An die Schwestern 1784-1832

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An die Schwestern 1784-1832

Ausarbeitung von Roland Müller

Sieben verschiedene Versionen, 1784-1832

Version I

Aus:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. Danzig: Brückner 1784, 18-19.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer 1801, 35.
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 32-34


Lied an die Schwestern.

Brüder, lasset unsern Schönen,
ehe sich die Loge schließt,
auch ein frohes Lied ertönen,
das sie maurerisch begrüßt;
denn ihr wißt es, sie verdienen
ächter Maurer Zärtlichkeit!
darum sey im Tempel ihnen
dieses letzte Lied geweiht.

Preisen soll dies Lied die Schöne,
die voll Treu und [ab 1801: im] Vaterland,
unsrer deutschen Biedersöhne
Einen ihrer würdig fand;
die kein Flitterstaat berückte,
daß ihr Herz dem Jüngling schlug;
die der Deutsche nur beglückte,
sonder List und sonder Trug:

Daß sie aus der Mädchen Mitte,
mit dem Jüngling, Hand in Hand,
um die väterliche Hütte
keuscher Liebe Kränze wand;
so sein Himmelreich auf Erden,
so sein bestes Erbtheil ward,
daß er, glücklicher zu werden,
keiner süssern Freude harrt.

Die voll Liebe jeden Morgen
mit Auroren ihn begrüßt,
ihm die männiglichen [ab 1801: vielen trüben] Sorgen
schmeichelnd von der Stirne küßt;
sich der Güter dieser Erden
schwesterlich mit ihm erfreut,
und auch selbst auf die Beschwerden
dieses Lebens Rosen streut.

Schwestern, die ihr diesem Bilde
ähnlich seyd und werden wollt:
Nehmt den Dank mit schöner Milde,
den euch jeder Maurer zollt.
Brüder, füllt das Glas zur Ehre
unsrer edlen Schwestern an,
daß es jeder Maurer leere,
wie es nur der Maurer kann.

Version II

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band, Zweytes Buch 1785, 250 -253

Brüder lasset unsern Schönen,
Ehe sich die Loge schliest,
Auch ein frohes Lied ertönen
Das sie maurerisch begrüst.
Denn ihr wißt es; sie verdienen
Aechter Maurer Zärtlichkeit,
Darum sey im Tempel Ihnen
Dieser letzte Wunsch geweiht.

Unser Lied soll der ertönen
Die voll Treu und Vaterland,
Unter unsrer Brüder Söhnen
Einen ihrer Würdgen fand.
Die kein Flittergold berückte,
Daß ihr Herz dem Stutzer schlug,
Die der Maurer nur beglückte,
Sonder List und sonder Trug:

Daß sie aus der Mädchen Mitte
Mit dem Jüngling, Hand in Hand,
Um die friedenvolle Hütte
Keuscher Liebe Kränze wand;
So sein Himmelreich auf Erden,
So sein bestes Labsal ward;
Daß er glücklicher zu werden,
Nicht auf süßre Freude harrt.

Die an jedem frühen Morgen
Mit Auroren ihn begrüßt;
Ihm die rauhen Mannessorgen
Schmeichelnd von der Stirne küßt;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreut,
Und auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streut.

Schwestern, die Ihr diesem Bilde
Aehnlich seyd und werden wollt,
Nehmt den Dank mit sanfter Milde,
Den euch gern der Maurer zollt.
Brüder, füllt das Glas zur Ehre
Unsrer edlen Schwestern an,
Daß es jeder Maurer leere
Wie es nur der Maurer kan.

Version III

Aus:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer. Dritter Theil, mit ganz neuen Melodien. 1788, 104-107.

Frauen Lob

Preißen soll mein Lied die Schöne,
die voll Treu und Vaterland
Einen unsrer Biedersöhne
Ihres Herzens würdig fand;
Die kein Flitter Staat entzückte,
Daß ihr Hertz den Thoren schlug;
Welche Tugend nur beglückte,
Eine Seele sonder Trug.

Daß sie aus der Mädchen Mitte,
Mit dem Jüngling Hand in Hand,
Um die väterliche [1790: mütterliche] Hütte
Keuscher Liebe Kränze wand;
So ein Eden ihm auf Erden
So sein frohes [1790: bestes] Erbtheil ward,
Daß er, glücklicher zu werden
Kaum noch süßrer Wonne harrt.

Die voll Liebe jeden Morgen
Mit Auroren ihn begrüßt,
Und die männlich schweren Sorgen
Lächelnd von der Stirn ihm küßt;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreut,
Und auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streut.

Schwestern - die ihr diesem Bilde
Gleichet, oder gleichen wollt,
Nehmt den Dank mit holder Milde,
Den euch gern der Maurer zollt;
Zürnet nicht mit unsern Kreisen,
Wann euch Furcht die Loge schliesst!
Denkt, was of den größten Weisen
Euer Reitz geworden ist!

Auch in:
Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder. 1790, 124-126.

Version IV

Aus:
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg. 1790, 144-146.

Brüder, laßt uns, e‘h wir schliessen
durch ein frohes Maurerlied
Auch die Schwester noch begrüssen
Die im Reiz der Schönheit blüht.
Unsre Schwestern, sie verdienen
Edler Brüder Zärtlichkeit,
Denn der Mann genießt von ihnen
Ihre Liebe, die ihm freut.

Preisen laßt durch muntre Töne
Jede Schwester, deren Hand
Einen unsrer guten Söhne
Ihrer Liebe würdig fand.
Die nicht Eitelkeit bethöret,
Die nur einen solchen Mann
Sich zum Liebling wählt und ehret
Der ein Maurer werden kann.

Die nach alter frommer Sitte
Mit dem Manne alles teilt,
Und zur eignen stillen Hütte
Rascher wie zum Schauplatz eilt.
Die dem, der sie wählt auf Erden,
Schon ein Himmels Erbtheil bringt,
Die, wenn beide älter werden
Glück und Tugend stets verjüngt.

Die voll Liebe jeden Morgen
Mit der Hand, die sie ihm reicht,
Sanft dem Mann des Tages Sorgen
Schmeichelnd von der Stirne streicht,
Sich mit ihm der Lebensgüter
Herzlich freut und Wohlthun übt,
Freundlich stets, auch ohne Hüter
Tugend über alles liebt.

Schwestern, die ihr diesem Bilde
Aehnlich seid und werden sollt,
Nehmt ein Opfer das so milde
Wie es nur ein Maurer zollt!
Brüder, trinkt noch eh wir enden
Auf der Schwestern Wohl ein Glas,
Ihre Tugenden vollenden
Unsres Baues Ebenmaas.


Auch in:
Freymaurer Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. Erster Theil. Zweite verbesserte Auflage. Berlin: Starcke 1795, 6-7.

Version V

An die Schwestern

Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 194-195
ohne die erste Strophe und mit Veränderung einiger Wörter auch in:
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover 1835, 226-227

Brüder, laßt uns, eh' wir schließen,
Durch ein frohes Maurerlied,
Auch die Schwester noch begrüßen,
Die im Reiz der Schönheit blüht!
Unsre Schwestern, sie verdienen
Edler Brüder Zärtlichkeit,
Denn der Mann genießt von ihnen,
Ihre Liebe, die ihn freu't.

Preisen laßt durch muntre Töne,
Jede Schwester, deren Hand
Einen unsrer guten Söhne
Ihrer Liebe würdig fand.
Die nicht Eitelkeit bethöret,
Die nur einen solchen Mann
Sich zum Liebling wählt und ehret,
Der ein Maurer werden kann.

Die, nach alter frommer Sitte,
Mit dem Manne alles theilt,
Und zur eignen stillen Hütte
Rascher, als zum Tanzsaal eilt.
Ganz sein Himmelreich auf Erden
Und sein größtes Labsal ward,
Das er, glücklicher zu werden,
Keiner größ‘ren Freude harrt.

Die voll Liebe jeden Morgen,
Mit Auroren ihn begrüßt,
Ihm die Falten ernster Sorgen
Schmeichelnd von der Stirne küßt:
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreu't,
Und, auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens, Rosen streu't.

Schwestern! die ihr diesem Bilde
Aehnlich sevd und werden sollt
In Elysiums Gefilde
Uns die Welt verwandeln wollt,
Edle Schwestern! euch zu ehren,
Füllen wir die Gläser an,
Sie auf euer Wohl zu leeren,
Wie es nur der Maurer kann.

Version VI

Aus:
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg: Hamann 1823, 94-95.

Preisen soll mein Lied die Schöne,
Die, voll Treu für’s Vaterland,
Einen seiner guten Söhne
Ihres Herzens würdig fand.
Die kein Flitterstaat entzückte,
Noch des Prunkes falscher Schein,
Welche Tugend nur beglückte;
Eine Seele fromm und rein.

Die, nach alter frommer Sitte,
Mit dem Jüngling, Hand in Hand,
Um die still bescheid‘ne Hütte
Keuscher Liebe Rosen wand;
So sein Eden hier auf Erden,
So sein schönstes Erbtheil ward,
Daß er, glücklicher zu werden,
Keiner höhern Wonne harrt.

Die voll Liebe jeden Morgen,
Mit Aurora ihn begrüßt,
Und des Lebens schwere Sorgen
Lächelnd von der Stirne küßt.
Sich der Gaben dieser Erde
Schwesterlich mit ihm erfreu't,
Und, auch selbst auf die Beschwerde
Zarter Freundschaft Rosen streut.

Schwestern, die ihr diesem Bilde
Gleichet oder gleichen wollt,
Nehmt den Dank voll holder Milde,
Den euch jeder von uns zollt.
Laßt uns hier im frohen Kreise
Diesen vollen Becher Wein,
Euch, ihr Holden! und zum Preise
Wahrer Lieb‘ und Tugend weih’n.

Auch in:
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 268-269.

Version VII

Lieder-Buch für die Grosse Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen.
Zweite Ausgabe, Berlin: Dieterici 1832, 228-229.
Ebenfalls in der Ausgabe 1857, 256-257 (mit der Anmerkung am Schluss: „Comp v. Wessely“)

Zu Ehren der Schwestern

Brüder! laßt uns, eh' wir schließen,
Durch ein frohes Maurer-Lied
Auch die Schwester noch begrüßen,
Die in hoher Anmuth blüht!
Uns‘re Schwestern, sie verdienen
Aechter Brüder Zärtlichkeit,
Darum sey im Tempel ihnen
Dieses Feyerlied geweiht!

Preise sie durch frohe Töne,
Wer sich durch sie glücklich fand!
Lohne jedem uns‘rer Söhne
Auch einst der Geliebten Hand,
Die nicht Eitelkeit bethöret,
Unschuldsvoll und frey von Tand
Treu‘ dem braven Manne schwöret,
Der bey uns die Weihe fand!

Die nach alter frommer Sitte
Alles mit dem Manne,
Lieber in der stillen Hütte,
Als bei leerem Prunk verweilt;
Dem, der sie zum Weib‘ erwählet,
Zeigt die Welt im schönern Licht‘,
Wenn ihn And’rer Thorheit quälet,
Trost und Ruh in’s Herz ihm spricht!

Die voll Liebe jeden Morgen
Mit der Hand, die sie ihm reicht,
Sanft des Tages Noth und Sorgen
Lächelnd von der Stirn ihm streicht;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreu't,
Und, auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streu't!

Schwestern! die ihr diesem Bilde
Aehnlich sevd und werden wollt,
Nehmt den Dank mit holder Milde,
Den euch gern der Maurer zollt!
Brüder! Trinkt, noch eh‘ wir enden,
Auf der Schwestern Wohl ein Glas!
Ihre Tugenden vollenden
Unsres Baues Ebenmaaß.


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