Allgemeines Handbuch der Freimaurerei: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Januar 2014, 21:26 Uhr

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Allgemeines Handbuch der Freimaurerei

umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen Forschungen in Einklang gebrachte Auflage

C. Lennings

Encyklopädie der Freimaurerei

Erster Band

A-L Herausgegeben vom Verein Deutscher Freimaurer.

Leipzig. Max Hesse's Verlag, 1900

Textbeispiele

Das Allgemeine Handbuch der Freimaurerei aus dem Jahr 1900 Lenning schreibt: „Juden und Mohammedaner sind von vornherein für fähig erklärt worden, zu der Verbindung zu gehören. […] Unbestritten aber ist wohl, dass schon 1723 »Juden, wie Christen« in einer Londoner Loge waren, die im Wirtshaus »Zur Rose« in Cheapside am 22. Sept. abgehalten wurde, und dass an diesem Tage ein Jude Aufnahme fand, dass schon 1725 jüdische Namen in den Mitgliedslisten vorkommen, die sich bald darauf (1730–32) immer mehr zeigen, dass die Aufnahme von Juden nie von der Grossloge von London als eine Unregelmässigkeit gerügt worden ist, dass es überhaupt bei ihr eine Judenfrage nie gegeben hat, weil eine Beschränkung der Glaubenszugehörigkeit nie bestanden hat. Ebenso sagt man, der Zweck sei gewesen, die innerhalb der Christenheit herrschenden Gegensätze zu mildern und den Gedanken des Comenius […] auszuführen.“

Online

  • A-L auf Archive.org

Dritter Band

Qu-Z

Leipzig, F.A. Brockhaus, 1867

Online

Siehe auch:

Auszüge

Die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts haben die Aufmerksamkeit in hervorragender Weise auf die Freimaurerei gelenkt. Nicht nur, dass die Angriffe auf sie, namentlich von kirchlich-orthodoxer Seite und von dem ultra- montanen Klerus in geradezu unglaublicher Verkennung des eignen Interesses besonders scharf hervorgetreten sind, haben auch die ethischen Bestrebungen der Neuzeit und die Forschungen auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte wesentlich auf die Freimaurerei hingewiesen. Die allgemeine Bildung steht dabei nicht in letzter Linie. Sie und die Freimaurerei haben einen innigen Zusammenhang.

Von aller äussern Thätigkeit hinweg übt die Freimaurerei in ihren stillen, abgeschlossnen Kreisen die edle Menschlichkeit, die über die Trennschaften und Zufälligkeiten der bürgerlichen Gesellschaft das Wohl der gesamten Menschheit als eines ungeteilten Ganzen im Auge hat und überallhin durch Bildung und Aufklärung versöhnend wirken will. Der lange Bestand und die grosse Verbreitung des Freimaurerbundes haben nicht wenig dazu beigetragen, jene Aufmerksamkeit zu steigern. Die auch hier im 18. Jahrhundert vorgekommenen Verirrungen und die bedauerliche Verquickung freimaurerischer Formen mit fremden Verbindungen dienen noch heute vielfach als Unterlage mannigfacher Anfeindungen, wozu leider auch einige ausländische Freimaurerlogen durch bedauerliche Abweichungen von den ursprünglichen Grundsätzen der Neutralität in politischer und kirchlicher Hinsicht das Ihre beitragen. Die deutsche Freimaurerei hat sich, abgesehen von einigen noch erhalten gebliebenen, nicht allgemein mehr gebilligten Formen, in theoretischer und ritueller Hinsicht zu ihrem Vorteil herausgebildet zu einer idealeren Richtung, wie sie von Anfang an in Übung war, und auf die Höhe der Zeit geschwungen, die reinigend und läuternd auf sie eingewirkt hat, so dass sie als Ganzes eine beachtenswerte Stellung in der Kulturentwicklung der Gegenwart einnimmt.

Es ist deshalb von hohem Interesse, an der Wende des 19. Jahrhunderts über Entstehung und Fortbildung, Wesen und Aufgabe, Einrichtung und Stand der Freimaurerei, namentlich in Deutschland, genaue und sachgemässe Kenntnis aus glaubwürdiger Quelle zu erhalten, und zwar um so mehr, als gerade die Neuzeit bemüht ist, aus unlautern Quellen durchaus irrige und falsche Nach- richten zu verbreiten, die geeignet sind und dazu dienen sollen, die Freimaurerei und ihre Anhänger zu verdächtigen und den Bestand des Bundes zu erschüttern.

Das vorliegende "Allgemeine Handbuch der Freimaurerei" soll jenen Zweck verfolgen und diese Bemühungen aus dem Felde schlagen. Es will mit voller Offenheit die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei darlegen und selbst deren Verirrungen nicht verschweigen, denen jedes Menschenwerk mehr oder weniger ausgesetzt ist. Zugleich wird sich aus der Behandlung der inneren Gestaltung des Bundes und seiner Einrichtungen klar ergeben, dass dieser kein geheimer Bund ist, als den man ihn vielfach noch heute hinzustellen sucht, und seine idealen Ziele und ethisch - religiösen, wahrhaft erzieherischen Gebräuche werden ins rechte Licht treten und darthun, dass der Freimaurerbund weder dem Staat, noch der Kirche feindlich gegenübertritt und noch gegenwärtig eine Einrichtung bildet, die, wie Fichte einst sagte, ebenso nützlich, als wünschenswert für die Menschheit im allgemeinen ist.

Das Handbuch ist für das Verständnis der nichtmaurerischen, wie der maurerischen Welt berechnet. Deshalb gilt es zunächst der Darstellung der Freimaurerei von dem Standpunkt aus, auf dem gegenwärtig die Kulturwissenschaft steht, somit der wissenschaftlichen Behandlung als eines Teils der letztern.