Deutsche Wacht an der Memel

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Johannisloge:

"Deutsche Wacht an der Memel"

Orient: Kowno
Matr.-Nr.:
arbeitete von/bis: 1916/1918
Großloge: 3WK

Deutsche Wacht an der Memel - Kowno-Litauen

1916. + 6. Dezember 1918

"11.03.1916. »Deutsche Wacht an der Memel«  Kowno-Litauen"

Quelle: Die Freimaurer-Logen Deutschlands und deren Großlogen 1737-1985 von Karl Heinz Franke und Dr. Ernst-Günther Geppert Seite 40

Geschichte

Quelle: Geschichte der Freimaurerei von Ferdinand Runkel Band 3 - 2. Buch Teil IV Feldlogen im Weltkrieg Seite 149, 150, 151, 152, 153

"Im Dezember des Jahres 1915 beschlossen einige Freimaurer, die kriegsdienstlich sich in Kowno aufhielten, eine Feldloge zu gründen. Die Federführung hatte der erste Bürgermeister von Köslin, Dr. Pusch, der als Oberbürgermeister in Kowno beamtet war.

Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln

Dr. Pusch gehörte der Loge „Zu den drei Degen" in Halle an, und er wandte sich zwecks Vermittlung an die JohannislogeMaria zum goldenen Schwert" im Orient Köslin, die ihrerseits das Bundesdirektorium der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln zu Berlin über die Absicht der Kownoer Freimaurer unter­richtete. Es waren etwa fünfundzwanzig Brüder der verschiedenen Lehrarten, die am 17. Februar 1916 im Offiziersheim zu Kowno die Gründung beschlossen und sich der Großen National-Mutterloge unterstellt hatten.

Zum Meister vom Stuhl war Oberstabsarzt d. L. Dr. Baudler erwählt, und das Amt des zugeordneten Meisters wurde Dr. Pusch übertragen.

Genehmigung

Die Große Mutterloge erteilte am 11. März 1916 mit Folgendem ihre Genehmigung:

„Im Namen der Großen National Mutterloge in den Preußischen Staaten genannt ,zu den drei Weltkugeln' beurkunden wir, daß diese Großloge kraft der ihr durch das König­liche Konfirmationspatent vom 9. Februar 1796 erteilten Gerechtsame, auf geschehenes Ersuchen zu Kowno eine gerechte und vollkommene Johannis-Feldloge unter dem Namen ,Deutsche Wacht an der Memel' gestiftet hat.

Indem wir die neue Tochterloge unsres Bundes herzlich begrüßen, machen wir ihr zur unverbrüchlichen Pflicht, ihre Versammlungen und rituellen Arbeiten sorgfältig nach den bestehenden Satzungen und Gebräuchen unseres Bundes sowie nach den künftig von uns ausgehenden Vorschriften abzuhalten. Auch ist die Loge und namentlich der Meister vom Stuhl verpflichtet, alle von uns an die Loge und an ihn gerichteten Schreiben und Drucksachen treu und sicher zu bewahren. Von sämtlichen Brüdern der Loge erwarten wir, daß sie die Gesetze unseres Bundes gewissenhaft befolgen und unseren und der Großloge Anordnungen und Beschlüssen nachkommen, auch bestrebt sein werden, die Ehre und Wohlfahrt ihrer engeren brüderlichen Vereinigung, wie unseres Bundes nach bestem Vermögen zu fördern.

Unterschriften

Insbesondere vertrauen wir, daß die Brüder der Loge als getreue Untertanen Sr. Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen allezeit die schuldige Ehrerbietung erweisen und den Reichs- und Landesgesetzen unbe­dingt Folge geben werden.

Zu Urkund dessen haben wir auf Grund des Artikels 37 der Grundver­fassung unseres Bundes diese Stiftungsurkunde eigenhändig unterschrieben und mit dem Siegel der Großen National Mutterloge versehen lassen. Gegeben im Orient Berlin am 11. März 1916." (Folgen die Unterschriften.)

Lichteinbringung

Die Lichteinbringung fand am 1. April in feierlicher Form statt. Die Niederschrift darüber besagt: „Am 1. April wurde die Feldloge in Kowno "Deutsche Wacht an der Memel" feierlichst geweiht.

Eine kleine Zahl mutiger Brüder, vom Kriege in der seit August v. J. wieder deutschen Stadt aus allen Gegenden unseres Vaterlandes und aus Logen aller Lehrarten zusammenge­führt, hatte den Entschluß gefaßt, der deutschen Freimaurerei in Feindesland eine Stätte friedlicher erhebender Arbeit und Vereinigung zu schaffen.

Mit dem allen Zweigen unserer Heeresverwaltung eigenen, bewundernswerten Einrichtungsgeschick war aus einem verlassenen und unglaublich verwahr­losten Gebäude ein schmuckes Haus mit einladenden Gesellschaftszimmern und mit schlichten, aber sinnig gezierten würdigen Arbeitsräumen geschaffen worden. Dort versammelten sich am Sonnabend, den 1. April halb sechs Uhr fünfzig Brüder.

Zu den feldgrauen Brüdern waren Vertreter der Logen aus Königsberg (3 Kronen), Insterburg (Preußischer Adler), Tilsit (Irene) mit Genehmigung der Heeresleitung eingeladen und erschienen.

Auch aus dem benachbarten Wilna, wo die dort weilenden Freimaurer ebenfalls die Gründung einer Feldloge beschlossen und deren Bestätigung schon beim Bundesdirektorium der Großen National-Mutterloge nachgesucht haben, war eine Abordnung herübergekommen.

Festarbeit

Fünfzig Brüder insgesamt nahmen an der feierlichen Handlung der Lichteinbringung und an der Festarbeit wie an der Festtafelloge teil. Im Auf­trage des Bundesdirektoriums weihte der Sehr Ehrwürdige Bruder Lullies, Vorsitzendet Meister der Loge „Zu den drei Kronen" im Orient Königsberg, die Feldloge „Deutsche Wacht an der Memel" nach dem vorgeschriebenen Gebrauchtum.

In herzlichen Worten begrüßte er sie, wünschte ihr des Baumeisters aller Welten reichsten Segen für die schöne, wenn auch schwere Arbeit, als Pionier deutscher Kultur in dem neudeutschen Lande Wache zu halten.

Der Vorsitzende Meister Bruder Baudler, sonst Vorsitzender Meister der Loge in Arnstadt, übernahm den Hammer, eröffnete die Festloge und gelobte in seiner Festansprache treuestes Streben nach dem hohen Ziele, das diese Loge sich im besonderen gesteckt hat.

Dem Dank an die Loge „Zu den drei Kronen", die Patenstelle übernommen, und an deren Meister, der soeben das Licht eingebracht hatte, gab er Ausdruck durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Bruder Lullies.

Festzeichnung

In der Festzeichnung legte der Redner Bruder Vogt allen Brüdern die Pflicht zur Ehrfurcht eindringlich ans Herz.

Gerade in dieser tiefernsten Zeit, gerade auf diesem vorgeschobenen Posten gelte es dafür einzutreten, daß wir, daß alle Ehrfurcht haben und zeigen vor dem, was über, was unter, was in uns ist. Bruder Jökel, Vorsitzender der Loge zum Preußischen Adler in Insterburg, überbrachte deren Glück­wünsche und Grüße. Der 1. April, der Geburtstag des deutschesten Mannes, Bismarcks, möge, so führte er in markigen Worten aus, ein glückverheißendes Zeichen für die neue Bauhütte sein.

Was die Befreiungskriege einst der Freimaurerei gebracht, das hat dieser Weltkrieg erneut: die Feldloge. Wenn es dieser neuen Loge beschieden sein sollte, in dem uralten deutschen, hoffentlich deutsch bleibenden Kulturlande in eine ständige Johannisloge umgewandelt zu werden, dann hätte sie eine kostbare Aufgabe erfüllt.

Drei Altarleuchter bilden das Geburtstagsgeschenk der Insterburger Brüder. Auch Bruder Stobbe, der Meister der Tilsiter Irene, überbrachte die Grüße und Glückwünsche seiner Brüder. Mit lebhafter Zustimmung nahmen alle zur Feier Versammeltren die Grüße des Bruders Kalischer und dessen Mitteilung auf, daß auch in Wilna sehr bald unserer Königlichen Kunst ein Tempel erstehen wird.

Die nahe Front

Nach dem gebrauchstümlichen Schluß der von Harmoniumvorträgen verschönten Festarbeit erwartete die Teilnehmer eine Festtafelloge, deren Einfachheit noch nicht einmal übertrieben kriegsmäßig war und nicht zu stark an die nicht gar so weit entfernte Front gemahnte.

Aber das Bild einer Feldloge kam überzeugendst zur Geltung. Die wenigen Gäste im bürgerlichen Gewande saßen zerstreut zwischen den Felduniformen. Und da saßen neben dem Generalarzt der Sanitäter, dem Obersten gegenüber der Kanonier. Und wie diese Zusammensetzung die Geschlossenheit unseres Volkes in Waffen verkörpert, so spiegelt sich in dem Zusammenschluß von Brüdern aller Lehrarten zu einer brüderlichen Kette das Bild der vielge­staltigen, von einem gleichen Streben zusammengehaltenen deutschen Maurerei verheißungsvoll.

Auflösung

Die Loge entfaltete während der folgenden Jahre ein reges maurerisches Leben, wie aus den Akten der Mutterloge hervorgeht, war dann jedoch genötigt, am 6. Dezember 1918 infolge der militärischen Lage im Osten der Mutterloge von der beschlossenen Auflösung der Feldloge Mitteilung zu machen. Dazu und zu der Übergabe der Gebrauchsgegenstände, Abzeichen und Rituale an die Königsberger Loge „Zu den drei Kronen" erteilte die Großloge unter dem 14. Dezember 1918 ihre Zustimmung.