Hermann zum Lande der Berge
Johannisloge:
"Hermann zum Lande der Berge" | |
Orient: | Elberfeld |
Matr.-Nr.: | |
Gründungsdatum: | 9. April 1815 |
Großloge: | 3WK |
Inhaltsverzeichnis
Gründung der Loge
Die Loge wurde am 9. April 1815 durch Gerhard Siebel gegründet und konstituierte sich am 25. August 1815,stellte aber am 16. November 1843 ihre Tätigkeit wieder ein, ward aber 4. Mai 1845 wieder eröffnet. Die Loge hatte 1929 ihren Sitz in der Kasinogartenstraße, bis sie am 15. Juli 1935 (Geheimen Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz) von der Gestapo des NS-Regimes zwangsweise aufgelöst wurde.
Am 24. Juni 1847 errichtete diese Loge eine Witwen-, und Waisenstiftung verbunden mit Verlassenschaftspflege. In diesem Verein waren im Jahr 1866 81 Mitglieder tätig. Die Mitglieder haben ein Eintrittsgeld nach ihrem Lebensalter aus 5 bis 20 Thaler zu zahlen und außerdem einen jährlichen Beitrag von 1 Thaler.
Mitgliederzahl
Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, 1863, F. A. Brockhaus
- 1861: 128
- 1866: 164 und 16 permanent Besuchenden
Diese Zahlen verdeutlichen, dass innerhalb von 5 Jahren ein Mitgliederzuwachs von 52 Brüdern zu verzeichnen war. Also ein hohes Interesse an der Freimaurerei im Umkreis von Elberfeld bestand.
Mitglieder
- Gerhard Siebel, Gründer und Meister vom Stuhl,
- F. A. Klusemann, Pastor an der heiligen Geistkirche (Magdeburg)
- Emil Rittershaus, Kaufmann, produktiver freimaurerischer Dichter und Lyriker,
- Simon Moritz von Bethmann
Zur 50jährigen Jubelfeier der Loge Hermann zum Lande der Berge
von Br. Emil Rittershaus
- Vor fünfzig Jahren war's da ward gepflanzt der Baum,
- Der nun die Krone streckt so stolz zum Himmelsraum.
- Es war nach einer Zeit an Blut und Thränen reich,
- Da ward das Reis gepflanzt, ein kleiner, schwacher Zweig. -
- Uns Nachgebor´nen gibt nur die Geschichte Kunde
- Von jenen Tagen noch; sie spricht von mancher Wunde,
- Sie spricht von Sorg und Noth von Siechthum und Gebrest,
- Den Erben, die der Krieg beim Scheiden hinterlässt.
- Halblaut nur flüstert sie vom Walten dieser Plagen,
- Wenn sie das Loblied singt den grossen Siegestagen,
- Den Kämpfern, die die Schlacht der Freiheit einst geschlagen!
- Nur flüsternd will Bericht sie von den Opfern sagen,
- Die es gekostet hat, von Thränen die geflossen
- Die Siegesgöttin zieht vorbei auf stolzen Rossen
- Mit wehendem Panier beim Schmettern der Trompeten.
- Wer denkt an jene, die der Rosse Huf zertreten!
- Wer geht von Haus zu Haus, der stillen Zähren achtend?
- Wir wenden rückwärts uns, vergangne Zeit betrachtend
- Die jenen Baum gepflanzt, der rüstig aufgewachsen,
- Die sah´n von Blut bespritzt des Siegeswagens Achsen,
- Die hatten mitgelebt die Zeit der Kriegeswetter,
- Wo "Hass!" Parole war, der Degen der Erretter!
- Wie hoch des Sieges Preis sie haben's wohl gewusst!
- Nach Sturm kam Sonnenschein. Lebendig in der Brust
- Ward treuer Brudersinn, voll hoher Liebesweih´
- Die Väter pflanzten hier den Baum der Masonei.
- Und herrlich spross er auf; es keimten seine Blätter
- Zum immergrünen Dach, ein Schutz vor Sturm und Wetter.
- Er strebte hoch empor; aus seinen Wipfeln klang
- Es froh an manchem Tag wie heller Frühlingssang.
- Es hat der Baum erquickt mit seinem kühlen Schatten
- Manch fremden Wandersmann, den Müden und den Matten,
- Und sieh´, er trägt noch heute mit jugendfrischem Triebe
- Die Blüthen der Gedanken, die Frucht der Bruderliebe!
- 0 Baum der Masonei im lieben Land der Berge,
- Die dich gepflanzt, sie ruh´n versenkt im Bann der Särge.
- Sie ruh´n und leben doch - sie leben fort in dir!
- Was sie uns gaben, lebt und prangt in voller Zier.
- 0 Baum, du trügst noch heut´ der edlen Früchte Last!
- Wo find´ ich nur das Wort, das ganz dein Lob umfasst?
- Ich such das Wort umsonst und kann es nimmer finden. -
- Die Sage spricht vom Kranz, den Engelhände winden
- Aus Thränenperlen hell, getrocknet still und leis
- Von frommer Bruderlieb´. 0 dir zum Ehrenpreis´
- Ein solcher Kranz, du Baum, um deine grünen Äste!
- Das ist dein rechter Schmuck zu deinem Jubelfeste.
- Ja, du errangst ihn dir! Dich schmückt ein solcher Schmuck!
- Gelindert hast du mild geheimer Sorgen Druck.
- Ein Segen kam von dir, vergleichbar lindem Thaue,
- Der ungesehen fällt, Labsal der Blumenaue.
- Wer sah der Wittwe Aug´ im Freudenstrahle leuchten,
- Der du ein Tröster warst? Wer zählte die Gebeugten,
- Die sich emporgerichtet an deinem festen Stamm? -
- 0 hoher Maurersegen, o Segen wundersam,
- Dein Bestes ist was Gott nur der Welterbauer sieht
- Zu heilig ist´s für Worte zu hoch für jedes Lied!
- Nicht ist´s die Weiherede gesprochen am Altar,
- Nicht ist´s der Gruss der Becher in froher Brüderschaar
- Nicht ist´s das Wort der Weisheit in altehrwürd´ger Schrift!
- Dein Bestes schreibt kein Dichter mit Griffel oder Stift,
- Das predigt keine Zunge, kein wohlberedter Mund,
- Doch für das Herz verständlich, gibt sich dein Segen kund
- Er flammt in Zauberlettern in feuchten Augensternen,
- Bebt um der Waisen Mündlein, die wieder lächeln lernen,
- Weht durch´s Gebet der Armuth der Lind´rung du gebracht,
- Blitzt durch die Menschenseele, darin du's hell gemacht
- Zuckt in dem Händedrucke, des Dankes stummem Zoll,
- Und in dem Bruderauge, wenn's sterbend brechen soll!
- O Baum der Masonei in unsrer Berge Land,
- hast dem Sturm getrotzt getrotzt dem Feuerbrand,
- Bewähret und geprüft, so stehst du voller Kraft
- und deine Adern füllt gesunder Lebenssaft.
- Von ems´ger Gärtner Hand gepfleget blühe fort,
- Dass auch in deiner Kron´ kein einzig Reislein dorrt.
- Dir nah´ kein Wintertag dir lach´ ein ew´ger Mai,
- Du fünfzigjähr´ger Baum, du Baum der Masonei!
- Wenn wir einst Alle ruh´n im kühlen Schoos der Särge,
- Dann blühe noch wie heut´ Hermann zum Land der Berge!
Barmen 3. Dezember 1865
Quelle: Die Bauhütte: Zeitschrift für deutsche Freimaurerei, Nr 1., 1. Januar 1866