundert: Der Schlossherr war wohl ein Freimaurer

Das ist bis heute ganz erstaunlich, gab es doch in Österreich 1736 und in den Jahren danach noch keine Freimaurerlogen; die erste und auch nur kurzlebige wurde in Wien 1742 gegründet (Aux Trois Canons). Woher hatte der Graf also sein Wissen? Wir können nur vermuten: aus Deutschland. Er war als Vollwaise bei einer der Aufklärung anhängenden Tante aus dem Kölner Raum erzogen worden und hat wahrscheinlich sein Engagement dafür von dort mitgebracht.

Vor allem die soziale Anliegen der fortschrittlichen Freimaurerei hatten es dem Grafen angetan. Und so wurde er wohl selbst Freimaurer. Wann, wie und in welcher Loge, das wissen wir nicht. Es gibt darüber keine schriftlichen Zeugnisse. Vielleicht organisierte er im Tempel auch einfach freimaurerische Arbeiten für Brüder in der Nachbarschaft und für Durchreisende; vielleicht sogar für Mozart auf dem Weg von Wien nach Prag.

Als Schallenberg 1800 starb, war die Freimaurerei im Habsburgerreich schon wieder ein halbes Jahrzehnt lang verboten: Franz II. hatte das veranlasst. Und noch einmal zehn Jahre vorher hatte Joseph II. die damals zum Wildwuchs neigende Bewegung auf Vorschlag des Landesgroßmeisters Fürst Dietrichstein und des führenden Freimaurers Ignaz von Born durch ein Freimaurerpatent reguliert: Logen durfte es nur noch in den Landeshauptstädten geben. Wenn es hier in Rosenau also eine Loge gegeben haben sollte, musste sie 1785 geschlossen werden. Möglicherweise ließ also Schallenberg den Tempel noch selbst 'einmotten'; vielleicht waren es aber auch erst die Nacheigentümer, die ja mit der Freimaurerei nichts mehr zu tun hatten.

19. Jahrhundert: Das große Vergessen

An die masonische Vergangenheit in Rosenau erinnerte sich bald niemand mehr. Die Freimaurerei blieb im Habsburgerreich durch das ganze 19. Jahrhundert gesetzlich und später faktisch verboten.

Das Schloss wechselte nach Schallenbergs Tod mehrmals den Besitzer bis es 1883 der bekannte alldeutsche (= deutschnationale) Politiker Georg Heinrich Ritter von Schönerer erbte. Es blieb auch nach dessen Tod 1921 noch ein paar Jahre in der Familie.

Dann kam der Zweite Weltkrieg, die Niederlage Hitler-Deutschlands, zu dem Österreich von 1938 bis 1945 gehörte, und schließlich die sowjetische Besatzung. Diese requirierte das Schloss und übergab es dem sowjetisch-österreichischen Betriebskonglomerat USIA, das edoch nichts damit anzufangen wusste und es verfallen ließ.

Nach dem Zweiten Weltkrieg: Fast eine Ruine

Als die Besatzungsmächte 1955 aus Österreich abzogen und die USIA aufgelöst wurde war das Schloss in einem beklagenswerten Zustand: eingestürzte Decken, kaputte Böden, mit Brettern vernagelte Fenster ohne Glas ... es war unbewohnbar geworden. Ein neuer Besitzer schlug sich noch ein Jahrzehnt damit herum.

Nun trat das Ehepaar Edith und Wilhelm Wagesreither auf den Plan. Er war der Sohn eines Gutsangestellten aus der Schönerer-Zeit und dort aufgewachsen. Sie war die Tochter eines Wiener Goethe-Forschers; dadurch hatte sie ein Gefühl für die Freimaurerei entwickelt. Beide machten in ihren späteren Jahren die Rettung der weiter vor sich hin verfallenden Schlossanlage zu ihrem Herzensanliegen. Dabei scheint Edith Wagenhofer auch die freimaurerische Vergangenheit der oberen Schlossräume erkannt zu haben. Ein Experte wurde zugezogen, und er bestätigte die Vermutung.

1970iger Jahre: Renovierung und masonische Wiederentdeckung

Schließlich brachten die Wagesreithers die Niederösterreichische Landesregierung dazu, das Schloss und den Gutshof zu kaufen und die Anlage zu erneuern.

Es dauerte noch etwas, aber Anfang der 1970iger Jahre war es dann so weit. Die Renovierung begann, und das Ausmaß der wieder herstellbaren Werke war weit größer als erhofft. Die Verantwortlichen konsultierten nun auch die 'Großloge von Österreich' in Wien, und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Aus der Ruine wurde ein Hotel und das Freimaurermuseum

Es brauchte noch etwas Hin und Her bis eine sinnvolle rechtliche Konstruktion gefunden wurde: Das Schloss blieb im öffentlichen Eigentum; es wurde zu einem Hotel umgebaut und ab 1974 verpachtet; und im ersten Stock wurde 1975 ein Freimaurermuseum eingerichtet, das von einem Verein geführt wird, der zuerst mit der Großloge kooperierte und später in deren Verantwortung überging.

Seitdem besuchten schon viele Menschen das Museum: je nach Ausstellung mindestens zehntausend im Jahr; seit der Eröffnung wird es jetzt bald eine halbe Million sein (2014). Für den Tourismus dieser Gegend ist das eine durchaus attraktive Größenordnung.

Hotel und Museum

Das Hotel und das Museum haben einen gemeinsamen Eingang:

Von außen ...
... und innen
Über eine gewendelte Prachttreppe aus Stein geht es dann ...
... in den ersten Stock zu einer Vorhalle mit Fresken, von denen viele freimaurerische Bezüge zeigen. Vor den 1970igern waren die Fresken desolat.


Welche masonischen Symbole führten zur Wiederentdeckung?

Eine spannende Frage: Warum ist damals der Groschen gefallen? Glücklicherweise! Es hätte ja auch anders kommen können. Welche freimaurerischen Zeichen wiesen den Weg? Diese 2014 aufgenommenen Fotos zeigen Beispiele.


Am einfachsten war wohl diese Malerei zu deuten, auch für belesene Nichtfreimaurer. Direkt unter der Putte: Winkelmaß und Zirkel; weiter rechts ein Geometriebuch und der 24zöllige Maßstab; darunter das Senkblei (Lot) und die Lotwaage (leistete früher dasselbe wie heute eine Wasserwaage). Auf dem großen Medaillon, das die Putte im linken Arm hält, ist Graf Schallenberg abgebildet.
Für die Interpretation der anderen Symbole in der Vorhalle bedurfte es eines tieferen Wissens über die Symbol- und Legendenwelt der Freimaurer:
Wir verlassen nun die Vorhalle und gehen hinein in eine ‚Zimmerflucht’. Diese verbindet die Vorhalle mit dem Tempel. Viele Fresken, die heute zu sehen sind, waren vor der Renovierung übermalt.
Die Räume werden vom Museum für die Ausstellungen genutzt.

Der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhundert

Er wurde in den siebziger Jahren wieder eingerichtet: für eine neue masonische Zukunft.

Der Tempel liegt in einem Eckzimmer nach dem Marmorkabinett ('Raum der verlorenen Schritte'). Kurios: Georg Heinrich Ritter von Schönerer nutzte dieses Eckzimmer als Schlafzimmer (er ist am 14. August 1921 hier auch gestorben); und das Marmorkabinett war sein Arbeitszimmer. Natürlich waren die Räume damals nicht in ihrer freimaurerischen Funktion zu erkennen. Dennoch war es den Fachleuten möglich, den Tempel so nachzuempfinden, wie er in der Zeit Graf Schallenbergs ausgesehen haben muss.

Wer diesen Rundgang mit vielen Details über das Schloss und über die Freimaurerei nachvollziehen will:
Rundgang auf der Website des Museums.

Das Schloss und die Jahreszeiten

Spiritualität und Transzendenz

Das Land der 'rauen Steine'

Dies ist eines der bekanntesten und wirkmächtigsten Symbole der Freimaurerei: der raue Stein (= der eigene Charakter), der zu einem vollkommeneren Stein 'behauen' werden soll. So gesehen ist das Waldviertel ein inspirierendes Umfeld für freimaurerisches 'Arbeiten', wird es doch an vielen Stellen von großen Granitblöcken markiert, die aussehen, als wären sie vor Urzeiten von spielenden Riesen verstreut worden. Auch das Schloss steht auf einem großen rauen Stein: einem Granitfelsen.

Siehe auch

Links