Gottlieb Franz von Gugomos

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Gugomos, Gottlieb Franz, Freiherr von

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
1742 oder 1743, 1816, bayrischer Jesuitenzögling, Kammerjunker beim Markgrafen August Georg von Baden-Baden, Badener Kommissär, Hochstapler Großen Stils auf freimaurerischem Gebiete, trat dem System der Strikten Observanz bei (Theophilus a Cygno triumphante) und verstand es durch viele Jahre, besonders bei Personen fürstlichen Geblütes für seine Phantastereien Glauben zu finden.

Überraschende Entdeckungen

1775 nahm er am Braunschweiger Konvent (s. d.) der Strikten Observanz als Vertreter des Prinzen Ludwig von Kassel teil und begleitete dann diesen und dessen jüngeren Bruder Georg auf einer freimaurerischen Studienreise nach dem Süden, um ihnen behilflich zu sein, die "wahren Geheimnisse" der Strikten Observanz und der Freimaurerei zu ergründen. Bald teilte er den Prinzen überraschende Entdeckungen mit. Er erklärte auf Grund von Gesprächen mit einem Petriner Mönch in Rom alles, was bisher in der Strikten Observanz geschehen sei, sei "Tand, falscher Wahn, Nachspiegelung, falsche Lehre" gewesen.

Zeichen, Wort und Griff

Das "Goldene Buch der Weisheit" weise keinen der in Deutschland bekannten Namen auf. Es gäbe nur sechs wahre Glieder des Innersten Ordens des alten echten Templerordens, er sei jetzt eines von ihnen, "für Deutschland, Frankreich Holland und die nordischen Länder geweiht" Nach Frankfurt zurückgekehrt, erließ Gugomos eine Einladung zu einem neuerlichen Konvent der Strikten Observanz in Wiesbaden. Auf dem Konvent in Braunschweig habe er, wie er in einem Rundschreiben verkündete, feststellen mussen, daß keiner der Anwesenden Zeichen, Wort und Griff der echten Templerherren erwidern konnte.

Er aber habe damals schon gewußt, daß der wahre Templerorden noch besteht, wenn auch nur aus ganz wenigen Mitgliedern. Auf Grund dieser Gewißheit sei er in entfernte Länder gezogen, wo ein segensvoller Vater ihn vermöge der ihm vom "Heiligen Stuhl" (von Cypern) übertragenen oberpriesterlichen Gewalt nach dreimal physisch und moralisch überstandenem Noviziat zum Geistlichen des wahren Templerordens geweiht habe, damit er sein Volk erretten und diesem jene Vollkommenheit übermitteln könne, die Gottes Geist mit seinem Ebenbild teile, "wenn des Oberpriesters Finger den fruchtvollen Samen auf unseren Scheitel legt und Brust und Nacken mit Chrisma benetzt". G. vollzog verschiedene Aufnahmen in seinen "wahren Templerorden". Verschiedene Mitglieder der Strikten Observanz, vor allem von Hund (s. d.) und Bode (s. d.), witterten von Anfang an Schwindel und warnten, Andere waren zuversichtlicher, so der Ordenskanzler der 8. Provinz, Hofrat Karl Eberhard Waechter aus Stuttgart.


Prunkvolles Patent

Zum Konvent versammelten sich schließlich 22 Persönlichkeiten, darunter der Herzog Ernst von Sachsen-Gotha-Altenburg, der Landesherr von Wiesbaden Fürst Carl Wilhelm von Nassau-Usingen, die Prinzen Ludwig und Georg von Hessen-Nassau. G. zeigte ein prunkvolles lateinisches Patent vor, gezeichnet von Wilhelmus Albanus Georgius "des hochheiligen Stuhles von Jerusalem Pater, Großmeister der Streiter Christi und des salomonischen Tempels..." Neben dieser Falschung legte G. auch einen Auszug der Geschichte des Templerordens, eine Liste der angeblichen Großmeister und der geheimen Fortsetzer des Ordens vor und erklärte, auch Ignatius von Loyola sei Tempelherr gewesen.

Der französische Tempelherr Aumont hatte daß maurerische System zur Verdeckung des Templerordens erfunden und diesen nach Schottland gebracht- er habe aber selbst den wahren Sinn der ihm aberlieferten geheimen Zeichen nicht gekannt, daher sei das Wissen der Freimaurer Stückwerk geblieben und der Orden auf Abwege geraten. Dessen innerstes Geheimnis sei schließlich durch drei Brr. gerettet worden und befinde sich auf Cypern.

Der Konvent forderte von Gugomos, daß dieser ihm die behaupteten geheimen Kenntnisse des wahren Templerordens unverzüglich mitteile. Gugomos tat gekränkt, für die Menschenliebe, die der allerhöchster Orden durch ihn erwiesen, nur Undank zu empfangen. Das Verlangen praktischer Beweise seiner Kenntnisse sei ein Mißtrauensvotum- die Ordensgeheimnisse seien dem innersten Kreise vorbehalten. Gegenüber wachsendem Mißtrauen zog er die Verhandlungen in die Länge, versprach aber schließlich, alle Anwesenden zu Rittern zu schlagen und sie dem Allerheiligsten einzuverleiben.

Naturzwang und Geisterzitationen

Vor Eröffnung der geheimen Wissenschaft aber müsse ein Adytum sacrum (s. d.) errichtet werden, denn nur im "Zirkel des geweihten und geheiligten Platzes" dürfe der "Naturzwang und Geisterzitationen" vorkommen. Bei der Einweihung des Adytum sacrum werde "das natürliche Feuer vom Himmel fallen und unsere unschuldigen reinen Opfer auf dem Altar verzehren". Man möge einstweilen an den Bau dieses Heiligtums schreiten, bis er selbst dann mit den heiligen Geschirren, dem Altar und den übrigen Dingen des heiligsten Tabernakels von Cypern zurückkehren werde.


Bau in Mecklenburg-Strelitz

Tatsächlich beschloß der Konvent, den Bau auf einem Gut in Mecklenburg-Strelitz zu errichten, worauf Gugomos am 31. August, prächtig gewandet, die feierliche Aufnahme in sein "System" in einem mit 80 Lichtern erleuchteten Saale vornahm. Die Prinzen von Hessen fungierten als Ministranten. Am 5. September ging der Konvent zu Ende.

Einige waren hochbefriedigt, andere, vor allem der Heilbronner Bürgermeister von Rosskampff (s.d.) und Waechter waren fest davon überzeugt, daß der "wahre Tempelherrenorden" Lug und Trug und Gugomos ein dreister Schwindler sei. Als aber Rosskampff an seine Ordensbrüder eine vernichtende Kritik über das Treiben von G. versandte, blieb diese zunächst unwirksam, obwohl Gugomos von Frankfurt unter Hinterlassung beträchtlicher Schulden abgereist war und sich unsichtbar gemacht hatte; an der unentwegten gläubigen Haltung der Darmstädter Prinzen und des Kammerherrn von Bischoffwerder aus Dresden mußten die Beschuldigungen abprallen . In einem Metallspiegel, der als Zauberspiegel" galt und ein "göttliches Orakel" zeigte, las man in Darmstadt die Bestätigung alles dessen, was Gugomos vorgebracht hatte. Endlich sickerte die Wahrheit aber doch durch.

Den von Gugomos unter falschen Versprechungen im Stiche gelassenen Diener Hartprecht ließ Rosskampff protokollarisch einvernehmen, wobei sich herausstellte, daß die "echten" Patente, Ordenskreuze, die vergoldete Kapsel für das Große Ordenssiegel und dieses selbst und alle übrigen Ordenerequisiten nicht von Cypern, sondern zumeist von Rastatter Handwerkern stammten, die nicht einmal bezahlt worden waren. Damit war Gugomos für jeden, der sehen wollte, erledigt.

Er nahm Kriegsdienste, wurde überzähliger preußischer Hauptmann und leistete 1780 plötzlich feierlichen Widerruf, indem er erklärte, daß alles, was er gelehrt, von Irrlehren "aus der Schule der ewigen Menschenfeinde" herkomme. Er tat dann noch in verschiedenen Armeen Dienst und war zuletzt Major im bayrischen Generalstab.

Literatur

Die kulturgeschichtlich hochinteressante Biographie von Gugomos, zugleich ein Beweis für das tiefe Bildungsniveau eines Teiles der hohen und höchsten Gesellschaft des 18. Jahrhunderts möge nachgelesen werden bei Dr. Gustav Lang: "Aus dem Ordensleben des 18. Jahrhunderts'`, Heilbronn 1929.