Traktat: Kleine Geschichte der Schottischen Maurerei
Von Bruder Leon, Wien
Inhaltsverzeichnis
1314-1717: Von Jacques de Molay bis Anthony Sawyer
Einleitung
Lassen Sie mich vorausschicken, dass fast alles, was wir heute über die Anfänge der Maurerei – auch und vor allem der schottischen Maurerei – denken, mangels schriftlicher Zeugnisse im Reich der Legenden wohnt.
Dazu bedarf es aber auch gleich einer weiteren Vorbemerkung: Legenden sind etwas Feines. Zugegeben, sie sind nicht nachweisbar, wir können sie nirgends „festmachen“, und vielleicht sind sie gar nicht wirklich so gewesen. Aber es gehört auch gar nicht zu den Aufgaben einer Legende, beweisbar zu sein. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, wahr zu sein.
Das scheint Ihnen ein Widerspruch? Mag sein. Auf einer schmalen Ebene unseres Seins, der universitär-wissenschaftlichen, ist es ein Widerspruch. Auf einer anderen, etwas tiefer liegenden Ebene unseres Bewusstseins ist diese Aussage völlig kongruent. Wahr ist, woraus wir Energie beziehen. Legenden, ungeachtet dessen, ob sie so oder anders oder gar nicht geschehen sind, sind dann gut, wenn wir aus ihnen Kraft schöpfen können. (Das betrifft übrigens nicht nur die überlieferten Erzählungen aus grauer Vorzeit, sondern auch so manchen ausgezeichneten Zeitungsartikel von heute.) – Nun, Sie wissen inzwischen wahrscheinlich so ungefähr, worauf ich hinaus will, und das mag fürs Erste genügen.
Legendäre Wurzeln: Der Templerorden
Am 18. März 1314 war Jacques de Molay, der letzte Großmeister des einst mächtigen, weltläufigen und fremden Kulturen (nach den Maßgaben seiner Zeit) überaus aufgeschlossenen Templerordens, zusammen mit einigen seiner Getreuen im Antlitz Unserer Lieben Frau von Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Der Orden, dem er vorgestanden hatte, war von König und Papst aufgelöst worden; die Brüder Templer, die das große Schlachten überlebt hatten (und das dürften gar nicht so wenige gewesen sein, wie es uns die offizielle Geschichtsschreibung glauben lassen möchte) zogen es vor, sich – zumindest in Mitteleuropa – künftig bedeckt zu halten.
Zur gleichen Zeit suchten die streitbaren schottischen Clans, die beste Beziehungen zu ihren adeligen Verwandten und Freunden in Frankreich unterhielten, mit allen Mitteln die Unabhängigkeit von der ungeliebten englischen Krone zu erringen. Die Sezessionskriege fanden im Frühsommer des Jahres 1314 einen vorläufigen Höhepunkt in der Schlacht von Bannockburn, wo sich eine Handvoll schottischer Ritter einem übermächtigen englischen Heer gegenüber sah. Das Ende der schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen schien unausweichlich. Dennoch gelang es den Clans überraschenderweise, ihre Unterdrücker nicht nur in die Flucht zu schlagen, sondern ihnen eine verlustreiche Niederlage zuzufügen.
Nun will es eine unbeweisbare, aber hartnäckig bestehende Legende, dass den wackeren schottischen Freiheitskämpfern in dieser Schlacht entscheidende Hilfe zuteil wurde, und zwar in Gestalt eines ebenso mächtigen wie geisterhaften Entsatzheeres, das es – ein Vierteljahr nach der offiziellen Auflösung des Templerordens, der damit „endgültig“ Geschichte hätte sein sollen – eigentlich gar nicht mehr geben konnte. Es soll im Morgennebel des 24. Juni 1314 wie aus dem Nichts aufgetaucht sein – unter jenem schwarzweißen Banner mit dem roten Tatzenkreuz, das der Welt bis heute als Kriegsflagge der Templer bekannt ist.
Dass 175 Jahre später ein gewisser Cristóbal Colón unter fast derselben Standarte seinen Weg nach Westindien (also: Amerika) suchte und fand, erwähne ich jetzt nicht; das würde zu weit führen.
Darauf, dass weitere fast 400 Jahre danach ein Mann namens Henri Dunant, übrigens ein Bruder Freimaurer, angeblich das rote Tatzenkreuz zum Vorbild für die Flagge des von ihm gegründeten Roten Kreuzes wählte, gehe ich schon gar nicht mehr ein. Wir wollen uns ja nicht in Legenden verlieren.
Die schottischen Werkmaurer
Bleiben wir beim geschichtlich Nachweisbaren. Im Jahre 1421 verlieh König James XI. von Schottland dem Baron St. Clair (Sinclair), dessen Vorfahren enge Beziehungen zu den schottischen Freiheitskämpfern Robert the Bruce und Sir William Wallace unterhalten hatten, den Titel Master of the Masons in Scotland. Die Werkmaurerei, deren Aufgabe der Kathedralenbau gewesen war, war zu diesem Zeitpunkt am Beginn ihres Niederganges; in den Logen der Maurer ging es zu dieser Zeit bereits darum, das uralte esoterische Wissen der Architekten an würdige Nachfolger zu transferieren, die ihr Leben dem Bau des Inneren Tempels widmen wollten.
25 Jahre später, 1446, ließ Sir William Sinclair, der erste Graf von Caithness, in Midlóthian, Schottland, die weltbekannte Rosslyn Chapel erbauen. Sie genießt – nicht nur der berühmten, unfassbar fein spiralig ziselierten „Säule der Lehrlinge“ wegen – seit Jahrhunderten das Interesse unserer Bruderschaft. Wir erwähnen hier nicht, dass gewisse Reliefdarstellungen im Inneren der Kapelle unter anderem Ananasfrüchte, Mais und Sonnenblumen zu zeigen scheinen – fast fünfzig Jahre vor der sogenannten Entdeckung Amerikas durch Cristóbal Colón.
Renaissance: Eine neue Weltordnung
Rund 100 Jahre danach befinden wir uns bereits mitten im Zeitalter der Renaissance. Nach langer Zeit war es endlich wieder relativ gefahrlos möglich, das Undenkbare zu denken, das Unsagbare zu sagen. Die Geisteswelt war geprägt von Genies wie Kepler, Leonardo, Galileo, Gutenberg, Garamond, aber auch einer Vielfalt hermetischer Schulen. In Safed, Galiläa, wirkte der bedeutende Kabbalist Yitzchak Luria, der der Vorstellung des Tsimtsum Ausdruck gab – Gott würde sich aus der Welt zurückziehen, um ihr ihre freie Entwicklung zu ermöglichen. In Europa wirkten Kabbalisten, Rosenkreuzer, Hermetiker, Alchemisten und Freimaurer – und sie alle schöpften aus einem Kessel. Es ist heute kaum mehr möglich, die zahlreichen Geistesschulen jener Zeit klar gegeneinander abzugrenzen.
In die Mitte dieses lebhaften 16. Jahrhunderts datiert die Gründung zweier Logen in Paris und Lyon. Schottische Katholiken im Gefolge der von den britischen Inseln vertriebenen Stuarts hatten die spekulative (also nicht vornehmlich der Errichtung eines physischen, sondern eben des Inneren Tempels gewidmete) Maurerei nach Frankreich gebracht. Zwar gab es zu dieser Zeit wohl noch keine Ritualtexte, die denen ähneln, wie wir sie heute kennen: Dennoch ist diese Zeit wahrscheinlich als Morgendämmerung der „schottischen“ Freimaurerei in Kontinentaleuropa anzusehen.
Am 31. Juli 1599 erfolgte der erste Eintrag im Protokollbuch der Loge von St. Mary´s Chapel, Edinburgh, Schottland, das bis heute in ununterbrochener Folge geführt wird. Wenig später richteten mehrere schottische Logen eine Petition an Sir William St. Clair von Rosslyn, nach sieben Generationen seines Hauses wieder (!) als ihr patron and protector aufzutreten.
York Manuscript 1693: Freimaurerinnen?
Ein historisch besonders bedeutsames Dokument der Freimaurerei ist das York Manuscript No. 4 von 1693, das sich in Besitz der von der United Grand Lodge of England als regulär anerkannten Grand Lodge of York befindet. Es belegt, dass es vor der Gründung der Premier Grand Lodge of England durchaus vorkam, dass Frauen in die Freimaurerei aufgenommen wurden:
The one of the elders taking the Booke,
and that hee or shee that is to be made mason
shall lay their hands thereon,
and the charge shall be given.
Frei übersetzt:
Einer der Ältesten nimmt das Buch,
und er oder sie (sic!), so zum Maurer gemacht werden soll,
soll die Hände darauf legen
und den Eid leisten.
Die Freimaurer treten aus dem Schatten
Erst ein knappes Vierteljahrhundert danach, am Sommerjohannistag des Jahres 1717, gründen vier (offensichtlich bereits seit längerer Zeit bestehende) Londoner Logen im Gasthaus „Goose and Grid-Iron“ die Großloge von London und Westminster und wählen Anthony Sawyer zu ihrem ersten Großmeister. Nicht wenige Brüder und Schwestern betrachten dieses Datum heute als Geburtsstunde der Freimaurerei.
Eine Schwester Meister meiner Loge, mit der ich mich über diesen Vortrag austauschte, fragte mich hingegen: „Was, du willst erst mit 1314 beginnen?“)
1737-1900: Von Ramsey über Schröder bis Annie Besant
Gründer der Schottischen Maurerei
Weitere zwanzig Jahre später, 1737, bezeichnet sich der schottische Chevalier Andreas Michael Ramsey in einer Rede in Paris (deren Manuskript erhalten ist, die aber wahrscheinlich nie gehalten wurde) als „Gründer der schottischen Maurerei“. Ein Jahr darauf tat Papst Clemens XII., bezeichnenderweise ein Namensvetter seines Vorgängers Clemens V., der sich an der Verschwörung gegen den Orden der Templer und seinen Großmeister Jacques de Molay beteiligt hatte, die Freimaurerei in den Kirchenbann. 1767 schließlich wird der Alte und Angenommene Schottische Ritus (AASR) in Albany, New York, als 25 Grade umfassendes Hochgradsystem begründet.
Schröder: Der Reformer
Sieben Jahre später, 1774, tritt Friedrich Ludwig Schröder in die Loge Emanuel zur Maienblume ein. Er wird später (um 1800) die allzu fantasievoll ins Kraut schießenden freimaurerischen Rituale – deren Abhandlung damals oft mehrere Stunden dauerte – reformieren, kürzen, straffen und somit zum Gründervater des in deutschsprachigen Ländern bis heute gepflogenen „Schröder-Rituals“ werden.
Wir überspringen nun großzügig einen Zeitraum von über hundert Jahren bewegter freimaurerischer Geschichte, einschließlich der Erweiterung des schottischen Hochgradsystems auf 33 Grade, mehrerer päpstlicher Bullen gegen die Freimaurerei und des Ausschlusses meines Urahns Friedrich Mossdorf, eines verdienten freimaurerischen Schriftstellers, aus der Dresdner Loge Zu den drei Schwertern, um uns der Zeit des Fin de Siècle, der vorletzten Jahrhundertwende, zuzuwenden – einer Zeit großer Umbrüche, Entdeckungen und Erfindungen, ja einer Neuordnung der Welt.
Frauen werden wieder Freimaurer
1888 wurde zum Gründungsjahr des Hermetic Order of the Golden Dawn, der – von einer Handvoll britischer Freimaurer begründet – frühzeitig die Notwendigkeit erkannte, auch Frauen wieder in seine Reihen aufzunehmen.
Fünf Jahre später entstand in Paris der „gemischte“ Freimaurerorden Le Droit Humain. Dieser bearbeitete von Anfang an den Schottischen Ritus und entwickelte ihn weiter. Der Orden erlangte dank der Bemühungen großteils theosophisch inspirierter Schwestern und Brüder wie Annie Besant, Franz Hartmann, Marie Desraimes, Alice Bailey und Charles Webster Leadbeater bald weltweite Bedeutung – nämlich als unabhängige Co-Masonry (in Anlehnung an die ebenfalls zu dieser Zeit entstandene Idee der Co-Education, der gemeinsamen Erziehung beider Geschlechter). Damit befand sie sich im Gegensatz zu den schon seit längerem existierenden femininen Adoptionslogen, die maskulinen Logen angegliedert waren und somit unter Londoner Oberaufsicht standen. Selbstverständlich genossen weder die einen noch die anderen jemals die volle Anerkennung der United Grand Lodge of England; offizieller Besuchsverkehr fand damals wie heute nicht statt.
Die Dunkle Zeit: Müffelmann rettet das Licht nach Jerusalem
Ab den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, in Österreich ab 1938, war allerdings wiederum alles vorbei. Bruder Leo Müffelmann, zu jener Zeit Großmeister der Symbolischen Großloge von Deutschland, gelang es quasi in letzter Minute, das Licht der deutschsprachigen Logen nach Jerusalem, im damals britischen Protektorat Palästina, zu überführen und dort eine Deputationsloge zu errichten, bevor es unter den Stiefeln der SS und der Gestapo vorerst erlosch. Doch Bruder Müffelmanns Initiative ermöglichte es, dass das Licht der Freimaurerei in Deutschland sofort nach Kriegsende wiederentzündet werden konnte.
1945-2015: Österreich zwischen "Schröder" und "Schottisch"
Zwei Großlogen nach dem Krieg
Auch in Österreich konnten sich die beiden von den Faschisten zerschlagenen maurerischen Strukturen, die Großloge von Wien für Österreich und der gemischte Orden Le Droit Humain, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgreich neu aufstellen. Dies geschah unter striktem Ausschluss aller, die auch nur im Verdacht standen, mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht zu haben – eine Vorgangsweise, der sonst nicht allzu viele Körperschaften in Österreich so konsequent folgten.
Die Großloge von Wien für Österreich erlangte ihre Anerkennung durch die Londoner Großloge nur wieder, indem sie sich verpflichtete, keine Frauen aufzunehmen und keinen Besuchsverkehr mit weiblichen oder gemischten Logen zu unterhalten. Sie pflegte und pflegt bis heute in erster Linie das Ritual nach "Schröder" (siehe dazu die differenzierte Betrachtung von Franz Ernst).
Der "schottische" Droit Humain teilt sich
Die Logen des Droit Humain, die seit jeher dem Schottischen Ritus verpflichtet gewesen waren, gerieten bereits knapp nach ihrer Neugründung 1955 in Richtungskonflikte. Knapp und grob gesagt – die Wirklichkeit war, wie wohl meistens, noch viel diffiziler und weniger eindeutig, und hier verweise ich auf meine eingangs verlorenen Worte im Hinblick auf Legenden – fand sich eine theosophische (beziehungsweise hermetisch-esoterische) Fraktion einer eher weltlichen, gesellschaftspolitisch engagierten bis feministisch orientierten Gruppierung gegenüber.
Dies führte schließlich zur ersten Spaltung. Im Jahr 1960 begründeten zehn Meistermaurer beiderlei Geschlechts, die sich vom Droit Humain abgewandt hatten, den Österreichischen Universalen Freimaurerorden Humanitas, der sein Licht von der schon seit längerem existierenden gemischten Großloge Humanitas Deutschland empfing. – Etwa ein Jahr später, also praktisch zur gleichen Zeit, gründeten einige dissidente Brüder aus der Großloge den Großorient von Österreich.
1968 erhielt meine Loge Fama Fraternitatis im Schoße der Humanitas das Licht.
Zwei "Humanitas" in einem Land
Anfang der achtziger Jahre brach eine große Gruppe des Freimaurerordens Humanitas zu neuen Wegen auf und nannte sich von da an Großloge Humanitas Austria.
Seit dieser Zeit existierten also eine Großloge Humanitas und ein (damals wie heute relativ kleiner) Orden Humanitas, dem die Fama Fraternitatis angehörte, als voneinander unabhängige Körperschaften nebeneinander. Die Logen des Ordens Humanitas bearbeiten damals wie heute ausschließlich die drei „blauen“ Grade des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus.
Exkurs über das Ordensprinzip
Erlauben Sie mir an dieser Stelle einige wenige erläuternde Worte zum Unterschied zwischen einem Orden und einer Großloge (bzw. einem Großorient). Großlogen und Großoriente legen im Allgemeinen viel Wert auf demokratische, wenn nicht gar basisdemokratische Strukturen. Logenmeister werden meist auf ein Jahr, Großmeister auf drei Jahre gewählt; die internen Hierarchien sind flach strukturiert, ihre Protagonisten sind stets darauf angewiesen, in Beamtenrats- und Logenversammlungen Konsens zu suchen, bevor sie Entscheidungen finden und exekutieren können.
In einem Orden hingegen – und ich gebe hier ebenso gerne wie offen zu, ein überzeugter Verfechter des Ordensprinzips zu sein! – sind die Hierarchien wesentlich steiler. Im Orden Hermetica zum Beispiel wählen wir unsere Logenmeister auf drei, unsere Großmeister auf sieben Jahre. Unsere Lehrlinge und Gesellen sind nur in vereinsrechtlichen Angelegenheiten stimmberechtigt; über Aufnahmen und Beförderungen entscheiden ausschließlich Meister; auch der Meister vom Stuhl wird nur von den Meistern seiner Loge gewählt. Logenmeister wählen die Beamten, mit denen sie für die nächsten Jahre zusammenarbeiten wollen, selbst (und lassen ihre Wahl vom Rat der Meister akkordieren). Der Großmeister hat weitgehende Entscheidungsfreiheit; ihm steht eine Art Weisenrat, der Ordensrat oder Oberste Rat (ein sehr kleines Gremium) zur Seite. Im übrigen hat der Großmeister in allen ordensinternen Entscheidungen das Vetorecht. Zur Wahl des Großmeisters jedoch sind alle Ordensmitglieder ungeachtet ihres Grades oder der Dauer ihrer Mitgliedschaft stimmberechtigt. Einem Ordensmeister, dem wir derart weitreichende Rechte einräumen, müssen wir schließlich alle unser uneingeschränktes Vertrauen schenken können.
Hermetische Schotten
Zurück in die Achtziger: Die Fama Fraternitatis bezieht sich in ihrem Namen unverkennbar auf die Rosenkreuzer respektive auf das gleichnamige Hauptwerk des Christian Rosencreutz (1614). So war denn auch der erste Großmeister des Ordens Humanitas nach der Spaltung 1984, Br.·. Karl P., ein Rosenkreuzer. Seine guten Beziehungen zu Prager Freimaurern und Rosenkreuzern erlaubten es ihm (und verpflichteten ihn auch dazu), sich um die Wiedererrichtung des Bundes im Nachbarland vor und nach der Wende verdient zu machen. In guter altösterreichischer Tradition der Grenzlogen fand damals eine Reihe altgedienter tschechischer Freimaurer eine vorübergehende Heimat in der Fama Fraternitatis.
Um die Jahrtausendwende schließlich gab sich der Orden Humanitas, um den vielfachen Verwechslungen mit der Großloge Humanitas entgegenzuwirken, einen neuen Namen. Dieser sollte die hermetisch-esoterische Ausrichtung betonen und dennoch den Sprachduktus des alten Ordensnamens beibehalten. Schließlich einigte man sich auf Österreichischer Universaler Freimaurerorden Hermetica (siehe dazu auch die turbulente Geschichte der beiden "schottischen" Geschwister).
Conclusio
Für den Augenblick mag die wesentliche Conclusio hierin liegen: Logen, die (in Österreich) das Schröder-Ritual pflegen, haben ihre freimaurerischen Wurzeln zumeist in der Großloge von Österreich. Die Vorfahren der „schottischen“ und „französischen“ Logen hierzulande kamen hingegen meist aus den Reihen des Droit Humain.
Was mich betrifft, so erfreue ich mich von Herzen an der großen Vielfalt, die das Logenleben in Österreich seit dem letzten Krieg prägt. Dennoch möchte ich mich – und meine Brüder und Schwestern aller "Fraktionen" – abschließend an eine wesentliche Wahrheit erinnern:
Es gibt nur eine Freimaurerei.
Siehe auch
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