Lehrlingfragstück nach Browne 6

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Sechster Abschnitt

Der sechste Abschnitt, obgleich der Reihe nach der letzte, ist doch nicht der unbeträchtlichste seiner Wichtigkeit nach. Er bekräftiget (bestätiget, macht eindringlicher) alle vorhergehenden, und macht uns auf die verbindendendste Weise die schuldige Obacht auf unsre Denkart (Eigenlebweise, Charakter) und Aufführung zur Pflicht, sowohl im öffentlichen als im gemeinen Leben, in der Loge sowohl, als in dem allgemeinen gesellschaftlichen (freigeselligen) Umgange.

Dieser Abschnitt prägt die lehrreichsten Unterweisungen mit Kraft ein. Brüderliche Liebe, Hülfe und Treue sind die Hauptgegenstände, worüber wir uns verbreiten. — Durch die (in der) Ausübung der brüderlichen Liebe werden wir unterwiesen, das ganze Menschengeschlecht als Eine Familie (Ein Ehethum) zu betrachten, den Hohen und Niedern, den Reichen und Armen; welche, als Kinder desselben Vaters, und als Bewohner desselben Himmelkörpers, sich einander zu helfen, zu unterstützen und zu beschützen bestimmt sind. Nach diesem Grundsatze vereint die Maurerei Menschen jedes Landes, von jeder Secte und Meinung; und stiftet (verbindet) treue Freundschaft unter Solchen, welche ausserdem in fortwährender Entfernung voneinander geblieben wären. — Hülfe (Hülfseligkeit, Helfsamkeit) ist die nächste Vorschrift des (maurerischen) Bekenntnisses. Dem Niedergeschlagnen zu helfen, ist eine Pflicht, die allen Menschen obliegt; besonders aber Maurern, die durch eine unauflösliche Kette reiner Zuneigung zusammen verschlungen sind. Den Unglücklichen zu erfreuen, Missgeschick zu erleichtern, Elend mitzufühlen, in verstörten (beunruhigten) Gemüthern den Frieden herzustellen, ist das grosse Streben (Ziel) des wahren (echten) Maurers. Auf diesem Grunde errichtet er seine Freundschaften, und bildet seine Bekanntschaften. — Treue (und Wahrhaftigkeit) ist eine göttliche Eigenschaft, und die Grundlage jeder Tugend. Gut und treu zu sein, ist die erste Lehre, die wir in der Maurerei gelehret werden. Nach dieser Grundlehre betrachten wir, unsere Aufführung, und bestreben uns, sie nach den (daraus fliessenden) Vorschriften desselben einzurichten: unter dem Einflüsse dieses Grundsatzes ist Heuchelei und Betrug unbekannt in der Loge, Aufrichtigkeit und Offenherzigkeit zeichnet uns aus; während Herz und Zunge sich vereinen, um die allgemeine Wohlfahrt zu befördern, und sich an jedes Andern Beglücktheit zu erfreuen.

Auf diese Erörterung folgt eine Erklärung der vier Hauptlugenden (wesenlichen Eigenschaften), Mässigkeit, Standhaftigkeit, Klugheit und Gerechtigkeit. — Durch Mässigkeit lernen wir, unsere Leidenschaften zu regieren (lebleiten, besiegen), und gesetzwidrige (unregelmässige) Begierden zu dämpfen. Die Gesundheit des Leibes, und die Würde des ganzen Geschlechtes, werden in treuer Beobachtung derselben auf gleiche Weise berücksichtiget (bedacht, besorgt). — Durch die Standhaftigkeit werden wir belehrt, wie wir der Versuchung widerstehen, und der Gefahr mit besonnenem Muthe (Geistmuth) und Entschlossenheit entgegen gehen sollen. Diese Tugend ist gleicherweise von Vermessenheit und Feigheit entfernt, und, Wer sie zu eigen hat, wird von den Stürmen, die ihn umringen, selten erschüttert und nie geworfen (überwunden). — Durch Klugheit werden wir unterwiesen (angewiesen), unsere Aufführung nach den Vorschriften der Vernunft zu regeln, und mit Angemessenheit bei der Ausführung jedes Dinges zu urtheilen und zu entscheiden, welches darauf abzielt, entweder unsre gegenwärtige oder zukünftige Wohlfahrt zu befördern. Von dieser Tugend hangen alle anderen ab; und sie ist daher das erste Kleinod, welches des Menschen Leben (Gestalt) schmükken kann. — Gerechtigkeit, die Begrenzung (Grenzbestimmung) des Rechtes, macht den Kitt der bürgerlichen Gesellschaft aus Diese Tugend macht in reichem Masse die werkthätige (reelle, wahre) Güte aus, und wird desshalb als der beständige Befleiss des vollendeten Maurers vorgestellt. Ohne die Ausübung der Gerechtigkeit würde allgemeine Verwirrung einreissen; gesetzlose Gewalt würde die Grundsätze der Billigkeit verdrängen, und geselliger Umgang (Verkehr) würde nicht langer bestehen.

Die Erklärung dieser Tugenden wird von einigen allgemeinen Bemerkungen über die Gleichheit, welche unter Maurern beobachtet wird, begleitet. In der Loge ist keine Zurückhaltung im Betragen zu entdekken. Unter dem Einflüsse desselben Grundsatzes ist eine Übereinstimmung der Meinung allgemein vorherrschend, welche in dringender Noth nützlich, und im traulichen Umgange erquikkend ist, die Bande der Freundschaft verstärkt, und Liebe und Achtung in gleichem Grade befördert. Maurer sind Brüder durch ein doppeltes Band, und unter ihnen, als Brüdern, bestehen keine gehässigen Unterscheidungen; Verdienst wird stets geachtet, und Ehre gegeben, dem Ehre gebühret. Ein König, wenn er in der Loge ist, wird erinnert, dass, obwohl eine Krone das Haupt zieren mag, oder ein Scepter die Hand, doch das Blut in den Adern von dem gemeinsamen Urvater des Menschengeschlechtes entsprungen und nicht besser ist, als das des geringsten Unterthanen. Der Staatmann, der Rathherr und der Künstler werden dort belehrt, dass sie von Natur gleicherweise mit allen Andern Schwachheiten und Ungemach ausgesetzt sind; und dass ein unvorhergesehene» Missgeschick, oder eine Zerrüttung des Gemüthes, ihre Fähigkeiten schwächen, und sie mit den Unwissendsten ihrer Gattung in eine Gleiche bringen kann. Diess dämpfet den Stolz, und erweckt leutseliges Betragen. Menschen von untergeordneten Geistfähigkeiten, oder Solche, welche nicht durch einen glücklichen Zufall auf so erhabne Standorte versetzt worden sind, werden angewiesen, ihre Obern mit vorzüglicher Ächtung anzusehen, wann sie finden, dass dieselben, freiwillig entkleidet von der Pracht äusserer Grösse, sich mit ihnen herablassend vereinen durch das Zeichen der Unschuld und das Band der Freundschaft, um Weisheit zu suchen, und der Tugend nachzutrachten unter dem Beistande Solcher, welche dem Hange nach unter ihnen sind. Tugend ist echter Adel (echte Edelheit), und Weisheit ist das Strombett, welchem folgend die Tugend Richtung und Leitung empfängt. Weisheit aber und Tugend bestimmen allein den Unterschied (die Auszeichnung) unter Maurern.


Diess ist die Anordnung der Abschnitte in dem ersten Lehrfragstükke, welches, mit Inbegriff der bei Eröffnung und Schliessung der Loge angenommenen Formen, das Ganze des ersten Grades umfasst. Dieser Plan empfiehlt sich nicht nur durch seine Regelmässigkeit, sondern hat auch die Stütze des Herkommens und des Ansehens, und die Heiligkeit (Weihe) und die Achtung, welche aus seinem Alter fliesst. Das Ganze ist ein regelmässiges System der Sittlichkeit, ahgefasst in einer Reihenfolge angeistiger Bilder, welche ihre Schönheiten dem unbefangenen und eifrigen Forscher alsbald entfaltet.


171) Welches ist der erste Punkt in der Maurerei?
Das linke entblösste Knie.
172) Worin besteht dieser erste Punkt?
In einer knienden Stellung wurde ich zuerst angewiesen, meinen Schöpfer anzubeten; und mit entblösstem und gebogenem linkem Knie wurde ich in die Maurerei eingeweihet.
173) Giebt es einen Hauptpunkt?
Dass Einer den Andern glücklich macht, und diese. Glückseligkeit auch Andern mittheilt.
174) Giebt es einen vorzüglichsten Punkt?
Ein Punkt innerhalb eines Zirkels, von welchem es heisst, dass der Meister und die Brüder, wenn sie innerhalb desselben rundherum gehen, im Wesenlichen nicht irren können.
175) Erklären Sie diesen Punct innerhalb eines Zirkels!

Warum der Meister und die Brüder innerhalb einer Freimaurerloge im Wesenlichen nicht irren können?

In allen regelmässigen, gut eingerichteten, Freimaurerlogen giebt es einen Punkt innerhalb eines Zirkels, von welchem es heisst, dass der Meister und die Brüder, wenn sie innerhalb desselben rundherum geben, im Wesenlichen nicht irren können. Der Zirkel ist begränzt im Norden und Süden durch zwei senkrechte Parallellinien; die im Norden soll den heiligen Johannes den Täufer und die im Süden den heiligen Johannes den Evangelisten vorstellen. An den obern Punkten jener Linien und am Umkreise des Zirkels ruhet die heilige Bibel, die Unterlage von Jacob's Leiter, welche, wie man sagt, bis an die Wasserwolken des Himmels reichet. Sie enthält auch die Vorschriften eines untrüglichen, allmächtigen und allweisen Wesen; dergestalt dass, solange wir deren ebenso kundig und ihnen ebenso gehorsam sind, als Jeder von den beiden heil. Johannes war, sie uns zu Ihm bringen wird, der weder selbst täuschen, noch von uns getäuscht werden kann. Wenn wir uns mithin in solchen Gränzen eingeschlossen erhalten; so ist es unmöglich, dass wir im Wesenlichen irren können.

</poem> 176) Wie viele Arten von Maurern giebt es? Zwei: freie und abgenommene, und ausübende. 177) Was lernen wir dadurch, dass wir ausübende Maurer sind? Winkelrecht zu hauen, Steine zu formen, wagerechte Linien zu legen, und senkrechte zu ziehen. 178) Was lernen wir dadurch, dass wir freie und angenommene Maurer sind? Verschwiegenheit, Sittlichkeit und Geselligkeit (Gesellsamkeit, gute Genossenschaft). 179) Was leinen wir dadurch, dass wir Beides sind, und verschiedene Logen besuchen? Gefälliges (feinmildes) Betragen, indem wir der Tugend nachjagen (nachstreben), und uns des Lasters enthalten. 180) In welchem Grade der Maurerei stehen Sie? Im ersten Grade, dem eines angetretenen Lehrlinges. 181) Wie lange dienen Sie als ein angetretener Lehrling? Nicht sieben Jahre; denn ich wurde in einer geringeren Zeit für hinlänglich geschickt befunden. 182) Womit dienten Sie? Mit Freiheit (Freisinn); Wärme (Inbrunst) und Eifer. 183) Diess sind herrliche (vortreffliche) Eigenschaften; woraus sind sie zusammengesetzt? Aus Kreide, Holzkohle und Thon (Lehm). – 184) Belieben sie, mir dieselben zu erklären! </poem>


Preiss der Freiheit (des Freisinns), der Wärme (Inbrunst) und des Eifers

Nichts ist so frei (leichtandwendbar) für den Gebrauch des Menschen, als Kreide. Zwar haftet sie nicht immer; doch lässt sie Spuren von sich zurück.

Nichts ist so erwärmend, als Holzkohle; denn wenn sie einmal wohl entzündet ist, so vermag kein Metall, ihrer Macht zu widerstehen.

Nichts ist so eifrig, als Thon (Lehm), unsere Mutter-Erde, welche immer für unsere Wohlfahrt arbeitet, vondannen wir kamen, und zu der wir zurückkehren müssen; als welche uns auch aufnehmen wird, wenn alle unsere Freunde uns verlassen haben.

185) Aus wie viel grossen Principien bestehet die Maurerei?
Aus dreien.
186) Belieben Sie, dieselben zu nennen!
Bruderliebe, Hülfe und Treue.
(Diese müssen absonderlich in der Runde erklärt werden.)

Lobrede auf die Bruderliebe, Hülfe und Treue

Durch die Übung der Bruderliebe werden wir unterwiesen, das ganze menschliche Geschlecht als Eine Familie (als Ein Ehetum) zu betrachten, den Hohen und den Niedrigen, den Reichen und den Armen, — Alle geschaffen von Einem allmächtigen Wesen und in die Welt gesandt (versetzt), um sich untereinander zu helfen, zu unterstützen und zu beschützen. In Gemässheit dieses erhabenen Grundsatzes, vereinigt Maurerei Menschen der meisten Länder, Secten und Meinungen, und stiftet treue Freundschaft unter Denen, die sonst in einer sehr weiten (unerreichbaren) und fortwährenden Entfernung geblieben wären.

Ein anderer Lehrsatz (ein anderes Lehrgesetz) unseres maurerischen Berufs ist Hülfeleistung. Dem, der sich in Noth befindet, zu helfen, ist eine Pflicht, die einem jeden Menschen obliegt, ganz vorzüglich aber den Maurern, welche durch eine unzertrennliche Kette aufrichtiger Zuneigung innig zusammen verbunden sind, oder es doch sein sollten. Solchemnach: die Leiden der Unglücklichen zu lindern, an ihrem Missgeschikke gefühlvoll theilzunehmen (gefühltheilzunehmen), ihr Elend mitzuempfinden und den Frieden des in heftige Bewegung versetzten Gemüthes herzustellen, ist das grosse Ziel, das wir im Auge haben. Auf dieser Grundlage errichten wir unsere Freundschaften und bilden unsere Bekanntschaften.

Treue ist eine göttliche Eigenschaft und die Grundfeste jeder maurerischen Tugend. Gute und treue Menschen zu sein, ist ein Theil der ersten Lehre (Lection), die uns bei unserer Einweihung ertheilt wird. Diess ist der grosse Gegenstand unsrer (steten) Beschauung; nach dessen untrüglichen Vorschriften streben wir unser Leben und unsere Handlungen zu regeln und zu leiten. Demnach wird vorausgesetzt, dass Heuchelei und Betrug uns unbekannt, dass Aufrichtigkeit und Geradheit im Handeln unser unterscheidendes Kennzeichen (unser Eigenkennzeichen) sei; indem Herz und Zunge sich vereinen, um unsere Wohlfahrt Einer dem Andern zu befördern, und sich unseres Wohlstandes Wechselseitig zu erfreuen.

187) Wieviele ursprüngliche Zeichen haben wir?
Vier, namentlich Kehlzeichen, Brustzeichen, Handzeichen und Fusszeichen.
188) Auf welche Theile des Leibes spielen sie an?
Das Kehlzeichen auf meinen Hals, das Brustzeichen auf meine Brust, das Handzeichen auf meine Hand, das Fusszeichen auf meine Füsse.
189) Worauf spielen sie weiter an?
Auf die vier Haupttugenden in der Gottlehre, (Religionlehre), namentlich Mässigkeit, Standhaftigkeit (Seelstärke), Klugheit und Gerechtigkeit.
(Diese müssen absonderlich in der Runde erklärt werden.)

Lobrede auf die vier Haupttugenden in der Gottlehre (christlichen Sittenlehre)

(Vom Herausgeber.)

Mässigkeit erinnert uns, solcher Unregelmassigkeiten uns zu enthalten, die unsere Geisteskräfte unaufgelegt machen (verstimmen), unsere Neigungen abstumpfen, unsere Zeit verschwenden, ein Heer unvermeidlicher Schmerzen mit sich bringen, und einen Aufwand veranlassen, der unser Einkommen übersteigt.

Lassen Sie uns also, Brüder, bestrebt sein, unsere Gesundheit, Stärke, Weisheit und Gemüthruhe dadurch zu erhalten, dass wir auf diese werthvolle Tugend der Mässigkeit die strengste Merksamkeit richten; indem die Vernachlässigung derselben uns unvermerkt verleiten möchte, die Geheimnisse zu offenbaren, die wir uns so feierlich verpflichtet haben, immer zu hehlen, zu verbergen und niemals ungebührlich zu entdekken; wie denn die Entdekkung derselben uns dem Theile der in unserer Verpflichtung enthaltenen Strafe unterwerfen würde, worauf das Haiszeichen anspielt.

Standhaftigkeit (Seelstärke) ist jene gerade Festigkeit der Seele, die uns geschickt macht, der Versuchung zu widerstehen, und ohne Wanken jeden Anfall von Gefahren, Sorgen und körperlichen Schwachheiten auszuhalten, welche so unausgesetzt jeden Menschen erwarten (umlagern).

Aus diesem Grunde geziemt es uns, unser Gemüth mit Muth, Geduld und Entschlossenheit zu stärken gegen alle Leiden, die uns befallen können, entweder unmittelbar aus der Hand des Allmächtigen, oder durch die Beleidigungen, die wir von schlechten und arglistigen Menschen erdulden mögen: welche durch Drohungen oder Überredungen es über uns erlangen wollen, jene Geheimnisse zu enthüllen. Dieses aber würde unser Gemüth mit marternden Vorwürfen beschweren; sowie der Zirkel bildlich auf unsere nackte linke Brust gesetzt wurde, als wir die feierliche Verpflichtung eines angetretenen Lehrlings übernahmen; Welches auf das Brustzeichen anspielt.

Klugheit ist der treue Führer des menschlichen Verstandes, und besteht darin, dass wir schicklich urtheilen und bestimmen, Was in allen unseren Vorfallenheiten gesagt oder gethan werden soll, welche Gefahren wir vermeiden, und wie wir in allen unseren Bedrängnissen handeln sollen.

Die Mittel, deren wir uns zu Erreichung eines so wünschenswerthen Zwekkes bedienen sollen, sind, uns in jedem Vorfalle unseres Lebens, und in allen geselligen Verhältnissen, mit dem edeln Anstände zu benehmen, wodurch wir Achtung gewinnen; — und um unsere eigne Glückseligkeit zu befördern, müssen wir Alles thun, was in unsern Kräften stehet, zum Besten der Menschheit, nach Massgabe unserer Umstände und der Gelegenheiten, deren wir uns erfreuen. Diess bringt mir jenen Zeitpunkt in Erinnerung, wo ich vor dem sehr ehrwürdigen Meister in Osten gestellt war; während mein linkes Knie entblösst und gebogen, auch mein Leib innerhalb des Winkelmaasses war, meine linke Hand einen Zirkel an meine nackte linke Brust hielt, und meine rechte auf die heiligen Schriften gelegt war; Welches auf das Brustzeichen anspielt.

Gerechtigkeit ist die Tugend, wovon der Friede und die Ruhe der Gesellschaft abhängt, sowie das Glück der Einzelnen (Einzelmenschen), und der sichere Genuss alles Dessen, was sie eigen haben; welche auch eine genaue und sorgfältige Achtung für die Rechte Anderer erzeugt, mit dem überlegten Vorsatze, dieselben bei allen Gelegenheiten heilig und unverletzt zu erhalten.

Demnach sollte es unsere beständige pflichtmässige Bemühung sein, alle Neigungen unseres Herzens in den gehörigen Schranken zu erhalten; indem wir treu sind in unseren Freundschaften und Versprechen, gerecht in allen unseren Forderungen und Geschäften; und dass wir die gehörige Mässigung gebrauchen, sogar bei unseren gerechten Beschwerden. Diess nun bringt mir jenen Zeitpunkt wieder in Erinnerung, wo ich in die Nordostekke der Loge gestellt war, meine Füsse ein Winkelmaass bildend, und mein Leib aufrecht; als der sehr ehrwürdige Meister so gefällig war, mich zu belehren, dass ich, allem äusseren Anscheine nach, als ein rechtschaffener und aufrichtiger Mann und Maurer dastehe, und es mir auf's Strengste empfahl, immer als ein solcher fortzufahren (zu verharren) und zu handeln; Welches auf das Fusszeichen anspielt.


Br. älterer Aufseher, belieben Sie, laden zulassen! — Haben Sie Alle geladen? — Alle haben in Westen geladen, S. E. M. Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch zu merken! — Möge Mässigkeit, Standhaftigkeit, Klugheit und Gerechtigkeit, in Verbindung mit den drei grossen Grundsätzen in der Maurerei, der Bruderliebe, der Hülfe und der Treue, die beständige Stütze jedes Maurers sein!


Die vier Haupttugenden weiter erklärt

Mässigung ist die gehörige Beschränkung unserer Leidenschatten und Neigungen, die den Körper geschmeidig (zahm) und lenksam macht, und das Gemüth von den Lokkungen (Zauberreizen) des Lasters befreiet. Diese Tugend soll von jedem Maurer thätig geübt werden; da sie ihn lehrt, wie er vermeiden soll jedes Übermaass, oder das Angewöhnen (die Zuziehung) irgend einer lasterhaften oder zügellosen Fertigkeit, die ihn unvermerkt dahin bringen möchte, das in ihn gesetzte Vertrauen zu täuschen.

Standhaftigkeit (Festmuth) ist jener edle und feste Vorsatz der Seele, der ebenso entfernt von Vermessenheit, als von Zaghaftigkeit, ist, und uns geschickt macht, einer jeden Arbeit oder Schwierigkeit uns zu unterziehen, wenn es für nöthig oder nützlich erachtet wird. Sie soll der Brust eines jeden Maurers tief eingeprägt sein, als eine Schutzwehr oder eine Sicherheit (Einfriedigung) gegen jeden Angriff, der auf ihn mit Gewaltthätigkeit, oder auf andere Art, gemacht werden dürfte, um von ihm irgend Eins unserer königlichen Geheimnisse zu erpressen.

Klugheit lehrt uns, unser Leben und unsere Handlungen nach den Vorschriften der gesunden Vernunft einzurichten. Sie ist jene Fertigkeit des Verstandes, womit der Mensch weislich urtheilt und sich klüglich entschliesst in Hinsicht auf alle Dinge, die sich sowohl auf seine gegenwärtige, als auf seine zukünftige Wohlfahrt beziehen; und man muss genau auf ihr Gebot merken in allen fremden und vermischten Gesellschaften, damit man nicht den leisesten Wink, wodurch die Geheimnisse unserer königlichen Kunst auf eine unrechtmässige Art erlangt werden könnten, entfallen oder entschlüpfen lasse.

Gerechtigkeit ist die Grenzlinie (Umgrenze) des Rechtes, und macht den Kitt der bürgerlichen Gesellschaft aus. Ohne die Ausübung dieser Tugend würde eine allgemeine Unordnung erfolgen; gesetzlose Gewalt würde die Oberhand über die Grundsätze der Billigkeit bekommen, und gesellschaftlicher Umgang nicht länger bestehen. Gleichwie aber Gerechtigkeit, in einem hohen Maasse, Das ist, was den wahrhaft guten Menschen ausmacht; also sollte es der immerwährende Befleiss des vollendeten Maurers sein, nie von der kleinsten Vorschrift derselben abzuweichen.


190) Bruder älterer Aufseher, was ist das unterscheidende Merkmal (das Eigenkennzeichen) eines Maurers?
Tugend und Wohlanständigkeit, sowie Diess einer auserwählten Gesellschaft geziemt, sollen immer in eines Maurers Brust gefunden werden.
191) Beschreiben Sie die Tugend!

Tugend, als unterscheidendes Merkmal (Eigenkennzeichen) eines Maurers

Tugend ist die höchste Ausbildung des Gemüthes; die Reinheit, der Vereinklang und das rechte Gleichgewicht der Neigung; die Gesundheit, Stärke und Schönheit der Seele. Die Vollkommenheit der Tugend besteht darin, der Vernunft ihre volle Freiheit zu geben, dem Ansehen des Gewissen mit Freudigkeit zu gehorchen, die auf Selbvertheidigung gehenden Gcmüthbewegungen mit Kraft und Standhaftigkeit, die auf die Gesellschaft (das gemeine Wesen) mit Gerechtigkeit, und die auf das Privatleben mit Mässigung zu üben; — das ist in gehörigem Verhältnisse gegeneinander.

Gott zu lieben und zu verehren, aus einer uneigennützigen Neigung und in seiner liebreichen Vorsehung mit stiller Verzichtung (Ergebung) zu ruhen, ist der sicherste Schritt zu geprüfter Tugend, und eine Annäherung zur Vollkommenheit und Glückseligkeit, sowie jede Abweichung davon ein Nähern zum Laster und zum Elende.

192) Warum nennen wir uns freie und angenommene Maurer?
Weil wir frei zu und frei von sind.
193) Frei zu und frei von Was?
Frei zu guter Geselligkeit (geselligberechtigt), und sollen frei sein vom Laster.
194) Wenn Jemand, der dieser Kennzeichnung (Beschreibung) gemäss ist, vermisst würde, wo könnten wir hoffen, ihn wieder zu finden?
Binnen dem Winkelmaass und Zirkel.
195) Warum so?
Indem wir (So lange wir) nach dem Einen handeln, so können wir gewiss sein, innerhalb des Andern erfunden zu werden.
196) Wie nennen wir den Sohn eines Freimaurers?
Einen Lewis.
197) Was bedeutet Diess?
Stärke.
198) Wie wird ein Lewis in der Maurerloge abgemalet?
Als eine metallne Klammer, womit, wenn sie in einen Stein befestigt wird, grosse und schwere Lasten zu einer bestimmten Hohe gehoben, und über ihren geeigneten Grundflächen aufgerichtet werden; Was die ausübenden Maurer ohne jene nicht so füglich thun können.
199) Was ist die Schuldigkeit eines Lewis, des Sohnes eines Maurers, gegen seine betagten Eltern?
Ihnen die schweren Lasten in der Hitze des Tages zu tragen, und ihnen zur Zeit der Noth zu helfen; da sie hiervon, wegen ihres hohen Alters verschont bleiben sollten: auf dass das Ende ihrer Tage glücklich und gemächlich (hülfreich) sei.
200) Was ist sein Vorrecht (Privilegium) dafür, dass er Diess thut?
Dass er vor jedem andern Manne zum Maurer gemacht wird, dieser mag was immer für eine äussere Würde haben durch Geburt, Rang oder Reichthum; er müsste denn aus Gefälligkeit selbst auf dieses Vorrecht Verzicht leisten.

Br. älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen? —
Alle haben in Westen geladen, S. E. M. —
Belieben Sie auf den Trinkspruch zu merken! — Allen unseren königlichen und gesetzmässigen, kleinen und grossen Lewis, wo auch immer zerstreut, die ihre Brüder nicht vergessen!

201) Bruder älterer Aufseher, haben Sie heute Ihren Meister gesehen?
Ich habe die Ehre, ihn jetzt zu sehen.
202) Wie ist er gekleidet, oder wie soll er sein?
In der alten Tracht.
20З) Welches ist diese alte Tracht?
Blau, Scharlach, Purpur und Gold.
204) Warum diese Farben?
Weil es königliche Farben waren, dieselben, welche von unsern alten Königen und Fürsten getragen wurden, und woraus, sowie uns die heilige Schrift belehrt, der Vorhang des Tempels zusammengesetzt war.
205) Wie ist er gekleidet als ein ausübender Maurer?
Mit dem unterscheidenden Zeichen eines Maurers.
206) Wie erkennen sich die Maurer untereinander bei Tage?
Indem sie einen Bruder sehen, und das Zeichen beobachten (erblikken).
207) Wie bei Nacht?
Indem sie das Merkmal fühlen und das Wort hören.
208) Wie weht der Wind in der Maurerei?
Günstig genau Ost und West.
209) Zu was Ende?
Um die Männer zu, an (bei, während) und von ihrer Arbeit zu rufen.
210) Worauf spielt Diess ferner an?
Auf jene wunderbaren Winde, welche so wesenlich die glückliche Befreiung der Kinder Israels aus ihrer egyptischen Gefangenschaft bewirken halfen, und die Niederlage des Pharao und seines ganzen Heeres verursachten, als er sie zu verfolgen unternahm.
211) Bruder älterer Aufseher, welche Zeit ist's?
Hohe Zeit.
212) Bruder jüngerer Aufseher, was ist bei hoher Zeit zu thun?
Die Männer von der Arbeit zur Erholung abzurufen, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht weiter entfernen, als man sie errufen kann (nur innerhalb des Rufs entfernen), und zu gehöriger Zeit wiederkommen; dass der Meister und die Männer (Arbeiter selbst) daraus Vergnügen und Nutzen schöpfen.

Brüder! es möge Ihnen gefallen, sich zu erholen (erfrischen), mit verständiger Mässigung, innerhalb des Rufes, so dass Sie zu gehöriger Zeit wiederkommen, wenn es durch den Meister befohlen wird!


Des aufgenommenen Lehrlinges Gesang

Kommt, lasst uns bereiten, usw. .(wie oben …)

I. Brüder, helfen Sie mir die Loge schliessen!

— (Die Brüder stehen alle auf in gehöriger Form.) —

II. Br. älterer Aufseher, Was soll ebenso gut unsere letzte, als unsere erste Sorge sein? Darauf zu sehen, dass die Loge vollkommen gedeckt sei, S. E. Meister.

III. Bruder jüngerer Aufseher, belieben Sie, darnach zu sehen, dass diese Pflicht aussen an der Thür besorgt wird! — (Der jüngere Aufseher gehet an die Thür, und thut zwei und einen Schlag. — Der Ziegeldekker antwortet durch zwei und einen Schlag, auf die gleiche Weise.) Vollkommen gedeckt, S. E. M.

IV. Brüder, haben Sie auf sich selbst Acht, sich als Maurer im ersten Grade der Maurerei zu betragen (erweisen)!

V. Bruder älterer Aufseher bei Eröffnung der Loge meldeten Sie dem Meister, sein Platz sei in Osten; wo haben aber die Aufseher ihre Plätze? In-Westen.

VI. Ihr Geschäft allda? Sowie die Sonne in Westen untergehet, um den Tag zu schliessen, so stehen die Aufseher in Westen, um die Loge zu schliessen, so lange es dem Meister gefällt.

VII. Brüder, im Namen des grossen Baumeisters des Weltall erkläre ich, als Meister in Osten, diese Loge für gehörig geschlossen im ersten Grade der Maurerei, bis zum letzten Donnerstage des nächsten Monats, Abends um sieben Uhr; wo ich dann jeden Bruder ersuche, bei rechter Zeit hier zu erscheinen. —

VIII. Bruder älterer Aufseher, thun Sie Ihre Pflicht!

IX. Brüder, es ist des sehr ehrwürdigen Meisters Wille und Wohlgefallen, dass diese Loge geschlossen bleibe bis zum letzten Donnerstag des nächsten Monates, Abends um sieben Uhr; und er ersucht jeden Bruder, dann bei rechter Zeit hier zu erscheinen. Sollte mittlerweile eine ausserordentliche Loge dazwischen kommen, so wird Ihnen Allen der Schreiber (Secretair) bei Zeiten davon Nachricht geben.

X. Der jüngere Aufseher sagt: Ich erkläre Dasselbe.

XI. Brüder in der Zwischenzeit möge der Segen des Allmächtigen über uns sein und über allen regelmässig aufgenommenen Maurern, auf dass wir uns verschönen, und innig verbinden (verinnigen) durch jede sittliche und gesellige Tugend! Der Meister giebt drei vernehmliche Schläge, und die Aufseher jeder zwei.


Ursprung der Hieroglyphen, mit deren Erklärung, im ersten Grade

Die Gebräuche unter den Maurern haben immer mit denen der alten Egypter übereingestimmt. Ihre Philosophen, nicht gemeint, ihre Geheimnisse der gemeinen Neugierde bloszustellen, verschlossen die Grundsätze ihrer Gelehrsamkeit und Philosophie unter hieroglyphischen Figuren und allegorische Embleme, und drückten ihre Begriffe über Regierung durch Zeichen und Symbole aus, welche sie allein den Magiern, oder weisen Männern, mittheilten, welche feierlich verpflichtet wurden, sie niemals zu entdekken.

Von daher entstand das System des Pythagoras, und viele Orden neueren Ursprunges, aber die Maurerei ist, wie man finden wird, nicht allein die älteste, sondern auch die am meisten auf Sittlichkeit gerichtete Gesellschaft, die jemals vorhanden gewesen; indem in derselben nicht das geringste Zeichen, Zug, Figur oder Eindruck dargestellt wird, als solche, die einen Bezug auf Sittlichkeit haben, und dazu dienen, allen ihren Bekennern die rechten Grundsätze der Tugend einzuprägen.

Einen täglichen Fortschritt in der Wissenschaft zu machen, ist eine Pflicht, die jedem Maurer obliegt, wie es ausdrücklich durch unsere allgemeinen Gross-Gesetze verlangt wird; denn welcher Endzweck kann edler sein, als unser Streben nach Tugend! Welcher Beweggrund anziehender, als unsre Ausübung der Gerechtigkeit! Und welche Unterweisungen wohlthuender, als eine genaue Beleuchtung jener symbolischen Mysterien, welche dienen, den Geist zu verschönen und zu schmükken!

Indem jene Embleme in's Auge fallen, ziehen sie unmittelbarer die Aufmerksamkeit auf sich, und prägen dem Gedächtnisse jene Umstände ein, welche stets von ernsthaften und feierlichen Wahrheiten begleitet werden. Daher haben die Maurer diesen Lehrweg, die Lehrsätze (Vorschriften) ihres Ordens durch typische Figuren und allegorische Embleme einzuprägen, allgemein angenommen, um zu verhüten, dass ihre Mysterien in den leichten Bereich irgend eines unerfahrnen oder, unvorbereiteten Neulinges herabkommen, von dem sie nicht die schuldige Verehrung erhalten möchten.


[Von hier an in Chifren.]

Neuaufgenommener Bruder! als die Binde Ihnen von den Augen genommen worden war, zogen drei grosse Lichter Ihre Aufmerksamkeit sehr nachdrücklich (auf's Wesenlichste) auf sich. Sie waren in den Ost-, Süd- und West-Ekken der Loge aufgestellt; Wodurch nicht nur der richtige Lauf der Sonne bei ihrem Aufgange in Osten, ihr geneigter Stand nach Süden, und ihr Untergang in Westen gezeigt werden sollte, sondern auch, dass sie den Männern zu, bei und von ihrer Arbeit leuchte.

Es war kein Licht im Norden, indem, für unsern Wohnort, weil da die Sonne von Norden abwärts tief gehet, uns der Norden als ein Sitz der Finsterniss erscheint, aus dem Grunde, weil die Sonne von daher auf diese unsere Halbkugel keine Stralen wirft

Jene drei Lichter stellen drei grössere Lichter vor, namenlich die Sonne, den Mond und den Meister der Loge; denn, sowie die Sonne den Tag regiert, der Mond die Nacht, so soll auch der Meister seine Loge leiten und regieren.

Warum hat der Meister die Ehre, mit jenen zwei grossen Lichtern in der Freimaurerei verglichen zu werden? — Sowie wir durch den milden Einfluss der Sonne und des Mondes als Menschen gefähiget werden, die Pflichten des gesellschaftlichen Lebens zu erfüllen, also werden wir auch durch die milde Sorgfalt und Belehrung des Meisters als Maurer gefähiget, diejenigen Pflichten zu erfüllen, welche er und die Zunft von uns verlangen.

Mit Hülfe jener drei grossen Lichter bin ich nun im Stande, die gehörige Form der Loge zu entdekken, welche ein Parallelogramm ist, mit ihrer Länge von Osten nach Westen, mit ihrer Breite zwischen Norden und Süden, und mit ihrer Tiefe von der Oberfläche der Erde bis zu ihrem Mittepunkte, und ebenso hoch, als der Himmel; und der Grund, den wir angeben, wesshalb eines Maurers Loge Von dieser weiten Ausdehnung ist, ist nicht allein, um die Allgemeinheit der Wissenschaft zu zeigen, sondern auch, dass eines Maurers allgemeine Liebe keine Grenzen, als die der Klugheit, kennen soll.

Es wird angenommen, unsre Loge stehe auf heiligem Grunde, weil die erste regelmässig eingesetzte Loge auf dem heiligen geweiheten Grunde (Boden) gehalten wurde, worauf jene drei grossen Opfer zuerst gebracht wurden, welche hernach Gottes Beifall erhielten. (Siehe ausführlicher weiter oben.)

Unsere Loge sollte genau in Ost und West gelegen sein, weil alle Orte der göttlichen Verehrung so gelegen sind, oder sein sollten; wofür der vollkommne Maurer drei Gründe angiebt.

Erstlich, die Sonne, die Glorie der Welt, nahm ihren ersten Aufgang in Osten, und breitete ihren göttlichen Einfluss nach Westen hin aus; zweitens, die evangelische und sittliche Wahrheit (die Kenntniss des Evangelium und der Sittenlehre) ward zuerst in Osten gelehrt und in Westen fortgepflanzt. Es giebt auch einen dritten und letzten wichtigen Grund (Grossgrund) (siehe weiter oben).

Unsere Loge wird von drei grossen Pfeilern getragen, welche wir Weisheit, Stärke und Schönheit benennen; denn wenn wir unsre Augen nach der Himmelfeste erheben, so werden wir dort Weisheit finden, um bei allen unsern Unternehmungen den Entwurf zu machen, Stärke, um uns in allen unsern Bedrängnissen zu unterstützen, und Schönheit um den Geist und das Gemüth des Menschen zu schmükken, und ihn seinem göttlichen Schöpfer ähnlich zu machen.

Drei Ordnungen in der Baukunst sind die drei berühmtesten am Bau des Tempels, namenlich die dorische, ionische und corinthische; und man sagt, dass sie Salomon, König von Israel, Hiram, König von Tyrus, und Hiram Abiff vorstellen; Salomon, König von Israel, wegen seiner grossen Weisheit im Erbauen und bei der Einweihung des Tempels zu Gottes Dienste; Hiram, König von Tyrus, wegen seines grossen Nachdrukkes, womit er den König Salomon mit Menschen und Baustoffen unterstützte; und Hiram Abiff, weil er sich als einen seltnen und verstandvollen Künstler bei Verschönung und Auszierung des Tempels erwiess.

Die Bedekkung unserer Loge ist ein Thronhimmel von verschiedenen Farben, und der Weg, auf dem wir hoffen, dahin zu gelangen, ist durch die Hülfe einer Leiter, in der Schrift genannt: Jacobleiter. (Warum sie »o genannt wird, siehe weiter oben)!

Diese Leiter hat viel Rundstäbe oder Sprossen, welche ebenso viele, also mehr als drei, sittliche Tugenden darstellen; jedoch hat sie nur drei hauptsächliche, vorstellend Glaube, Hofnung und allgemeine Liebe; Glaube an Jesus Christus, Hofnung auf die Erlösung, und in allgemeiner Liebe zu leben mit allen Menschen.

Es giebt auch eine weitere Erklärung; siehe weiter oben!

Von dieser Leiter sagt man, dass sie bis zu den Wasserwolken reichet; und sie ruht auf der heiligen Bibel. Warum diess? (siehe weiter oben).

Der innere Theil einer Maurerloge ist zusammengesetzt aus Zierathen, Geräthen und Kleinoden. Die Zierathen sind das musivische Pflaster, welches das schöne Grundwerk einer Maurerloge ist, der flammende Stern die Glorie im Mittepunkte, und die zakkige (buntgewürkte) Einfassung ist das Randvverk rund um dieselbe. Worauf sie anspielen, und woran sie uns erinnern, siehe weiter oben.

Warum musivisches Werk in die Maurerloge eingeführt worden, siehe weiter oben.

Es sind sechs Kleinode, drei bewegliche und drei unbewegliche; die beweglichen sind das Winkelmaass, das Richtscheit und die Bleiwaage, unter Werkmaurern. Das Winkelmaass ist, zu prüfen und einzurichten alle regelwidrigen Ekken der Gebäude, und alle rohen Baustükken in gehörige Form bringen zu helfen; das Richtscheit, wagrechte Linien zu legen, und wasserrechte zu prüfen; und die Bleiwage ist, alles Lothrechte zu prüfen und einzurichten, indem man es gehörig auf seiner Grundfläche aufrichtet.

Obgleich Winkelmaass, Richtscheit und Bleiwage als Arbeitgeräthe unter den Werkmaurern im Gebrauche sind, so haben sie doch auch eine moralische (sittliche, lebkunstliche) Bedeutung (Beziehung), welche sie zu Kleinoden unschätzbaren Werthes macht; denn das Winkelmaass lehrt Sittlichkeit, das Richtscheit Gleichheit, und die Bleiwage Rechtschaffenheit (Geradheit) und Aufrichtigkeit im Leben.

Sie werden bewegliche Kleinode genannt, weil sie an der Brust des Meisters und seiner beiden Aufseher frei herabhangen, und jeden heiligen Johannes-Tag beweglich sind, oder öfter, wenn es erfordert wird.

Der Meister ist durch das Winkelmaass ausgezeichnet; denn sowie mit Hülfe des Winkelmaasses alle rohe Baustükke in gehörige Form gebracht werden, so ist der Meister durch das Winkelmaass ausgezeichnet, wegen seines bereitwilligen Beistandes, Vermittlung und Zuredens, um jedes rohe Betragen zu dämpfen, wenn sich dergleichen äussern sollte, um unsern Einklang zu stören; aufdass die Loge möge fortgesetzt werden in regelmässiger gehöriger Form.

Br. ält. Aufseher! warum werden Sie durch das Richtscheit ausgezeichnet? Was er antwortet, siehe oben! Br. jüngerer Aufseher! warum werden Sie durch die Bleiwage ausgezeichnet? Was er antwortet, siehe oben!

Die unbeweglichen Kleinode sind das Reissbret, der rauhe und der уоllkommene Bruchstein. Das Reissbret ist für den Meister, damit er darauf seine Grundrisse lege, und seine Zeichnungen entwerfe; der rauhe Bruchstein ist für den angetretnen Lehrling, um daran zu hauen, und Zeichen und Einschnitte zu machen; und der vollkommene Bruchstein ist für den erfahrneren Arbeitmann, um darauf seine Kleinode zu prüfen und in Ordnung zu bringen.

Es giebt eine schöne stufenweise Vergleichung zwischen den unbeweglichen Kleinoden und dem Geräthe der Loge, namenlich der Bibel, des Zirkels und des Winkelmaasses. Siehe oben!

Sie werden unbewegliche Kleinode genannt, weil sie stets uns vor Augen gestellt sind oder gestellt sein sollten, als Merkzeichen Dessen, was sie moralisch (lebkunstlich. sittenlehrlich) vorstellen.

Wir widmen unsre Loge im Allgemeinen dem Könige Salomon, weil er der erste vortreffliche (ausgezeichnete) Grossmeister war, der die Maurerei in gehörige Form brachte, und mit Dessen königlicher Zustimmung viele unserer Mysterien ihre erste öffenliche Anerkennung (Sanction) erhielten. Da er aber ein Ebräer, lange vor dem christlichen Zeitalter, war, so widmen wir jetzt unsere Loge Johannes dem Täufer, weil er der Verkündiger oder Vorgänger unseres Erlösers war, Busse in der Wildniss predigte, und die erste Linie des Evangelium durch Gottes Wort mittelst Christus, zog.

Seines Gleichen war Johannes der. Evangelist; denn Dieser, nach Ersterem kommend, vollendete durch seine Gelehrsamkeit, Was der, Aridere begann durch seinen Eifer, und zog eine Nebenlinie (eine; Parallellinie). Es giebt einen ferneren Grund, warum die Freimaurerlogen Beides dem heiligen Johannes dem Taufer, und dem heiligen Johannes dem Evangelisten gewidmet sind. Siehe oben.

In allen gesetzfornigen, wohlgebildeten Freimaurerlogen ist ein Punkt innerhalb eines Zirkels. Siehe oben.

[Hier hat Browne den Inhalt von Fr. 176-195, welche Fragen gerade sehr wesenliche Lehren enthalten, auszuziehen vergessen. —]

Den Sohn eines Maurers nennen wir einen Lewis, weil Lewis Stärke bedeutet. Ein Lewis ist als eine metallne Klammer abgemalet (bildlich vorgestellet); wenn diese in einen Stein befestiget wird, so werden grosse und. schwere Lasten zu bestimmten Höhen gehoben, und auf ihren geeigneten Grundflächen festgestellt; Welches die ausübenden Maurer ohne jene nicht so füglich thun könnten.

Die Schuldigkeit eines Lewis, des Sohnes eines Maurers, in Hinsicht seiner betagten Eltern, ist, ihnen die schweren Lasten in der Hitze des Tages zu tragen, und ihnen zur Zeit der Noth zu helfen; da sie hiervon, wegen ihres hohen Alters verschont bleiben sollten, — aufdass das Ende ihrer Tage glücklich und bequem sei; und sein Vorrecht dafür, dass er so handelt, ist, dass er vor jedem andern Manne zum Maurer gemacht wird, dieser mag was immer für eine äussere Würde haben durch Geburt, Rang oder Reichthum; er müsste denn aus Gefälligkeit selbst auf dieses Vorrecht Verzicht leisten.