Logenbettler

Aus Freimaurer-Wiki

Bettelei, Logenbettler

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Der Ruf der Hilfsbereitschaft, in dem die Freimaurer stehen, hat eine eigene Bettlergilde gezüchtet, die auf die Sentimentalität der Freimaurer spekuliert. Es gibt wohl keinen Freimaurer, der nicht gelegentlich einem derartigen, meist sehr schlauen Bettler oder Betrüger zum Opfer fällt.

Es handelt sich meist um Leute, die irgendwie die Kenntnis freimaurerischer Erkennungszeichen erlangt haben oder um gewesene, aus dem Bunde ausgeschlossene Freimaurer. Sie berufen sich meist darauf, daß sie ihr Gepäck, Geldtasche usw. verloren haben oder daß sie wegen politischer Umtriebe flüchten mußten.

Trotz Veröffentlichung des Namens dieser Schwindler in den Freimaurerzeitungen blüht ihr Weizen noch immer. Es gibt gegen sie nur einen Schutz: ihnen einen möglichst kleinen Geldbetrag einzuhändigen, damit ja nicht einmal ein Unschuldiger von falschem Verdacht betroffen werde, und eine ausgiebigere Hilfe erst dann in Aussicht zu stellen, wenn bei ihrer angeblichen Loge telegraphisch Auskunft eingeholt worden ist.

In den meisten Fällen wird man zum Mißtrauen um so berechtigter sein als der wirkliche Freimaurer, dem seine Brieftasche gestohlen wird, sich mit seinen Angehörigen oder seiner Mutterloge selbst ins Einvernehmen zu setzen pflegt. Besonders gewarnt sei vor "politischen Flüchtlingen", deren Romane zumeist am leichtesten zu durchschauen sind. Ebenso vorsichtig sei man mit sogenannten Logenpässen aus kleinen Überseestaaten, die meist gefälscht sind. Ein sogenannter Freimaurer, der sich in einem kleinen europäischen, von der Hauptstrecke abseits liegenden Städtchen mit einem Logenpaß, z. B. aus Haiti ausweist, ist immer ein Professionsbettler!

Liste von professionellen Logenbettlern

Quelle: Die Bauhütte Organ des Vereins deutscher Freimaurer

Die Hamburger Grossloge hatte im Auftrage des Deutschen Grosslogenbundes 1894 eine Liste der professionsmässigen Logenbettlern angefertigt.

Bettlerliste

Quelle: Die Bauhütte Nr. 1, 2. Januar 1897, 40. Jahrgang, S. 7

"Seit dem 1. September 1895 sind, wie das Hamburger Logenblatt ausführlich berichtet, bei der Centralstation in Hamburg 23 Bettler angemeldet. Von diesen 23 Namen war nur ein Einziger, der noch mit Recht als Freimaurer anzusehen war, bei 5 ließ sich eine Fälschung der Papiere nachweisen, bei 6 war die Mitgliedschaft erlogen, 3 hatten sich mißbräuchlich auf Brüder bezogen, bei 2 war die Mitgliedschaft längst erloschen und der Rest von 6 konnte sich über seine Zugehörigkeit überhaupt nicht dokumentieren. Setzt man diese Ziffern in Prozent um, so ergibt sich folgendes bemerkenswertes Resultat: nur 1 3/4 % der Bettler war wirklich Maurer 12 3/4 % hatten ihre Mitgliedschaft verloren und der hohe Satz von 85 1/2 % waren nie Logenbrüder gewesen. Einen erfreulichen Beweis der segenreichen Thätigkeit der Hamburger Centrale giebt ein Vergleich der Unterstützungen vor und nach der Aufstellung der Bettlerlisten, so sind 1895/96 in Hamburg und Umgebung nur 7 Bittgesuche eingereicht worden, von denen 4 mit M 78.- bedacht wurden, während vorher M 327 - 450 ausgegeben wurden, die, wie man annehmen darf, fast nur an Unwürdige und Unberechtigte verteilt wurden.

Wir können daher den Armenpfleger einer jeden Loge nicht dringend genug bitten, das gemeinnützige Unternehmen in Hamburg zu unterstützen durch Abonnement auf die Listen oder durch Verweisung der Bettler an Br. Paul Unbehagen in Hamburg-Eilbeck, Hinter der Landwehr 19; ja man möchte es sogar als eine Pflicht der Armenpflege bezeichnen, hier Fühlung zu nehmen, um nicht wirklich Unbemittelten und Würdigen die Gaben zu entziehen und sie jedem Schwindler hin zu werfen."

Eine Schwindlerin in Wien

Quelle: Die Bauhütte Organ des Vereins deutscher Freimaurer(Jahr und Ausgabe wird ergänzt)

Eine Schwindlerin, welche sich Auguste Mayer nennt und vorgiebt, dass ihr im Jahr 1868 verstorbener Gemahl Mitglied der Loge in Mainz gewesen sei, sucht auf ihren Irr- und Wanderfahrten die frmaur. Mildthätigkeit auszubeuten. - Wäre im Betretungsfalle als Betrügerin der Behörden zu übergeben. Weitere Auskunft erteilt der Bruder-Verein Humanitas in Wien (Adresse: F. J. Schneeberger, Schleifmühlgasse 20.)

Warnung vor einer Schauspielerwitwe

Quelle: Die Bauhütte Organ des Vereins deutscher Freimaurer Nr. 6, 20 Jg., Leipzig den 10. Februar 1877

Warnung. Vor der Schauspielerin Wittwe E. Schmidt, die schon seit Jahren die Logen und deren einzelne Mitglieder in Berlin, Magdeburg, Fürth, Nürnberg u. s. w mit zudringlicher Bettelei heimsucht, wird, da ihre Angaben auf Unwahrheit beruhen, gewarnt von
Nürnberg, den 26. Januar 1877 R. Barthelmess M.v.St. der Loge z. den drei Pfeilen.


Warnung vor Ernst Jäger

Die Bauhütte. Organ des Verein's deutscher Freimaurer 26. März 1870 Jg.1

Ernst Jäger, etwa 35 Jahre alt, mit gelblicher Gesichtsfarbe, scharfem stechenden Blick, schwarzem Haar und Bart, will "Superintendent of Prisons" in Widnapore in Ostindien gewesen und reich sein; er ist soeben in Nr. 62 des Braunschw. Anzeiger vom Staatsanwalt wegen der hier in Braunschweig binnen 2 Monaten gemachten und nicht bezahlten Schulden steckbrieflich verfolgt. Derselbe hat unsere Loge nicht besucht, aber einigen Mitgliedern ein dort auf seinen Namen ausgestelltes F.-M.-Certifikat gezeigt: wir halten uns deshalb verpflichtet, unsere, vorzugsweise die überseeischen, Schwesterlogen vor diesem frechen Betrüger zu warnen.
Braunschweig, den 15. März 1870


1918 warnte die GLvS vor einem Logenbettler

Quelle: Freimaurerzeitung 5. Mai 1918

"Es ist uns bekannt geworden, das in neuester Zeit unsere ehrw. Bundeslogen, wie auch zahlreiche Brüder derselben von einem gewissen Theo von Gery in Wien durch Bettelbriefe belästigt worden sind. Unsere ehrwürdige Bundesloge Zu den drei Bergen i. Or. Freiberg ist der Sache nachgegangen und hat durch einen Wiener Bruder den Bescheid erhalten, daß es sich in der Person des Theo von Gery - richtig Theodor Germany - um einen bedenklichen Logenbettler handelt, der angibt, Schriftsteller zu sein, aber nur Bettelbriefe in solchem Umfang schreibt, daß er täglich 10 - 15 Kronen für Porto zur Versendung dieser Briefe braucht. Er soll über eine ganze Bücherei an Adressenmaterial für seine Bettelkorrespondenz verfügen. Aus Deutschland soll er ausgewiesen worden sein.

Wir verfehlen nicht, unsere ehrw. Bundeslogen vor dem Genannten zu warnen und raten dringend, auch die einzelnen Logenmitglieder über den Tatbestand aufzuklären.

Mit brlichen Grüßen i.d.u.h.Z.
Die Große Landesloge von Sachsen
Br. Röder (Landesgroßmeister)
Br. Gottschall (Groß-Schriftführer)
Dresden, 4. Mai 1918"

Siehe auch