Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Maurer und Steinhauer

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Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Maurer und Steinhauer

Quelle: Wikipedia


Die Gesellschaft der rechtschaffenen fremden und einheimischen Maurer- und Steinhauergesellen ist eine berufsspezifische Vereinigung von Handwerkern, die eine traditionelle dreijährige Wanderschaft vollziehen oder vollzogen haben. Das Alter dieser Gesellenorganisation ist nicht genau zu erfassen. Die ältesten noch vorhandenen Utensilien wie Willkomm (Rituelles Trinkgefäß), Handwerksladen und Stubenschilder stammen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Die Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Maurer und Steinhauer hat keine rechtliche Form wie zum Beispiel "eingetragener Verein" oder dergleichen. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über Umlagen der Mitglieder. Die Mitgliederzahl liegt zurzeit bei etwa 300 Gesellen.


Ziele

Zielsetzung ist die Förderung der Tradition des Gesellenwanderns und der damit einhergehenden beruflichen und menschlichen Bildung, weit über die eigentliche Reisezeit von 3 Jahren und 1 Tag hinaus. Dabei verwenden sie Riten und Gebräuche die zu einem Teil aus der Tradition der gotischen Bauhütten herrühren, zum anderen aber auch aus den Gesellenladen der Zünfte.


Geschichte

Die Steinmetzen der Bauhütten waren bis ins 17. Jahrhundert von den Zünften unabhängig. Als die Bauhütten als selbständiger Berufsverband um 1731 verboten wurden, gingen sie endgültig in den Maurerzünften auf, welche schon seit langem versucht hatten, das ertragreiche Arbeitsfeld des Kirchenbaus für sich zu vereinnahmen. Die Gesellen der Bauhütten nahmen dabei den wichtigsten Teil ihres Rituals, unter anderem die Bruderschaft der Steinmetze, mit in die Gesellenvereinigung der Zünfte.

Die Gesellenvereinigungen der Zünfte waren entstanden um der Bevormundung und Unterdrückung durch die Meister etwas entgegenzusetzen, dazu hatten sich die Gesellen der verschiedenen Gewerke unter den Gesellenladen organisiert. Diese hatten ein eigenes Regelwerk und einen eigenen Ehrenkodex.

Der wichtigste Teil war dabei der Zusammenhalt und die Solidarität. Kam es zum Arbeitskampf – und davon zeugen etliche Berichte aus jener Zeit – wurde im äußersten Fall die ganze Stadt „schwarz gemacht“, das heißt, alle Gesellen des betreffenden Gewerkes mussten aus dieser Stadt abreisen, wenn sie von ihren Kameraden nicht ausgestoßen werden wollten. Solche Arbeitskämpfe zogen sich bisweilen über Jahre und bedeuteten manchmal den Ruin der entsprechenden Zunft der jeweiligen Stadt. Auslöser solcher Arbeitskämpfe war nicht selten, dass sich die Gesellen bisweilen das Recht herausnahmen, den „blauen Montag“ zu feiern bzw. dass die Meister versuchten, dies mit bisweilen drakonischen Strafen zu verhindern.

Die Gesellen, die sich an die Verhaltenskodexe der Gesellenlade hielten, nannten sich rechtschaffen und in zahlreichen bei den rechtschaffenen und fremden Maurern und Steinmetzen erhaltenen Utensilien aus jener Zeit, wie zum Beispiel Laden, Willkomm, Fahnen und dergleichen, teilweise aus dem 17. Jahrhundert, ist dieser Titel eingeschrieben. In früheren Jahrhunderten war die Zugehörigkeit zu den Rechtschaffenen für jeden Gesellen unabdingbar. Maurer und Steinmetze, die nicht in der Bruderschaft waren, wurden ausgegrenzt; Meister, die solche Gesellen beschäftigten, wurden schwarz gemacht.

Gewerbefreiheit und Zunftauflösung um 1860 wirkten sich auf die eigenständige Fremdenverbindung nicht unmittelbar aus. Sie betreute die reisenden Gesellen und pflegte weiter Handwerksbrauch und Gewohnheit. Bis auf wenige im 19. Jahrhundert vorgenommene Korrekturen – dazu zählt der Zusammenschluss der Fremden und Einheimischen – konnten sich Brauchtum und Überlieferung bei den rechtschaffenen Maurern und Steinhauern nachweislich seit mehr als zweihundert Jahren unverändert erhalten.

Seit 1890 – nach Ende der Zunftwirtschaft – traten neue Schächte reisender Bauhandwerker in Erscheinung. Zwischen den Rechtschaffenen und den später entstandenen Schächten entwickelte sich ein Klima gegenseitiger Abneigung. Die steigende Rivalität führte zu Auseinandersetzungen und blutigen Schlägereien. Erst 1951 konnten diese Konflikte mit der Gründung der Confederation Compagnonnages Européens (CCEG), einem Dachverband Europäischer Gesellenvereinigungen, überwunden werden. Sicher hatte dieses Zusammenrücken auch damit zu tun, dass die Schächte seit den 1960er Jahren massive Nachwuchsprobleme bekamen. In den 1970er Jahren gab es fast keine Reisenden mehr, und die Gebräuche wurden ausschließlich von den Einheimischen aufrechterhalten.

Seit den 1980er Jahren reisen bei den rechtschaffenen fremden Maurer und Steinmetzen wieder Gesellen. Da sich das Traditionsbewusstsein in dieser Berufsgruppe nicht so erhalten hat wie bei den Zimmerleuten und die Anzahl der auf den Bau tätigen Maurer und Steinmetzen auch im Allgemeinen stark zurückgegangen ist, handelt es sich bei den rechtschaffenen fremden Maurern und Steinmetzen heute um einen der kleinsten Schächte mit einer Reisendenpopulation von 20 bis 30 Gesellen. Aus diesem Grund sind die rechtschaffenen fremden Maurer und Steinmetze seit den 1990er Jahren dazu übergegangen, auch Metallhandwerker bei sich aufzunehmen, deren traditionelle Gesellenvereinigungen sich nicht erhalten haben.